02.04.13, 15:04:02
Fundevogel
Nachdem dem Journalisten Vossen telefonisch mitgeteilt wurde, was die ESH vom pathologisierenden Umgang mit Autisten hält (vom Heiminsaßen bis Versuchskaninchen) und dass sie den Weltautismustag der UN als Affront gegen Autisten und ihren autistic pride day am 18. Juni betrachtet, entschied er sich für die altbackende journalistische Praxis, doch lieber Autisten als "sonderbare Tierchen hinter Gittern" zu schildern.
Der geneigte Leser kann nach diesem "Ausflug nach Gartenzwergien" über autistisches Sein vielleicht nachvollziehen, warum die WELT kompakt geworden ist: Ein Auto aus der "Schrott-Presse" ist ähnlich kompakt.
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/article114925386/Wie-aus-einer-anderen-Welt.html
03.04.13, 00:33:41
PvdL
Eigentlich ist es insgesamt gesehen gar nicht mal so schlimm, was da steht, wenn nicht immerzu aus irgendwelchen Sachen (medizinische) Sensationen gemacht werden müßten, wie zum Beispiel "Das Gehirn erkennt Dinge nicht mehr als gleich an, wenn sie sich leicht verändern." Wie denn bitte sonst? Warum soll das jetzt voll kraß krank sein? Wenn sich etwas verändert, ist es definitionsgemäß nicht mehr gleich. Ein anderes Beispiel: "Asperger sieht man niemandem an." Ich meine, daß das so nicht stimmt. Es gibt viele, denen man das sehr wohl ansieht, wenn man sie eine Weile beobachtet. Es stimmt zwar, daß man nicht jedem alles ansieht. Es gibt ja sogar Menschen, denen man nicht ansieht, ob sie männlich oder weiblich sind. Aber es wäre doch ebenso Unfug zu behaupten, daß man das niemandem ansehe. Irgendwo heißt es von einer Autistin: "Wir können sie immer wieder bitten, leise zu sein, aber sie kann nicht ausreichend nachempfinden, wenn sie andere stört." Bei uns im Hause sind es die NTs, die rücksichtslos Krach machen. Es werden Türen gedonnert, es wird laut Techno rattern gelassen, es wird im Treppenhaus geraucht usw. Die können das auch offenbar nicht ausreichend nachempfinden, daß sie damit andere stören. Aber wenn Autisten damit ein Problem haben, dann ist das gleich ein Krankheitssymptom. Und wenn dann so etwas gesagt wird, wie "Und überhaupt, sagt er, solle sich die Gesellschaft auf ein paar mehr Variablen einstellen. Er hat es ja auch getan.", so wird das zwar zitiert, aber offenbar nicht verstanden.
06.04.13, 19:51:57
Hans
Na ja,
wenn ich es mir aussuchen kann,
werde ich lieber als sonderbares Tierchen gesehen,
als mit Attentäter oder raffgierigen Politikern zusammen erwähnt, oder ?
07.04.13, 15:58:29
PvdL
Was ich meine, ist, daß man im negativen Sinne zum Popstar gemacht wird. Es heißt beispielsweise nicht "Da bohrt sich jemand in der Nase.", sondern "Oh, schaut nur! Der Autist bohrt sich in der Nase. Bestimmt bedeutet das, daß seine psychisch kranke Mutter sich nicht um ihn gekümmert hat, wenn er als Kind an Kinderkrankheiten erkrankt war, der arme kranke Kranke."
Wenn schon in besonderer Weise wegen irgend etwas Rücksicht genommen werden soll, dann muß doch auch einfach alles eine besonders kranke Bedeutung haben und ganz sonderbar krank sein. Ja, so scheint das Credo zu lauten, auf dem dann solche bizarren Handlungsmuster aufbauen.