16.10.11, 21:57:25
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Der heutige Tatort schloß mal wieder das Thema Autismus ein, diesmal vor allem unter der Bezeichnung "Asperger". Negativklischees haben in der Umsetzung relativ wenig eine Rolle gespielt. Eher fragte ich mich schon, wieso das ein Aspie sein sollte, viele Grundzüge kamen in jeweiligen Situationen nicht zum Ausdruck, dennoch war die Darstellung wohl noch im Bereich des Möglichen. Dieser "Aspie" log die Polizei an und zeigte vielleicht etwas viele Mimikdetails. Reizbelastung als Aspekt konnte ich aufgrund dieser Darstellung so auch nicht erkennen, nur der Vater gab dies gewissermaßen gegenüber der Polizei an, als diese mit ihm sprechen wollte. Als es dann zu einem Gespräch kam war nicht erkennbar wieso das für ihn ein Problem gewesen sein sollte, aber das kann ja tatsächlich täuschen. Dann wäre er allerdings ein ziemlich guter Schauspieler gewesen. Das zutagetretende "Unwissen" wirkte auf mich eher aufgesetzt.
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18.10.11, 21:38:25
PvdL
geändert von: PvdL - 18.10.11, 21:40:23
Vieleicht wird ja auch bewußt ein wenig mit der AS-Unsicherheit gespielt. Wenn die zugrundeliegende Überzeugung nämlich die ist, daß AS eigentlich nur wieder so ein neumodischer Diagnose-Mumpitz ist und diese Rotzgören von angeblichen AS-Kindern einfach nur mal richtig verprügelt gehörten, so wie das früher (zu Führers Zeiten) war, dann ist das genze dahingehend plausibel, daß dem Fernsehzuschauer gezeigt werden soll, daß diese Kinder eigentlich ganz normal sind und ihre Eltern und schließlich die Gesellschaft nur rücksichtslos ausnutzen. Ja, ausgehend von Deiner Schilderung scheint es mir ganz so, als würde damit -- in oben geschilderter Weise -- gegen das Asperger-Syndrom als solches Propaganda betrieben.
18.10.11, 23:50:35
PvdL
Nachdem ich mir den Film angeschaut habe, habe ich folgende Meinung dazu: Der fragliche Bub wirkt zwar etwas schüchtern, aber ansonsten völlig normal (auf mich). Es wird zwar eine Zeit lag der Verdacht auf ihn gelenkt, Morde begangen zu haben, aber verhaftet wird er nicht. Wenn er denn tatsächlich Aspie ist, dann wohl nur sehr leicht ausgeprägt. Viel eher scheint er unter der Dominanz der Filmvaters zu leiden. Wenn man vorher nicht wußte was das Asperger-Syndrom ist, dann hat man aus dieser Tatortfolge bestenfalls gelernt, daß ein betroffener zwar vielleicht schüchtern und uselbständig ist, aber kein Mörder. Trotzdem finde ich es grundsätzlich problematisch, wenn Dispositionen welcher Art auch immer in Spielfilmen verwendet werden, weil es bei manchen schon ein Bild prägt, das die betreffenden unter Umständen auch noch für repräsentativ halten.
19.10.11, 02:16:31
Vendela
Das finde ich auch, vor allem wenn die Disposition für den Handlungsablauf kaum relevant ist und auch sonst nichts weiter dazu erklärt / gezeigt wird. Vielleicht wussten Drehbuchautor/Schauspieler zu wenig darüber, um die Rolle besser schreiben / spielen zu können.
Etwas gewundert hab ich mich über die Beschreibung. Da heißt es: "Susanne und Ferry lieben einander und haben beschlossen, ihr Leben gemeinsam anzupacken, obwohl Ferry durch seinen Autismus gehandicapt ist." Was mit dem letzte Halbsatz wohl gemeint ist?