Berufswelt
09.06.12, 07:06:26
apeiron
Hallo, ich getraue mich nun doch zu schreiben, mh...
auch schreibe ich vorweg, dass ich nicht weiß, ob ich antworten werde, weil es doch sehr "privat". Trotzdem ist meine Hoffnung, dass jemand vielleicht irgendwelche "Angebote" oder Auswege, ähnliches kennt.
Also wie bekommt ihr das mit dem Beruf geregelt?
Bis 2010 wurde ich wegen "Borderline" geführt. Dann als ich sogar in der Werkstatt für behinderte Menschen zu scheitern drohte, nahm ich den Rat "meiner" Psychotherapeutin an und ließ mich doch auf Autismus testen. Wo raus kam, dass ich doch nicht zu blöd/dumm/faul war, sondern immer wieder falsche Wege gegangen wurden. Das gab Hoffnung, auch wenn die Werkstatt auch längst gescheitert ist (halbes Jahr Diagnostik und Vermittlungsversuch zwischen einer beratenden Person einer Autismusberatungsstelle und der Person des Sozialdienstes der WfbM schlug fehl. Es hieß noch immer: entweder ich passe mich an, oder ich muss gehen. Ich ging.
Durch die Autismusdiagnose hoffte ich auf eine neue Chance: BBW Abensberg. 2 Stunden das Gespräch. Nannte ihr die Gründe, weswegen es in den anderen Maßnahmen(5) nicht funktionierte, sie teilte mit, dass sich Wege finden ließen. Eine Belastungserprobung dürfte ich absolvieren dort. Die Rentenkasse (inzwischen EU-Rente) hat den Antrag abgelehnt, nach ärztliches Vorgespräch, was prinzipiell positiv lief. Das "prinzipiell" stützt sich auf den Ausgang, weil meine Hoffnung auch da zerstört wurde.
Inzwischen bin ich so instabil, dass ich gar nicht mehr einsetzbar mich empfinde. Bei Kleinigkeiten mehr in Dissoziationen lande (wegen kompletter Reizüberflutung) und ich keinen Weg aus dieser Situation sehe, nur noch depressiv. Die Depression ist nicht "schlimm", weil habe momentan sowieso nichts "Besseres" vor. Trotzdem... ich bin 26 Jahre, habe seit Kindheit immer wieder gekämpft, dazugelernt, angepasst soweit es mir möglich war. Auch wenn mir immer wieder entgegenet wurde, dass ich mich mehr "anpassen" solle, obwohl ich schon stolz war auf mich, das alles so zu schaffen. Ich will nicht mehr kämpfen. Es hat nichts gebracht. Und trotzdem weigere ich mich aufzugeben.
Jetzt suche ich einen Ort, wo ich zwar eine eigene Wohnung habe (Selbstständigkeit bewahren darf) und doch "eingegliedert" bin. In einem Ort, der eher klein ist. Quasi erholen etwas kann. Weil mich ängstigt das Ganze. Bis vor kurzem kannte ich meine Stärken, meine Schwächen. Nun fand ich eine ehrenamtliche Tätigkeit, wo ich mich heute auch vorstellen werde... und bekam trotzdem nur zusammen, wie es derzeit ist und wie es wieder sein soll. Mehr als "hoffen" und "Motivation" kann ich nicht mitbringen. Vielleicht reicht es aber auch. Hoffentlich. Das wäre schön.
Aber noch schöner wäre es, etwas zu finden, wo ich mich wieder finden darf, langfristig Ressourcen erweitern, "mental wachsen",... Sicherheit spüren. Gibt es das überhaupt? Also Orte, wo nicht so viel auf die Diagnose wert gelegt wird, sondern der Mensch betrachtet wird. Dies wurde mir zwar oft gesagt, dass so gehandelt wird, im Endeffekt wurde mir jedoch mitgeteilt, dass ich nicht "in das Konzept" passe. Und wo ein "Konzept" ist, dort ist keine "Individualität" mehr. Es tut mir Leid, dass ich mich nicht genug anpassen kann. Es tut mir Leid.
Falls es keine Orte (Arbeit, Wohnen) gibt, dann hat vielleicht trotzdem jemand "tröstende Antworten". Weil gerade bin ich ziemlich traurig, mutlos. Und bitte nicht schreiben "dann reiße dich mehr zusammen". Denn ich ging tatsächlich immer wieder massiv über meine Grenzen. Es reichte nicht. Vielleicht doch zu dumm (leichte Intelligenzminderung "diagnostiziert"). Wobei ich mich weigere das zu glauben. Aber ich weigerte mich auch noch 2005 und 2007 und 2008 die Diagnose "Depression" anzuerkennen. Und ich habe Angst vor noch mehr versagen meinerseits.
