11.02.13, 22:49:09
wolfskind
ist diese therapie so zu werten wie ABA ?
Zitat:
RDI ist ein von Steven Gutstein entwickelter Ansatz der für Autisten jeden Lebensalters angewendet werden kann (im Gegensatz zu Mifne und ABA, die intensive Frühförderprogramme für kleine Kinder sind). Die Relationship Development Intervention geht von der grundlegenden Beobachtung aus, dass Autisten sich in statischen Systemen wohlfühlen und wenn sie in ein dynamisches System kommen, dann versuchen sie, dieses dynamische in ein statisches System umzufunktionieren. Als Beispiel die Situation in einem Warenhaus: nimmt man einen Autisten mit in so eine lebhafte Umgebung, dann fährt er vielleicht z.B. die ganze Zeit nur eine Rolltreppe hoch und die andere wieder herunter und wiederholt diesen Vorgang, schafft sich so in diesem Raum sein statisches System. RDI setzt an diesem Grundverhalten an und versucht, den Autisten dazu zu befähigen, sich in dynamischen Systemen zu bewegen. Autisten sind statischen Systemen verhaftet, weil ihnen die Fähigkeit zum Referenzieren fehlt, sie können darum soziale Interaktion nicht einordnen wie andere Menschen. Aus diesem Mangel entsteht eine elementare Unsicherheit und eine Vermeidung dynamischer Systeme. RDI setzt an der sozialen Interaktion an und zwar über den Ansatz des "experience sharing" (ein wesentlicher Unterschied zu sowohl Mifne als auch ABA, die beide auf ein Ziel ausgerichtet sind und mittels instrumenteller Interaktion arbeiten).
Den Ansätzen Mifne, ABA und RDI ist gemeinsam, dass sie alle drei hoch-intensive 1:1 Ansätze sind. Eine Gemeinsamkeit von Mifne und RDI ist es, dass sie speziell für Autisten entwickelt wurden (ABA ist ein grundsätzlicher, nicht nur für Autisten spezifischer lerntheoretischer Ansatz).
http://www.schneebelis.ch/therapieansatz-nach-rdi.php
Zitat:
RDI-Therapie – Relationship Development Intervention
Auf den dritten Berliner Fachkräftetreffen von Aspies e.V. stellte Dr. Hellmut
Hartmann die RDI (Relationship Development Intervention)-Therapie für Autisten
von Gutstein vor. Rainer Döhle berichtet:
Herr Hartmann skizzierte den theoretischen Hintergrund von RDI – Relationship Deve-
lopment Intervention. Das Konzept geht davon aus, dass es auf der einen Seite statische,
auf der anderen Seite dynamische (fluid) Beziehungssysteme gibt. Dynamische Systeme
zeichnen sich durch ein hohes Maß an Veränderung aus, in denen es keine vorgegebenen
Regel und kein eindeutiges Ergebnis gibt; als Beispiel dafür kann etwa ein offenes Gespräch
gelten, bei dem es für die Teilnehmer keine voraussagbaren Aktionsketten gibt. Autistische
Menschen haben mit solchen dynamischen Beziehungssystemen naturgemäß besondere
Probleme.
Auf der anderen Seite gibt es statische Beziehungssysteme, deren Ablauf gewissermaßen
ritualisiert ist und wo vorhersagbare, eindeutig festgelegte Handlungsabläufe vorliegen, bei-
spielsweise bei einer Warteschlange im Supermarkt. Solche Beziehungssysteme kommen
Autisten, die auf Vorhersagbarkeit angewiesen sind, sehr entgegen. Die Aufgabe einer RDI-
Therapie ist es nun, Autisten in die Lage zu versetzen, in komplexen Situationen, die sich
durch multiple, emotionale, simultane, überraschende und unvollkommene Elemente aus-
zeichnet, zurechtzukommen. Dies wird durch eine geführte Teilnahme erreicht, wobei dem
autistischen Menschen schrittweise immer komplexere Veränderungen nahegebracht wer-
den, an die er sich nach und nach gewöhnt.
