03.02.13, 01:36:02
Lisa3196
Hallo ihr lieben,
ich weiß nicht so recht, ob das ganze nun hier her gehört, ob sich das irgendjemand durchliest, oder ob es sinnvoll ist, aber ich werds jetzt einfach tun :-)
Also gut, ich bin vor zwei Tagen endlich 17 geworden und habe einen 11 Jährigen Bruder. Jedoch ist mein Bruder anders als die anderen Kinder, mein Bruder hat das Aspergersyndrom was uns oftmals das Leben echt zur Hölle macht.
Im moment ist es wieder schlimmer geworden und mein Bruder (11) hat sich bei seinen Ausrastern, selbst kaum noch unter Kontrolle. Langsam hab ich wirklich das Gefühl, dass, umso älter er wird, desto schlimmer werden seine unkontrollierten Ausraster. Aber es sind leider nicht nur diese Ausraster die es sind, er ist total unselbstständig. Ich habe zwar schon öfter gehört, dass unselbstständigkeit oft dazu gehört wenn man vom Aspergersyndrom betroffen ist, jedoch finde ich das einfach total nervig und schon ziemlich extrem. Mein Bruder ist weder in der Lage morgens von alleine aufzustehen, noch sich anzuziehen, geschweige denn sich ein Brot für die Schule zu machen. Jeder Schritt morgens muss von meiner Mutter beobachtet und kontrolliert werden. Er könnte den ganzen Morgen damit verbringen, sich einfach vor den Spiegel zu stellen und sich beim Grimassen schneiden zu beobachten..
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund ist mein kleiner Bruder heute wieder völlig ausgerastet. Er schrie rum, knallte die Türen, wollte abhauen, wollte irgendwelche Tabletten schlucken, sich einschließen und schmieß irgendwelche Sachen durch die Gegend und wurde, für seine verhältnisse, selbstverständlich Aggressiv und wollte Schlagen, Treten etc. Das meiste was mir wieder Sorgen bereitete, war mein Papa, er ist Herzkrank und hatte leider schonmal einen Herzinfarkt, ich hab solche Angst dass sowas nochmal passieren könnte, er regt sich, verständlicherweise, immer so auf und hat im nachhinein immer starke Schmerzen. Ich glaube, von Mama müssen wir garnicht anfangen, sie ist eh total am Ende und weiß selbst nicht mehr was zu tun ist..
Nun meine Frage, hat jemand von euch eventuell Erfahrungen mit Kliniken, Internaten etc. gemacht? Bei uns gab es leider nur sehr schlechte Erfahrungen mit einer Klinik..
Ich würde mich wirklich sehr über Antworten freuen! :-)
Liebste Grüße, Lisa
03.02.13, 11:22:29
akurei
Ihr wollt ihn also abschieben, loswerden?
Von dem was ich über euch so erfahren habe, scheint mir das wirklich nicht die schlechteste Idee zu sein.
Nicht um euch in eurem ignoranten Anpassungsverfahren zu unterstützen, sondern den Jungen eurem schädlichen Griff zu entziehen.
Da ihr ganz offensichtlich kein Interesse daran habt, den Autismus deines Bruders zu verstehen, sondern ihr krampfhaft versucht ihn euren Vorstellungen entsprechend zu formen ist es kein Wunder, daß die Probleme mit steigendem Alter größer und größer werden.
Wie bei allen anderen Menschen auch nimmt die Sensorik eines Menschen bis zu einem gewissen Entwicklungsstand zu. Dein Bruder befindet sich da wohl in einer rasanten e-Kurve.
D.h. für ihn, daß mehr und mehr Dinge für ihn eine Belastung werden. Belastung bei denen er eure Unterstützung braucht. Standardisierte Lösungen zu finden, möglichst viel Angst mit Mustern und Routine aus dem Alltag zu entfernen.
Aus deinem Beitrag spricht eine bodenlose Unwissenheit/Desinteresse (mein Bruder, der böse Störenfried). Ich mache mir wirklich Sorgen um deinen Bruder.
