Autismus "zerlegen" versus Achtsamkeit bezgl Autismus?
09.01.11, 20:10:40
biene63
Hallo,
ich bin ja Beides: Einerseits bin ich "autistisch" aufgewachsen - andererseits bin ich Elternteil eines Autisten...
Ich hab nen ganz bestimmten Ansatz und wollte mal Eure Meinung erfragen...hatte ja schon früher in anderen Foren immer mal wieder ähnlich versucht. Verstanden wurde ich aber glaub ich nicht. Vielleicht klappt es diesmal.
Was mein ich?
Ich selbst bin aufgewachsen mit einer Ansammlung von Teilleistungsstörungen, die mich sehr nervten, viele Barrieren schufen. Weil die Bezugspersonen meines Umfeldes meinten, ich sei Dumm / unwillig / bekloppt oder etwas in der Art, habe ich mich, um meinen Verstand zu schützen, so massiv wie mir irgendwie möglich zurückgezogen....Innerhalb meines Rückzugsgebietes hab ich mich in dieser versteckten Weise autodidaktisch ausgebildet...
Aber: Meine Handicaps bestehen auch weiterhin lediglich aus dieser Ansammlung von Teilleistungsstörungen. Mein Gehirn ist nicht autistisch. Mir haben Autisten gesagt, es gäbe auch Autismus ohne diese ganzen Teilleistungsprobleme. Wie das sein kann, kann ich nicht ermessen - da war ich noch nie.
Mich interessiert, soweit mir möglich ist, meine Teilleistungsproblematik soweit mir möglich ist, abzutragen, zu bearbeiten, aufzulösen.
Echt schwierig für mich ist, dass ich als Kind autisten-typische Fähigkeiten hatte. Und je mehr ich jetzt NT-kompatibel werde, desto mehr lösen sich diese autisten-typischen Fähigkeiten auf. Ich bin in einem saublöden Zwischenland...sehr irritierend.
Mich selbst interessiert, mir eine Lebenssituation zu schaffen, in denen ich mit meinen Fähigkeiten und Kenntnissen zufrieden sein kann. Mich interessiert, diese mich umgebenden lästigen Barrieren noch weiter abzutragen.
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versus
Es gibt ja Bestrebungen des Autistic Pride: NT´s sollen Autisten in ihrer Persönlichkeit als gleichwertige voll befähigte Menschen achten - mit dem Potential, dass autistische Menschen in allen Lebensbereichen alle denkbaren Qualifikationen und Lebensbereiche / Lebensaufgaben erreichen und ausfüllen können.
Nun ja...wie pass ich mit meinen Bestrebungen, meine diversen Barrieren zu zerlegen und kreativ umzugestalten in diesen Autistic Pride hinein?
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Es gibt ne ziemlich parallele Situation aus der Gehörlosen-Welt:
Hörende achten Gehörlose in aller Regel nicht als gleichwertige Menschen. Gehörlose haben rund 100 Jahre Kampf hinter sich, dass ihre Gebärdensprache als gleichberechtigte Minderheitensprache gesetzlich anerkannt ist in Deutschland.
Hörende, die als Erwachsene plötzlich ertaubt sind, finden die Möglichkeit ganz klasse, wenn sie per CI / Cochlear Implant / Innenohrprothese wieder hören können.
Es gibt viele Bestrebungen, dass gl Kindern zwangsweise ein CI einoperiert wird...die hörenden Eltern werden in aller Regel absolut ungenügend von den sogenannten Fachkräften (solche ohne Gebärdensprach-Kompetenz!) informiert - den Eltern wird zur CI-Op geraten...und bing - schon haben wir den nächsten tollen neuen Schwerhörigen, der sich mit viel Therapie und noch mehr Aufwand an Lebenskraft aller Beteiligten als "Quasi-Hörender" in der Gesellschaft verkaufen lässt.
Es gibt einige wenige Menschen, die sind im Prinzip gehörlos aufgewachsen, sind gebärdensprachkompetent und achten die Regeln der Gebärdensprach-Kultur....achten die Gehörlosen und treten für sie ein. Dennoch möchten sie gern die Möglichkeiten der Hörenden-Welt erleben und kennenlernen und für ihr eigenes Leben nutzbar machen. Darum lassen sie sich solches CI einpflanzen....ohne CI sind sie weiterhin gehörlos - in vielen Geräsuchsituationen sind sie weiterhin auf Gebärdensprache angewiesen...und sowieso ist die Gebärdensprach-Gemeinschaft ihr Zuhause....
