26.08.11, 22:39:58
Gast
geändert von: [55555] - 28.08.11, 13:59:26
[Ausgelagert von hier da ein eigenes Thema zu entstehen schien, mfg [55555]]
Ich arbeite seit ca 2 Jahren als Fachkraft für berufliche Rehabilitation in einem Arbeitsbereich einer WfbM, in dem 15 Menschen mit einer Störung aus dem autistischen Formenkreis arbeiten. Die Frage nach einem optimalen Arbeitsplatz finde ich daher sehr interessant. Bei uns befinden sich hauptsächlich Menschen mit frühkindlichem Autismus. Wir arbeite nach dem TEACCH-Konzept und daher hat Jeder einen individuellen Tagesplan, der abgearbeitet wird. Ich beobachte, dass diese zeitliche, räumliche und inhaltliche Struktur die Arbeit stark erleichtert und Sie Ihnen Sicherheit gibt. Leider haben wir dort nicht ausreichend Platz, um Jedem einen eigenen Raum zur Verfügung zu stellen. Wir haben jedoch jeden Arbeitsplatz voneinander abgetrennt (Regale mit weißen Leinentüchern bespannt) um möglichst viele Reize zu reduzieren.Auch Kopfhörer stehen zur Verfügung. Ich denke, dass sich unserer Arbeitsbereich für vorallem für Menschen mit stark ausgeprägtem Autismus gut eignet, bin jedoch auf der Suche nach neuen Anregungen von Betroffenen.
26.08.11, 22:48:42
55555
Wie setzt ihr konkreter diesen Ansatz um?
28.08.11, 12:27:16
Gast
Da, die bei uns arbeitenden Autisten sehr individuell sind, ist auch die Umsetzung jeweils anders.
Generell habe fast alle einen Tagesplan, der abgearbeitet wird.Meist umfasst der Plan einen Zeitraum vom "Arbeitsbeginn" bis zum "Frühstück", "Frühstück"-"Mittagessen", "Mittagessen"-"Arbeitsende"!Er wird in welcher Fom auch immer (anhand Objekte,Schrift,Piktogramme,...)je nach Stärke des Beschäftigten visuell dargeboten. Er umfasst eine Strukturierung des Raumes,der Zeit, der Aktivitäten.
Inhaltlich gibt der Plan Auskunft darüber wann welche Arbeit dran ist ud wann Pausenzeiten oder Essenszeiten o. sonstige beliebige Aktivitäten. In der Regel geben die Fachkräfte den Beschäftigten ein Symbol (Karte,...), woraufhin Sie die Arbeit begnnen. Sie gehen zu ihrem Plan und "checken" z.B. die Karte irgendwo ein. Nehmen z.B. ein Piktogramm ihres Plans ab und gehen dann zum Arbeitsplatz.
Der Arbeitsplatz ist ebenso stark vorstrukturiert. Die Art der Arbeit, die Menge sind vorgegeben. Wann die Arbeit beendet ist, zeigt Ihnen ein weiteres Folgesymbol (Karte), mit dem Sie dann erneut zum Plan gehen ud schaue, was als nächstes dran ist.
Das klingt Alles manchmal sehr einengend, da man schnell denkt, dass es keine Flexibilität zulässt. Der Plan gibt Ihnen allerdings Überblick und viel Sicherheit, innerhalb dessen Rahmen es Ihnen überhaupt möglich wird flexibler zu handeln.
Ansonsten achten wir natürlich darauf, dass möglichst das Umfeld so strukturiert ist, dass sich Jeder wohlfühlt. Jeder hat einen eigenen Rückzusort (Pausenplatz o.ä.), der individuell eingerichtet ist und Schutz bietet. Viel erreichen wir durch Sichtschutzwände und andere Mittel, um Reize zu reduzieren. Wir arbeiten mit einem Bezugsmitarbeitersystem. Am Anfang des Tages teilen wir uns gegenseitig auf, wer für welchen Beschäftigten an diesem Tag zuständig sein wird. So haben Sie einen konkreten Ansprechpartner, der Sie durch den Tag begleitet. Wechseln tun wir, damit es zu keinen zu starken Routinen oder zwangshafte Verhaltensweisen kommt.
28.08.11, 13:35:16
Leah
Zitat:
Am Anfang des Tages teilen wir uns gegenseitig auf, wer für welchen Beschäftigten an diesem Tag zuständig sein wird. So haben Sie einen konkreten Ansprechpartner, der Sie durch den Tag begleitet. Wechseln tun wir, damit es zu keinen zu starken Routinen oder zwangshafte Verhaltensweisen kommt.
Konntet ihr das beobachten, dass es
ohne täglichen Wechsel des Ansprechpartners zu starken Routinen oder zwangshafte Verhaltensweisen kommt?
Das kann ich mir nur für den Fall vorstellen, dass der Beschäftigte nicht mit dem Ansprechpartner klarkommt. Sonst wäre doch ein gleichbleibender Ansprechpartner sicher zu bervorzugen?
28.08.11, 13:50:11
55555
Und wer erstellt diese Tagespläne?
02.09.11, 18:47:37
Gast
Ja wir konnten es bei einigen wirklich beobachten. Sicherlich ist es für Einige nicht unbedingt nötig und ich kann mir auch vorstellen, dass es für Einige auch mehr Sicherheit geben würde, einen gleichbleibenden Ansprechpartner zu haben. Danke für den Denkanstoß! Dazu muss man vielleicht auch noch sagen, dass wir manchmal auch ein paar Tage lang den selben Klienten behalten. Unser Gedanke dabei ist auch, dass die Realität wiedergespiegelt werden soll. Es passiert immer, dass mal ein Mitarbeiter im Urlaub oder krank ist. Auch Mitarbeiterwechsel gibt es. Ist man auf eine Person zu fixiert kann das dann zu Schwierigkeiten kommen. Zugegebenerweise ist es auch eine Abwechslung für uns Mitarbeiter, da unsere Klienten wirklich anstrengend sein können. So wollen wir auch sichern, dass wir Ihnen möglichst oft gerecht werden und nicht vielleicht mal "genervt" wirken und nicht gut auf Sie eingehen können.
Abgesehen von den Verteilungen am Morgen hat jeder Autist eine feste Bezugsperson bei uns, die in Kontakt mit den Wohnbereichen stehen und die nicht wechseln.
Die Tagespläne werden von uns Mitarbeitern erstellt. Wenn die Beschäftigten dazu in der Lage sind selbst über ihren Plan zu bestimmen sind Sie es dann natürlich, die mit unserer Hilfe die Pläne erstellen. Meist sind es Klettpläne oder Piktogramme, die an Aufhägungen befestigt sind. Schwer zu erklären. Kann man hier auch Bilder hineinstellen?Dann könnte ich Euch einal einige Beispiele zeigen!?
04.09.11, 21:31:34
drvaust
... Kann man hier auch Bilder hineinstellen?
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