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Frau Prof. Chua und die Segnungen "chinesischer" Erziehung

original Thema anzeigen

25.01.11, 15:56:54

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Zitat:
Die amerikanische Juraprofessorin Amy Chua über das Drillen ihrer Töchter, den strengen chinesischen Erziehungsstil und das Verbrennen von Kuscheltieren als Lernanreiz

[...]

SPIEGEL: Warum kann sie sich nicht einfach über eine gute Note freuen?

Chua: Weil es beim chinesischen Erziehungsstil darum geht, das Beste aus seinem Kind herauszuholen. Es geht darum, an sein Kind zu glauben, und zwar mehr als jeder andere. Hartnäckiges Üben ist ausschlaggebend für Spitzenleistungen. Der Effekt sturer Wiederholung wird in der westlichen Welt weit unterschätzt. Westliche Eltern geben zu früh auf.

SPIEGEL: In einer Szene Ihres Buchs weigert sich Lulu, ein Klavierstück zu üben. Sie drohen Lulu daraufhin, ihr Puppenhaus der Heilsarmee zu spenden und ihre Geburtstagsparty für mehrere Jahre ausfallen zu lassen. Schließlich üben Sie mit ihr bis spät in die Nacht und lassen sie dabei nicht einmal auf die Toilette gehen. Das klingt fast nach Folter.

Chua: Ja, ich weiß. Es ist lustig, wie die Leute das überhöhen. Sie sagen: "Oh mein Gott, das ist wie Guantanamo Bay!" In Wahrheit ist diese Episode ein gutes Beispiel dafür, dass Zwang funktioniert. Denn nach all dem Kämpfen fing Lulu plötzlich an, das Stück fehlerfrei zu spielen. Dann strahlte sie und sagte: "Mama, guck, es ist ganz einfach."

Quelle
25.01.11, 16:44:17

Schneekugel

Ich frage mich ja was sie damit beweisen will. Wenn ich nur genügend Druck aufbau, kann ich klarerweise jeden Menschen zu allem bringen was ich will und möglich ist.

Wenn ich jetzt z.B. der Überzeugung wäre, das Beste wäre es für einen Menschen einfach so zu sein wie er ist und mir Frau Dr. ... ihre Wohnungsschlüssel, Autoschlüssel, Kontodaten und alles was ihr sonst noch wichtig ist aushändigt, damit ich das gegen sie einsetzen kann wie ich will, habe ichs nach einer Nacht vermutlich auch geschafft das Beste aus ihr herauszuholen indem sie ebenfalls davon überzeuge, dass zu wollen was ich für das Beste halte.

Bleibt halt nur noch das Problem Gott zu finden, damit wir ihn fragen können, was denn objektiv so wirklich das Beste für alle Menschen wäre. Gottchen, das arme Kind kann einem leid tun.
25.01.11, 20:48:21

drvaust

Ich finde das schlimm.
Das ist eine andere Kultur, da zählen nur Höchstleistungen. Spitzenleistungen halte ich nicht für das Beste.
Vermutlich wird diese Vorstellung von Generation zu Generation weitergegeben, ohne Alternativen.
Aber manche Menschen scheinen tatsächlich glücklich zu sein, wenn sie an der Spitze sind.

Bei mir hat Zwang nie funktioniert, alles was ich mußte, will ich nicht.
Ich sollte z.B. ein Musik-Instrument lernen, Blockflöte. Ich hatte damit angefangen, wollte dann jedoch nicht mehr. Ich mußte die Ausbildung aber bis zum Ende machen, war scheinbar auch gut dabei. An dem Tag, an dem ich die Ausbildung beendet hatte, hatte ich das letzte Mal eine Blockflöte gespielt, nie wieder.

25.01.11, 20:52:08

Fundevogel

Zynismus: Mit einem Stockholm-Syndrom kann man alt werden und wenn gut dissoziiert wird, bleibt alles gut!