Dennoch gelten solche "freiwilligen CI-Gehörlosen" in der Gehörlosen-Welt als "Verräter"....
Ich seh mich mit meinen Bestrebungen, mir meinen eigenen Autismus zu zerlegen in einer ähnlichen Situation wie solche "freiwilligen CI-Gehörlosen".... Verräter möchte ich nicht sein...
Im Gegenteil: Eigentlich möchte ich dazu beitragen, den Autistic Pride zu stärken...für mehr Achtsamkeit im Umgang mit Autisten werben....
Aber für mich selbst will ich in meinem Leben weniger Barrieren und soviel eigenen Gestaltungsraum wie mir möglich ist....
Was haltet Ihr von meinen Gedanken?
lg biene63
Diese
09.01.11, 20:16:39
frontdoor
Was für Teilleistungsstörungen meinst Du genau?
09.01.11, 20:18:22
55555
Kann das in ein passendes Unterforum im offenen Bereich verschoben werden?
09.01.11, 20:20:54
starke Dame
Mein Gehirn ist nicht autistisch. Mir haben Autisten gesagt, es gäbe auch Autismus ohne diese ganzen Teilleistungsprobleme. Wie das sein kann, kann ich nicht ermessen
Kein Autist gleicht dem anderen, ich denke schon, dass Du Autist bist.
Mich interessiert, soweit mir möglich ist, meine Teilleistungsproblematik soweit mir möglich ist, abzutragen, zu bearbeiten, aufzulösen.
Vielleicht ist Deine Problematik entstanden durch diese permanent anstrengende Anpassung an Nichtautisten. Hier können aber nur wirklich Autisten, die ebenfalls diese Anpassung durchlitten haben, etwas schreiben.
Ich bin in einem saublöden Zwischenland
Ich denke ein gewisses Maß sich anzupassen, z.B. um einen Einkauf zu überwinden ist sinnvoll, doch würde ich dies spätestens zu Hause ablegen, denn es macht keinen Sinn sich immer anzupassen, ich habe auf jeden Fall von keinem Autisten gelesen, der dies vollzogen hat und bis ans Ende seiner Tage glücklich war.
09.01.11, 20:38:21
Fundevogel
Hey, in Zwischenländern lässt sich gut leben!
Kennst du an der RWTH Aachen ISK und DESIRE?
http://www.isk.rwth-aachen.de/dasinstitut.html und
http://www.gebaerdensprache.de/1585.html
09.01.11, 20:41:32
biene63
geändert von: biene63 - 09.01.11, 20:53:55
Hi.
@55555: Ja, kannst Du verschieben - wohin willst Du verschieben, was würde besser passen? Ich kann das in der Regel nicht so gut zuordnen, welche Kategorie warum-auch-immer-angeblich-passt...ist in allen Bereichen meines Lebens so....
@frontdoor: Ich bin hypersensitiv aufgewachsen in allen Sinneskanälen. 2002 bis 2008 war endlich für mich Ergotherapie möglich (Sensorische Integrationstherapie aufgrund Propriozeptiver und Perzeptiver Störungen)
Aufgrund meines Wunsches, meiner Absprache mit der Ergotherapeutin haben wir die Therapiezeit weitgehend ins Squeezzing investiert - a la Temple Grandin...wir haben aus dem Therapiematerial der Ergopraxis ne Squeezze Machine gebaut.
Jetzt ist meine Tiefensensibilität weitgehend reguliert, ich kann die allermeisten Sinnesreize sehr viel besser als früher verarbeiten und zweckdienlich zur Information für mich nutzen....
Aber bis heute
- Taktil: Auch weiterhin mag ich nur festen Druck...leichte Streicheinheiten können für mich kritisch werden - weil ich das nicht verarbeiten kann. Hände-Begrüssungs-Ritual und Wäsche bearbeiten klappt nur mit extrem gut eingecremten Händen. Ich halte nicht aus, wenn mir jemand auf meinem Körper, gar auf meiner Kleidung (mehrere Schichten als nur meine Haut) hin-her-hin-her-rubbelt, so wie das beim "Tröst-Streicheln" gern gemacht wird.
