Autistischer Superheld
10.02.11, 19:56:06
DefFunaki
Hallo,
hiermit möchte ich auf ein kleines Experiment aufmerksam machen, das euch sicher interessieren könnte.
Momentan sucht Stan Lee (der Schöpfer von zahlreichen Superhelden wie z.B. Spider-Man) mit einem internationelen Wettbewerb moderne Superhelden.
Um wirklich mal einen Schritt weiter zu gehen, als immer nur monotone Muskelprotze mit Capes auf Bösewicht-Jagd zu schicken, habe ich Hugo Lamprecht entwickelt - den ersten Comic-Superhelden mit Autismus.
Sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen stehen direkt mit seinem Autismus in Verbindung. Das ist zwar ein schwieriges Experiment, könnte aber die eingestaubte Comicwelt interessanter und bunter machen.
Auf alle Fälle ist Hugo ein zähes Kerlchen und ein würdiger Held! :-]
Wenn ihr Lust habt, Hugo zu unterstützen, könnt ihr unter diesem Link eine Stimme abgeben:
LINK
Alles, was ihr dafür braucht, ist ein Facebook-Account.
Hier noch ein paar Bilder von Hugo Lamprecht (einen besonderen Heldennamen braucht er übrigens nicht ;) )
10.02.11, 20:32:56
55555
Hättest du Lust eine Fassung zu entwickeln, die weniger übliche Klischees bedient, sondern eher auf autistische Realitäten aufbaut (und diese dann ins phantastische steigert)? Wenn ja könnten wir ja zusammen noch etwas überlegen, wie man das tun könnte.
Schonmal einige Anmerkungen:
"disordered brain" - mag mehrheitstauglich sein, ist aber wenig hilfreich und diskriminierend aus autistischer Sicht. Wir sind anders, nicht gestört.
"barrier powers" - die Idee mag aus NA-Klischeeperspektive etwas für sich haben (haha, die Autisten merken ja gar nichts), blendet aber aus, daß Autisten eher sensibler sind als NA und viele Autisten durchaus sehr unter Mobbing leiden.
Ich will nicht wie ein Spielverderber wirken, ich denke lediglich, daß es eventuell sinnvoll wäre einiges am Konzept noch zu überdenken. Vielleicht magst du deinen Ansatz erstmal noch etwas ausführen?
10.02.11, 21:14:54
Herr Meier
Sowas ähnliches waren auch meine ersten Gedanken. Außerdem sehe ich kommerzielle Datenhändler wie Facebook äußerst kritisch, da werde ich mich bestimmt nicht anmelden.
Aber die Idee gefällt mir vom Grundsatz her und die zeichnerische Umsetzung ist schon sehr professionell. Du machst sowas vermutlich nicht zum ersten Mal.
10.02.11, 22:09:01
Antika
Warum eigentlich ein Superheld und keine Superheldin? Eine Autisten-Heldin mit Supereigenschaften wäre auch ein interessantes Experiment, wenn es schon darum geht einen Schritt weiter zugehen?
Auf Facebook werde ich mich aber auch nicht anmelden, denn davon halte ich nicht viel.
14.02.11, 00:54:58
Fundevogel
Wie muss man sich das vorstellen: Sollen Eigenschaften des Autisten als "super" aus er Sicht von Nichtautisten gelten...oder soll es ein überhöhtes Können geben?
14.02.11, 11:16:47
Antika
Ein Held ist ja eine Person mit besonders herausragenden Eigenschaften die sie zu besonders herausragenden Leistungen treibt. So habe ich im Internet nachgelesen.
Aber Umgangssprachlich wird der Begriff ja manchmal auch ironisch angewendet.
Da ja meistens Menschen die "anders" sind als andere und mit einigen alltäglichen Dingen im Leben ihre "Schwierigkeiten" haben, aber manchmal auch als "Held" bezeichnet werden, kommt bei mir dieser Comic etwas negativ an. Der Feigling steht ja im Gegensatz zum Helden.
Nun frage ich mich was ein moderner Superheld ist. Sind die anderen Superhelden unmodern? Die meisten Superhelden sind männlich. Man könnte hier doch dann mal eine Frau zum Superhelden machen. Die meisten Superhelden sind jung und gut gebaut. Man könnte ja vielleicht auch mal einen Superhelden nehmen der älter, klein und schmächtig ist.
Ein Superheld mit Autismus hört sich für mich an wie: ein Held mit einer Krankheit/einer Störung. "Sowohl seine Stärken als auch seine Schwächen stehen direkt mit seinem Autismus in Verbindung." Diesen Satz verstehe ich nicht. Von anderen Superhelden habe ich noch nie gelesen, dass sowohl ihre Stärken als auch ihre Schwächen direkt mit ihrem Nicht Autismus in Zusammenhang stehen.
Jeder Mensch hat irgendwelche Eigenschaften, aber Superhelden haben immer von allem etwas mehr bis hin zur Übertreibung.
14.02.11, 12:38:17
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Also generell finde ich es gut, wenn Autisten in kulturellen schöpfungen dargestellt werden. Im Speziellen fände ich es dabei aber auch gut, wenn diese Schöpfungen nicht unschöne Klischees bestärken würden, die dann für mich dazu führen, daß mir gegenüber andere Menschen irgendwelche seltsamen Vorstellungen noch verfestigter hegen, die ich nicht witzig finde.