03.02.13, 12:06:52
schuschu
ja akurei, das^waren auch meine ersten gedanken dazu. dass ich mir ernsthafte sorgen um den bruder mache.
es scheint so, als ob er massivste überlastungen in seinem umfeld erlebt.
hallo lisa3196,
du bist noch sehr jung, und kennst wahrscheinlich keine andere denkweise über deinen bruder als diese. ich bin froh, dass du hierhergefundeen hast, so können wir, wenn du offen für die wahrheit bist, dir etwas zum verständis eines autisten sagen. es setzt allerdings vorraus, dass du deine vorstellungen und ansichten die du bisher ansammeltest, über bord wirfst.
er gehört keines fals in eine klinik ...gehe immer davon aus, wie würdest du dich fühlen ,und reagieren, wenn man dich abschieben wollte, weil man dir angeblich heklfen wolle...
stell dir vor, wie es für dich wäre, wenn man dich in eine disco mit blinkenden lichtern und lauter dröhnender musik einsperrt, verschiedene penetrante gerüche dir aussetzt und dir auf deiner haut ständig jemand schmerzen bereitet ausse4rdeem hättest du tagelöang keinen schlöaf gehabt und evtl auch nichts zun trinken und zu essen....wie würde es dir gehen?
...................................ich mache diese pause extra, damit du zeit zum reinfühlen hast.
wenn du ehrlich bist, und ein wenig vorstellungskraft, dann müsstest du zugeben dass du wahrscheinlich ähnlich , wie du es von deinem bruder beschreibst, reagieren würdest, weil du völlig überlastet wärst.
das nennt man overload und je mehr sein umfeld nicht barrierefrei für ihn mit seiner hochsensibelsten wahrnehmung ist, umso stärker ist er belastet..und dann kann auch keine entwicklung mehr stattfinden oder verzögert. oder könntest du in dem überlasteten zustand, in den ich dich vorhin schickte, noch eine prüfung schreiben?
ich bin mama eines 14 autisten.
ich kenne diese ausraster auch ja,auch die unselbstständigkeit. es war in der zeit, in der er schon allein wegen der barrieren in der schule( gerüche, viele bewegungen der anderen schüler, emotionale austrahlung der anderen menschen dort, visuelle überforderung, durch zu grelle lichter, flackernde lichter, ständig verändernte lichtverhältnisse , bestimmte frequenzen von tönen die ihm im ohr wehtaten, die vielfältigkeit der schulalltags geräusche und noch einiges mehr.
in dieser zeit war es ähnlich wie bei deinem bruder...aber ich wäre nie auf die idee gekommen, ihn in einen klinik oder internat zu geben. ich wusste ich muss was im umfeld verändern, damit es ihm gutgehen kann, dann hätte er auch recourcen zur entwicklung...bei ihm wurde es so heftig mit der überlastung, dass er sowas wie einen burnout bekam und der körper alle möglichen krankheitssymptome zeigte, die nicht auf heilungsimpulse reagierten.
erst das zuhause bleiben können, zuhause stille erfahren, ein möglichst barrirefreies umfeld bieten( kein radio oder fernsehr im hintergrund laufend, kein parfum oder duftendes waschmittel, kein zigarettenrauch evtl. bei neuen möblen auf ausdünstungen achte, beständigkeit in meinem sein und sicher habe ich einiges vergessen...auf jeden fall nach seinen eigenen gesetzmässigkeiten leben können, hat meinem sohn ermöglicht zu gesunden wegen seines burnouts.
er zieht sich selbsständig an, und so weiter, natürlich können fpür ihn andere dinge im moment wichtiger seib, priorität haben( beispiel grimassen schneiden) wer sagt, dass es nicht was ganz wichtges ist , was er dort entdeckt, sogar für die wissenschaft?
bei meinem sohn ist es so, dass er erst seine vorhaben im kopf abgeschlossen haben muss, damit er was anders anfangen kann, ich finde das sehr aneigenswert.
..ach mochwas fällt mir auf. du erwähntest einen klinikbesuch? er war also so jung wie er ist auch schonmal in einer klinik? auch das kann taumatisierend sein. mein sohn braucht sein umfeld so wie er es kennt. schläft am liebsten zuhause, würde stress haben , wenn er einfach weil es jemand anderes entscheidet, wo anders schlafen müsste.
es gäbe noch vieles mehr was ich dazu schreiben könnte.
sicher bekommst du von erwachsenen autisten hier im forum noch antworten.