- Visuell: Meine Augen spielen mir aufgrund Winkelfehlsichtigkeit bis heute Spielchen. Notenlinien sehen für mich aus wie sich bewegende Schlangen, den Notenwert kann ich nicht zuordnen. Musiklehrer haben dieses Problem nie kapiert. Ich hab nen Nystagmus - meine Augen springen umher, wie sie lustig sind...ich seh Dinge mal hier und mal dort - und plötzlich sehen sie "verschwunden" aus....danach sind sie wieder da...und andersrum. Zu langsam getaktete Leuchtstoffröhrern (An-aus-Effekt für mich sichtbar) und blaues Licht (Pflanzenlampen), sowie Schwarzlicht machen mich schwindlig. Gesichter kann ich nur sehr schwer zuordnen - weil ich mich weitgehend an der Frisur, Haarfarbe, Brillengestell einer Person orientiere. Das ist echt nen Problem, wenn ich Leute treffe, die ich angeblich kenne...und reagiere unangemessen - weil ich keine Ahnung, wer da vor mir steht, nur weil die Person eben beim Friseur war und nun mit neuer Haarfarbe ist!
- Auditiv: Ich kann oft nicht zuordnen, woher ein Geräusch kommt. Sehr viele Sprachinhalte kann ich nicht zuordnen, weil viele Buchstaben sich gleich anhören. Gehörlosen erkläre ich das so, das ist so ähnlich wie schwerhörig - nur dass Hörgeräte mir nix helfen...aber Hörende kapieren das in der Regel nicht.
- Olfaktorisch: Ich arbeite in der Gastronomie. Ich muss öfter mal mit für mich ekligen Materialien hantieren. Mir hilft gegen Overload im Geruch wenn ich immer genügend Pfefferminz-Kaugummi dabei hab. Solche Kaugummis stimmen meinen Geruch auf ein Gleichmass, so dass ich auch die ekligsten Materialien aushalte...zB Fleisch parieren (Sehnen, Fettgewebe abschneiden), Arbeit in der Spüle, Müll rausbringen...Hinterlassenschaften von Gästen bewältigen...
- Gustatorisch: Ich konnte früher kaum Speisen mit Gewürzen vertragen...Rohkost war am ehesten machbar. In der Konsistenz der Speisen war ich interessiert an Materialien, die sehr langsam meine Speiseröhre hinunterrutschte, zB Nudeln, Milchreis, Nutella - musste sehr zähe Konsistenz sein. Denn meine Speiseröhre war innerlich der einzige Körperteil, den ich zuverlässig gut spüren konnte. Ansonsten hatte ich keinerlei Körperschema - bis 2002 / Beginn meines Gebärdensprach-Trainings. Geschmacklich trau ich mich aufgrund der gut regulierten Tiefensensibiltät inzwischen sogar an Gewürze wie Pfeffer heran...
Mein Körperschema ist inzwischen ähnlich einem Kristall innerhalb eines Koordinatensystems des gebärdensprachlichen dreidimensionalen Grammatikraums zu nem echt gut benutzbaren Instrument herangereift. Ich kann mittels der DGS-Gebärden meine Bewegungen taufen, erinnern und gezielt für alltagsnützliche Tätigkeiten einsetzen. Das war vor 2002 absolut undenkbar!...alles unentwegt Try-and-Error, allerdings innerhalb von Sekundenbruchteilen...tausende von Versuchen täglich neu - jahrzehntelang.
In der Motorik war ich immer stark dyspraktisch. Viele Bewegungen sind bis heute nicht automatisiert. Aber ich konnte sie immer per Verstand reguliert ausführen...So ganz langsam..nach-und-nach schaff ich es, die eine oder andere Bewegungsform mal zu automatisieren. PC-Blindschrift klappt inzwischen sehr gut, Laufen klappt besser im Dunkeln als bei guter Beleuchtung - weil mich da die wechselnden Schatten nicht irritieren. LBG / Lautbegleitende Gebärden klappen bis heute gar nicht, weil ich nicht gleichzeitig die Sprachinhalte, sowie die parallele Motorik meines Mundes beim Sprechen incl Sprachmelodie wie meine Handmotorik samt Ausführungsparameter der Gebärden kontrollieren kann - diesen Bereich kapieren Gehörlose nicht....denen wurde immer beigebracht, LBG sei für Hörende leichter als DGS...ist bei mir genau anders rum.
lg biene63
09.01.11, 20:50:56
frontdoor
@biene63:Vielen Dank für die ausführliche Antwort.Mit Asperger-Syndrom haben die aufgezählten Sachen wirklich nichts zu tun.(Wie es mit anderen Diagnosen aussieht kann ich nicht beurteilen.)
