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Brainteaser in Bewerbungsgesprächen

original Thema anzeigen

01.06.12, 11:05:40

55555

Vielleicht ist gerade für uns wichtig vorher zu wissen, was soetwas für einen Sinn haben könnte, um es einordnen zu können:
Zitat:
Ursprünglich wurden Brain Teaser in der Beratung eingesetzt, etwa bei McKinsey oder Boston Consulting. Mittlerweile ist es aber auch in anderen Branchen eine gängige Methode in Bewerbungsgesprächen, klassische Beispiele wären etwa „Wie viele Smarties passen in einen Smart?“ oder „Wie viele Windeln werden in Deutschland pro Jahr verbraucht?“.

[...]

Das Wichtigste ist zunächst, dass man die Frage ernst nimmt! Es sollte einem stets bewusst sein, dass es seinen Grund hat, dass sie gestellt wurde. Danach kann man ganz sachlich bleiben und Schritt für Schritt seine Lösung darlegen. Ungünstig wäre es, wenn man minutenlang überlegt und dann einfach nur sein Ergebnis sagt, da der Lösungsansatz so nicht erkenntlich wird. Und das ist es ja, worum es geht. Und natürlich wäre es gänzlich falsch, zu fragen was die Frage denn jetzt solle, oder gar pampig zu werden. Aber das ist in einem Bewerbungsgespräch ohnehin nicht ratsam.

[...]

Lässt sich denn eine ungefähre Regel ausmachen, zu welchem Zeitpunkt des Gespräches Brain Teaser gestellt werden?

Das ist natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich, aber tendenziell würde ich sagen, dass sie eher am Ende des Gesprächs kommen, wenn man eigentlich vermuten könnte, dass es gleich vorbei ist. Denn für den Interviewer ist es natürlich besonders interessant zu sehen, wie die Person reagiert, wenn sie aus einer vermeintlich entspannten Situation herausgeholt wird. So, wie es im Berufsalltag auch oft der Fall ist.

Quelle
02.06.12, 01:47:30

Fundevogel

geändert von: Fundevogel - 02.06.12, 01:48:20

Der Grund, dass diese Fragen gestellt werden, ist ein liederlicher. Sie watschen den Bewerber bereits ab, bevor er noch eingestellt ist. Das entschuldigen auch keine beschönigenden Erklärungen (Prüfung der Schlagfertigkeit, Geduld, Selbstbeherrschung.)

Ich empfehle, einem Unternehmen, das sich solcher Methoden bereits im Bewerbungsgespräch bedient, auf der Stelle den Rücken zu kehren. In der Regel ist dieser herabsetzende "Unternehmensgeist" in einer späteren Beschäftigung ständiger innerbetrieblicher Begleiter.
02.06.12, 08:14:40

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Also ich finde die Erläuterung durchaus plausibel und das Vorgehen nicht verwerflich.
02.06.12, 09:20:30

schuschu

ich sehe das auch so wie fundevogel: mein erster gadanke beim durchlesen war, wozu diese fragen wirklich dienten .und dass dieser unternehmensgeist, wie fundevogel es ausdrückt, dann in der beschäftigung in dieser firma ständiger begleiter ist, davon bin ich auch ausgegeangen.
das stelle ich mir anstrengend vor. warum muss man solche "spielchen" spielen?
02.06.12, 17:39:33

apeiron

Ich verstehe nicht, weswegen das "ein Spielchen" ist. Mit dieser Frage kann auch vielleicht dargelegt, wie mit Stresssituationen umgegangen werden kann. Vor allem in Kundenkontakt, wenn die Kunden "sinnlose" Fragen stellen, ob Interesse gezeigt wird, oder Unsicherheiten oder ob mitgedacht wird.

Auch die "Bewerberprüfungen" mit den ganzen Denk-, Rechen-, Wissensaufgaben, die auch generell nicht zu schaffen sind, ist eine ähnliche Aufgabe, würde ich sagen. Und in mehreren Bewerbertrainings lernte ich auch, dass einige Firmen (also nicht alle) auch gar nicht primär die richtigen Antworten bewerten, sondern die Bewerber selbst beobachten. Somit die "Soft-Skills" überprüft werden.

Und bei der Frage, wie viele Smarties in einem Smart rein passen, handelt es sich wahrscheinlich sowieso um eine Fangfrage:
1. Smart(ie) also 0 Mal, wenn man das Wort beachtet. "Smartie" kann nicht zerlegt werden. Somit ist das "ie" zu viel.
2. Wenn tatsächlich Volumen und so berechnet werden sollte, müssen die Volumen vorhanden sein. Hier wird es schon komplizierter: Flächenberechnung. Zudem sollte auch die Größe vom Smartie bekannt gegeben sein. Und ob dieser zerquetscht werden darf oder nicht. Weil wenn nicht, dann gibt es Lücken, die beachtet werden müssen. Aber gewiss ist auch das möglich auszurechnen.


Ebenso das Beispiel mit den Windeln, wobei hier Recherchen (nach meinem Lösungsansatz)nötig sind. Der einfachste Weg wäre wohl, wenn
1. entweder die Studien rausgefunden werden, wie viele Windelabfälle es gibt (dazu sind gewiss auch Studien vorhanden)
2. alle Windelfirmen herausfinden, abtelefonieren, wie viele Windeln diese herstellen (dabei nicht vergessen, dass es auch welche für Erwachsene gibt)
3. gibt es bestimmt noch weitere Möglichkeiten. (eine Suchmaschine fragen?)

