Ich bin verwirrt....mein Mann ein Asperger
16.08.11, 09:00:46
FRAUundMUTTER
Hallo liebe Forengemeinde,
mein Mann und ich haben eine gemeinsame Tochter von 8 Monaten.
Schon oft in den letzten 7 Jahren habe ich gedacht: Das ist doch nicht normal! Mein Mann machte auf mich zwar den Eindruck, als wolle er mich verstehen, aber es klappte nicht. Ich hielt meinen Mann langsam für völlig beratungsresistent,. aber wir hatten unseren Weg gefunden, damit umzugehen. Nun haben wir ein Kind und dieser aus meiner Sicht fehlende emotionale Tiefgang tut mir plötzlich weh, da es nicht mehr nur um mich geht. Meinem Mann ist es irgendwie nicht möglich die Bedürfnisse unserer Tochter zu erkennen, sondern er wendet immer einen meiner Tipps an, egal ob sie zur Situation passen oder nicht.
Wir haben ein offenes Verhältnis und gestern habe ich ihm eröffnet, daß ich glaube, daß er zwar will, aber nicht kann. (z.B. erspüren was jemand anderes gerade braucht) und ihm eine Internetseite zum Thema Asperger gezeigt. Er hat dann diverse Tests gemacht und die Ergebnisse waren recht eindeutig.
Ich denke eine offizielle Diagnose wird er nicht anstreben, da er privat-versichert ist und dann ja nie mehr die Kasse wechseln könnte. Zumal es ja eigentlich nichts ändern würde.
Was können wir tun um es uns allen etwas leichter zu machen? Ich habe auch diese Tests gemacht und bin was das emotionale angeht das krasse Gegenteil von ihm, was die Sache nicht unbedingt vereinfacht.
Wie kann ich lernen damit umzugehen, daß er nicht in der Lage ist sich in andere hineinzuversetzen.
Was kann er seiner Tochter geben, wovon ich vielleicht gar keine Ahnung habe? Er liest ihr auf Latein vor, weil er meint, daß sie so später leichter italienisch usw. lernt! Er versteht nicht, daß sie nicht schneller lernt, wenn er 300 Lernschrittte weiter mit ihr einsteigt. Mich macht das manchmal ziemlich wahnsinnig, aber ich würde ihm so gerne helfen, mit mir zusammen einen für uns alle guten Weg zu finden.
Bin für Tipps sehr dankabr!
Eine liebende Ehefrau!
16.08.11, 09:29:34
55555
Mein Mann machte auf mich zwar den Eindruck, als wolle er mich verstehen, aber es klappte nicht. Ich hielt meinen Mann langsam für völlig beratungsresistent,.
Kannst du beispielhaft solche Situationen möglichst neutral und unvorinterpretiert beschreiben?
Zitat:
Meinem Mann ist es irgendwie nicht möglich die Bedürfnisse unserer Tochter zu erkennen,
Wie kommst du zu dieser Einschätzung?
Zitat:
Wie kann ich lernen damit umzugehen, daß er nicht in der Lage ist sich in andere hineinzuversetzen.
Wenn er Autist sein sollte, was gut sein kann, stimmt das so nicht, auch wenn es öfters so dargestellt wird.
Zitat:
Er liest ihr auf Latein vor, weil er meint, daß sie so später leichter italienisch usw. lernt! Er versteht nicht, daß sie nicht schneller lernt, wenn er 300 Lernschrittte weiter mit ihr einsteigt. Mich macht das manchmal ziemlich wahnsinnig,
Das finde ich interessant. Dich macht es wahnsinnig? Wieso? Ich finde es ziemlich wahrscheinlich, daß dein Mann mit seiner Vermutung Recht hat, manche Leute machen sowas sogar vor der Geburt.
16.08.11, 09:54:32
FRAUundMUTTER
Ich kann das mit den vielen Zitaten leider nicht, deshalb antworte ich in einem durch. Hoffe das istv ok.
Ich habe ein Problem mit krperlichen Grenzen, das heißt ich reagiere ausgesprochen allergisch auf ein fortführen einer Umarmung, obwohl ich mich bereits wehre.
Ich habe meinem Mann sehr oft erklärt, daß ich das nicht aushalte und er mich doch bitte loslassen soll, wenn ich ihn wegschiebe. Er hat immer gesagt, er versucht es, aber das Problem haben wir seit 7 JAhren.
Daß er nicht die Bedürfnisse unserer Tochter versteht, mache ich daran fest, daß er wewnn sie unzufrieden ist, aus meiner Sicht willkürlich etwas macht, was ich ihm einmal gesagt habe.