09.01.11, 21:31:38
biene63
Hi.
@Frontdoor: Da die NT´s die Thematik sowieso nicht beherrschen...und man in Deutschland nur mit nem passenden Stempel Hilfe kriegt und sehr viele Details im meinem Leben zu dem passen, was aus NT-Sicht als "autistisch" gilt, ist mir herzlich egal, ob das nun hier hinein passt...oder woanders hinein...könnte von mir aus auch ganz anders heissen - Rosa Kaninchen oder sonstwie. Mir ist einzig das Ergebnis wichtig - Anrecht auf Hilfe für mich, so wie ich das brauch.
Ach so, bei meinem Posting vorhin hab ich noch ein nettes, für mich sehr wichtiges Detail vergessen: Das Thema GLASWAND kennt Ihr alle, stimmt?
Was meint Ihr, was ich total verblüfft war, als ich zum ersten Mal im DGS-Kurs sitzend in 2002 bemerkte, wie durch ne reale Glaswand Gehörlose ganz locker miteinander plauderten - der eine drinnen im warmen Zimmer, der andere draussen beim Rauchen!...ich hab vielleicht gestaunt. Mein ganzes Leben lang war ich von den Erfahrungen meiner Mitmenschen samt Kommunikation immer wie durch ne "Glaswand" getrennt und konnte nicht teilhaben...und hier standen zwei Menschen mit ner Glswand / geschlossenes Fenster zwischen sich und kommunizierten locker in DGS....absolut faszinierend für mich....hat mir unglaublich viele Themen meines Lebens eröffnet und ermöglicht. Ich bin sehr dankbar dafür.
lg biene63
09.01.11, 21:59:58
55555
Ich denke Autismus hat tatsächlich nichts mit Leistungsproblemen zu tun. Autisten werden jedoch von einem belastenden Umfeld in Mitleidenschaft gezogen, weswegen man an ihnen alle möglichen Überlastungsanzeichen beobachten kann. Das ist ein großer Unterschied, denn diese Anzeichen hängen eben nicht mit Autismus zusammen, ein Autist muß nicht überlastet sein, da auch Lebensumfelder denkbar sind, die ihm gerecht werden.
Woran würdest du Autismus festmachen? Du beschreibst einige sensorische Eigenschaften, die Autisten oft so in der Art erleben.
09.01.11, 22:09:35
biene63
Hi.
Ich bin in einem saublöden Zwischenland
Ich denke ein gewisses Maß sich anzupassen, z.B. um einen Einkauf zu überwinden ist sinnvoll, doch würde ich dies spätestens zu Hause ablegen, denn es macht keinen Sinn sich immer anzupassen, ich habe auf jeden Fall von keinem Autisten gelesen, der dies vollzogen hat und bis ans Ende seiner Tage glücklich war.[/quote]
Ne, ist anders. Was?
Früher hab ich von Leuten ausschliesslich deren Telefonnummer erinnert - keine Gesichter, keine Namen, keine Persönlichkeiten Interessen oder Fähigkeiten dieser Person...nur deren Telefonnummer.
Und die Telefonnumer hab ich mir so gemerkt - nicht, dass ich das gewollt hätte, sondern das ist innerlich in mir so passiert: Ich hab die Nummer innerlich gesagt...immer zwei Zahlen / paarweise. Diese Zahlen haben aufgrund ihres Klanges in mir eine Musik gemacht, eine Tonfolge. Diese Tonfolge hab ich als Farbwert gesehen. Diesen Farbwert hab ich erinnert.
Tonfolgen hab ich eigentlich immer sehr zuverlässig als Farbwerte erinnern können...irgendwie aber nicht die Farbe an sich - sondern lediglich den Farb-Unterschied. schwer zu beschreiben. Wenn ich Musik höre und selbst nachsinge, insbesondere bei Tonartwechsel und bei Halbtonsprüngen merke ich diese Farbwertunterschiede immer noch...aber sie sind blasser als früher.
