Begrüßungen als Zeichen vorhergehender Ferne
06.08.10, 19:14:19
55555
Ich habe nicht generell etwas gegen Begrüßungen, wenn ich mich wem fern gefühlt hatte (damit meine ich die Abwesenheit eines Gefühls der Nähe) und ihm begegne finde ich eine Begrüßung angemessen.
07.08.10, 00:28:15
Fundevogel
anne1: Deine Sicht auf das positive Bekennen am Grüßen ehrt dich. Es entkräftet aber nicht meine Aussage.
Wenn das Bekenntnis zur Gemeinschaft ein Akt der Freundschaft und Liebe wäre, müsste dann nicht derjenige, der das Grüßen verschusselt oder für nicht so wichtig erachtet, nicht weiter geliebt werden um seiner selbst willen?
Tatsache aber ist, dass der, der nicht das Regelwerk des Grüßens beachtet, auf der Stelle aussondiert wird als "Muffel", unfreundlich, arrogant, künftig nicht mehr grüßenswert...und anschließend "geschnitten" wird?
07.08.10, 00:53:46
Herr Meier
Was ist das Regelwerk des Grüßens?
Ich grüße Leute, die ich kenne. Und normalerweise nur 1x am Tag. Damit bin ich, soweit ich weiß, noch nie aufgefallen. Oder man hat es mir nicht gesagt. :)
Was mich verunsichert, sind Leute, die mich grüßen, obwohl sie mich nicht kennen. (damit meine ich jetzt nicht Verwechslungen oder ähnliches). In einigen Supermärkten z.B. grüßen die Verkäufer jeden, auch Leute, die sie nicht kennen. Ob die meinen, man merkt das nicht?
Ähnlich unangenehm finde ich Leute, die mich am Telefon mit Namen ansprechen, obwohl sie mich nicht kennen. Da soll wohl eine Art "Vertrautheit" vorgetäuscht werden. Aber wie dumm muß man eigentlich sein, um das nicht zu durchschauen? Kann mir nicht vorstellen, daß es viele Menschen gibt, die man mit solchen Tricks manipulieren kann.
07.08.10, 03:11:01
drvaust
Ich verstehe das Thema nicht ganz.
Ist damit gemeint, daß man mit einer Begrüßung signalisiert, daß man den Begrüßten als fern empfand?
Wenn ich jemand wirklich grüße, dann war er mir vorher fern und ich freue mich, ihm wieder nahe zu sein (das ist selten).
Für mich bedeutet echtes Begrüßen, daß ich mich freue, denjenigen wieder zu treffen.
Meistens grüße ich als Routine, um keinen Ärger zu bekommen. Das ist ein gesellschaftliches Ritual, oft Heuchelei.
Ich kann jemand grüßen und ignorieren.
Wenn mir jemand begegnet, prüft mein Unterbewußtsein, ob der gegrüßt werden muß. Wenn ja, gebe ich einen Gruß von mir und vergesse die Angelegenheit. Ich grüße dann also, ohne jemand wahrzunehmen. Ein Kollege beschwerte sich mal, weil ich ihn bis Mittag siebenmal gegrüßt hätte.
Z.B. Verkäufer können Kunden auch echt begrüßen. 'Schön, daß sie zu mir kommen und bei mir kaufen, ich freue mich ... .'
07.08.10, 09:25:46
55555
Verkäufer handeln nicht selten wohl aufgrund von Vorschriften wie "ist dir ein Kunde näher als 3m mußt du ihn begrüßen/fragen, ob du ihm helfen kannst".
Ist damit gemeint, daß man mit einer Begrüßung signalisiert, daß man den Begrüßten als fern empfand?
Ja, das liegt meinem Gedankengang zugrunde. Davon ausgehend interessiert mich nun, warum sich angeblich sehr nahe Personen, z.B. Lebenspartner auch täglich begrüßen, wenn sie sich doch eigentlich ohnehin nahe sein sollten. Liegt es daran, daß durchschnittliche NA egozentrischer veranlagt sind als Autisten und deswegen schnell einer menschlichen Beziehung entschwinden? Das würde sich mit etlichen meiner Beobachtungen decken.
07.08.10, 10:40:11
HundundKatz
55555
.....-Kommt euch das nicht so vor wie etwas herzuholen, was schon da ist? ...
...sind als Autisten und deswegen schnell einer menschlichen Beziehung entschwinden?....
Versteh ich nicht. Wie meinst du das ?
07.08.10, 11:05:28
55555
Welche Empfindungen finden in dir statt, wenn du deinen Lebenspartner begrüßt, sofern du es tust? In welchen Situationen tust du das?
07.08.10, 12:26:06
Fundevogel
Kollegen wollen begrüßt werden, weil sie damit verbinden, dass sie bewußt wahrgenommen werden und dass damit bekundet wird, zur "Arbeitsgemeinschaft" zu gehören. Es ist eine Form des Schmeichelns, des Sich-Jemanden-Gewogen-Haltens.
Geliebte Partner werden im selben Sinne gegrüßt, aber vielfach zusätzlich mit einem Kosewort, was die geistig/körperliche Gemeinschaft besonders herausstreichen soll.
Gesellschaftliches Begrüßen ist in einem Verhaltenskodex festgehalten: Der Jüngere grüßt zuerst den Älteren, der Herr grüßt zuerste die Dame, der Ranghöhere reicht zuerst die Hand, die Dame reicht zuerst die Hand...Dieses und weitere Reglements zu beherrschen nennt man auch "ausgezeichnete Schule" manchmal auch salopp "guter Stall";)
55555: Ja, durchschnittliche NA müssen sich immer wieder gegenseitig versichern, dass sie einander nicht fern sind, das empfinden sie aber in den meisten Fällen nicht als unangenehm. Häufig ist ihnen nicht bewußt, dass dies ununterbrochen geschieht.
07.08.10, 12:57:09
HundundKatz
55555
du denkst es dir vielleicht schon.
Meine Empfindugen sind:
Freude, Wärme, aufgeregt, falls ich was dringend erzählen möchte, um meine Gefühle und Gedanken mit ihm zu teilen,
Geborgenheit, Verbundenheit, ....
07.08.10, 13:47:35
55555
Und wie sind deine Gefühle vor der begrüßungsauslösenden Situation gegenüber diesem?
07.08.10, 14:05:17
HundundKatz
ich ahne worauf du hinaus willst.
Sie sind immer da. Ich habe bei einer direkten Begegnung
einfach das Bedürfnis die innere Nähe auch äußerlich
zu zeigen (was für Autisten vielleicht nicht vollziehbar oder
vielleicht sogar störend oder unangenehm ist).
Ich mag den Hautkontakt, den Geruch, die körperliche Wärme,
das Herzklopfen wird mehr... so ist es einfach bei mir.
Und das möchte ich für mich nicht missen.