Persönlichkeitsveränderungen
31.10.11, 17:19:44
Aku
Persönlichkeitsveränderungen ... ob aus Sicht der Mitmenschen zum "Guten" oder "Schlechten" (wobei hier wohl eher die Mehrheit bestimmt, was man darunter verstehen darf) ... sind bei Lebewesen (sowohl Menschen als auch Tieren) keine Seltenheit.
Unvollständige Fragen, mit denen man sich in diesem Thread auseinandersetzen könnte, wären unter anderem:
- Was man selbst unter Persönlichksitsveränderungen versteht und wie das die Wissenschaft sieht.
- Inwieweit man zwischen Dingen wie "durch körperliche Veränderungen" etc. bzw. durch "fremde bzw. äußere Einflüsse" oder etwa "erfahrungsbedingten Veränderungen" unterscheiden kann und ...
- ... wie Persönlichkeitsveränderungen überhaupt zustande kommen (das ist vermutlich einer der umfassenderen Punkte).
Das wären (unvollständige Liste, bitte korrigieren, sollte etwas nicht stimmen) Bedingt durch "Giftstoffe", "Drogen", Demenz & Co., "traumatisierende" oder andersweitig "prägende" Erfahrungen" Hormone, "anerkannte Medizin bzw. Medikamente", Therapien, Parasiten, Tumore, Alter (eventuellen Überschneidungen, Wechsel- bzw. Folgewirkungen zwischen/resultierend aus den bereits genannten Dingen) und was es, laut Wissenschaft sonst noch so geben kann
- Wie steht ihr selbst Persönlichkeitsveränderungen gegenüber ... ist das für euch eher erschreckend oder könnt ihr euch "damit abfinden" (ich weiß nicht so recht, ob und wieweit sich die Thematik kontrovers diskutieren lässt, also mal sehen)? Wobei das vermutlich auch eine Frage bzgl. der Form der Persönlichkeitsveränderung sowie der "Art und Weise" (mitunter werden diese "von der Natur" oder "der Medizin" aufgezwungen oder aber von Medizin bzw. Eltern bzw. Patienten als "geringeres Übel" in Kauf genommen), wie sie einen ereilt, ist.
Sofern ihr einen Punkt ergänzen möchtet, nur zu.
31.10.11, 18:39:49
55555
Bisher finde ich es schwer darauf genauer einzugehen, weil das Thema so "groß" ist und ich deinen Ansatzpunkt bisher nicht erkenne. Einfach allgemeines Interesse? Oder konkrete lebenspraktische Erfahrungen mit Überraschungen in der Hinsicht?
Persönlich glaube ich nicht, daß das Wesen eines Menschen mit dem Körper als Ursache zu tun hat, wir also vom Körper bestimmt werden.
Wenn man hierüber diskutieren will, sollte man zuerst vielleicht auch die Frage stellen, ob es Persönlichkeitsveränderungen überhaupt gibt. Was soll soetwas sein? Ist es eine Änderung der Persönlichkeit eines anderen Menschen, wenn wir mit einer Seite seiner Persönlichkeit konfrontiert werden, die uns überrascht? Oder hatten wir vorher in dieser Hinsicht keinen korrekten Eindruck von der Persönlichkeit?
Hat der Thread einen Bezug zum "Abdrehen", wie ich es vage definiere?
31.10.11, 20:02:36
Aku
Sowohl als auch, weshalb ich ebenfalls keinen konkreten Ansatz für diese interessante Thematik habe. Hast du einen Idee, wie man das klarer definieren und eingrenzen kann?
Hm .. die Frage, ob es die umgangssprachlichen "Persönlichkeitsveränderungen" wirklich gibt, ob die Persönlichkeit vergleichsweise "statisch" ist und in neuen, bislang nicht erlebten Situationen oder unter "anderen Bedingungen" einfach andere Facetten zeigt (ich weiß nicht so recht, wie ich das beschreiben soll), die (zumindest für Mitmenschen, teilweise auch für sich selbst) nicht mit dem übereinstimmen, was sie bislang (von der Person bzw. sich selbst) kennen? Hm ..