Gutstein hat dabei vor allem mit autistischen Kindern gearbeitet und deren Eltern in die
Arbeit mit einbezogen. Der Ablauf erfolgte dabei in mehreren Stufen: Am Anfang steht die
Information über die Ziele und Struktur der Aktivitäten der Eltern, dann erfolgt die
Demonstration einer bestimmten Handlungskette, die mit dem Kind in gemeinsamer
Arbeit mit den Eltern eingeübt wird; im nächsten Schritt wiederholen die Eltern diese
Aktion mit dem Kind ohne Teilnahme des Therapeuten; daraufhin entwickeln die Eltern die
Aktion mit dem Kind eigenständig kreativ weiter und sie leiten das Kind zu zunehmender
Co-Regulation der Aktivitäten an. Es handelt sich also um eine Art Verhaltenstraining, bei
dem die Eltern ihr Verhalten jeweils immer soweit ändern, wie das betroffene Kind darauf
positiv reagiert. Ablenkende Reize werden dabei möglichst reduziert. Gutstein hat dieses
Verfahren bei Kindern in der Altersklasse bis 8 Jahren angewandt, die in einer 3-jährigen
RDI-Therapie behandelt wurde. In Deutschland wird das Verfahren noch nicht angewandt,
es existieren aber schon Veröffentlichungen Gutsteins, in denen er seinen Ansatz darlegt.
http://www.aspies.de/pdf/aspies-newsletter-3-2006.pdf
Zitat:
Beziehungsförderung mit RDI
Das RDI (Relationship Development Intervention = "in Beziehungs-Entwicklung eingreifend") ist eine relativ neue Methode und wurde von Dr. Steven Gutstein entwickelt. Gutstein nahm die normalerweise automatisch verlaufende soziale Entwicklung von gesunden Kindern als "Vorlage" und hat versucht, durch nachträgliche sog. Wiedervermittlung verpasste Schritte so gut als möglich nachzuholen.
Dies geschieht durch entsprechende Übungen, die darauf abzielen, dem Kind den Umgang mit dynamischen Systemen zu erleichtern. Die Entwicklung der zusammen gemachten Erfahrungen und der geteilten Freude an gemeinsamen Erlebnissen (Expierience Sharing), sowie der leichtere Umgang mit sich verändernden Systemen gehöern zum zentralen Kern des RDI.
http://www.autismus-online.ch/angebote/therapieplanung/rdi/index.php
12.02.13, 13:46:43
55555
Zitat:
nimmt man einen Autisten mit in so eine lebhafte Umgebung, dann fährt er vielleicht z.B. die ganze Zeit nur eine Rolltreppe hoch und die andere wieder herunter und wiederholt diesen Vorgang, schafft sich so in diesem Raum sein statisches System. RDI setzt an diesem Grundverhalten an und versucht, den Autisten dazu zu befähigen, sich in dynamischen Systemen zu bewegen.
Was ist das denn wieder für ein Unsinn? Da hat offenbar jemand nicht verstanden, daß fehlende Barrierefreiheit einfach nur das ist und so wirkt. Diese Konstruktion nichtautistische Gewohnheiten und Vorlieben = dynamisch vs. autistische Gewohnheiten und Vorlieben = statisch geht soweit ich bis hierhin sehe in keiner Weise auf und ist wohl eher Zeugnis mangelnde rautistischer Empathie und dem Bedürfnis mal wieder eine schlau klingende Theorie zu entwickeln um irgendwelche fragwürdigen Aktionen zu begründen.
Zitat:
Autisten sind statischen Systemen verhaftet, weil ihnen die Fähigkeit zum Referenzieren fehlt, sie können darum soziale Interaktion nicht einordnen wie andere Menschen.
Das spielt wohl auf die Rudelveranlagung von Nichtautisten an, die verklärt wird? Denn an sich sind Autisten ja durchaus fähig soziale Interaktionen einzuordnen.
Zitat:
als Beispiel dafür kann etwa ein offenes Gespräch
gelten, bei dem es für die Teilnehmer keine voraussagbaren Aktionsketten gibt. Autistische
Menschen haben mit solchen dynamischen Beziehungssystemen naturgemäß besondere
Probleme.
Auch das halte ich für falsch. Wenn man natürlich "offenes Gespräch" einseitig nach Vorlieben von NA definiert und Probleme, die NA mit für sie unvorhergesehenem Verhalten von Autisten haben einfach ausblendet ...