14.02.11, 14:02:53
starke Dame
Ich glaube dieses kommerzielle Ausschlachten birgt für uns alle zu viele Nachteile.
1. Muss es etwas sein, dass etwas besonderes ist, dass jeder gerne hätte, z.B. eine Fähigkeit, die nur bei Savants vorkommt,
- dann darf es nicht nur eine Fähigkeit sein, denn der Superheld, bzw. die Superheldin, muss ja etwas besonderes haben, also direkt mehr Spezialitäten.
2. Nebenbei wird dann noch etwas hinzu gedichtet, wie Gedankenlesen, eine gewisse, grobe mechanische Art, die ihn zum Außenseiter macht, á la Data von Raumschiff Enterprise,
3. Damit sich auch jeder mit diesen Superhelden, bzw. -heldin identifizieren kann, wird vielleicht eine schüchterne Variante gewählt, die immer im dunklen ohne Freunde vor sich herdümpelt, igendwann verliebt sich Held in schönes Mädchen, er wird hübscher und interessanter und es gibt noch eine kleine Story für´s Herz.
Ich finde es bescheuert, denn mit Wahrheit und korrekten Hintergrundinformationen hätte ein korrektes Comic keine Chance, es wird wie oben beschrieben so ein kläglicher Abklatsch, behaftet mit allem was irgendwie an Klischees ausgegraben wurde, und siehe, da. Nachher wird es sogar ein Erfolg und Autisten haben noch mehr negativbehaftete Vorturteile gegen die sie ankämpfen müssen.
14.02.11, 14:16:46
55555
Die Kultur ist allgemein "so" und aus meiner Sicht wäre es auch nicht gut Autismus zu tabuisieren und so aus der kulturellen Wirklichkeit wie sie nunmal ist entfernen zu wollen. Autisten sind Teil der Normalität und diese wird von Kulturschaffenden verarbeitet. Ich möchte hier lediglich dazu anregen dies möglichst nicht in unguter Weise zu tun.
14.02.11, 16:42:56
mockingbird
...
"disordered brain" - mag mehrheitstauglich sein, ist aber wenig hilfreich und diskriminierend aus autistischer Sicht. Wir sind anders, nicht gestört.
"barrier powers" - die Idee mag aus NA-Klischeeperspektive etwas für sich haben (haha, die Autisten merken ja gar nichts), blendet aber aus, daß Autisten eher sensibler sind als NA und viele Autisten durchaus sehr unter Mobbing leiden.
...
Den ersten Punkt sehe ich auf jeden Fall genau so. Auf keinen Fall
habe ich ein "disordered brain" und die Beiträge der anderen Autisten
hier lassen ebenfalls nicht darauf schließen.
Beim zweiten Punkt bin ich eher unschlüssig. Zwar bin ich ebenfalls
sehr empfindsam, allerdings habe ich beobachtet, daß Situationen, in
denen NAs leicht "ins Drama fallen", an mir abperlen wie Wasser von
der Ente. Bzw. werden solche Situationen später abgearbeitet, sobald ich es
mir erlauben kann.
@DefFunaki
Ausgerechnet gegen elektromagnetische Kräfte wäre ich persönlich
alles andere als resistent. Ich bin allerdings auch nur ´n Hobby-Held ... ;)
Facebook finde ich doof, sorry.
14.02.11, 16:54:30
55555
Weil Psychotiker leicht mal durchdrehen können sehe noch ich keine sinnvolle Ableitung hin zur Darstellung Nichtpsychotiker hätten Superschutzschildeigenschaften in physikalischer Hinsicht (auch wenn das metaphorisch gemeint sein mag wird es dennoch auch bei etlichen mehr oder weniger direkt so hängenbleiben und zumindest teils das glatte Gegenteil der Realität verbreiten)
15.02.11, 00:30:41
Fundevogel
Menschen mit ungewöhnlichen Eigenheiten werden z.B. in Fernseh-Serien gern gesehen.
Würzt die Exotik die Geschichte und hindert eher am Einschlafen?
Ist das ganz Andere spannend weil neu und ungekannt?
Macht das über Unterhaltung eingeschleuste Wissen aufgeschlossener für Minderheiten (was richten dann z.B. die Sopranos an;)?
Wer soll die Zielgruppe des comics sein bzw. wer würde den comic lesen?
Soll er mehr werden als ein "Wiedererkennungsmännlein" auf Prospekten?
Man könnte z.B. interessierte Leser im Forum die Geschichten schreiben lassen (abgeschlossene Folgen oder als neverendingstory), die dann gezeichnet werden und als comicserie wo auch immer eingestellt werden...
könnte auch ein Alltagsheld sein, der aus den verkorksten Situationen und Missverständnissen (Riten und Gebräuchen, die alle für normal halten), die NA und A miteinander erleben, auf eine humorvolle Weise was macht. Ich erinnere an den umwerfenden Charme des Buches "Briefe in die chinesische Vergangenheit" von Herbert Rosendorfer.