Freundschaften/Kontakte?
18.04.12, 20:24:12
elefantsmemory
So, jetzt habe ich mich hier registriert, und hoffe, ein paar Antworten auf meine Fragen zu bekommen.
Ich (50/w/1 Sohn) fühle mich schon seit meiner Kindheit völlig anders als der Rest meiner Welt. Wie ich von meiner Mutter in Erfahrung gebracht habe, war ich immer sehr still, habe nie viel geredet noch habe ich schlimme Erfahrungen (seien es körperliche oder seelische Verletzungen) mitgeteilt.
Es gab zwar immer Freundinnen, aber ich versuchte immer, sie zu imitieren, z.B. dasselbe zu spielen wie sie, oder mich auch auf die gleiche Weise zu bewegen. So als hätte ich mich selbst nie gefunden.
Heute kann ich sagen, das ich Kontakte, bei denen ich mich äußern muss, als extrem anstrengend empfinde. Sicher spielt Reizüberflutung eine große Rolle, aber ich muss mich zwingen, Kontakte nach außen zu haben. Selbst Menschen, die ich wirklich gerne mag, abgesehen von meiner Familie, beschweren sich permanent, ich würde mich zu selten melden, zu wenig Zeit für sie haben.
Tatsächlich ist es so, dass ich absolut froh bin, wenn eine Verabredung platzt. Wie gesagt, auch mit den Menschen, an denen mir etwas liegt.
Mittlerweile bin ich ziemlich verzweifelt, weil mir klar wird, dass keiner meinen Kampf nachvollziehen kann, den ich mit mir ausfechte, wenn mal wieder ein Treffen ansteht.
Bei anderen fällt mir auf, dass sie sich gerne mitteilen, ob es nun ein neuer Freund ist oder Probleme mit dem Kind.
Bei mir existiert das Bedürfnis so gut wie gar nicht.
Kann mir jemand zu diesem Thema etwas sagen, gibt es die Problematik bei Autisten?
Es wäre schön, Menschen kennenzulernen, denen es ähnlich ergeht.
18.04.12, 21:44:26
schuschu
Hallo elefantsmemory,
wieso sollte es eine Problematik sein?
Du bist halt, wie du bist und hast eben nicht gerne Kontakte. Eventuell merkst du eher wie andere welche Menschen Dir gut tun und lässt sie deshalb nicht so an dich ran?
Was ist denn der Kampf in Dir? Wenn du lieber Kontakt übers Internet hast ist das eben so.
Übrigenshast Du Dich grade mitgeteilt. ; )
19.04.12, 06:12:19
PvdL
Die Wurzel allen die Identität betreffenden Übels ist der unzulässige Vergleich mit anderen Menschen. Erkenne Dich selbst! Schätze Deine Stärken und respektiere Deine Schwächen.
Übrigens: Die meisten Menschen glauben, sie seien gewöhnlich und ihre Probleme sensationell; in Wahrheit ist es aber genau umgekehrt.
19.04.12, 19:39:18
drvaust
gibt es die Problematik bei Autisten?
Ja, nicht immer, aber häufig.
Tatsächlich ist es so, dass ich absolut froh bin, wenn eine Verabredung platzt.
Das ist bei mir nicht so. Wenn ich mich auf eine Verabredung eingestellt habe (schwierig), ist eine Veränderung belastend.
Ich vermeide aber Verabredungen.
19.04.12, 21:54:36
elefantsmemory
@ drvast
Kannst du mir sagen, warum genau du vermeidest, dich mit anderen zu treffen?
Brauchst du die Zeit für dich, bringt es dir nichts, mit den anderen zu sprechen? Hier im Forum kommst du ja auch in Kontakt.
Ich bin einfach ratlos und auf dem Weg, mich von allen zurückzuziehen.
Wäre auch so nicht schlimm, allerding tut es weh, weil mir an den Leuten etwas liegt, und ich mich zudem völlig verkannt von ihnen fühle.
