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Selbstüberschätzung

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16.09.11, 09:10:27

55555

Wie steht es bei Autisten mit dier hier als gesellschaftlich wohl nützlich eingestuften "Selbstüberschätzung"? Haben Autisten weniger Erfolg in dieser Gesellschaft, weil sie sich nicht so verhalten?
Zitat:
Psychologen untersuchen das Phänomen der geschönten Selbstwahrnehmung schon seit längerem - und haben es bis heute nur teilweise verstanden. Wie kommt es beispielsweise, dass 94 Prozent der College-Lehrer in den USA glauben, dass sie überdurchschnittlich gute Pädagogen sind? Oder dass bei einer Umfrage unter einer Million US-Schülern 70 Prozent sich als überdurchschnittlich gut einstufen? Und nur zwei Prozent als unterdurchschnittlich? Besteht die Menschheit nur aus Überfliegern?

[...]

"Unsere Analyse zeigt, dass sich Selbstüberschätzung gegenüber einer realistischen Selbstanalyse oft durchsetzt", schreiben die Forscher. Zu erklären sei dies damit, dass Menschen mit einem übergroßen Selbstbewusstsein selbst dann noch Ansprüche auf eine Ressource anmeldeten, wenn sie in einem Kampf eigentlich verlieren würden. Ihre stärkeren, aber vorsichtigeren Rivalen verzichteten jedoch auf ihren Anspruch, so dass der eigentlich Schwächere, aber Selbstbewusstere gewinne. Außerdem verhindere die Selbstüberschätzung, dass Menschen Auseinandersetzungen aus dem Weg gingen, die sie mit Sicherheit gewinnen würden.

Mit ihrem Selektionsmodell geben Fowler und Johnson der Forscherdebatte um den Nutzen der Selbstüberschätzung eine neue, interessante Richtung. Die bisherigen Erklärungen klingen jedoch nach wie vor überzeugend. Die Selbstüberschätzung könnte sich, so eine Hypothese, trotz der kostspieligen Rückschläge - siehe Finanzkrise - auszahlen, weil sie Menschen ehrgeiziger, mutiger und widerstandsfähiger macht. Oder, so lautet eine andere Hypothese, Selbstüberschätzung funktioniere wie eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Quelle

Was mir zudem auffällt:

Toll wie man auf einmal eine fragwürdige Eigenschaft nicht pathologisiert, weil man sich ernsthaft Gedanken um ihre Einordnung macht. Das könnte man wenn man wollte wohl bei Autismus ebenso tun.

Offenbar ist dem Autor nicht eingefallen, daß es durchaus richtig sein könnte, wenn 95% einer Gruppe sich als überdurchschnittlich einschätzen - nämlich wenn sie verschiedene Bewertungsmaßstäbe verfolgen?
16.09.11, 16:23:50

Gabi

Na ja das alte sprichwort .. der klügere gibt nach ... dafür müssen nicht erst forschungsgelder ausgegeben werden ... L.G.Gabi
16.09.11, 21:44:21

Fundevogel

Ich habe die hohe Selbstbewertung oder auch Selbstüberschätzung bei Lehrkräften bisher darauf zurück geführt, dass sie in den Kindern und Eltern, die auf gewisse Weise von ihnen abhängig sind, keine echte Opposition haben, weil Abhängige Repressalien fürchten müssen. Ich meine da auch eine Abstufung festzustellen, dass die Lehrkräfte an angesehenen Schulen dies in höherem Maße tun, weil ihnen noch weniger die Wahrheit gesagt wird, als an den Schulen in denen Schüler und Eltern eh nichts zu verlieren haben?

Die Blender haben in der Wirtschafts- und Bankenwelt nur so lange Bedeutung, solange ihre mangelnde Kompetenz nicht auffällt und man sich glänzende Fassaden leisten kann. In Zeiten, in denen der Gürtel enger geschnallt werden muss, fallen die Fachleute, die sich mehr mit ihrem Fach als mit der Außenwirkung beschäftigen, wieder in die Waagschale.

In der Natur fallen die Wesen, die ein lautes und farbenprächtiges Gebalze an den Tag legen, am ehesten auf, aber meine Hypothese ist, dass die Weibchen sie zur Fortpflanzung nicht wegen des Krachs und des Glanzes aussuchen sondern nach dem Tonfall und ihrer Ausdauer
... zum Anführer eines tierischen Sozialverbundes werden ganz selten die Krieger oder die Paradiesvögel sondern die Klugen und Vorausschauenden gewählt?

Ich glaube, dass sich viele selbst überschätzen, um andere abzuschrecken: "Ich bin so schlau, versuchs erst garnicht mich zu fordern, weil du eh gewinnst.";)
14.04.12, 06:03:55

Aku

geändert von: Aku - 14.04.12, 06:09:41

Das große Problem bei akkurater Selbsteinschätzung ist nicht allein, dass der Mensch dazu tendiert, sich selbst zu täuschen. Denn es erfordert außerdem ein gewisses Maß an Kompetenz und Verständnis, um die eigene Unzulänglichkeiten zu erkennen.

Selbstbewusstsein begründet sich oft nur auf Ignoranz und/oder fehlende Selbstreflexion.

15.04.12, 01:31:53

Hans

Zitat von Gabi:
Na ja das alte sprichwort .. der klügere gibt nach ... dafür müssen nicht erst forschungsgelder ausgegeben werden ... L.G.Gabi

Wenn die Klügeren immer nur nachgeben,
beherrschen bald Schwachköpfe die Welt.
15.04.12, 03:17:45

frontdoor

Der Klügere gibt solange nach bis er der Dumme ist.
15.04.12, 03:25:50

Hans

gefällt mir ;)
15.04.12, 16:03:09

Aku

"Erfolg aufgrund von Ignoranz" ist also ein Synonym für "Durchsetzungsvermögen"?
15.04.12, 20:24:36

PvdL

Bereits die alten Griechen wußte um die Bedeutung von Selbsterkenntnis. Zwar mag es "gut fürs Ego" sein, sich selbst zu überschätzen, ein Anreiz, sich selbst zu verbessern, kann es jedoch nicht sein. Da jedoch Selbstunterschätzer in der Regel unter ihrem Niveau leben, ist es tatsächlich das beste, sich richtig einzuschätzen. Daher die Forderung: "Erkenne Dich selbst!"
 
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