dennoch möchte ich , dir unbedingt empfehlen, deinen eltern die seite der esh zu zeigen. und sie in diesem forum lesen zu lassen. es sind einige autisten , die huier von ihren erfahrungen mit erzwungenem klinikaufenthalt erzählen und was es mit ihnene gemachtz hat. und auch die erfahrungen mit Nichtautisten die meinen, nur ihre wahrnehmungs und lebensweise ist die richtige , alles andere wäre "unnormal" und sollten deshalb auf nichtaustist umerzogen werden. lest bitte zum wohle aller aber vor allem zum wohle dieses jungen kindes was hier autisten durch das unverständnis der nichtaustisten oft an leid erfuhren.
weil mich das , was du schreibst so berührt und ich spüre, dass dein bruder dringend hilfe braucht, damit sein umfeld versteht und barrierefreiheit sein kann, möchte ich mich anbieten mit euch kontakt aufzunehmen. überlegt es euch.
es ist nicht gene euch gerichtet..es wird wenn verstanden wird, allen beteiligten besser gehen.
03.02.13, 18:40:51
starke Dame
Hallo,
wann rastet er aus, was ist vorher passiert?
Warum will er Tabletten schlucken, besteht Selbstmordgefahr?
Wie reagiert ihr, vor und während des Ausrasters?
Ich denke Internat sollte der letzte Weg sein, wenn das Kind überall besser aufgehoben wäre als zu Hause, doch dies muss nicht so sein.
Es feht einfach das Verständnis. Dein Vater hatte schon einen Herzinfakt, ist er ein Kandidad der sich leicht aufregt? Könnte er sich vorstellen wie es ist, wenn man alles intensiver, fast schmerzlich spürt, negative Erlebnisse eingebrannt auf Lebenzeit jedes Mal so intensiv sind, wie gerade geschehen?
Kleine Unterhaltungen mitgehört werden, alles mitgehört und verstanden wird, alle Handlungen, die dieses Kind in den Mittelpunkt stellen, wegen dem Status "Sorgenkind".
Ich musste meinem Mann auch erklären, er soll aufhören, es so zu sehen, dass wir auf Lebenszeit unseren Sohn bei uns haben werden, ich sehe klar seine Zukunft in einer eigenen Wohnung, denn es wäre unmenschlich ihn ewig bei uns zu haben, nicht für uns, für ihn.
Er soll seine Fehler machen und wird sie machen, er soll leben, doch bitte als Autist, d.h., so wie er sich verhält ist es ok. das Verhalten ist ok. die Lautstärke ist ok. das Wibbeln ist ok. bzw. es ist bemerkenswert, das bei augenscheinlichem Desinteresse und oberflächlichem Nicht vorhanden sein, dennoch alles aufgenommen und verstanden wird.
D.h., vielleicht leidet Dein Bruder aktuell um vieles mehr als Deine Eltern.
Es wäre wirklich wichtig sich durch das Forum zu lesen, ermögliche Deinen Eltern Auszeiten, gehe mit Deinem Bruder auf einen Ausflug, etwas was er mag und was ihm gefällt. Sie können in der Zeit Kraft tanken, im Forum lesen und Fragen stellen.
04.02.13, 16:08:21
Alan
[...]Aus irgendeinem unerklärlichen Grund ist mein kleiner Bruder heute wieder völlig ausgerastet. Er schrie rum, knallte die Türen, wollte abhauen, wollte irgendwelche Tabletten schlucken, sich einschließen und schmieß irgendwelche Sachen durch die Gegend und wurde,[...]
Hi,
es wäre nicht unerheblich in Erfahrung zu bringen, was diese "unerklärlichen" Gründe sind. Für Nicht-Autisten (NA) mögen manche Dinge unerklärlich erscheinen, aus der Sicht des Betroffenen sind sie es nicht notwendigerweise. Bei mir ist zwar nicht klar, ob ich das Asperger Syndrom wirklich habe, aber in diesem Forum konnte ich in Erfahrung bringen, dass einige meiner Alltagsprobleme durchaus Parallelen zu denen von Autisten aufweisen. Dazu gehört insbesondere, dass mich bestimmte Geräusche rasend machen können und zwar in einer Weise, die durchaus zu der von dir geschilderten über deinen Bruder passt. Für den Betroffenen ist das ggf. in etwa so, als würde er permanent Ohrfeigen verabreicht bekommen. Zu derartigen Geräuschen gehören bei mir u.a: Trittschall, Türen zuschlagen, Hammer- und Bohrgeräusche. Für einen NA könnte die Reaktion eines Kindes darauf dann völlig unerklärlich erscheinen.