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Mindestkriterien für ESH-Onlinebeschulung

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07.07.11, 16:05:40

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Es zeigt sich immer wieder, daß Angehörige von Autisten es sich wohl recht einfach machen wollen mit der Onlinebeschulung. Sie lassen sich eher von der ESH-Idee inspirieren als sie konsequent umzusetzen. Oft werden genauere Beschreibungen oder sogar direkter Kontakt zum autistischen Schüler abgeblockt. Auch Schulen verschleppen geeignete Umsetzungen nicht selten und scheinen unmotiviert zu einer hochwertigen Umsetzung. Oft spielt wohl geistige Trägheit oder Selbstgefälligkeit der Beteiligten eine bedeutende Rolle.

Es ist abzusehen, daß dies dazu führen wird, daß etliche dieser halbherzigen Umsetzungen unnötig schlecht funktionieren werden. Dies kann das ganze Prinzip der Onlinebeschulung in Verruf bringen, so wie allgemein ein Problem der inklusiven Beschulung ist, daß minderwertige und unengagierte Umsetzung als Beleg angeführt wird, daß Inklusion nicht funktioniert, sondern weltfremder Quatsch ist.

Deswegen ist geplant eine Art Qualitätssiegel für hochwertige ESH-Onlinebeschulung einzuführen, einfach aus Notwehr um sich von diesen Do-It-Yourself-Eltern deutlich abzusetzen.

Es ist vorgesehen möglichst allen Eltern zu helfen aber auch immer wieder klarzumachen, daß eine hochwertige Umsetzung aus unserer Sicht im Interesse des Kindes unverzichtbar ist.

Diesen Thread habe ich eröffnen um dazu noch Feedback einzusammeln ehe die Umsetzung beschlossen wird.
10.07.11, 18:56:24

Fundevogel

In meiner Umgebung konkurrieren Schulen in Zeitungsberichten, wieviele Schüler mit einem Einser-Abitur bestanden. Abgesehen davon, dass das über die Qualität einer Beschulung und des Lehrkörpers nicht wirklich etwas aussagt, wohl eher was über die Büffel-Fähigkeiten der Schüler, könnte in den Schulen vielleicht gedacht werden, dass das Noten-Niveau nicht gehalten werden kann, wenn sich der Inklusion verschrieben wird?
Schulen benötigen diese Rekorde vielleicht, um Gelder für zusätzliche Schulangebote einzuwerben: Sponsoren spenden lieber an Leistungseliten als an Schulen mit sozialer Kompetenz?

Ich weiß, dass Inklusion selbstverständlich sein kann, weil ich in meiner Jugend so beschult wurde...von einer einzigen Lehrerin in einem Klassenraum mit 7 verschiedenen Schuljahren und die Schüler jeden Schuljahres eigene Aufgaben erfüllten. Und ein Schulgarten, Ausflüge in die Natur, Schulfahrten, Teilnahme an Kreisjugendspielen und Arbeitsgemeinschaften "Singen", "Historische Tänze", "Geschichte des 2. Weltkrieges" (wegen des unsäglichen Rückzugs der Kultusminister aus dem Aufarbeiten der Geschichte) und "Pädagogisch wertvolle Spiele" waren auch noch im Angebot.
Auf dem Dorf wurde jeder beschult, es gab keine Krankheitsklassifizierungen, es wurde jeder zum Abschluss gebracht und das, was heute ausgrenzt, als Zeichen einer besonderen Persönlichkeit eines Kindes gesehen.
Das alles war möglich durch Stille, Disziplin, individuelle Förderung, Mut und Planungskompetenz.
Ich schreibe dies um aufzuzeigen, dass ein hohes Niveau möglich ist und eingefordert werden kann, weil Lehrergenerationen "in grauer Vorzeit" Inklusion gelang. Und es gelang den Motivierten ohne Rohrstock.

Wenn der aufgezeigte Weg nicht gewählt werden kann, stimme ich für eine Zertifizierung.
Zertifizierungen halten einerseits ein gutes Niveau, andererseits sind sie auch ein Armutszeugnis, weil ich in der Praxis erlebe, dass sich von vielen an die Norm gehalten wird, ohne ein wirkliches Nachdenken über den Sinn der Norm zu bewirken.
10.07.11, 19:11:35

55555

Damals gab es ja keine Onlinebeschulung.
11.07.11, 11:46:37

feder

Wenn ich anderswo lese, dass Eltern der Meinung sind, das autistische Kind habe sich nur zu bemühen, nicht aufzufallen, wenn ihm schon die Gnade zukommt, inklusiv beschult zu werden; dass Eltern Angst haben, dass das Kind bei den kleinsten Problemen gleich von der Schule fliegt und dass sich Schulen eigentlich zum Teil gar nicht bemühen Barrierefreiheit tatsächlich umzusetzen, sondern das Kind bestenfalls geduldet wird, solange es nicht zu anstrengend ist, finde ich schon, dass Mindestkriterien geschaffen werden sollten, die nötig sind, um eine Onlinebeschulung tatsächlich barrierefrei umzusetzen.

Der mögliche Schaden, der entstehen könnte, wenn Eltern und Schulen vor sich hin wurschteln und das dann als ESH-Umsetzung dargestellt wird, die nicht klappt, wäre wohl zu gross.
 
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