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Bitte helft mir :(

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13.09.11, 09:07:30

payaniva

Hallo,

ich weiß nicht was ich tun soll, unser Kater hat sich letzte Woche vergiftet, er ist stationär aber die TÄ hat mir gestern gesagt ich soll die Kinder nun darauf vorbereiten das er nicht wieder kommt, er ist ganz schwach :(

Hab heute morgen mit der Autistenhilfe telefoniert, sie sagt ich soll P mit nehmen wenn es soweit kommen sollte, den kater haben wir von klein an und der hat von klein an immer bei P mit geschlafen und auch auch tagsüber sich bei P aufgehalten. P sagte immer Lenny ist sein bester Freund, Lenny ist der Kater :(
Gestern habe ich ihm dann schon gesagt das es Lenny sehr sehr schlecht geht und er schrie gestern schon rum: NEIN, mein bester Freund darf nicht gehen !
Einerseite denke ich auch es ist vielleicht gut, wenn er ihn nochmal sieht und dann auch sieht wie schlecht es Lenny geht und sich verabschieden kann, anderseits weiß ich nicht wie er das verkraftet, wir mussten noch nie ein tier in den Tod begeleiten. :(

Was soll ich tun ? Es ist so eine schreckliche Situation :(
13.09.11, 09:49:24

starke Dame

geändert von: starke Dame - 13.09.11, 09:51:18

Hallo Payaniva,


das Problem ist, er wird es so viel besser begreifen können und dann zwar heftig reagieren, doch auch die Situation besser verarbeiten.

Ich denke es ist besser wenn er sieht wie sehr der Kater leidet, dass er sterben wird und ihn auch als Freund bei seinem letzten Gang hilft.

Dann kannst du zusammen mit P. das Grab gestalten.

Genauso könnt ihr in der Wohnung ein schönes Regal herrichten, mit einen schönem Bild, dem lieblingsspielzeug und dem Futternapf.

Manchmal finden Kinder besser Wege etwas zu verarbeiten, er wird selber entscheiden, ob er bei Lenny sein will oder im Nebenzimmer wartet.


Später, wenn ihr alles etwas verarbeitet habt, könnte man ja zum Tierheim gehen und eine Katze suchen, die ganz traurig ist, weil ihr Freund (der damalige Besitzer) gestorben ist. Vielleicht könnten sich dann P. und die neue traurige Katze sich gegenseitig helfen.
13.09.11, 09:59:12

55555

Frag ihn rechtzeitig ob er mit will, wenn er das will nimm ihn mit, wenn nicht dann nicht.
13.09.11, 10:05:22

payaniva

Ich hab ihn gefragt, er will mit, aber als ich sein Zimmer verließ, hörte ich wie er sagte, nein der darf nicht gehen, er redet ja oft mit sich selber, das tut er jetzt auch die ganze zeit. Mir hat er gesagt er lässt ihn dann in den Himmel gehen, wenn es heute so sein sollte.

Ich werde ihn mit nehmen und hoffe das beste :(
13.09.11, 12:46:58

Hans

Wir haben einige Katzenbeerdigungen gehabt, seit ich neun war,
es ist wirklich eine wichtige Erfahrung,
enthalte sie ihm nicht vor.
13.09.11, 13:06:18

PvdL

Ich habe mal eine Geschichte gelesen, in dem es um einen Todesfall eines Haustieres ging. Es war ein geliebter Fisch aus dem Aquarium gehüpft und gestorben. Die Trauer war zunächst sehr groß, aber dann sagte ein Erwachsener (Onkel oder Tante?) folgendes:

Lieben heißt loslassen können.
13.09.11, 15:15:51

Fundevogel

Mein Sohn wollte beim Einschläfern unseres Hundes dabei sein und danach mit dem toten Tier den ganzen Nachmittag allein sein. Er hat eine lange Zeit dabei gesessen und sich verabschiedet, dann hat er ein tiefes Loch im Garten gegraben, den Hund hinein gelegt, ist in den Wald gegangen, um einen großen flachen Stein zu suchen und diesen dann auf das zugeworfene Loch gelegt.
Wir gehen auch heute immer wieder einmal zu dieser Steinplatte (jeder für sich), um uns zu erinnern.

13.09.11, 15:53:36

wolfskind

es gibt auch bilderbücher zum thema tod,
ich habe aus bilderbüchern viel lernen können.

ist es der kater auf dem profilbild?
13.09.11, 16:06:07

lächeln

Es kommt auch auf das Alter des Kindes an. Ganz kleine Kinder
(nichtautistische) begreifen z.B. nicht, wenn der Mensch
beerdigt wird. Deswegen soll man sie zur Beerdigung nicht
mitnehmen. Jede Altersstufe trauert anders und man muss sich
genau überlegen, wie man es kommuniziert.

