"Schreiben ist ein monologisches Medium"
21.09.06, 10:39:32
Lisa M.
- so ein Buchtitel von Peter-Paul Zahl, der mir gerade zufällig in die Hände fiel. Stimmt das noch? Sind wir hier nicht im Dialog, bzw. sogar im Gespräch mit vielen?
Auf der anderen Seite: Während ich jetzt hier schreibe, bin ich im Monolog. Ist das vielleicht der Grund, weshalb Autisten oftmals das Schreiben dem Reden auch vorziehen, besonders, wenn es um schwierige Themen geht?
Sind vielleicht bestimmte Aspekte in einem "ganz normalen Gespräch" für uns eine Behinderung?
21.09.06, 11:07:16
Wursthans
Es stimmt nicht mehr seit man sich immer schneller antworten kann. Siehe Chat im Extrem.
21.09.06, 11:12:02
Lisa M.
Zitat:
Siehe Chat im Extrem.
Stimmt. Aber grade das ist ja vielleicht ein Grund, weshalb ich Chat ziemlich stressig finde. Da sabbeln alle durcheinander, und dauernd erscheint Text auf dem Bildschirm, während man schreibt. Da kann ich nicht beim Tippen auf den Bildschirm kucken... *brrr* Andere Leute scheinen sich unter solchen Bedingungen aber auch nicht so toll konzentrieren zu können, denn ich hab selten in 'nem Chat mal was Gehaltvolles gesehen.
21.09.06, 11:14:19
Wursthans
Chat ist schnell. Wer viel schreibt ist zu langsam, es sei denn es besteht eine Vereinbarung aller Teilnehmer ausführlicher zu chatten.
21.09.06, 11:20:28
Lisa M.
Es ist auch, dass ich nicht gleichzeitig einen Text formulieren und einen anderen lesen kann. Es ist mir ein Rätsel, wie andere das machen. Mein Ex hat mich schon zum chatten gedrängt, und jedesmal, wenn sein Text auf meinem Bildschirm erschien, hörte ich mitten im Wort auf zu schreiben.
21.09.06, 11:30:02
Wursthans
In einem Forum ist es angenehmer, weil du in Ruhe zuende schreiben kannst und erst dann die neuen Texte siehst? Das kann ich schon irgendwie nachvollziehen. Ich bin in einem Chat auch unruhiger.
21.09.06, 11:51:51
Lisa M.
Zitat:
In einem Forum ist es angenehmer, weil du in Ruhe zuende schreiben kannst und erst dann die neuen Texte siehst?
Genau. Deshalb hatte ich überlegt, ob es vielleicht genau dieses "halbmonologische Element" ist, was die Kommunikation in einem Forum (oder per Email) so angenehm macht - auch im Vergleich zum "vollmonologischen" klassischen Schreiben von Texten, wo man sich ja in den seltensten Fällen direkt auf das von anderen Geschriebene bezieht.
21.09.06, 12:03:20
Wursthans
Und im Gegensatz zum klassischen Brief ist es technisch gesehen möglich weitaus schneller zu antworten.
21.09.06, 14:17:36
Lisa M.
Ja, genau. Deshalb empfinde ich Briefe als allzu monologisch.
Für mich kann ich das schon so sagen, dass die Schriftform sowas wie "Barrierefreiheit im Kommunikationsbereich" schafft, wobei ich kleinere Hürden auch mündlich ganz gut nehmen kann.
Es wäre die Frage, ob man dadurch "verwöhnt" wird?
Ich glaube, einerseits ja und andererseits nein. Vieles kann ich auch mündlich ausdrücken, nachdem ich es schriftlich getan habe. Aber das subjektive "Hindernis-Empfinden", wenn ich grade mal vor einer Hürde stehe, hat sich natürlich verstärkt.
21.09.06, 14:30:28
Wursthans
Ja, ich sehe verschiedene Internettechnologien als Prothese für Autismus. Ich habe auch mal gelesen, daß es gerichtlich prinzipiell als behinderungsbedingter Mehrbedarf anerkannt wird, wenn es
hier auch nicht um einen Autisten geht.
21.09.06, 15:31:10
uppsdaneben
Während ich jetzt hier schreibe, bin ich im Monolog.
Mit du nicht mit uns auch im Dialog? Bei einem Gespräch ist es ja auch ein Monolog, bis dich der Andere ablöst.
21.09.06, 16:23:48
Goldloeckchen
Während ich jetzt hier schreibe, bin ich im Monolog.
Mit du nicht mit uns auch im Dialog? Bei einem Gespräch ist es ja auch ein Monolog, bis dich der Andere ablöst.
Naja, Forenbeiträge sind doch eher als Monolog zu betrachten wie Life-Gespräche. Man muss Forenbeiträge nicht lesen wenns nicht interessiert aber ein Gesprächspartner der nur Mist von sich gibt kann man schlecht überhören, höchstens könnte man sich wünschen taub zu sein.