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vor autisten sind alle menschen gleich?

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27.10.10, 17:45:15

haggard

angeregt durch überlegungen zu einer facharbeit, dass es eine phase bei den menschen zu geben scheint, die als "iieh jungs/iieh mädchen" benannt wurde - ist das bei autisten so?
persönlich kann ich mich nicht daran entsinnen, dass es bei mir so gewesen wäre. finde ich auch reichlich schwachsinnig, denn gegenüber haus- oder nutztieren wird solches durch menschen auch nicht geäußert, oder etwa doch?

weiß gerade nicht, ob das thema bei autismus oder bei mitmenschen am besten aufgehoben ist...

stelle mir das gerade total komisch vor - "iieh eltern", die müssten ja noch komischer aussehen, oder verhalten sich noch seltsamer. wahrscheinlich verstehe ich das nicht, was das "iieh" beschreibt.

ist das so eine sache, die im entferntesten in der "fachliteratur über autisten" als "betrachten menschen als objekte" bezeichnet wird?

wie ist/war das bei anderen autisten - gab es eine solche phase?
27.10.10, 18:01:38

akinoM

Also bei mir gab es eine solche Phase nicht ... ist mir allerdings an Mitschülern aufgefallen. In dieser Zeit fand ich sie noch merkwürdiger als zuvor.
27.10.10, 18:19:01

Antika

Bei mir gab es diese Phase ebenso nicht. Auch bei meinen beiden Söhnen A und NA, gab es diese Phase nicht.
27.10.10, 20:47:23

MerriS

was beschreibt das "iieh"? abstoßung.. angst.. scheu.. scham.. ekel? ich kenne da nur dass sich jungs vor der pubertät von mädchen abstoßen und während der pubertät sich das alles ändern soll.. war nicht so bei mir.. sind alles nur menschen für mich
27.10.10, 20:57:26

Herr Meier

Abstoßen ist wohl übertrieben. Aber in der Regel können Kinder ab einem bestimmten Alter mit dem anderen Geschlecht eher wenig anfangen. Bei den ganz kleinen ist das noch egal, später haben Jungs und Mädchen häufig so unterschiedliche Interessen, daß da untereinander nicht mehr so viel Kontakt besteht. Das war bei uns auch so. Aber eben doch eher Desinteresse als bewußte Abneigung (warum auch?). Die Gespräche beschränkten sich in der Zeit auf die wenigen Gemeinsamkeiten, also vor allem schulische Themen.
Spätestens nach der Pubertät sollte das aber normalerweise vorbei sein.
27.10.10, 21:28:09

MerriS

wieso besteht dann ein "iieh" im verhältnis zueinander.. was beschreibt es? ist es ekel vor fremden interessen.. oO?
27.10.10, 21:36:30

Herr Meier

Das "IIEH" als Zeichen von Ekel oder Abneigung finde ich jetzt heftig übertrieben. Ich würde es eher als Gleichgültigkeit oder Desinteresse definieren, eben so wie man über Leute denkt, mit denen einen keine Gemeinsamkeiten verbinden. Und in einer bestimmten Altersklasse läuft diese Trennlinie in den meisten Fällen ziemlich genau zwischen den Geschlechtern. Habe ich schon öfter gehört, ich gehe also mal davon aus, daß meine MitschülerInnen und ich da keine Ausnahme waren.
27.10.10, 22:49:12

drvaust

Ich erinnere mich noch, wie meine Mitschülerinnen, z.B. in der Pause, zusammensaßen, und keine Jungs in der Nähe duldeten. Später waren sie öfter mit älteren Jungs zusammen, bis sie, am Ende der Pubertät, wieder für uns ansprechbar waren.
Die Mitschüler verhielten sich ähnlich, fanden die Mädchen erst doof, dann sprachen sie nicht mehr mit Mädchen. Als die Mädchen mit älteren Jungs zusammen waren, begannen sie um die Mädchen zu werben, kümmerten sich dann aber mehr um jüngere Mädchen.
Es scheint so, als ob sich Jugendliche erst einmal in ihrer geschlechtlichen Rolle profilieren und abgrenzen, bevor sie sich dem anderen Geschlecht zuwenden.
Es gab auch früher, auch im Kindergarten, Phasen, daß sich die Geschlechter abgrenzten, aber das waren vermutlich Moden, irgendwie von außen, z.B. von älteren Geschwistern, hereingebracht.
Ich fand das komisch oder idiotisch. Aber ich wollte auch irgendwie mitmachen, konnte das aber nicht. Ich fand alle Menschen blöd.

27.10.10, 23:17:27

MerriS

ich blicke da nicht durch... "iieh" ist für mich "ekel" oder "angst"...
das was herr meier da schreibt ist eine disparität...
27.10.10, 23:41:51

Ozelot

Ich finde auch, dass "iieh" eher eine Interjektion des Ekels oder Abneigung gegen irgendwas ist. Aber vielleicht vertue ich mich auch...
28.10.10, 00:47:33

Fundevogel

"iieh" wird allgemein bei Ekel oder Abneigung benutzt. Es wird im Regelfall spontan aus einem Impuls benutzt.

Im Geschlechterverhältnis besonders während der Pubertät werden mit "iieh" gleichermaßen Abneigung, Überheblichkeit und überspielte Neugier ausgedrückt. Es wird meist übertrieben geschauspielert.
28.10.10, 11:29:52

Sarmet

Zitat:
vor autisten sind alle menschen gleich?


Ich würde meinen - ja.

Fällt mir ein Beispiel von meiner Therapie ein. Da ging es um einen banalen Konflikt zwischen 2 Mitpatientinnen. Ein Klärungsversuch scheiterte und eine davon zog sich gekränkt zurück, da sie dachte das andere Mädl ist ja blöd. In einem Gruppengespräch kam das Thema zufällig zur Sprache und wurde ausdiskutiert. In dessen Verlauf "entdeckten" einige der Anwesenden, dass dieses Mädl ja gar nicht doof ist sondern auch ganz andere Züge hat. Frei nach dem Motto, jetzt habe ich dich viel lieber umarmten sie einander und alles war wieder gut.
Ich persönlich fand das Schauspiel, welches ich miterleben durfte, sehr skurril. Wie leicht man Menschen in eine Schublade schiebt und nur ein einziger Satz ihn in eine andere verfrachten kann - nicht nachvollziehbar. Jeder Mensch hat seine Eigenarten, welche man akzeptiert oder eben nicht aber das Bild des Menschen so derartig umzukrempeln aufgrund einer Meinungsverschiedenheit und daraus resultierende Missverständnisse? Mich selbst hat dieser Konflikt nicht beeinträchtigt, mein Kontakt war vor wie auch danach gleich gut. Da ich jeden Menschen so akzeptiere wie er ist - schließlich würde ich dies auch so wollen ...
 
 
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