über jeden Vorschlag wäre ich dankbar....
...
09.06.12, 10:01:22
feder
Falls es hier zu privat ist, kann der Thread auch auf Wunsch in einen geschützteren Bereich verschoben werden, in den du dann freigeschaltet würdest.
Hast du dir schonmal die Autistenkommune (in der Navigationsleiste des Forums oben verlinkt) angeschaut?
09.06.12, 13:05:52
arwen
geändert von: arwen - 09.06.12, 13:24:59
hallo!
fällt mir eben ein...
hier in in der nähe gibt es so eine art berufsfindende reha...
wenn ich das damals richtig verstanden habe.
vielleicht hab ich da noch einen flyer da. ich schau später mal.
evtl. gibt es so etwas auch in deinem bundesland und vielleicht würdest du als geeignet für dich erachten...
ich stell mir das so vor, dass man in einem einigermaßen entspannten rahmen schauen kann, was einem liegt und was nicht.
evtl. könntest du dort auch neue selbstsicherheit erlangen.
du darfst nicht denken, dass du noch mehr versagst... das glaub ich nicht. wirklich nicht.
manchmal braucht man halt etwas länger bis man den platz gefunden hat an dem man sich wohl fühlt, den man ausfüllt und wo man sich entwickeln kann.
da glaube ich fest daran!
wenn ich was finde, lass ich's dich wissen.
grüße von arwen
hab die internetpräsenz gefunden.
keine ahnung ob sowas in frage kommt... ich hab mich damit nicht näher beschäftigt.
vielleicht ist es ja was.
www.erpeka.de
12.06.12, 16:31:43
Lenz2011
Hallo Apeiron,
Ich kann mir gut vorstellen was in dir gerade so vorgeht. Eine Lösung habe ich nicht, aber schreiben möchte ich dir trotzdem gerne was aus eigener Erfahrung.
Eine Depression tritt häufig auf wenn A überfordert sind oder sich selbst überfordern. A ist keine Krankheit, Depression schon. Das tückische daran ist dass man sich immer weiter in negative Gedanken verstrickt, sich noch mehr in Frage stellt und dadurch eine Abwärtssspirale in Gang setzt aus der man schwer wieder herauskommt.
Mir selber hat allein schon das lesen und schreiben in diesem Forum sehr viel gebracht, mehr als jahrelange Psychotherapie. Außerdem fiel mir hier dann die Signatur von schuschu auf die ich hier mal zitieren möchte:
"Wenn du einen Fehler begehst, bist du deshalb noch lange keine Fehlkonstruktion."
"Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine Wahrheit zu leben.Heute weiss ich, das nennt man AUTHENTISCH SEIN.
(Charlie Chaplin)"
Zuerst konnte ich nicht viel damit anfangen, dann gingen mir diese Saetze nicht mehr aus dem Kopf. Dann ist mir klar geworden: Ein stabiles Selbstwertgefühl kommt nicht von außen, durch "Leistungen" oder "Erfolge" sondern es beginnt innen.
Und wenn ich so lese was du schreibst, sieht das ehrlich gesagt nicht gerade nach "Intelligenzminderung" aus.
Vielleicht wäre eine Autistenkommune ja tatsächlich was für dich?
Hab mal "Apeiron" gegoogelt - finde ich einen sehr schoenen Benutzernamen!
Lenz
12.06.12, 22:30:28
apeiron
geändert von: apeiron - 12.06.12, 22:32:03
Vielen Dank für eure Antworten!
Heute gegen 09:30 Uhr habe ich einen Termin gehabt bei der Rentenversicherung. Eigentlich um Antworten zu erfahren, auf Nachfragen, wie es sich beläuft, wenn ich in anderen Bundesländern in die WfbM eingegliedert werden möchte (weil die Gegebenheiten andere sind). Heute aber teilte ich ihr mit, dass die Eingliederung in's Berufsleben gar nicht mehr mein Ziel ist, weil es mich tatsächlich mehr zerstört, als dass es hilfreich ist. Also zum jetzigen Zeitpunkt!
Wichtig ist mir diese Rückmeldung zu geben, weil nun keine Vorschläge mehr mit Arbeitsleben und so Gegeben sein müssen.
Ich mich jedoch für eure Antworten bedanke! Vor allem bei arwen.
