Ohne für mich erkennbaren Anlaß ein solcher Artikel aktuell in der SZ - ein Schelm wer ...
Zitat:
In der kleinen oberbayerischen Ortschaft Hammerau saß irgendwann im Jahre 1949 eine kleine Gesellschaft am runden Tisch feierlich beisammen. Unter ihnen weilte auch der Alois Irlmaier, genannt Aloisl. Ein relativ unscheinbarer, mittelgroßer Mann in den Fünfzigern. Schon seit einer Weile starrte dieser einen der anwesenden Gäste an, einen pensionierten Oberst, der sich davon leicht irritiert zeigte und sein Glas hob, um gönnerhaft zu sagen: "Na denn, Irlmaier, wollen wir auch auf Ihr Wohl trinken!" Alois Irlmaier erwiderte eisig: "Mach koane Meis, in drei Tag lebst nimmer!"
Der Oberst amüsierte sich nur darüber, schließlich befinde er sich in seinen besten Jahren. Drei Tage später, fast auf die Stunde genau, traf den Oberst ein tödlicher Schlaganfall.
Erzählungen wie diese über Irlmaier, der als Seher von Freilassing bekannt wurde, findet man zuhauf. Mit der Vielzahl von persönlichen Erlebnisberichten, Zeitungsartikeln, Gerichtsprotokollen, Polizeiberichten und Regierungsschreiben lässt sich die Irlmaier-Legende erstaunlich gut nachzeichnen. Sie liest sich nicht sonderlich anders als ein Superheldencomic marvelscher Prägung.
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Die Trefferquote seiner Vorhersagen ist - wenn man den zahlreichen Berichten Glauben schenkt - recht eindrucksvoll. Neben kleineren privaten Vorhersagen soll Irlmaier etwa Verbrechen aufgeklärt, die Orte von Bombeneinschlägen vorausgesagt und bei der Suche nach Vermissten geholfen haben. Großes Aufsehen erregte Irlmaier, als das Amtsgericht Laufen ihn 1947 vom Vorwurf der Gaukelei freisprach.
So ist es in den Prozessakten des Staatsarchivs München nachzulesen. Der Richter habe nach allen Zeugenvernehmungen die seherischen Fähigkeiten des Angeklagten auf die Probe stellen wollen. Irlmaier habe dann behauptet, dass die Frau des Richters in einem roten Kleid daheim säße und ein Mann bei ihr sei. Nachdem der Richter sich erkundigen ließ und von der Richtigkeit der Aussage überzeugt war, begründete er sein Urteil wie folgt: "Die Vernehmung der Zeugen hat so verblüffende Zeugnisse über die Sehergabe des Angeklagten erbracht, dass dieser nicht als Gaukler bezeichnet werden kann."
Irlmaier, der selbst praktizierender Katholik war, hatte sich über die Jahre die Feindschaft der örtlichen Kirchenvertreter zugezogen. Ein katholischer Pfarrer hatte ein Jahr vor dem "Gaukler-Prozess" einen Beschwerdebrief an die Bezirkspolizeibehörde in Laufen geschickt, worin er darum bat, dem "Volksbetrug" mittels eines alten bayerischen Gesetzes gegen Gaukelei (das war noch bis 1953 noch in Kraft) einzudämmen, denn dass ein Mensch die Gabe des Hellsehens besitzen könne, hielt er aus Glaubensgründen für "gänzlich ausgeschlossen". [Da frage ich mich wieder, wie solche Leute eigentlich Pfarrer werden können, die offensichtlich kaum eine Ahnung davon haben, was in der Bibel drinsteht.]
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Zugleich sprach sich herum, dass sogar Altkanzler Konrad Adenauer den Hellseher mehrfach in die Bühlerhöhe, ein Luxushotel im Schwarzwald, eingeladen habe, wo er ihn und mindestens eine weitere Hellseherin ausgefragt habe. Worüber sie sprachen? "Na, des musst versteh', des darf i nit sagn", soll Irlmaier auf die Nachfrage eines Bekannten gesagt haben.
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"Irlmaier hätte reich werden können, wenn er für seine Vorhersagen Geld verlangt hätte, aber er lehnte immer ab", sagt Loy. Einmal habe ihn der Hellseher daheim besucht. Nachdem sich Irlmaier das Haus angeschaut hatte, habe er gesagt, dass sie im nächsten großen Krieg nicht davon laufen müssten, allerdings einen Vorrat für drei Wochen anlegen sollten.
Reinhard Loy glaubt fest, dass sich die Prophezeiungen Irlmaiers erfüllen, und er hat sich vorbereitet. Wenn es so weit ist, werde er die Fenster seines Hauses mit schwarzem Papier bekleben und abdichten. Denn nach dem Chaos folgt der Prophezeiung nach eine dreitägige Finsternis. In dieser Zeit solle man nicht fliehen, sondern warten, bis der "Saustall" vorbei ist.
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Auf diversen Internetseiten haben einige Irlmaier-Jünger sogar Listen erstellt und auf Landkarten sichere und unsichere Gebiete eingezeichnet. In München, Landshut, Lindau am Bodensee, im Osten des bayerischen Alpenraumes, im Allgäu und Pfaffenwinkel und in der Region zwischen Untersberg bis Wendelstein sei man trotz einiger bürgerkriegsähnlicher Unruhen relativ sicher, soll Irlmaier angekündigt haben. Dagegen seien die Städte Passau, Regensburg, Nürnberg und Landau an der Isar in großer Gefahr.