Beispiel: Ich habe ihm mal gesagt, daß sie manchmal einfach nur schmusen mag und nicht wüst spielen. Ein paar Wochen später hatte die Kleine Mittagsschlaf gehalten und war nun voller Tatendrang. Er nahm, sie eng an sie und sagte, komm wie kuscheln jetzt. Er konnte nicht verstehen, daß sie das jetzt nicht mochte, schließlich hatte ich ihm das doch mal ans Herz gelegt.
Dieses in jemanden hineinversetzen macht bei ihm aber einen sehr rationalen Eindruck. Er versucht verstandemäßig zu verstehen was in dem anderen vor sich geht, aber er kann das nicht fühlen, was er auch selber sagt.
Dieses Vorlesen auf Latein selber macht mich nicht wahnsinnig, sondern daß ich ihm nicht begreiflioch machen kann, daß ein Kind Schritt für Schritt lernen muß. Und eine Sprache lernt ma im Kontext von Bildern oder Handlungen die immer wieder mit dem gleichen Wort zusammen treffen. Das Vorlesen in lateinischer Sprache ist mehr eine Berieselung wie instrumentale Musik (was ja gut ist) aber eben nicht lehrreich. Das heißt ich finde es schön, wenn er sich mit ihr beschäftigt und von mir aus lateinische Bücher vorliest, aber ich versuche ihm zu erklären, daß er ihr am meisten beibringen kann, wenn er sich im Umfeld dessen bewegt, was sie schon kann oder versteht, da es ihm sehr wichtig ist ihr etwas beizubringen.
16.08.11, 10:02:00
55555
Ich finde es gerade faszinierend, daß du meinen letzten Satz offenbar völlig ignoriert hast. Läuft das bei euch zuhause auch so ab?
Wenn er deine Ratschläge nicht "korrekt" durchführt wäre es vielleicht ein Schritt ihm zu sagen, daß es falsch war ihn verbiegen zu wollen und, daß er auf seine eigene Intuition achten sollte?
16.08.11, 10:24:56
FRAUundMUTTER
Ich habe Deinen letzten Satz nicht ignoriert. Nur habe ich dazu nichts zu schreiben, da es ja sein kann, daß manche Menschen ihren Kindern vor der Geburt vorslesen, in welcher Sprache auch immer, allerdings weniger um ihnen etwas beizubringen, sondern vielmehr um sich mit dem Ungeborenen zu befassen und es die Stimme hören zu lassen.
Ich habe kein Problem damit, was mein Mann tut, sondern damit wie er es begründet.
Was seine Intuition angeht..... genau das ist ja das Problem. Er scheint in vielen Situationen keinen Zugriff darauf zu haben. Und bittet mich um Rat (nicht nur in Bezug auf unsere Tochter)den führt er dann exakt aus, aber es gelingt ihm nicht bei einer anderen aber dennoch ähnlichen Situation diesen Rat entsprechend anzupassen.
Und bei uns zu Hause läuft es so ab, daß wir offen miteinander reden und respektvoll miteinander umgehen. Um es jedoch für uns alle leichter zu machen, habe ich mir hier Tipps erhofft. Ich liebe meinen Mann und schätze ihn, aber manche Dinge sind einfach extrem schwierig.... nicht nur mit ihm, sondern auch mit mir, aber das gehört hier nicht her, deshalb klingt es vielleicht, als würde ich die Ursache jeglichen Problems bei meinem Mann suchen, was aber definitiv nicht der Fall ist.
16.08.11, 10:29:02
Antika
Er versucht verstandemäßig zu verstehen was in dem anderen vor sich geht, aber er kann das nicht fühlen, was er auch selber sagt.
Das ist bei mir nicht anders. Ich versuche mich (über meinen Verstand) in andere Menschen zu versetzen. Anders geht es bei mir nun mal nicht.
Ist doch gut dass dein Mann es wenigstens versucht, denn es gibt auch Menschen die erst gar nicht versuchen einen anderen Menschen zu verstehen.
Mein Mann ist NA (Nichtautist) und kann auch so manches nicht nachempfinden. Das hat also nicht immer unbedingt etwas mit Autismus zu tun.
16.08.11, 10:35:09
FRAUundMUTTER
Natürlich ist gut, daß er versucht sich in andere hinzuversetzen, aber manche Gefühle sind rational nicht zu erfassen und noch nicht mal so zu begründen. So bleibt das Gefühl des unvertsnaden seins bestehen und ich verstehe natürlich auch meinen Mann häufig nicht. Genau um damit besser umgehen zu können habe ich hier geschreiben.
16.08.11, 10:44:15
55555
Zitat:
„In den ersten zwölf Monaten werden
die Kategorien für die Muttersprache schon gebildet“,
erläutert Janet Grijzenhout. Ein Baby hört ganz genau
zu, erkennt die Charakteristika der Muttersprache – deren
typischen Laute, Intonationen und Satzmelodien – und
spezialisiert sich auf dieses Tonsystem.