Und bezüglich der Telefonnummern, ist diese Fähigkeit nahezu gänzlich verloren....
Früher wusste ich wenn ich was gelesen hatte, eigentlich ohne Kraftakt wann / Tag auf welcher Seite / Seitenzahl ich welches Wort / welche Bedeutung gelesen hab....von welchem Autor, welchem Verlag....alles weg...klappt nicht mehr.
Echt lästig. Stattdessen nehmen meine Fähigkeiten zu, mich in Menschen einzufühlen, deren Bedürfnisse zuordnen zu können, lauter NT-Fähigkeiten also....sehr irritierend.
Ist analog meiner obigen Beschreibung: Wenn ich gehörlos aufgewachsen wär und wär jetzt mit nem CI versorgt...und mein Gehirn würde so nach und nach lernen, mit dem Gehörten was anfangen zu können...so ähnlich gehts mir jetzt.
Ich bin in nem saublöden Zwischenland...nicht hier und nicht dort - bin an nem andern Ort. lg biene63
10.01.11, 01:04:21
horrorvren
hallo biene63,
viele der Dinge, die du beschreibst (Winkelfehlsichtigkeit, Nystagmus, Prosopagnosie/"Gesichtsblindheit", Dyspraxie) haben ja erstmal nichts mit Autismus zu tun, bzw. sind keine autistischen Eigenschaften, sondern Dinge, die bei A und NA vorkommen.
(Anm.: Hast du eigentlich keine Prismenbrille wegen er Winkelfehlsichtigkeit?)
Die hab ich als Autistin alle nicht, bis auf die Prosopagnosie. (die mich aber um ehrlich zu sein überhaupt nicht stört, da ich Personen zuverlässig an der Form der Körperteile, Gangart etc. erkenne, was ich wiederum auf meine autistische Wahrnehmung zurückführe.)
Andere Dinge die du beschreibst, würde ich schon als Teil "autistischer" Wahrnehmung sehen.
Allerdings, wenn du eigentlich kein A bist musst du dir doch keine Gedanken machen, ob deine Bestrebungen mit Autistic Pride "kompatibel" sind?
Empfindest du diese Veränderungen, die du da durchmachst, insgesamt als positiv/ als Bereicherung für dich?
lg horrorvren
10.01.11, 12:33:39
55555
Vielleicht nochmal eine Frage hierzu:
Nun ja...wie pass ich mit meinen Bestrebungen, meine diversen Barrieren zu zerlegen und kreativ umzugestalten in diesen Autistic Pride hinein?
Was sind "deine Barrieren"?
Allgemein zu XY-Pride:
Dabei geht es um Achtung, nicht so sehr darum unheimlich stolz auf sich zu sein (was auch immer das überhaupt bringen sollte). Wenn ich mit jemandem aus einem anderen Land zu tun habe, in dem vielleicht andere Sitten herrschen versuche ich darauf einzugehen, zu vermeiden, daß keine Mißverständnisse entstehen, bin vielleicht auch interessiert am teils unbekannten Fremden, am seltenen Besonderen.
Es gibt jedoch Bevölkerungsgruppen, die eher verachtet werden und die man in diskriminierender Weise unterdückt, z.B. indem man auf ihre Eigenarten nicht so eingeht wie es sonst üblich ist. Eine Pride-Bewegung im Allgemeinen richtet sich auf das Ziel diese Verachtung und Diskriminierung zu überwinden, auch Angehörigen der eigenen Gruppe zu vermitteln, daß sie sich nicht für ihre Gruppenzugehörigkeit verachten oder schämen müssen, was in solchen sozialen Konstellationen teilweise der Fall ist (Kompensation, denn es wäre psychisch wohl schwerer in der klaren Erkenntnis zu leben, daß einem massives Unrecht geschieht und man dem gegenüber ziemlich wehrlos ist - vor allem alleine).
Es geht also bei autistic pride nicht darum die Welt am autistischen Wesen genesen zu lassen, sondern darum Achtung einzufordern. Diese Achtung hat auch damit zu tun sich Diskriminierungen zu verbitten oder überhaupt erstmal den Menschen deutlich zu machen, daß eine Diskriminierung vorliegt, an die sich viele Menschen gewöhnt haben oder deren Ausmaß sie aufgrund von Unwissen nicht erfassen.