Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Gesetzentwurf sieht Legalisierung von Überwachung von Angestellten vor

original Thema anzeigen

04.07.10, 00:23:09

55555

Neben der Erhöhung der Krankenkassenbeiträge ein weiteres Vorhaben im Windschatten der dominanierenden Fußballberichterstattung:
Zitat:
So sehe der Gesetzesentwurf vor, dass Arbeitgeber im Bewerbungsverfahren und auch während des Beschäftigungsverhältnisses Informationen über den Bewerber oder Mitarbeiter aus dem Internet nutzen können. Dies umfasse dann auch soziale Netzwerke und Selbsthilfeforen. Es gehe dabei sowohl um Informationen, die von den Betroffenen selbst ins Internet gestellt wurden als auch um solche, die von anderen Nutzern stammen. Zudem könnten Daten genutzt werden, um zu überprüfen, ob der Arbeitnehmer seine vertraglichen Pflichten erfülle. Die Deutsche Bahn hatte die Daten von Mitarbeitern mit jenen Firmen abgeglichen, zu denen sie Geschäftsbeziehungen hatte. "Das wäre in Zukunft wohl mit diesem Gesetzentwurf zulässig", sagte Schaar. Ebenso könnten Telekommunikationsdaten abgeglichen werden, um beispielsweise herauszufinden, welche Mitarbeiter Kontakt zu Journalisten aufgenommen haben.

Quelle
04.07.10, 00:55:28

Herr Meier

Das wird ja schon seit Jahren gemacht. Nicht umsonst wird ja auch geraten, sich von solchen "Netzwerken" fernzuhalten und im Internet nie seinen vollen Namen anzugeben.
Neu war mir, daß es vorher noch keine gesetzliche Grundlage dafür gab. Braucht man die denn? Es darf doch jeder auf öffentlich einsehbare Internetseiten zurückgreifen und wenn da einer was hinterlegt hat, was ihm zum Schaden sein könnte, hat er ein Problem.
Vermutlich wird man es auch nicht verhindern können. Die Firmen brauchen ja nicht begründen, warum sie sich für oder gegen einen Bewerber entschieden haben.
Was ich viel erschreckender finde: Daß so viele Leute, vor allem jüngere, ihre Daten ins Netz stellen. Und daß es kaum eine Rechtsgrundlage gibt, um etwas, was andere Leute unerlaubt reingestellt haben, wieder vollständig zu entfernen. Vor ein paar Tagen stand mal was in der Zeitung, daß da jetzt sowas in Arbeit sein soll, um Verleumdungen im Internet entsprechend zu bekämpfen. Bisher ist das wohl kaum möglich.
04.07.10, 05:20:05

drvaust

Die Nutzung öffentlich zugänglicher Daten kann nicht verhindert werden.
Ein Verbot dessen würde zu Absurditäten führen.
Bedenklich finde ich systematische Bespitzelung,
Kameraüberwachung von Mitarbeitern außerhalb von Sicherheitsbereichen,
Abhören von Telefongesprächen u.ä..
Auch das Postgeheimnis gilt teilweise nicht mehr,
denn die klassische Post (-Behörde) gibt es nicht mehr.

05.07.10, 00:54:37

Fundevogel

Beispiel: Ein befreundeter Student bewarb sich bei einem französischen Konzern in Mittelfrankreich. Da er sehr gut ausgebildet und hochmotiviert war, wollte der Konzern ihn einstellen.
Beim Vorstellungsgespräch wurde er darauf hingewiesen, dass gegoogelt, im StudiVZ und auch in verschiedenen Foren gesucht worden sei, um sein Persönlichkeitsprofil zu erfahren. Er sei auf vielen Fotos mit Bierglas in der Hand anzutreffen gewesen. Ob er ein Alkoholproblem habe.
05.07.10, 12:16:58

horrorvren

Hi,
Sich ganz von diesen netzwerken fernhalten ist aber anscheinend auch wieder nicht richtig. Ein freund wurde beim bewerbungsgespräch darauf hingewiesen, dass man ihn in einschlägigen netzwerken nicht gefunden habe, ob er denn nicht kontaktfähig sei? Er konnte dann doch noch ein (nur in seiner umgebung beliebtes) netzwerk nennen, in dem er ist. Sonst wäre das evtl ein ausschlusskriterium gewesen.
05.07.10, 12:19:53