Und mit der Autistenkommune... da habe ich diese Bedenken:
1. die Autismusdiagnose ist umstritten bei mir. 2 Ärzte, 2 Diagnosen.
2. Bisher "passte" ich nicht in ein Konzept. Und aufgrund meiner Instabilität werde ich wohl auch jetzt nicht mich "einfügen" können.
3. Zuverlässig bin ich derzeit kaum. Also langfristig gesehen. Bestimmt wegen der Depressionen derzeit auch. Weil sonst bin ich es immer gewesen. Und ich muss mich wieder stabilisieren, bevor ich einen neuen Schritt wage.
4. Also zu Beginn möchte ich mich auch gar nicht "eingliedern", sondern beobachten dürfen. Das ist mir wichtig, um wieder "meine Mitte" zu finden und nicht sofort zu urteilen, weil mir in den letzten Jahren vieles gesagt wurde, was ich so nicht als richtig erachte und trotzdem "greift". Wie auch heute: mir wurde mitgeteilt, dass es massiv unangebracht ist, sich beim Kostenträger "schlecht" zu machen, auch wenn nur irgendwann etwas von ihm gewollt wird. Heute tat ich es trotz des Hinweises. Es war anstrengend, aber es brachte auch viel Erleichterung meinerseits. Und wenn meine Worte nun gegen mich verwendet werden, wird sich hoffentlich auch ein weiterer Weg finden.
5. die Küche und Bad auch nicht teilen mag. Zudem an meine Möbel hänge und meiner vermeidlichen Selbstständigkeit auch.
6. Würde der Kostenträger dies wohl auch nicht finanzieren, weil ich selbst die ambulante Betreuung beendet habe (2 Mal), aufgrund Überforderung dieser.
Und vor allem möchte ich nicht wieder raus irgendwo müssen, wenn ich nicht "passe". Weil davon habe ich genug gehabt die letzten Jahre.
12.06.12, 22:48:24
wolfskind
ich glaube du hast dir die autistenkommune noch nicht angeschaut?
was das ist und wer dort wie lebt?
12.06.12, 23:15:35
apeiron
geändert von: apeiron - 12.06.12, 23:17:15
Doch, das habe ich. Mehrfach. Also auch WG-Konzept gelesen... und aber darunter tatsächlich nicht. Wobei ich das nicht verstehe, weil doch alles gelesen. Aber nicht aufgefasst dann wohl. Ich weiß es nicht.
Und aber nicht gelesen, was jetzt auffällt, dass "mit oder ohne Diagnose" da steht. Aber vorher gelesen, dass geleitet von Autisten und dass dies so war und so sein wird. Deswegen zu vorschnell bestimmt auch gedacht, dass dann auch Autisten nur da "Willkommen" sind. Weil auch "Autismuskommune" es heißt. Weil "Kommune" auch "Gemeinschaft" übersetzt wird. Allerdings auch für Arbeit das Wort angewandt wird.
Ne, ich steige aus mit den Gedankengängen, weil überfordert. Aber vielen Dank, für Deinen Hinweis Wolfskind.
12.06.12, 23:25:02
schuschu
geändert von: schuschu - 13.06.12, 00:20:16
apeiron, ich denke du gehst von dem aus, was du bisher an massnahmen und empfehlungen von nichtautisten erhalten hast und bist dahingehend geprägt.
die kommune, die feder meint ist von autisten , für autisten
ich empfehle dir , kontakt mit der esh
http://autisten.enthinderung.de/
http://autismus.stre.unen.de/
und nicht vergleichbar mit den wohnprojekten die sonst so von "gutmeinenden " nichtautisten aufgedrängt werden.
hier gehts um absolute selbstbestimmung, nicht nur halb , sondern ganz.
du gehst überhaupt keine verpflichtung ein, sondern entscheidest selbst, was du möchtest. gib dir die chance und informier dich bzw. nehm kontakt auf...das entscheidet doch gar nix. das ganze ist sehr unbürokratisch so wie ich gelesen habe und es wäre für mich und meinen sohn eine option, wenn er hier wo wir wohnen, nicht seine wurzeln höätte, seine basis.
wenn ich mich richtig erinnere, kann man nach absprache einfach mal probewohnen, ich weiss nicht , wie ich es anders ausdrücken kann.
nochmals möchte ich betonen, dass die kommune nicht unter staatlicher oder sonstiger aufsicht ist .vielleicht hilft dir der link ja schonmal weiter.