Wenn ich Frau Prof. Chua wäre, hätte ich Angst, dass meine Tochter mir im Alter die Stöcke wegnehmen würde, mich nachts auf ein Nagelbrett legte und in meine offenen Beine ätzende Tinkturen tröpfelte, damit ich wie ein junges Mädchen laufe.

Es ist schreiender emotionaler Mißbrauch!!!

25.01.11, 21:08:49

Mama

Vielleicht wird nach der gleichen Methode auch das ein oder andere Kind in Deutschland erzogen?
29.01.11, 14:56:39

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Zitat:
Im Jahr 2009 nahmen die Schüler Shanghais zum ersten Mal an der Pisa-Studie teil - und holten prompt Platz eins. Ihre herausragenden Ergebnisse in Mathematik, Naturwissenschaften sowie beim Lesen und Verstehen von Texten lassen Lehrer und Politiker in Deutschland und anderswo neidvoll staunen. Der Erfolg hat aber einen hohen Preis: Der harte Schulalltag raubt Chinas Schülern nicht nur die Kindheit, sondern auch den Einfallsreichtum.

So zeigt das gute Abschneiden der Kinder in Shanghai nebenbei auch, wie wenig die Pisa-Studie manchmal über die Qualität eines Bildungssystems aussagt.

Quelle
30.01.11, 17:47:15

Gabi

Nun ja würden aber ale Eltern ihre Kinder so erziehen wo uns Gott vor bewahre ...wie sieht es dann aus mit dem "an der Spitze stehen ?" Es können doch nicht alle an der Spitze stehen sondern nur wenige ? Wie werden die vielen,die gescheitert sind damit fertig ...alles auf Spitze trainiert und dann doch nur in der Mitte mitschwimmen ? L.G.Gabi
04.02.11, 15:57:43

mockingbird

Hi@all

die Erziehung der Kinder von Heute ist prägend für die Sozialstruktur
der Gesellschaft von Morgen ... und die empfinde ich in China bei Weitem
degenerierter als in Europa oder selbst den USA (! das muss man
erstmal hinkriegen!).
Dummerweise sind TäterInnen wie Mrs. Chua auch in erster Linie Opfer,
da sie höchstwahrscheinlich nach dem gleichen Modell erzogen wurde,
was nur allzu leicht übersehen wird. Natürlich schmälert das nicht ihre
Verantwortlichkeit, und Missbrauch bleibt Missbrauch, aber es erklärt,
warum sie es für total in Ordnung hält, so zu handeln. Um anders handeln
zu können, hätte sie ihr komplettes Wertesystem in Frage stellen müssen,
was eine fast übermenschliche Leistung gewesen wäre.

Den Satz "alles verstehen heisst alles verzeihen" halte ich für ziemlich
Grütze, abba etwas zu verstehen kann auch bedeuten, mit
Schuldzuweisungen vorsichtiger zu sein. Denn Schuld - egal in welcher
Form - macht handlungsunfähig.

Um es noch mal ganz deutlich zu sagen, da das jezze vielleicht
etwas missverständlich war: ich halte dieses Erziehungskonzept
auf jeden Fall für verwerflich.

Und letztendlich hat das ganze Malheur auch eine politische
Komponente. Wenn die Welt sagt: "auja, richte ruhig die Olympiade
aus" und jüngst ein "ganz und gar zufrieden stellendes Wirtschaftabkommen"
getroffen wurde, dann lautet die Botschaft zwischen den Zeilen: "mach
weiter so, China. Das is alles total toll, was du da so machst".
Dass in Tibet seit Jahrzehnten Zustände wie im 3. Reich herrschen und
auch die Bevölkerung Chinas (vor allem die Weibliche) in menschenverachtender
Weise behandelt werden, wird dadurch abgesegnet und unterstützt ...
und auf diese Weise wird jegliches Umdenken im Keim erstickt.

04.02.11, 18:35:21

haggard

geändert von: haggard - 04.02.11, 20:34:59

diese art von "erziehung" erinnert mich sehr an drill, an zwang, an machtausleben gegenüber einem kind - wie bei bestimmten "verhaltenstherapeuten" ansätzen.
 
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