55555

Also könnte es künftig dazu kommen, daß Mitgliedschaften auf solchen Plattformen als erweiterte Bewerbungsunterlagen gelten. Das könnte dazu führen, daß Menschen sich dazu spezielle Konten zulegen, die eine entsprechend gezielte Darstellung enthalten.
05.07.10, 13:20:08

haggard

ist eher so etwas, ob jemand im "richtigen" golfclub ist.
oder es ist etwas ganz hinterhältiges. wenn sie noch nichts gefunden haben und jemand dann freiwillig angibt, wo im internet derjenige zu finden sei, dann erst zu gucken "was" das für einer ist?

für mich war das schon sehr abstoßend, als die leitung im betrieb auf die idee kam, mehr von anderen wissen zu müssen und deswegen häufiger gemeinsames frühstücken veranstaltete. jeder, der "lieber" arbeiten wollte, war suspekt und wurde zum mitarbeitergespräch geladen, in dem sich gerechtfertigt werden musste, warum man "nicht gesellig" sei. gleichzeitig aber wurde durch die leitung über verzüge in der arbeitsbewältigung allgemein geklagt - so etwas kann man doch nicht mit gemeinsamem frühstück aufholen...

wenn mich jemand das in einem vorstellungsgespräch fragen oder mit irgendetwas derartigem konfrontieren würde, würde ich gehen. in so einem betrieb würde ich gar nicht arbeiten wollen.
05.07.10, 19:44:29

Herr Meier

Zitat von horrorvren:
Sich ganz von diesen netzwerken fernhalten ist aber anscheinend auch wieder nicht richtig. Ein freund wurde beim bewerbungsgespräch darauf hingewiesen, dass man ihn in einschlägigen netzwerken nicht gefunden habe, ob er denn nicht kontaktfähig sei?


Das erscheint mir ja nun ziemlich daneben. Entweder ist das die persönliche Meinung von einem jungen "hochdynamischen" Personalchef, der keine anderen Formen menschlicher Kommunikation kennt, oder der verzweifelte Versuch, doch noch etwas über ihn im Netz zu finden. Ob es Sinn macht, bei einem solchen Unternehmen überhaupt noch eine Bewerbung aufrecht zu erhalten, muß man im Einzelfall sehr kritisch überlegen. Wenn man hinterher mit dem bewußten Mitarbeiter zu tun hat, dann wohl eher nicht. Wer auf solche Ideen kommt, dürfte auch noch andere merkwürdige Vorstellungen haben, um seinen Kollegen die Arbeit zu vermiesen. Ich bin überhaupt immer wieder entsetzt, welche Dreistigkeiten heutzutage im Geschäftsleben üblich sind, nicht nur zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, z.T. sogar bei Kunden. Mein Chef ist z.B. vor ein paar Wochen am Telefon auf primitivste Weise angepöbelt worden, von einer Agentur, die ihm letztes Jahr ungefragt eine bestimmte Bank empfohlen hat. Und das nur, weil er da bis heute kein Konto eröffnet hat und das auch nicht plant. Jetzt sowieso nicht mehr.

@ Azrael: Die wollen Euch aushorchen, weiter nichts. Vermutlich ist das gemeinsame Frühstück das geringere Risiko als das persönliche Gespräch. Sehr aussichtsreich dürfte das ganze aber nicht sein, von daher kann man hoffen, daß es irgendwann wieder abgeschafft wird. Ich gehe jedenfalls mal davon aus, daß die meisten Mitarbeiter die Absicht durchschauen werden, vor allem wenn das so aggressiv durchgesetzt wird und sich genau überlegen, was sie da erzählen und vor allem: Was sie nicht erzählen.
05.07.10, 23:30:11

Fundevogel

Man kann in einem Unternehmen auch die teurere und völlig legale Methode wählen, Mitarbeiter zu erfahren: Supervision.

Im Erziehungs- und therapeutischen Bereich an der Tagesordnung und die Einrichtung wird dafür auch noch hochgelobt (ganz davon abgesehen dass ein Wochenendkurs für 20 Mitarbeiter um die 5.000 EURO kostet).

Naive fallen darauf voll herein, Supervisionsprofis schlüpfen durch alle Löcher. Und die meisten Chefs machen um die Supervision entgegen der Regeln einen weiten Bogen...denn sie wissen warum.
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder