Facharbeit über Möglichkeiten und Vorzüge des Internets für Autisten + typische Vorurteile
11.08.11, 16:16:09
FelixL
geändert von: FelixL - 11.08.11, 16:24:14
Hallo liebe Community,
ich stelle mich einfach mal kurz vor:
ICh bin 21 und studiere Englisch und Erziehungswissenschaften an der Universität Rostock. Für ein Proseminar namens "Teaching and Learning Disability History on the Web" möchte ich eine Facharbeit über Autismus schreiben.
Schwerpunkte sind folgende:
1.) Die vielen neuen Wege der Kommunikation für Autisten mit Hilfe des Internets:
-mehr Informationen für außenstehende, die mit Autismus nichts anfangen können
-die Möglichkeit, dass sich Autisten über das Internet ausdrücken können (schriftlich, per videos (siehe youtube, etc) .
-Arbeitsplatz am Computer?
-etc..
2.) Typische Verallgemeinerungen und Vorurteile, die mit dem Autismus einhergehen. Ich möchte die Mythen und die Realität gegenüber stellen.
zu 1.) Was meint ihr? Wie seht ihr die Chancen und Möglichkeiten des Internets? Ich wäre sehr interessiert, wie eure Erfahrungen aussehen.
zu 2.) Auch hier: Was sind nach eurer Ansicht die typischen Mythen, Vorurteile bzw. Verallgemeinerungen, die ihr kennt?
Ich möchte nicht nur an der Oberfläche kratzen und daher gerne Menschen befragen, die mit dem Thema direkt zu tun haben.
Ich bedanke mich herzlich für jegliche Hilfe!
mit freundlichen Grüßen,
Felix
11.08.11, 17:26:26
55555
1.) Das Internet als barrierefreie Kommunikationsplattform für Autisten zieht sich praktisch durch das halbe Forum und die ESH-Site. Das hast du schon gelesen?
2.) Du hast das Autismus-Lexikon oben im Forum schon gelesen? Einiges steht da schon drin. Ansonsten gibt es einige Klischeevorstellungen, auch sich gegenseitig widersprechende. Es gibt häufig vorkommende Klischees, aber trotzdem verschiedene. Deswegen weiß man nie sicher welchen derartigen Vorstellungen eine konkrete kaum bekannte Person anhängt und das macht es schwer im Alltag soetwas auszuräumen, denn direkt aussprechen tun diese Vorstellungen nur wenige Leute.
Rain Man als Musterautist ist verbreitet, obwohl die Person, die als Vorlage der Filmfigur diente gar kein Autist war. Dann gibt es noch Vorstellungen wie "Autisten haben keine Gefühle", was völlig falsch ist, eher sind Autisten besonder sensibel.
11.08.11, 20:47:51
FelixL
geändert von: FelixL - 11.08.11, 20:54:28
1.) Darüber haben wir im Kurs schon diskutiert. Ich habe auch drüber nachtgedacht, dass es Autisten doch nicht immer leicht haben, mit ihrem gegenüber "normal" zu reden, da sie durch die Vorurteile etc einen eingeschränkten Blick haben.
Wie ich das richtig verstehe, ist die ESH so etwas wie eine englische "support group". Sowas wie ein gemeinschaftlicher Austausch über Autismus? Davon werde ich auch schreiben.
2.) Ok, ich schaue mir erstmal das Lexikon an.
Zu den Gefühlen - das werde ich auf jeden Fall aufgreifen! Auch ich habe nämlich eine lange Zeit sowas gedacht.
Bis jetzt hatte ich ja noch keinen Kontakt zu Autisten. Ich habe das Buch "the curious incident of the dog in the night time" gelesen, in dem es um einen Jungen geht, der die Ermordung eines Hundes in seiner NAchbarschaft aufklären will. Außerdem fällt mir der Film SnowCake (Der Geschmack von Schnee) ein, der sehr gut ist!
Danke! :)
edit: Leider habe ich keinen Zugriff auf das Autismus Lexikon. Wahrscheinlich fehlen mir die Nutzerrechte. Könnte mir ein Administrator bitte die Rechte dazu geben?
11.08.11, 21:31:01
Antika
Eigentlich müsste doch jeder Zugriff auf das Autismus-Lexikon haben. Ich bin gerade mal "nicht angemeldet" dort drauf gegangen, und hatte keine Probleme.
11.08.11, 22:15:24
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Das war wohl eine falsche Einstellung. Sollte behoben sein.
11.08.11, 22:18:29
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Die ESH ist eine politische Interessenvertretung, keine Selbsthilfegruppe.
Snow Cake ist teils ganz gut, andererseits ist mir noch nie ein Autist begegnet, der so herumzappelt. Es mag aber irgendwo welche geben.
Ein verbreitetes Klischee ist wohl noch das vom "Leben in der eigenen Welt" (was allerdings wohl jeder Mensch gewissermaßen tut).
11.08.11, 22:54:35
FelixL
Super, da gibt es ja einiges zu lesen!
Diesem Mythos, dass Autisten ständig schreien oder rumzappeln, möchte ich auch auf den Grund gehen...
11.08.11, 23:06:47
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Das machen vielleicht Autisten, die längere Zeit unter ungeeigneten Umständen leben mussten (die NA völlig unproblematisch finden können) und deswegen mit den Nerven völlig am Ende sind.
11.08.11, 23:12:53
drvaust
geändert von: drvaust - 11.08.11, 23:14:38
1.) Die vielen neuen Wege der Kommunikation für Autisten mit Hilfe des Internets:
-mehr Informationen für außenstehende, die mit Autismus nichts anfangen können
...
zu 1.) Was meint ihr? Wie seht ihr die Chancen und Möglichkeiten des Internets? Ich wäre sehr interessiert, wie eure Erfahrungen aussehen.
Es gibt mehr Möglichkeiten, sich auszudrücken und Außenstehende zu informieren.
Es gibt aber auch mehr Möglichkeiten, irgendwelchen Blödsinn und Falschinformationen zu verbreiten.
Teilweise ist es Glückssache, ob jemand an richtige oder falsche Informationen gerät.
Dazu kommt, daß sich viele Menschen das heraussuchen, was ihnen gefällt. Z.B. Eltern und Angehörige von Autisten finden verschiedene Foren, in denen sie sich gegenseitig bedauern können, ohne richtige Informationen zu finden.
Kommerzielle Institutionen, die Therapien gegen Autismus verkaufen wollen (es gibt keine Therapie gegen Autismus), haben gute Möglichkeiten, im Internet zu werben. Da können Angehörige dann lesen, daß sie nur einige Tausende bezahlen müßten, um eine heilende Therapie zu bekommen.
Das Internet bietet mehr autistengerechte Kommunikationsmöglichkeiten. Schriftliche Kommunikation fällt den meisten Autisten leichter als akustische Kommunikation in Echtzeit. Aber diese schriftliche Kommunikation wird von den Institutionen oft nicht richtig akzeptiert. Wenn man einer Institution eine E-Mail schickt, besteht diese oft auf einem Telefonat.
Diesem Mythos, dass Autisten ständig schreien oder rumzappeln, möchte ich auch auf den Grund gehen...
Das Klischee stimmt nicht.
Bei Überforderung kann es zu entsprechenden Reaktionen, Abwehr- und Schutzverhalten kommen. In einer nicht autistengerechten Umgebung kommt es öfter zu Überforderung. Wenn die Leute dann denken, sie müßten dringend das abweichende (Schutz-) Verhalten wegtherapieren, wird es schlimmer.
Es gibt einige Autisten, die z.B. eine Zeit lang schaukeln, um sich wieder zu beruhigen (warum nicht?). Das gibt es auch bei NA.