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Lügen Autisten ?

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01.03.13, 16:32:22

uhardt

geändert von: uhardt - 01.03.13, 16:33:24

Ich habe da einmal eine Frage. Ich habe einen guten Freund und der hat einige Probleme. Nach dem, was ich über Asperger Autismus gelesen habe, würde ich denken das passt. Aber: Wenn er in Bedrängnis gerät sagt er sehr häufig die Unwahrheit. Ich dachte immer, Autisten lügen fast nie. Wie ist das?
01.03.13, 16:42:02

55555

Aus meiner Sicht wäre sinnvoll Beispiele für diese "Unwahrheiten" zu beschreiben - möglichst unvorinterpretiert bezüglich der Situation.
01.03.13, 16:46:47

uhardt

geändert von: uhardt - 01.03.13, 16:47:05

Also ein Beispiel: Er braucht Ruhe für sich und verreist alleine an Feiertagen. Seiner Familie erzählt er er sei auf einer Tagung. Wenn sie es dann merken, sagt er, dass er es für sie getan hat. Er versteht nicht, dass das verletzend ist.
01.03.13, 17:18:42

55555

Manche Autisten machen sowas, es ist kein hartes Ausschlußkriterium.
01.03.13, 18:11:03

uhardt

Wie sollte man denn damit umgehen? Gepaart mit einiger Uneinsichtigkeit und einem Nichtzugeben bzw. Nichteinlenken, selbst, wenn jeder die Wahrheit schon weiß, ist das schwer für die Familie. Es gibt ansonsten viele Hinweise: Nicht gutes Erkennen von Gesichtern, Vermeidung von Menschenansammlungen, Rückzug auf sich selbst, Rituale, Sturheit, Sonderinteressen. Es ist aber alles nicht so ausgeprägt, es gibt auch Freunde. Nur diese Lügerei wird mehr und mehr zum Problem. Es gibt auch eine Tendenz zu Alkoholkonsum. Ich befürchte, dass das auf Dauer die Ehe zerstört.
01.03.13, 20:01:22

55555

Das Verhalten macht wohl nur Sinn, wenn er sich unter zu großen Druck sieht und den Eindruck hat nicht verstanden zu werden, vorausgesetzt er ist überhaupt Autist?
01.03.13, 22:53:10

Fundevogel

In unserer Gesellschaft wird das Sagen der ungeschminkten Wahrheit oft als unangenehmer empfunden und härter verurteilt, als das Benutzen einer Lüge oder eine Notlüge.
Vielleicht hat er diese Erfahrung aus dem Alltag verinnerlicht und denkt, dass es das kleinere Übel ist, durch Lügen seiner Familie seine Ruhezeiten abzutrotzen?
Wenn in der Familie ehrlich miteinander umgegangen wird: Könnte er sagen, dass er mehr Ruhe oder andere Bedingungen benötigt oder würde ihm das als Schwäche ausgelegt oder abfällig bewertet werden?
02.03.13, 01:07:56

drvaust

Es könnte sein, daß das eine Notlüge ist, weil er sonst unter Druck gesetzt wird.
Versteht die Familie, daß er mal Ruhe braucht und läßt sie ihm diese? Oder muß er an Feiertagen in Familie machen?

Autisten haben meistens Schwierigkeiten mit Lügen. Lügen sind nicht in Ordnung, stören die Ordnung und machen das Leben kompliziert. Außerdem stören Lügen das Vertrauen, was kann man glauben und was nicht. Viele Signale, durch die sich NA verständigen und evtl. die Ernsthaftigkeit einer Aussage relativieren, (z.B. Zwinkern), sind für Autisten schlecht zu erkennen. Deshalb lügen Autisten normalerweise kaum.
Aber Autisten können auch lügen, wenn es sein muß.
Z.B. lüge ich manchmal, wenn ich aus einer Gesellschaft heraus muß, weil es mir zu viel wird. Ich kann schlecht sagen, daß mir die befreundete oder geschäftliche Gesellschaft zu viel wird, mich nervt. Dann habe ich eben einen wichtigen Termin, zu dem ich dringend muß.
02.03.13, 01:28:24

[modmod]

Ich habe die bisherigen Beiträge hier, aus diesem Thema, in dieses neue Thema verschoben,
weil sie dort nicht richtig passen und untergehen würden.

02.03.13, 03:15:11

Waldstein

Scheint ein Stressvermeidungsverhalten zu sein.

Ich vermute, er hat zu oft schon die Erfahrung gemacht, dass er sich endlos rechtfertigen muss, wenn er sagt, dass er bloß seine Ruhe haben will. NTs verstehen das meistens nicht. Und das macht dann noch mehr Stress. Sowas kenne ich auch: so kleine Notlügen, die den Zweck haben, dass man nicht weiter genervt wird und seine Ruhe hat. Kenne ich auch von einem Kanner-Autisten. Wenn der von seinen Betreuern gefragt wird, ob er schon dies und das gemacht wird, dann sagt er oft einfach "Ja", damit sie wieder gehen und ihn in Ruhe lassen.

Ist in meinen Augen keinesfalls ein Autismus-Ausschlusskriterium oder sowas. Was aber hingegen glaube ich wirklich EXTREM SELTEN vorkommt, das sind so intrigante, echt konstruierte taktische Lügen wie fälschlicherweise zu behaupten "XY hat das und das getan" oder "XY hat das und das gesagt" obwohl das gar nicht stimmt. Also manipulatives Lügen, um andere Menschen zu etwas zu bewegen oder sich eine bestimmte Meinung über andere Menschen zu bilden, indem man etwas erfundenes schlechtes über sie erzählt - ich glaube, dass das bei Autisten so gut wie nie vorkommt (gibt aber sicher auch die ein oder andere Ausnahme). Oder auch so Angeberlügen, die den Zweck der Prestigeerhöhung haben, halte ich bei Autisten so gut wie ausgeschlossen, also so Lügen wie solche Sachen zu behaupten, dass man schon mal durch den Rhein geschwommen wäre oder neben Madonna im Flugzeug gesessen habe oder solch zusammenphantasiertes Zeug. Ich glaube, sowas machen Autisten tatsächlich nicht.
02.03.13, 10:10:13

uhardt

geändert von: uhardt - 02.03.13, 10:11:17

Vielen Dank für die vielen Hinweise, es geht eigentlich immer nur um Streitbermeidung. ... Mag mir jemand noch einen Tipp zum Thema Alkoholkonsum geben? Ich habe gelesen, dass Alkohol bei autistischen Menschen nicht so stark wirkt. Stimmt das?
02.03.13, 10:19:34

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Und dennoch scheinen mir viele Autisten auch keine "Notlügen" zu benutzen.

Wo hast du das mit dem Alkohol gelesen? Das lese ich so zum ersten Mal.
 
 
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