Somit sind die Fragen generell möglich zu beantworten. Wenn auch nicht sofort.
02.06.12, 20:01:41

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Zitat von apeiron:
Ebenso das Beispiel mit den Windeln, wobei hier Recherchen (nach meinem Lösungsansatz)nötig sind. Der einfachste Weg wäre wohl, wenn
1. entweder die Studien rausgefunden werden, wie viele Windelabfälle es gibt (dazu sind gewiss auch Studien vorhanden)
2. alle Windelfirmen herausfinden, abtelefonieren, wie viele Windeln diese herstellen (dabei nicht vergessen, dass es auch welche für Erwachsene gibt)
3. gibt es bestimmt noch weitere Möglichkeiten. (eine Suchmaschine fragen?)

Das finde ich jetzt interessant, weil im Quellartikel dazu dies dargestellt wurde:
Zitat:
Ganz genau, die Lösung der gestellten Aufgabe ist zweitrangig. Was zählt ist, wie der Bewerber mit der Situation umgeht und ob er in der Lage ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich analytisch an die Aufgabe heran zu wagen. Ob in Deutschland jährlich 7,8 Millionen Windeln verbraucht werden oder nicht, spielt keine Rolle. Es ist nur wichtig, dass der Bewerber Schritt für Schritt schildert, wie er auf eine Lösung kommen würde. Also dass er zunächst nach der Zahl sucht, wie viele Neugeborene es in Deutschland gibt, wie viele Windeln ein Säugling pro Tag braucht und so weiter.

Die Herangehensweise, die die Personalberaterin nannte fand ich nämlich schon beim Lesen des Artkels wenig geeignet. Der beste Weg zur Zahl wäre der über die Verkaufszahlen der Windelhersteller, nicht über irgendwelche Schätzungen von Geburtenzahlen ausgehend, etc. Als Personaler würde ich jetzt wohl eher apeiron einstellen und nicht Frau Esche, weil Frau Esche offenbar dazu neigt Zeit durch ungeeignete Lösungswege zu vertrödeln.
02.06.12, 20:33:13

drvaust

Bei derartigen Fragen geht es nicht um die exakte Antwort, sondern um die Reaktion und den Lösungsansatz.
Wird der Bewerber nervös? Kann er sich schnell darauf einstellen oder weiß er nicht mehr weiter? Ist er aufbrausend, verunsichert o.ä.? Bleibt er sachlich oder wird er unsachlich? Findet er schnell einen angemessenen Lösungsweg?
Die Bewertung der Reaktion kann je nach Tätigkeitsfeld (und Chef) verschieden sein. Ein Kundenberater muß schnell und freundlich reagieren, darf nicht erst lange stumm grübeln. Ein Entwickler muß dagegen gründlich überlegen, wie er das Problem lösen könnte.
Ich meine, man muß auf solche Fragen vorbereitet sein und darf sich davon nicht verunsichern lassen. Die Reaktion sollte der eigenen Natur entsprechen. Sonst, wenn man gegen die eigene Natur wie gewünscht reagiert, muß man dann auf der Stelle gegen die eigene Natur arbeiten. Lieber gleich klare Verhältnisse, als sich dann ständig verbiegen zu müssen.
02.06.12, 21:07:15

apeiron

Entschuldigung, den "Quelltext" habe ich nicht gelesen, weil die genannten Informationen mit dem Wissen, welches mir bekannt war (den vielen Fragezetteln von Bewerbertests) ich bereits in Zusammenhang gebracht habe. Und die Antworten sich auch auf die Fragen (so nehme ich an) bezogen haben.

Beim nächsten Mal werde ich aber auch den Quelltext lesen, um nicht "doppelt" zu schreiben.
02.06.12, 21:55:27

55555

Von mir her war es keine Kritik an deinem Beitrag.
03.06.12, 01:16:13

PvdL

Ich finde, daß in einem Bewerbungsgespräch immer berücksichtigt werden sollte, daß der Bewerber nervös ist und daher kognitiv nicht so leistungsfähig. Außerdem kann man solche Fragen allenfalls dann ungefähr beantworten, wenn man dazu Informationen hat. Zur Frage "Wieviele Smarties passen in einen Smart: Wieviel Liter Hohlraumvolumen hat ein Smart? Welches Volumen hat ein Smartie? Welche durchschnittliche Schüttungsdichte haben Smarties?
06.06.12, 00:55:41

Fundevogel

Wer in Leitungspositionen gelangen will, sollte sich heute durch einen Headhunter anwerben lassen. In verantwortlichen Positionen sind Bewerbungsspielchen nicht gern gesehen, da gilt eher Authenzität, weil das Umgangsvokabular vorausgesetzt wird.

Ich bin bei einem Arbeitgeber beschäftigt gewesen, der Fragenkataloge und Testfragen dazu benutzte heraus zu bekommen, wie weit sich Mitarbeiter auf unverschämte Fragen einlassen und damit auch später lenkbar sind.

Bei einem anderen Bewerbungsgespräch habe ich das Register meiner Lebenserfahrungen gezogen und auf die "Spielchen" wohldosiert mit "Spielchen" pariert. Auf meine Frage, ob sie mit meinen Antworten zufrieden seien, kam die Antwort "Sie waren zu glatt", womit sie ihre eigenen Methoden ebenso kommentierten. Ich wurde eingestellt. Die spätere Ausgestaltung des Arbeitsplatzes durch mich hatte mit dem Bewerbungsgespräch und seinen "Ergebnissen" keinerlei Ähnlichkeit.

Arbeitsverhältnisse, die mit Theaterdonner-Bewerbungsgesprächen beginnen, enden nach meiner Erfahrung auch vielfach mit "Theater".
 
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