Vermutlich sollte man sich dabei auch Gedanken machen, inwieweit man zwischen zur Tage gelegten/beobachtete "Verhaltensweisen" und "Persönlichkeit" (die keineswegs viel miteinander zu tun haben brauchen, aber wohl gerne als Schlussfolgerung des einen zum anderen dienen) ... ?
Worauf genau beziehst du dich mit "Abdrehen"?
Sofern ich dich missverstanden habe, einfach darauf hinweisen.
31.10.11, 20:35:26
55555
An sich gehe ich davon aus, daß ein Mensch ein gewisses Wesen hat, das sich so auch nicht großartig ändert. Angewohnheiten können sich ändern, es kommt darauf an, was man meint. Unter Persönlichkeit verstehe ich schon etwas recht grundlegendes, z.B. keine Lieblingsspeisen, etc.
Kann sich die Persönlichkeit z.B. durch Bildung wandeln? Dadurch, daß ein Mensch Werte vermittelt bekommt und für sich annimmt?
Offenbar hattest du dich nicht auf die Abdrehproblematik bezogen, dann lassen wir das hier.
Vielleicht äußert sich ja noch jemand anderes.
31.10.11, 22:26:27
schuschu
Meiner Auffassung nach wird die Persönlichkeit unter anderem auch von Konditionierungen geprägt.Sei es im familiären , schulischen , bekannten Umfeld und einiges mehr.
Das hat meist nix mit der eigenen Wahrheit, mit dem wahren Wesen zu tun, mit der Uressenz.
Es sind Überzeugungen die man schon von ganz klein an übernimmt oder durch bestimmte Erfahrungen, meist ab dem Kleinkindalter, bestimmte Mechanismen entwickelt.
Ich stelle in meinem Umfeld fest, dass das Handeln und Denken auch die Emotionen zu bestimmten Situationen , meist mit Schlüsselerlebnissen in der Kindheit zu tun haben.
Auch Medikamenteneinnahme z.B. Psychopharmaka, Krankheiten z.B.Tumore am Gehirn und ähnliches könnten zu Persönlichkeitsveränderungen führen.
Ich weiss nicht in wie weit ich , zum Beispiel bei einem Tumor am Gehirn , auf die Persönlichkeitsveränderungen , einwirken kann.
Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich meine Persönlichkeit verändert hat und sich immer noch verändert.
Auslöser waren bestimmte Situationen, die mich sehr herausgefordert haben.
Als mir meine Mechanismen bewusst wurden und ich erkannt habe, dass ich entscheide ob ich diese weiterlebe oder einen "neuen Weg gehe" und die Situation in der ich stecke,neu beurteile, hat sich was verändert.Ich meine in meiner Persönlichkeit und dadurch auch im Umfeld.
Vielleicht müsste jeder für sich erstmal deffinieren, was Persönlichkeit für ihn bedeutet.
Das sind so meine eigenen Beobachtungen und ich bin interessiert, wie Ihr darüber denkt.
Ich kann nicht sehr gut formulieren und tue mir allgemein mit schreiben schwerer als mit reden
Aber ich versuche mein Bestes und bitte um Nachsicht.
Interessantes Thema, ich hoffe, dass mehr Leute zu diesem Thema schreiben. -Oben geschriebenes ist meine jetzige Ansicht durch eigene Beobachtungen- ich freue mich über neue Impulse dazu.
