22.03.11, 00:24:07
Fundevogel
Kunstausstellung Autismustag in Potsdam
Zitat:
"Immer Innen - Auch Außen"
Mit der Eröffnung der Kunstausstellung: "Immer Innen - Auch Außen" am 2. April 2011, dem Welt-Autismus-Tag, startet ein einzigartiges Kunstprojekt in Deutschland. Bis zum 18. Juni, dem internationalen Autistic Pride Day, wird es wechselnde Ausstellungen in unterschiedlichen Räumen an verschiedenen Orten Deutschlands geben, die von autistischen Künstlern, ADHSlern und von nichtautistischen Künstlern präsentiert werden.
Unabhängig vom jeweiligen Erkrankungsbild werden ausschließlich das künstlerische Werk und die entsprechende Leistung der Künstlerinnen und Künstler für die Gäste zum Kriterium des Erlebens.
Der letzte Satzbeginn ist tiefgreifend diskriminierend, weil er nicht weggelassen wurde.
Wenn sich Kunst dadurch erklären muss, dass doch von der Krankheit abgesehen werden sollte, ist sie keine Kunst mehr sondern Abziehbildchen einer hochnäsigen Bewertungsclique.
Die autistischen Künstler müssten sich solche Deklassierungen absolut verbitten.
Alle große Kunst ist im neurologischen Sinne von außergewöhnlichen Gehirnen gemacht worden, sonst wäre sie nicht das, was sie ist.
Niemand würde sich erdreisten, das Publikum zu bitten, bei den Bildern von Francis Bacon oder Vincent van Gogh "die Krankheit" außer acht zu lassen oder bei Edward Hopper seine autistischen Züge wegzudenken oder bei Niki des Saint Phalle und der Erschießung ihrer Bilder ihre Depressionen zu ignorieren.
Sie sind so enorme Künstler, weil sie anders waren als die anderen. Sie sind anders als diejenigen, die sie als krank empfinden bis...
ja bis ein Künstler es an die Wand ihrer Wohnzimmer geschafft hat. Dann bedarf es keiner Kranken Ablenkungsmanöver, dann gilt er als genial!
22.03.11, 00:38:03
55555
Wie dreist oder ahnungslos muß man sein, sowas im Zusammenhang mit dem Autistic Pride Day zu formulieren.
22.03.11, 08:18:00
Antika
Zu dem Erkrankungsbild werden wenigstens Nichtautisten auch mit aufgezählt.
22.03.11, 11:35:42
55555
Wenn (wohl durchschnittliche) NA als krank bezeichnet werden, mag das diskutierbar sein, trotzdem passt es ja ausdrücklich gerade nicht zum Autistic Pride Day sowas in Bezug auf Autismus zu formulieren.
04.04.11, 01:21:01
PvdL
geändert von: PvdL - 04.04.11, 01:22:36
Abgesehen davon, daß ich bei "Erkrankungsbild" sofort an jemanden denken muß, der - sagen wir mal - sich im Amazonasbecken einen fleichfressenden Virus eingefangen hat und am wegfaulen ist, lenkt es zu sehr davon ab, daß sich Menschen durch Kunst ausdrücken.
Es gibt zwar durchaus auch die Meinung, daß man irgendwie krank sein müsse, um interessante Kunst hervorbringen zu können, weil man nur dann den nötigen Leidensdruck habe. Dem kann ich mich nicht anschließen, weil sehr wohl auch andere Empfindungen dazu führen können, daß ansprechende Kunst entstehen kann, z.B. große Freude oder große Sehnsucht oder dergleichen.
Zusammenfassung: Wie auch immer im einzelnen die Motivation sein mag, Kunst ist zweckungebundene Kommunikation und sollte nicht aufgrund der Person des Künstler bewertet werden. Die Kunst steht für sich.
P.S.: Das gilt übrigens auch für die Literatur und wird auch dort viel falsch gemacht. Wenn ein Buch nur deshalb "interessant" ist, weil irgendjemand bestimmtes es geschrieben hat, wird es selten eine zweite Auflage erleben.