Mutter will Kind "vom Autismus heilen"
09.04.13, 12:56:11
Willnichtärgern
Hallo ihr,
ich habe gerade in einem anderen Forum den Bericht einer Mutter gelesen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, "den Autismus ihrer Tochter zu heilen".
Die Mutter setzt die Tochter seit langem auf Diät und führt sie irgendwelchen "naturheilkundlichen" Behandlungen zu. Sie glaubt, damit die "autistischen Verhaltensweisen" ihrer Tochter zu vermindern bzw. wegzumachen.
Erfolge der "Behndlung" sieht sie darin, dass die Tochter inzwischen spricht und auf Dinge und Tiere zeigt.
Mir kommt das alles was die Mutter da mit der Tochter macht recht gruselig vor. Näheres weiß ich nicht, aber es klingt alles gar nicht gut. Sie hält offenbar ihre Tochter für schwerkrank.
Habt ihr Ideen, wie ich auf solche Postings dieser Mutter reagieren könnte?
Ich habe zunächst mal gefragt, wie sie auf die Idee kommt, die Tochter sei krank, ob es der Tochter denn schlecht gehe, oder ob sie sie nur behandelt, weil sie nicht so ist, wie die Mutter es sich vorgestellt hat.
Mal sehen, ob Antwort kommen wird.
Ich freue mich über Ideen, was ich machen könnte. Einfach so stehen lassen will ich die Postings nicht und mir tut auch das Kind leid, das zu irgendwelchen komischen Behandlern geschickt wird, nicht essen darf wie es will und von der Mutter als "verhaltensgestört" betrachtet wird...
Viele Grüße!
09.04.13, 15:38:17
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Da gibt es eine Diagnose oder ist das mit Autismus die Meinung einer Mutter?
10.04.13, 04:59:08
Willnichtärgern
Die Mutter sagt, die Tochter habe die Diagnose bekommen von einem Arzt.
Viele Grüße,
Laura
10.04.13, 13:53:50
eraser
Autismus kann man nicht heilen. Man kann bestimmte Verhaltensweisen weg dressieren, was aber später zu psychischen Erkrankungen führt. Typisch sind Burnout, Depressionen, Zwangshandlungen, Angsterkrankungen.
Ich würde dieser Mutter empfehlen, sich genau zu überlegen, welche Absichten hinter "Heilsangeboten" stecken (nämlich den Eltern das Geld aus der Tasche zu ziehen) und sich genau zu informieren, welche "Therapie" wie funktioniert.
Diese Ernährungs-Mythen konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Autismus ist keine Nahrungsmittelvergiftung. Es ist nur so, dass viele Autisten wegen dem ganzen Umweltstress einen empfindlichen Magen haben. Diese Mutter sollte lieber individuell feststellen, was das Kind verträgt und was nicht.
Ihr unbedingter Wille, das Kind zu *heilen* wird sehr wahrscheinlich von dem Kind so aufgefasst werden, dass die Mutter es nicht liebt, sondern lieber ein anderes Kind haben will, eins, das nicht autistisch ist. Weil man als Autist seinen Autismus nicht von seiner Persönlichkeit trennen kann, wird jeder Angriff auf den Autismus als Angriff auf das Selbst wahrgenommen werden. Wenn man lernt, Autismus zu hassen, lernt man, sich selbst zu hassen.
Das ist etwas, das viele Eltern nicht wissen. Autisten nehmen anders wahr.
LG
10.04.13, 16:24:08
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Handelt es sich bei den Ansichten der Mutter um etwas das in Richtung
dieses Threads geht? Wobei es in dem Falle "naturkundlich" wohl nicht treffen würde.
Es ist so, daß Angehörige mancher Autisten zu beobachten meinen, daß z.B. wie bei dieser Mutter die in der über weite Strecken massiv pathologisierenden aber durchaus mit Argumenten aufwartenden Dokumentation vorkam, die ihr autistisches Kind für einige Wochen mit einem speziellen Antibiotikum "heilte". Auch manche Autisten geben an bestimmte Nahrung habe bestimmte Wirkungen auf sie. Aber das ist nicht nur bei Autisten so, sondern allgemein ein großes Thema.
10.04.13, 21:04:18
Willnichtärgern
Ja, so ähnlich ist das, die Mutter schrieb von "starken Müttern", die sich mit der Diagnose Autismus nicht zufrieden geben und auch irgendetwas über den Darm. Vielleicht hat sie diese Sendung auf Arte gesehen. Sie schrieb auch, dass irgendwie Umstände der "modernen Welt" krankmachend seien, und das habe ihr Kind autistisch gemacht.
Mitlerweile haben sich in diesem Forum auch andere gemeldet, unter anderem eine erwachsene Autistin.
11.04.13, 09:24:29
schuschu
willnichtärgern, magst mir den link dieses forums geben? mal schauen , vielleicht schreib ich auch etwas dazu.
11.04.13, 20:47:02
Willnichtärgern
Hallo schuschu,
ich werde mal nachfrgen, was die Leute dort im Forum davon halten, wenn ich den Link an Dich weiter gebe. Einfach so möchte ich das nicht machen.
Viele Grüße,
Laura
So, ich habe jetzt nachgefragt: Von der Mutter ist keine Diskussion gewünscht, was sie mir ausdrücklich geantwortet hat. Sie schreibt, es interessiere sie nicht, was erwachsene Autisten denken, sondern ausschließlich die Berichte der Eltern und dass Recht habe wer heilt.
12.04.13, 14:31:25
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Dann wünsche ich der Mutter gute Heilung.
12.04.13, 15:24:00
Willnichtärgern
@5*5:
Heilung vom Nichtdiskutierenwollen?
Wenn Sie nicht will wird es nichts bringen ihr zu schreiben denke ich mal.
12.04.13, 16:12:21
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Heilung von ihrem eingeschränkten Norm-Horizont?
13.04.13, 01:19:40
Fundevogel
Ich finde schon, dass bei ihr mehr Horizont zu finden ist, als sie zu denken vermag:
Wo nichts zu heilen ist, weil es heil ist, wird der "Heilsbringer" niemals Recht haben und immer eine beklagenswerte Figur abgeben.