Zitat:
Dies wird durch eine geführte Teilnahme erreicht, wobei dem
autistischen Menschen schrittweise immer komplexere Veränderungen nahegebracht wer-
den, an die er sich nach und nach gewöhnt.
Aus dem scheint mir zu entnehmen zu sein, daß bedeutende Grundprobleme von ABA auch hierbei vorkommen dürften. Wie bei ABA ist die Beschreibung dessen was nun eigentlich gemacht wird zudem auffällig schwammig und unkonkret.
Meine Meinung: Bis auf Weiteres besser erstmal die Finger davon lassen um schwere Schäden bei Autisten zu vermeiden.
12.02.13, 16:45:18
Waldstein
Zitat: "Die Aufgabe einer RDI-Therapie ist es nun, Autisten in die Lage zu versetzen, in komplexen Situationen, die sich durch multiple, emotionale, simultane, überraschende und unvollkommene Elemente aus-zeichnet, zurechtzukommen. Zitat: "Dies wird durch eine geführte Teilnahme erreicht, ..."
Wenn ich das schon höre: "GEFÜHRTE Teilnahme". Da kann man ja schon fast wieder einen Anfall kriegen.
Zitat "wobei dem autistischen Menschen schrittweise immer komplexere Veränderungen nahegebracht werden, an die er sich nach und nach gewöhnt".
Das Problem ist doch nicht, dass man sich an Dinge nicht "gewöhnen" könnte. Sondern das Ding ist, dass der Preis den man dafür zahlt, eindeutig zu hoch ist. Ich möchte wirklich mal eine Langzeitstudie dieser ganzen ach so tollen Gewöhnungs- und Belohnungstherapien sehen. Meiner Ansicht nach sind die betroffenen Personen schon frühzeitig komplett platt und erschöpft von diesen ständigen "Umgewöhnungen" und Darstellungen eines Menschen, der sie zwar sein sollen, aber nun mal nicht sind. Man therapiert ja auch keine Schwulen, damit sie sich an Frauen "gewöhnen".
Zitat: "Gutstein hat dabei vor allem mit autistischen Kindern gearbeitet und deren Eltern in die Arbeit mit einbezogen. Der Ablauf erfolgte dabei in mehreren Stufen: Am Anfang steht die Information über die Ziele und Struktur der Aktivitäten der Eltern, dann erfolgt die Demonstration einer bestimmten Handlungskette, die mit dem Kind in gemeinsamer Arbeit mit den Eltern eingeübt wird; im nächsten Schritt wiederholen die Eltern diese Aktion mit dem Kind ohne Teilnahme des Therapeuten; daraufhin entwickeln die Eltern die Aktion mit dem Kind eigenständig kreativ weiter und sie leiten das Kind zu zunehmender Co-Regulation der Aktivitäten an. Es handelt sich also um eine Art Verhaltenstraining, bei dem die Eltern ihr Verhalten jeweils immer soweit ändern, wie das betroffene Kind darauf positiv reagiert."
Klingt schon stellenweise ziemlich ähnlich wie ABA - rund um die Uhr wird trainiert. Es gibt keinen Raum mehr für eigene Impulse. "Positiv" reagiert natürlich aus Sicht der Therapeuten / Eltern, nehme ich an. Also der Autist reagiert so, wie gewünscht. Wenn der Autist diese Verhaltensweise selbst als positiv empfunden hätte, hätte er sie längst praktiziert. Aber offenbar hat er eine andere Handlung vorgezogen.
12.02.13, 17:25:28
Antika
Klingt nicht nur wie ABA....ist auch ABA.
(Potrait)
Wenn man sich das Potrait auf der autismus-online.ch mal genauer durchliest erkennt man schnell dass es sich bei dieser "neuartigen" Therapie eigentlich "nur" um eine Erweiterung handelt....der Hauptteil der Therapie des Sohnes dieser Dame, bestand aus ABA. "Im fortgeschritteneren Programm konnten deshalb vermehrt Techniken aus dem RDI und DIR
eingeflochten werden".....so die Aussage der Dame die unter
persönliche Erfahrungen zu finden ist......das ganze nennt sich dann
ganzheitliches Konzept.