Lautkontraste, die die eigene Muttersprache nicht verwen-
det, selektiert ein Baby hingegen aus: Fortan „überhört“
es die tonalen Feinheiten fremder Sprachsysteme einfach,
während es für die muttersprachlichen Lautkontraste ein
Feingespür entwickelt. „Wenn ein Kind innerhalb der ers-
ten vier Jahre nicht mit einer anderen Sprache als seiner
Muttersprache konfrontiert wird, wird es für das Kind
später viel schwieriger, seine Lautwahrnehmung umzu-
stellen“, führt Janet Grijzenhout aus. Dies mündet nicht
zuletzt darin, dass es für Erwachsene schwieriger wird,
Fremdsprachen jenseits des vertrauten Lautsystems zu
erlernen.
Quelle
16.08.11, 11:04:59
FRAUundMUTTER
Dann mag ich ja was das Latein-Vorlesen angeht ja Unrecht haben, was aber nur ein Beispiel von vielen ist, aber Du scheinst nicht den Sinn meines Beitrags verstanden zu haben.
Geh doch einfach mal davon aus, daß es Probleme in unsere Beziehung gibt, die an Eigenheiten liegen, mit denen sich hier wahrscheinlich alle besser auskennen als ich, ohne jede meine Aussagen zerpflücken zu wollen.
Ich hatte gehofft hier vielleicht Menschen zu treffen, die Wege gefunden haben die das Zusammenleben leichter machen und uns Tipps geben können, wie wir eine Sprache erlernen, die wir beide verstehen. Sowohl ich, die ich extrem emotional gesteuert bin, als auch mein Mann der viel mehr rational gesteuert ist. Wenn ich da hier an der falschen Stelle gelandet bin, möge man mir das einfach mitteilen und dann entschuldige ich mich für mein Auftauchen hier.
16.08.11, 11:10:04
Antika
Deine Reaktion verstehe ich jetzt nicht.
16.08.11, 11:16:55
FRAUundMUTTER
Ich habe bisher nur versucht darzustellen wo die Probleme liegen, aber es wird hier offensichtlich davon ausgegangen, daß ich der Grund für unsere Probleme bin, was ion teilen auch so stimmt, aber es gibt eben auch Probleme die von Besonderheiten meines Mannes herrühren und ich hoffte diese hier besser verstehen zu können oder Möglichkeiten zu finden meinem Mann Dinge verständlich zu machen, die mir wichtig sind. Hier ist aber wohl der Eindruck entstanden, ich wolle meinen Mann verbiegen und würde ihm Unrecht tun.
16.08.11, 11:18:36
Schneekugel
Ich weiss nicht ob es dir hilft: Aber die meisten Emotionen usw.. eines Menschen haben auch einen Hintergrund, mit dem sich diese aber nie beschäftigen. Während man als Autist aufgerufen ist immer jedes nach aussen eigentümliche Verhalten zu überdenken um es dann erklären zu können, warum man es macht, warum man es so macht, wie die Idee dazu kam das zu machen usw... und es als selbstverständlich angesehen wird, dass das so zu sein habe stehen viele "Normalos" ihren eigenen Gefühlen absolut unkritisch gegenüber.
Entsprechend bekommt man dann nur unnachvollziehbare Erklärungen wie "Das ist halt so." mit denen man entsprechend nichts anfangen kann und entsprechend auch nicht in seinem Verhalten darauf reagieren kann. Nur die meisten Verhaltensweisen auch von "Normalos" haben tatsächlich nachvollziehbare Gründe, die auch für einen Autisten nachvollziehbar sind, vorausgesetzt der "Normalo" ist bereit sich Gedanken über sein eigenes Verhalten zu machen, sein eigenes Verhalten zu reflektieren usw... um es dann selbst zu verstehen und dann eben auch so erklären zu können, dass man es erfassen kann. Es gibt kaum ein Verhalten, dass "einfach so" halt ist. Je mehr du dich bemühst auf dich selbst zu achten, welches Verhalten wodurch verursacht wird umso einfacher kannst du es auch deinem Mann verständlich machen. Wichtig ist dafür aber auch ehrlich zu sich selbst zu sein und sich auch manchmal Schwächen einzugestehen um eben auch wirklich ehrlich sein zu können und Situationen damit wirklich nachvollziehbar zu machen.
Mir persönlich haben auch Bücher vom Mediator Rosenberger über gewaltfreie Kommunikation geholfen, da ich somit einerseits besser lernte darauf zu achten mich selbst für andere für nachvollziehbarer zu machen, also eben Dinge zu erklären warum dieses und jenes für mich wichtig ist. Aber eben auch lerne so zu kommunizieren, dass ich das Gegenüber besser nachvollziehen kann.