Malen kann helfen, einen Brief mitgeben, einen Wunsch z.B.
aufmalen oder aufschreiben und verbrennen oder mitbegraben.

Alles Liebe
14.09.11, 00:53:53

drvaust

Ich denke, der Verlust des vertrauten Freundes, des festen Teils der Umwelt, wird für einen Autisten am schlimmsten sein. Das Sterben an sich weniger, wenn das verständlich ist. Da ist eine gute Erklärung wichtig, und das Erlebnis der Sterbebegleitung, um den Vorgang zu begreifen. Zum Leben gehört das Sterben, irgendwann, früher oder später, ist es so weit, besonders wenn es eine Erlösung ist.
Ich wollte als Kind (jetzt auch noch) alles wissen und verstehen. Als mein Meerschweinchen plötzlich und unerwartet gestorben war, plötzlich verschwunden, war das für mich schlimm. Ich sollte nicht mit so schlimmen Sachen wie Tod konfrontiert werden, aber der plötzliche Verlust war für mich schlimmer. Die Beerdigung und die Trauer am Grab hatte mir geholfen.
Meine Tanzmäuse später, mehr als 20, hatte ich immer aufgebahrt, Totenwache und dann beerdigt. Das half mir beim Abschied.
Zitat von starke Dame:
Später, wenn ihr alles etwas verarbeitet habt, könnte man ja zum Tierheim gehen und eine Katze suchen, die ganz traurig ist, weil ihr Freund (der damalige Besitzer) gestorben ist. Vielleicht könnten sich dann P. und die neue traurige Katze sich gegenseitig helfen.
Das finde ich gut, eine gute Idee.
Aber nicht als Ersatz, für einen guten Freund gibt es keinen Ersatz, der ist einmalig. Es könnte nur einen neuen, anderen, Freund geben. Als ich, nachdem mein Meerschweinchen gestorben war, ein neues Meerschweinchen als Ersatz bekommen sollte, war ich entsetzt.

Aber Achtung, Tierärzte dürfen tote Tiere nicht herausgeben (machen es manchmal doch). Nicht von Beerdigung sprechen, wenn es dann nicht geht. Meinem Bruder war seine Ratte im Wartezimmer gestorben. Der Tierarzt hatte dann den Tod festgestellt und danach gefragt, ob mein Bruder das Tier mitnehmen will. Mein Bruder hatte seine Ratte wieder mitgenommen und offiziell lebte das Tier noch.
14.09.11, 09:39:51

lächeln

Ein Mädchen (6 Jahre alt) in der Schule hatte auf traumatische
Weise den Hasen verloren. Dies Erlebnis lag lange zurück.
Immer wieder hat sie mir davon erzählt. Eines Tages saßen wir
gemütlich auf dem Sofa, da kam das wieder raus. Sie hat
geweint. Dann habe ich sie malen lassen, es war ein sehr
positives Bild. Da der Hase ja tot war, haben wir diesen
Brief begraben. In einer "stillen Stunde" (Schulpause) haben
wir einen Platz auf dem Schulhof gesucht, es gab ein
Blumenbeet. Ich machte den Vorschlag und sie suchte die
Stelle aus (bei einer Blume). Dann hatte ich den Eindruck,
dass sie freudiger war. Öfter ging sie zu der Stelle und
manchmal ging ich mit dahin.
:)
14.09.11, 19:17:12

Bicycle

Ich hab den Tod irgendwie schon immer aus der spirituellen Sicht gesehen. Somit hab ich das nicht als schlimm empfunden, wenn eine Person/ein Tier gestorben ist. Es war eher ein leichtes Trauern nach den materiellen Körper, aber auch nicht stark.

Der Satz "Lieben heißt loslassen können." den PvdL schrieb, find ich da ganz passend.

Aber jeder hat da seine eigene Methode mit den Tod klar zu kommen. Manche tanzen, manche erinnern sich an "damals", manche hängen überall Bilder auf, manche fallen erstmal in ein Loch usw.

Wenn jemand gestorben ist, hat mir meine Mutter das ganz direkt gesagt, ohne irgendwas herum zu reden.
Anschließend haben wir manchmal noch darüber geredet, wie z.B. die Person/das Tier gestorben ist oder so etwas eben.

Aber eigentlich war das für mich schnell abgeschlossen und ab da war die Person/das Tier halt dann nur noch in meinen Gedanken. Wechselt ja nur die "Ebene" :))
 
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