01.11.11, 02:16:10
PvdL
geändert von: PvdL - 03.11.11, 13:18:10
Es mag der körperliche Zustand die Stimmung beeinflussen, gewisse psychiatrische Erkrankungen mögen Stoffwechselprobleme als Ursache haben. Grundsätzlich halte ich es aber auch für verkehrt, zu stark das Bewußtsein des Menschen auf körperliche Dinge zurück zu führen. Das Wetter kann auch die Stimmung beeinflussen und doch ist der Mensch nicht ein Wetterhahn. Nur weil es Einflüsse gibt, heißt das noch lange nicht, daß es keine Eigenständigkeit gebe. Ich bin jedenfalls auch davon überzeugt, daß es sie gibt.
02.11.11, 00:53:51
Vendela
Ich würde zwischen Identität (persönliche Eigentümlichkeiten, die einen Menschen von anderen unterscheiden) und Persönlichkeit (nach außen sichtbare Eigenschaften) unterscheiden.
Man muss nicht jeden Teil seiner Persönlichkeit immer zeigen. In verschiedenen Situationen kann ein anderer Teil im Vordergrund stehen. Es wirkt dann, als hätte sich die Persönlichkeit verändert, obwohl eigentlich nur gerade eine andere Facette sichtbar ist.
02.11.11, 02:11:44
Fundevogel
Manchmal sagen wir von Tieren, dass sie eine eigene Persönlichkeit haben. Das durch Lesen Erworbene ist damit ausgeschlossen;). Was wir von diesen Tieren wahrnehmen ist, dass sie eine individuelle Art des Auftretens/Verhaltens zeigen, dass sie eine ureigene Art der Bewertung haben und einen eigenen Willen dokumentieren und ihn durchzusetzen versuchen...
Wir bestätigen dem jeweiligen Tier eine natürliche Veranlagung zur Freiheitlichkeit.
Pflanzenfreunde sagen das auch Pflanzen nach.
02.11.11, 07:33:19
55555
und Persönlichkeit (nach außen sichtbare Eigenschaften) unterscheiden.
Man muss nicht jeden Teil seiner Persönlichkeit immer zeigen.
Das wirkt auf mich widersprüchlich. Inwiefern ist Persönlichkeit "nach außen sichtbar", wenn nicht alle Teile immer gezeigt werden? Das legt so wie ich es verstehe nahe, daß es auch Teile geben könnte, die nie gezeigt würden. Zudem empfinde ich die Definitionen von Identität und Persönlichkeit als ziemlich ineinander verschwommen. Der angenommene Unterschied zwischen beidem wurde mir nicht gut klar.
@Fundevogel: Nur weil ein Wesen eine eigene Art hat scheint es mir daraus noch nicht den Schluß zu erlauben es gäbe eine Freiheitlichkeit. Diese Eigenart könnte ja auch determiniert sein.
02.11.11, 23:58:42
Vendela
Ich kenne die Begriffe bisher so, dass Identität die Eigenschaften umfasst, die man sich selbst zuordnet. Das können andere nicht direkt wissen, wenn man es ihnen nicht sagt.
Persönlichkeit ist die Summe der Eigenschaften, die für andere sichtbar sind, wenn z.B. aus dem beobachteten Verhalten auf Eigenschaften geschlossen wird. Von unterschiedlichen Personen kann die Persönlichkeit ganz anders eingeschätzt werden.
Beides greift ineinander. Es kann nur das sichtbar werden, was da ist. Aber das Gesehene kann falsch interpretiert werden.
Außerdem kommt es vor, dass Menschen in einer Situation ganz anders reagieren als in einer anderen Situation. Dann ist nicht jeder Teil der Persönlichkeit immer sichtbar, sondern in einer Situation ein Teil und in einer anderen Situation ein anderer Teil. Die Persönlichkeit verändert sich deshalb aber nicht, sondern man hat mehrere Möglichkeiten, wie man reagieren kann.
Es kann Verhaltensweisen (und Eigenschaften) geben, die man tun könnte, aber man macht es nie oder es wird von anderen nicht beobachtet. Grundsätzlich wäre es aber möglich, es zu tun, weil die Fähigkeit dazu vorhanden wäre. Das sind Teile der Persönlichkeit, die nie sichtbar (oder nie beobachtet) werden.