Sie hat aus den hilfreichsten und wirkungsvollsten Ansätzen ein Fördermodell entwickelt, welches aus
mehreren Modulen besteht die sich gegenseitig ergänzen und spezifisch auf das Kind anpassen lassen.
Nachzulesen auf besagter Seite unter:Coaching-Fördermöglichkeiten bei ASS-Entstehung meines Grundgedankens.
12.02.13, 22:11:38
drvaust
Das ist doch schon ein falscher Ansatz. Als hätte das ein Autist nicht gelernt oder aus einer Laune heraus vermieden.
Das mit der Rolltreppe ist Blödsinn, warum sollte ein Autist in ein Warenhaus gehen, um dann nur Rolltreppe zu fahren. Vermutlich wurde da ein autistisches Kind in ein Warenhaus gezwungen, und hat sich die am wenigsten belastende Situation gesucht.
Da sollen Autisten in solchen Situationen trainiert werden, um das zu lernen. Das ist so, als würde man Allergiker mit hohen Dosen Allergen bearbeiten, damit sie lernen, das auszuhalten. Das kann nicht richtig funktionieren.
Richtig wäre es, Autisten Bewältigungs- und Vermeidungs-Verfahren beizubringen.
Ich wundere mich, daß Rainer Döhle da mitmacht. Ich hatte ihn in besserer Erinnerung.
12.02.13, 22:15:11
55555
Das dritte Fachkräftetreffen der Aspies ist ja schon ganz schön her. Kann gut noch die Zeit grenzenloser Naivität des Aspies e.V. gewesen sein, die ja auch noch andere Peinlichkeiten zu Tage brachte. Andererseits hat man dort ja wohl bis heute noch keine klare seriöse Position, was man an solchen Aktionen wie dieser Veranstaltung zusammen mit Knospe ABA sehen kann.
12.02.13, 23:03:39
wolfskind
seite 332 und folgende
zu finden in diesem buch
Alles ausser gewöhnlich: Autismusspektrumstörungen und die Förderung mit dem multimodalen Modell
Zitat:
Intensive Verhaltensintervention bei Autismus
ABA- Variante: RDI (Relationship Development Intervention)
Ziele: soziale Interaktionen und Beziehungen aufbauen, zentrale Defizite
reduzieren sowie Flexibilität und mentales Engagement fördern
Kernmethode: Die dynamische, chaotische, spontane und flexible soziale Welt
den Autisten anschaulicher zu machen
Variationen und Herausforderungen werden von Beginn an eingeplant
(Veränderungen im Spiel, in der Interaktion usw.)
Behandlung durch Eltern, primäre Bezugspersonen: sie planen und leiten
Alltagsaktivitäten, bewusst und in kleinen Schritten
Alle Störungen aus dem autistischen Spektrum können damit behandelt werden
Behandlungseinheiten über den Tag verteilt für insgesamt ca. 2 Stunden/Tag
Supervision der Eltern 1x/Woche, dann 1x/Monat; auch Videosupervision
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Autismus: Ätiologie, Diagnostik, Therapie
Intensive Verhaltensintervention bei Autismus
ABA- Variante: RDI (Relationship Development Intervention)
Zentraler Aspekt von RDI sind die „Regulatorische Systeme“: beruhigend, nicht
überfordernd, fördern die Teilnahme, den Aufbau von Kompetenz und der
Motivation
Lernen, dass andere Menschen Quelle von Informationen sind
Methoden: Komplexität langsam steigern, Framing, Variationen und
Herauforderung, Spotlighting, Verstärkung durch Aufbau von Kompetenz
„Joint attention“: die Interaktion zwischen 2 Partner (nicht der Handlungserfolg)
ist Ziel der Handlung
Sprachaufbau: Vereinfachung der Sprache, Reduzierung des Tempos, Betonen,
Wechselseitigkeit fördern
Eine Kontrollstudie von Gutstein (2006) zeigt bis jetzt einen guten
Erfolg der Methode
http://www.autismus-karlsruhe.de/resources/Prof+Schulz+-+Uni+Freiburg.pdf