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Psychatrie-erfahrungen

original Thema anzeigen

22.04.11, 12:03:15

wolfskind

http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2011/0421/thema_2.jsp

hier sieht man einen film und einen text über jemanden der in der psychatrie kaputt gemacht wurde.

Zitat:
Die Auswirkungen des Unfallschocks wurden fälschlicherweise, wie ihr heute mehrere Gutachten bescheinigen, mit Neuroleptika behandelt. Sie konnte nicht mehr klar denken, schreiben, lesen. Auch die Motorik war stark beeinträchtigt und sie konnte kaum noch gehen. Aus der lebenslustigen, optimistischen, kreativen Kunststudentin wurde in kurzer Zeit ein Wrack.

Nebenwirkungen der Neuroleptika waren, Herzrasen, Kreislaufprobleme, erhebliche Gewichtszunahme, Atemnot, Sehstörungen, Wassereinlagerungen, verstärkter Speichelfluss. Sie erlitt Kreislaufzusammenbrüche, hatte immer wieder Todesangst. Neuroleptika können zu irreversiblen Schäden u.a. des zentralen Nervensystems führen – das ist heute eine anerkannte Lehrmeinung.
22.04.11, 12:07:57

55555

Solche Fälle gibt es zuhauf.
22.04.11, 12:09:09

wolfskind

ja ich weiß. leider.
22.04.11, 12:52:47

PvdL

geändert von: PvdL - 22.04.11, 12:55:27

Als in der zweiten Hälfte des 20sten Jahrhunderts im größeren Stil Wikstoffe synthetisiert werden konnten, führte dies zunächst zu einer Euphorie dergestalt, daß man glaubte, man könne durch die Fülle der Präparate nun sämtliche Krankheiten auskurieren. Diverse Pharamzeutika-Skandale -- Kontagan sei als Beispiel erwähnt -- führten indes zu einer Gegenbewegung, sodaß viele gar nichts mehr von der Pharmaindustrie schlucken wollten und stattdessen alles mit Bachblüten und Entspannungsmusik behandeln wollten, die Renaissance der Naturmedizin hatte begonnen. Daraufhin gab es wieder eine zunehmende Restauration der synthetischen Wirkstoffe "der neuen Generation" mit "intelligenten Wirkmechanismen". Viel bedeutender ist für diese Restaurationsbewegung indes, daß die Ärzte von den Krankenkassen immer weniger und dafür von der Pharmaindustrie immer mehr bekamen. Inzwischen haben beide Parteien ihren festen Platz, gleichwohl sind die Lobbyisten der Pharmakonzerne vermutlich die verbisseneren Kämpfer. So gesehen wundert es, daß sie die Naturheilbewegung nicht schon längst verdrängen konnten.

Meine persönliche Erfahrung mit Neuroleptika ist, daß es immer noch viel zu viele Ärzte gibt, die der Gefahren dieser gefährlichen Drogen nicht gewahr sind. Warum das so ist, wüßte ich auch gerne mal.
22.04.11, 14:27:09

Quadriga

Man wollte mir auch mal ungefragt ein Neuroleptikum geben, konnte es aber ablehnen und das wurde toleriert. Da hatte ich wohl Glück gehabt. Zu dieser Zeit lernte ich aber eine Frau kennen, die nicht so viel Glück hatte wie ich und dann wohl oder übel zwangsmedikamentiert und ziemlich kaputt gemacht wurde damit, soweit ich es von anderen via Erzählungen noch erfahren konnte. Dabei war die Frau aber interessant, als sie über diverse Erlebnisse erzählte, die mit Gotteserfahrungen zu tun hatten. Damit war sie auch sehr glücklich und fröhlich, wie es mir erschien. Als ich die Ärzte damit konfrontierte, dass diese Frau zwar ein wenig über paranormale Erlebnisse erzählt, aber sonst ganz nett sei und auch fröhlich wirkte, und ich es nicht gut finde, dass die Medikamente nehmen muss, wurde auch nur gesagt, dass ich sie nicht kenne, bzw die Vorgeschichte nicht kenne. Das stimmte zwar auch, aber so wie ich sie erlebte, konnte die Vorgeschichte nicht so schlimm sein, als dass man sie zwangsmedikamentierenn müsste. Für mich war das ein Verbrechen an der Würde des Menschen.
22.04.11, 23:39:29

Fundevogel

"Unpassende" Bemerkung: Sehende, beseelte und heilig lebende Menschen müssen heute sehr vorsichtig und versteckt leben, um nicht aufzufallen, gesellschaftlich als krank ausgegrenzt und schlimmstenfalls in die Psychiatrie eingewiesen zu werden.

Nach Aussage vieler Heiler üben sie ihre Fähigkeit erst aus, wenn die Kinder aus dem Haus sind und keine Stigmatisierung der Familienmitglieder mehr stattfinden kann.

Die öffentliche Entblößung des Heiligen Franziskus, die mit verklärten Augen gesehen wird, steht nahe neben einem drohenden Einweisungsverfahren, wenn sich jemand heute auf einem Marktplatz die Blöße geben würde.

Vielleicht ist die Psychiatrie in vielen Jahren auch nur ein Treppenwitz der Geschichte?
23.04.11, 00:08:27

Quadriga

Da muss ich dann also auch vorsichtig sein, wenn ich solche Phasen haben, in denen ich mich in meinem Sein verliere, und in eine andere Bewusstseinsebene eintauche. Ich weiß ja auch schon so in etwa, warum das passiert, aber Ärzte würden dann wohl wieder meinen, ich hätte Halluz, wenn ich mich falsch ausdrücke, oder das falsch beschreibe. Das war ja schon mal so, dass man mich fragte, ob ich Stimmen im Kopf höre, und ich mit "Ja" antwortete, da ich ja erstens meine eigene Sprechstimme im Kopf höre, und auch mal so Szenen vom Alltag durchlebe, in welchen auch andere Menschen, die ich kenne, mal reden, oder auch die Stimme der Sänger in einem Musikstück im Kopf höre, wenn ich das Musikstück als ganzes im Kopf nochmal abspielen lasse. Die dachten dann wirklich, ich würde fremde Stimmen hören, die mir wohl auch noch Befehle geben würden, obwohl ich das ja nicht sagte. Nachträglich war es denen dann schwer klar zu machen, wie ich das genau meinte. Die waren wohl dann fest davon überzeugt, dass ich eine Krankheit hätte, die ich nicht habe.

Und selbst wenn ich fremde befehlende Stimmen im Kopf hören würde, dann würde ich mich mit denen erstmal unterhalten wollen, und herausfinden wollen, warum die mir bestimmte Dinge befehlen wollen, um letztendlich mich mit denen dann zu versöhnen, bzw in meine Person wieder zu integrieren. Letztendlich ist all sowas ja auch ein Teil von mir, und das gehört dann auch zu mir und für sowas braucht es keine Medikamente, um das zu lösen. Medikamente wollen diesen Teil dann ja auch nur zerstören, und fragen nicht nach den Ursachen und dem Zweck solcher Erlebnisse/Ereignisse in einem. Selbst wenn ich jetzt nun dauerhaft in einen anderen Bewusstseinszustand fallen würde, so würde ich dies als richtig ansehen und dann damit leben, damit leben, dass dies ein Teil meiner Person ist und seinen Sinn hat.

Das Problem bei diesen Dingen ist die Gesellschaft, die darauf ängstlich und unwohl reagiert und sowas vernichten will. Anstatt zu Fragen, wieso ist das so, und welchen Sinn hat es, denkt man nur, dass es weg muss, weil es nicht normal ist/sei.
 
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