Kann aber auch sein, dass ich die Begriffe ganz falsch verstanden habe und sie eigentlich etwas ganz anderes bedeuten.
03.11.11, 01:55:09
drvaust
Ich verstehe unter Persönlichkeit die Gesamtheit der persönlichen Eigenschaften, charakterlich, körperlich, Gewohnheiten, Ausstrahlung usw.. Spezieller vielleicht die Wirkung auf Menschen.
Meiner Meinung nach verändert sich eine Persönlichkeit im Laufe des Lebens, besonders bevor sich die Persönlichkeit gefestigt hat (Kindheit). Persönlichkeitsveränderungen können durch Lernen und Erfahrung verursacht werden, durch prägende Erlebnisse und auch durch körperliche Veränderungen (Krankheit).
Wenn sich meine Persönlichkeit verändert, habe ich selten Probleme damit, das ist für mich eine Weiterentwicklung. Aber wenn sich die Umwelt verändert, stört mich das, da wird meine Ordnung gestört. Aber das muß ich tolerieren, manchmal ist das eine Verbesserung.
Meine Persönlichkeit hatte sich schon mehrmals teilweise verändert.
Meine erste größere Persönlichkeitsveränderung kam durch eine Kur, ich war ca. 6 Jahre alt und 8 Wochen alleine nur unter Fremden. Davor waren mir die fremden Menschen relativ egal, ich hielt mich fern und hatte selten Probleme. Aber bei der Kur hatte ich prägende Probleme mit den Menschen. Danach hatte ich Angst vor Menschen, traute den Menschen nicht.
Ungefähr in der 8. Klasse hatte ich mich wieder verändert. Da hatte ich es satt, immer auszuweichen und nachzugeben, der Prügelknabe zu sein, ängstlich zurückzuweichen usw.. Da hatte ich erstmals richtig zurückgeschlagen, und das gleich gründlich. Das gab mir Selbstbewußtsein, besonders als ich dann gefürchtet war, obwohl ich weiterhin sehr friedlich und ausweichend war. Aber ich wußte, ich kann zurückschlagen und mir Respekt verschaffen, und das gefiel mir. Danach konnte ich mich besser durchsetzen und Forderungen stellen.
In der Lehre ging es wieder abwärts, aber danach hatte ich viel über Menschen erfahren und lernte, mit Menschen umzugehen. Ich wurde im Prinzip erwachsen und trat anders auf. Durch mein Studium konnte ich mit neuen Menschen neu anfangen, ich verhielt mich anders und wurde anders behandelt.
Auch danach hatte sich meine Persönlichkeit immer wieder mal etwas verändert. Grundsätzlich bin ich immer noch ich, der Kern hat sich nicht verändert, aber vieles hat sich weiterentwickelt. Wenn ich Bekannte von früher treffe, wundern diese sich oft, wie ich mich verändert habe.
Auch die Menschen in meiner Umgebung haben ihre Persönlichkeit verändert. Vieles ist gleich geblieben, aber teilweise gab es erstaunliche Persönlichkeitsveränderungen. Der frühere starke bestimmende Anführer darf jetzt manchmal unterm Pantoffel seiner Frau hervorsehen. Das ängstliche Mauerblümchen leitet jetzt souverän und selbstsicher ein Werk.
Bei einigen Menschen habe ich 1990 eine erstaunliche Persönlichkeitsveränderung erlebt. Bzw. diese Menschen haben kaum eine eigene Persönlichkeit, die Umwelt bewirkt die 'Persönlichkeit', Opportunisten.
03.11.11, 13:20:21
PvdL
Ist es nicht -- streng genommen -- sogar so, daß jeder Tag, an dem man etwas Neues erlebt bzw erlernt, die Persönlichkeit geringfügig verändert? Man ist dann einfach nicht mehr derselbe, wie der Volksmund zu berichten weiß.