20.04.12, 00:17:28
Iden
Ja, das Problem kenne ich gut. Obwohl es anstrengend werden kann, treffe ich mich in längeren Abständen gerne mit den wenigen Freunden, die ich hab. Aber oft melde ich mich monatelang dann nicht bei ihnen, bis eine Lebstdunoch?-Mail von ihnen kommt. Die kennen das schon von mir.
Anrufen ist nicht. Finde ich schrecklich, aber auch bei Mails muss ich mir das richtig notieren, sonst fällt mir das erst im nächsten Monat wieder ein XD
Ne, ich hatte mir mal den Gedanken gemacht, ob ich nicht versuche den Kontakt zu ein paar wenigen Freunden zu "ritualisieren". Also ein fester Tag, eine feste Uhrzeit und ich schicke eine Mail ab, rufe an oder werde angerufen. Natürlich muss die Gegenseite das auch mitmachen. Ich habs noch selber nicht getestet, weil ich nicht dazu komme es meinen Freunden vorzuschlagen, aber ich glaube schon, das würde sicher helfen.
20.04.12, 07:46:46
drvaust
Kannst du mir sagen, warum genau du vermeidest, dich mit anderen zu treffen? ...
Hier im Forum kommst du ja auch in Kontakt.
Ein persönliches Treffen ist eine starke Präsenz, mit vielen verschiedenen Reizen, in Echtzeit.
Das kann überfordern. Da kann es z.B. passieren, daß ich durch die Kleidung abgelenkt bin und mich nicht auf das Gespräch konzentrieren kann.
Oft werden in einem direkten persönlichen Gespräch viele verschiedene Themen angesprochen, auf die ich nicht so schnell antworten kann. Das beschäftigt mich dann noch lange, obwohl das Treffen beendet ist. Es ist schon vorgekommen, daß ich Tage später eine Antwortliste geschickt habe, um das Gespräch zu vollenden.
Hier im Forum muß ich nicht sofort antworten und kann in Ruhe nachdenken. Manchmal schreibe ich erst Tage später zu einem Thema. Deshalb bevorzuge ich Foren und komme mit Chats schlecht klar.
Ich bin einfach ratlos und auf dem Weg, mich von allen zurückzuziehen.
Mache das nicht generell, sondern versuche geeignetere Kommunikationsformen zu finden. Z.B. regelmäßige schriftliche Kommunikation. Das ist für Dich vielleicht besser. Wer das nicht mitmacht, ist evtl. für Dich nicht geeignet.
Ich hatte mich vor Jahren mal stark zurückgezogen und die meisten Kontakte nicht mehr gepflegt, war kaum ansprech-/erreichbar. Das brachte zwar Ruhe in mein Leben, aber das funktionierte nicht gut. Dann habe ich wieder Kontakte aufgenommen, wie es für mich gut war. Nicht mehr ein ständig gepflegtes Netzwerk mit häufigen Treffen, sondern schriftliche Kontakte und seltene ruhige Treffen zu zweit. Jetzt wundern sich Leute, die mich schon lange kennen, wie gut ich kommunizieren kann. Frühe war ich oft dabei, stumm und scheinbar teilnahmslos.
20.04.12, 08:46:02
schuschu
geändert von: schuschu - 20.04.12, 08:47:35
elefantsmemory, so wie drvaust es schreibt kann ich genauso bestätigen.
Ich kann das bei meinem Sohn genauso beobachten.
Er mag Kontakte aber lieber nur einer auf einmal und nun hat er über ein Spiel im Netz eine neue Erfahrung bei der er merkt, dass ihm das mehr liegt.
Das geht dann über skype oder "Teamspeak" ...so kann er selbst steuern was er noch hören will, unter Umstaänden kann er einen Teilnehmer, der ihm unangenehm vom Reden ist auch blockieren.
Und er kann auf schriftlichem Weg kommunizieren...ich merke, dass es so tatsächlich einfacher ist für ihn Kontakte zu halten als sich in , selbst kleinen Gruppen reizüberfluten zu lassen.