oder magst du eigentlich die wohnung und den ort, an dem du wohnst?
und bräuchtest vor ort rückenstärkung, ganz nach deinen eigenen selbstbestimmten bedürfnissen und gesetzmässigkleiten?
ich möchte dir gerne mitteilen, dass die dein recht, dein menschenrecht ist und du absolut richtig bist. keiner hat das recht eine anpassung zu erwarten. an was den eigentlich anpassen?
wenn es jemanden gäbe, der dir rückenstärkung anbieten kann, und zwar so, dass er wie ein angestellter für dich bestimmte dinge abwickelt und regelt, damit du barrierefrei und absolut selbstbestimmt leben könntest und dein umfeld dementsprechend "geimpft ist"; würdest du dann dort wo du bist wohnen bleiben wollen?
ich weiss, dass die esh, siehe oben in der leiste, dahingehend rückenstärkung anbietet . und da mein sohn selbst diese hilfe , ganz nach seinen bedürfnissen erfährt, kann ich das ruhigen gewissens empfehlen, dich dahin zu wenden.
noch was, bitte lass dir nicht einreden, dass du gescheitert bist. nur weil du keiner arbeit nachgehst, ist das kein scheitern. übrigens können viele autisten aufgrund der unüberwindbaren barrieren, nicht arbeiten. oftmals sind sie durch die von kindheirt an aufgedrückten therapien , seelische wracks. es wird ihnen ständig vermittelt, dass sie sich ändern oder anpassen müssen. wie eingeschränkt und klein ist diese sichtweise?!
nochmal zurück zum anfang meines beitrags:
genau aus deinen 6 berechtigten gründen oder mehr, ist dir von feder wolfskind,lenz2011 und mir diese bisher einzigartige kommune empfohlen worden. damit das alles genau so seinkann für dich.
auch wenn es schwer fällt , das zu glauben.
apeiron ich schätze deine klarheit , was du willst sehr...
sehe die empfehlungen nicht so, dass es jemand besser wüsste als du selbst, sondern als einen akt des mitgefühls.
edit: ...ich meine mit meinen letztn satz, dass es nicht als besserwisserei rüberkommen soll. du weisst am besten über dich bescheid,niemand sonst und genau dies möchte ich mit meinem beitrag bestärken.
13.06.12, 01:57:13
apeiron
geändert von: apeiron - 13.06.12, 02:02:39
Hallo nun nach Überlegung/Realisierung/Zusammenhänge.... ist es mir doch schon unangenehm etwas, weil ganz falsch im Kopf tatsächlich die Zusammenhänge. Glaube ich zumindest. Weil vieles da gar nicht steht/gelesen habe. Aber weil überall ähnliche Konzepte, aber das "Konzept" ist anders, weil es so sein darf, weil es "unabhängig" ist. Und auch kein "stationäres Wohnen", sondern "besondere WG". Wobei ich hier das noch nicht verstanden habe. Trotzdem ganz tief Bedürfnis mich zu entschuldigen, weil zu vorschnell geurteilt.
Wenn wieder tatsächlich mehr "gefangen" emotional und kopfmäßig so manche "Außen-Zwangs-Gedanken" hoffentlich entkommen, dann noch einmal wenden an Autismuszentrum in der Stadt hier. Oder dort direkt kontaktieren, also Autismuskommune. Aber ich glaube Autismuskompetenzzentrum ist für mich einfacher, weil ich manchmal länger brauche, um zu verstehen, wenn in ziemlich inneren Stress. Und ich glaube, aus dem werde ich nicht ganz entkommen, solange hier wohnen. Aber umziehen derzeit auch nicht möglich, weil dann ganz im Kopf noch mehr durcheinander, weil bin schon umgezogen. Und diesen "Terror" könnte ich im jetzigen Zustand nicht erneut schaffen. Auch nicht mit Unterstützung, weil im Kopf das nicht so realisiert, umgesetzt bekomme. Außer Ansprechperson bei konkreten Fragen. Das wieder im Kopf so quer jetzt.
Danke schuschu, für Deine Zeilen.
Ich denke, jetzt wieder einige Tage Rückzug. Vielleicht morgen Anrufen mit Tagesstätte für Autisten im Ort. Vielleicht kann dort bisschen Beständigkeit sein. Vielleicht.
13.06.12, 10:50:21
wolfskind
du telefonierst mit einer tagesstätte für A ?
du willst dort arbeiten? oder dort aufbewahrt werden?
man muss nicht immer das tun was von A erwartetet wird ;)