Hausaufgaben: Archaischer Unsinn
22.02.12, 13:11:39
55555
Zitat:
Man packt zusammen. Keine Hausaufgaben? "Diesen archaischen Unsinn haben wir doch schon vor Jahren abgeschafft", lacht die Lehrerin. Und es stimmt ja: Nach acht Stunden hat jeder ein Recht auf Feierabend, sogar Zehnjährige.
Quelle
22.02.12, 22:15:45
PvdL
geändert von: PvdL - 22.02.12, 22:17:19
Ich war auch immer der Meinung, daß der Hausaufgabenquatsch nur der verlängerte Arm des Lehrkörpers ist, um den Schüler auch noch zuhause quälen zu können. Spätestens wenn man fast ausnahmslos die meisten Aufgaben auf dem Schulweg von einer Mitschülerin abschreibt, weil man den Nachmittag zu entspannen brauchte, hat man das ganze ohnehin ad absurdum geführt. Außerdem: Was man nicht in der Schule verstanden hat, das versteht man bestimmt zuhause auch nicht, wenn man ganz alleine darüber brütet.
23.02.12, 13:39:55
sayo
Aber wie sollen Dinge geübt werden, für manches ist nicht nur Verständnis nötig sondern auch Übung und zwar wenn der Unterricht vorbei ist und man selber überprüft ob alles verstanden wurde und umgesetzt werden kann. Ich halte es gerade für wichtig sich allein und selbständig mit dem Stoff zu beschäftigen, eher wäre ich dafür Unterrichtsstunden zu verkürzen.
23.02.12, 14:49:45
Lenz2011
Ich denke man sollte hier unterscheiden zwischen einer gut konzeptionierten Ganztagsschule und einer herkömmlichen Schule mit Vormittagsunterricht und vielleicht 1-2 mal in der Woche nachmittags.
Bei der herkömmlichen Schule halte ich ein selbständiges Üben in Form von sinnvollen Hausaufgaben für notwendig. Bei einer Ganztagsschule sollte dieses Üben im Rahmen des Aufenthalts in der Schule stattfinden.
Schule so wie ich es kenne sowohl von meiner eigenen Schulzeit her als auch das was ich jetzt bei unseren Kindern so sehe ist ja meistens suboptimal.
Der Versuch einer Wissensvermitung steht weit vor dem Bestreben das Interesse der Kinder zu wecken und zu fördern. Insofern wird selbständiges Denken, Lernen und Arbeiten nie richtig gefördert - und plötzlich soll man es dann können, sei es im Studium oder am Arbeitsplatz.
23.02.12, 15:13:02
sayo
Ich war die letzten beiden Schuljahre in einem Internat und dort fand eine Hausaufgabenbetreuung statt. Ich konnte nie so gut dabei lernen wie alleine, denn erstens hat jeder seine optimale Lernzeit, mittags habe ich ein Leistungstief und abends ein Leistungshoch, außerdem kann ich mich wenn ich allein bin besser konzentrieren.
In einer Ganztagsschule hätte ich mich nicht wohlgefühlt.
23.02.12, 15:27:35
Lenz2011
Das kann ich gut nachvollziehen. Ich war auch im Internat und konnte waehrend der Lernzeiten einfach oft nichts machen. Damals wusste ich aber nicht warum.
23.02.12, 15:32:58
55555
Nach meinem Stand ist mittlerweile wissenschaftlich hinlänglich erwiesen, daß Hausaufgaben eigentlich nie etwas bringen. Ich denke, daß der Autor sich darauf bezieht.
23.02.12, 16:01:49
Lenz2011
Hast du da einen Link zu entsprechenden Untersuchungen?
Ich hatte den Artikel so verstanden dass es nach 8 Stunden in der Schule einfach auch mal reicht. An der konventionellen Schule sind es dagegen ja oft nur 4 oder 5 Stunden.
23.02.12, 16:45:51
55555
Alter Thread
23.02.12, 18:56:22
feder
Es gibt zwar tatsächlich Studien, die davon ausgehen, Hausaufgaben seien absolut sinnlos. Die allermeisten aktuellen Studien gehen aber davon aus, dass Hausaufgaben meist sinnlos seien, weil Lehrer Hausaufgaben v.a. für stupide Repetitionsübungen nutzen würden, wo die Schüler nicht eigenständig nachdenken würden. Sinnvoll gesetzte Hausaufgaben seien hingegen doch sehr effektiv – nur werden diese eben zu wenig durch die Lehrpersonen vergeben.
23.02.12, 20:35:23
sayo
Ja, wenn die Hausaufgaben nur mehr oder weniger aus Abschreiben bestehen hat der Schüler ja nichts davon.
Ich gebe ja schon seit sehr langer Zeit Nachhilfe in Englisch, Französisch und Latein, unmöglich finde ich es wenn der Lehrer Hausaufgaben aufgibt, diese aber nicht bespricht, so schleichen sich nur Fehler ein und werden im Gedächnis gespeichert.
23.02.12, 22:01:15
Vendela
Wenn es in der Schule um Wissensvermittlung gänge, könnten Hausaufgaben sinnvoll sein (z.B. zum Einüben des Unterrichtsstoffs oder zum Vertiefen des Stoffs je nach Interesse). Es geht aber theoretisch zu 60% und praktisch nach persönlicher Einschätzung zu mindestens 80% nicht um Wissensvermittlung. Etwas, das nicht unterrichtet wird, kann man nicht einüben und vertiefen. Lehrer nutzen deshalb Hausaufgaben oft als Ersatz für Wissensvermittlung im Unterricht (also für ihre Arbeit).
Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Schüler, (die Hausaufgaben machen wollen,) die Möglichkeit haben sie zu machen und dass Hausaufgaben von Lehrern gern für Machtspiele verwendet werden und schon deshalb unbeliebt sind.
Speziell bei Ganztagesschulen ist das Problem, dass es zwar keine Hausaufgaben geben sollte und den Schülern oft auch offiziell verboten wird, Hausaufgaben zu machen (was demotivierend ist), aber inoffiziell trotzdem erwartet wird, dass nach 8 - 10 Stunden Unterricht noch 2 - 4 Stunden Hausaufgaben gemacht werden...
Repetitionsübungen müssen nicht zwangsläufig schlecht sein. Ob Schüler eigenständig Problemlösungen erarbeiten und denken sollten, ist eher eine generelle Frage. Nach meiner Erfahrung ist es weder in der Schule, noch im Studium oder am Arbeitsplatz erwünscht. Im Studium ist es noch am ehesten möglich (wenn man es unbedingt möchte).