Planung eines revolutionären Schulsystems.
08.05.10, 13:36:31
Fundevogel
Es ging auch mal anders:
Ich bin bis zur "Schulreform" in eine Zwergschule gegangen (insgesamt 28 Schüler in 8 verschiedenen Schuljahren - 1 Klassenraum). Es musste mucksmäuschenstill sein, damit die Kinder jedes Schuljahrgangs entsprechend konzentriert sein konnten. In erster Linie wurde schriftlich gearbeitet und nur am Ende des Schultages erfolgte durch Einzelaufruf das Abfragen von Arbeitsergebnissen.
Es konnte immens viel gelernt werden.
Für bewegungsfreudige Schüler standen ein Gruppenraum mit Spielen, ein Turnraum zum Herumtoben und der Schulgarten zu konzentrierter Körperarbeit zur Verfügung.
Nach der Schulreform wechselte ich ins Lärmgetöse einer 30 köpfigen Klasse Mädchen, deren Stimmenfrequenzen auf empfindliche Ohren wie die Geräusche beim Holzsägen auf Kreissägen wirkten.
09.05.10, 02:29:43
Quadriga
Deine Beschreibung hört sich recht gut an. Wieso ist sowas jetzt nicht mehr möglich? Ich las heute in der Zeitung, man wolle über hundert neue Lehrer einstellen, damit mitunter die Klassenstärken abnehmen. Das finde ich an sich schon mal gut, da ich weiß, dass eine kleinere Klasse auch wesentlich angenehmer in der Lautstärke ist. Mir macht es ja nicht soviel aus, wenn mal jemand kurz mit einem Nachbar redet (machte ich früher auch manchmal mit meinem Freund (wobei dann unterrichtsthemabezogen)), oder jemand mal seinen Ordner öffnet, oder sonst etwas funktionell Unvermeidbares. Aber wenn dann einige unnötigen Lärm machen, wie das mit dem Kugelschreiberklicken, dann erreicht es irgendwann einen Punkt, an dem ich das nicht mehr aushalten kann. Je stiller, desto besser, aber ich wäre schon zufrieden damit, wenn es zumindest etwas ruhiger in einigen Kursen wäre.
Um zum Thema zurückzukommen, möchte ich sagen, dass ich nach wie vor der Meinung bin, dass es besser ist, wenn man die Leistungserhebungen, die Versetzung, und die Bewertungen fachspezifisch vollzieht und nicht, wie momentan üblich, nur bezogen auf die Jahrgangsstufe, bzw nur der Schnitt aller Bereiche zählt und nicht die Leistungen in den einzelnen Fächern. Im Vergleich wäre das ja so, als müsste ich Architekt, Straßenarbeiter, Erzieher, Lehrer, Meteorologe, Bäcker, Bänker sein, damit ich Meteorologe sein dürfte. Diese Sache beschäftigt mich ja schon einigen Jahren. Ich frage mich auch immer wieder, für was ich die Religionslehre benötige, wenn ich Meteorologie studieren möchte. Für mich ist das verschwendete Zeit, und bringt zudem meine Gedanken fernab meiner Ziele und Interessen, weil ich dann denke, ich müsste beweisen, dass es keinen Gott geben kann, und dass Gott nur eine Erfindung des Menschens ist, damit das mit der (christlichen) Religionsaufdrängung ein für alle mal ein Ende nimmt. Ich habe meine eigenen Glauben und brauche keine organisierte Weltreligion, dir mir einfach zu realitätsfern ist. Darauf möchte ich aber jetzt nicht weiter eingehen, da dies zu sehr vom Thema ablenken würde.
Aber auch diese Sache ist ein Grund dafür, warum es in meinem System möglich sein sollte, sich die Fachgebiete, in denen man gelehrt werden möchte, möglichst frei auswählen zu können. Ich hätte lieber 2 Stunden mehr Geographieunterricht, als Religion, weil es mich effektiv weiterbringen würde. Nur diese Entscheidung kann ich nicht treffen, und daher muss ich zwangsweise mich mit Religion beschäftigen, damit ich das Abitur erhalten kann. Ich kann das, was ich dabei denke, nicht einmal in Worte fassen. Doch finde ich die Tatsache, dass man aufgrund einiger Fachgebiete, für die man sich nicht interessiert, oder mit denen man kaum etwas anfangen kann, nicht die Möglichkeit erhalten kann, dass man sich auf einer Hochschule weiterbildet, erschreckend. Und es ist zudem eindeutig, dass ich darunter sehr leide, dass ich nicht das machen kann, bzw nicht das bewertet wird, was ich wirklich kann. Wenn ich zB ein Drama schreibe, es aber nicht Thema oder Aufgabe des Deuschunterrichts ist, dann wird das auch nicht positiv im Deutschunterricht bewertet. Es wird die Fähigkeit, dass ich ein Buch oder Gedicht schreiben kann, nicht in dem Notenschnitt deutlich. Doch sollte in meiner Meinung, die Schule auch ermitteln, in welchen Bereichen man gut ist, was man kann, und wo eben die Stärken liegen, und diese individuell fördern und nicht stur einem von Oben bestimmten Lehrplan folgen. Viele mögen damit wohl zurecht kommen, ich komme damit jedoch nicht zurecht, weil ich immer mehr feststellen muss, dass die Schule immer weniger mich in meinen speziellen Interessen lehren kann und viel Zeit damit verbraucht wird, dass man uninteressante Dinge lernt, welche man nur lernt, damit man später dann das machen kann, wofür man sich wirklich interessiert. Das ist sehr ineffizient und zudem unlogisch und sinnlos. Die Schule gleicht einer Fabrikhalle, in der eine Einheitsware produziert wird, ich bin aber keine Einheit, sondern ich bin einzigartig und anders als alle andere. Jeder ist wie jeder andere. Jeder andere ist anders als jeder.
Und wenn ich dazu zeitlich gesehen kommen werde, werde ich auch meine Gedanken zu einem Schulsystem, welches all diese genannten Krtiken berücksichtig, niederschreiben und durch das Medium Buch veröffentlichen. Jetzt muss ich mich jedoch auf Geschichte und Religion und Geographie konzentrieren und den Stoff auswendig lernen und anderen Menschen helfen, damit ich nicht als Egoist bezeichnet werde und mein eigentliches Ziel erreichen kann. Zudem muss ich es ignorieren, dass es mir im Durchschnitt eher schlecht geht und mir die Energie häufig am Tage ausgeht. Es scheint wohl auch kaum jemand zu verstehen, dass es Dinge gibt, mit denen ich nicht oder nur sehr schwer klar komme, und mich intensiv belasten. Doch möchte ich diese Themen nicht weiter mehr aufgreifen, da ich erfahren musste, dass ich durch meine Aussagen/Kritik nichts ändern kann. Daher kämpfe ich eben wieder alleine für mein eigenes Wohl solange ich es noch schaffe.
Ich bitte aufgrund meiner Verfassung nur noch um Vorschläge zu diesem Thema und möglichst keine Fragen, welche eine Begründung meiner Ansichten oder Ideen fordern. Man muss sich etwas schonen.
09.05.10, 13:33:38
55555
Deine Beschreibung hört sich recht gut an. Wieso ist sowas jetzt nicht mehr möglich?
Das ist heute noch möglich und sowas gibt es auch noch. Siehe auch
diesen alten Thread (nur lesbar ab Gesindestatus).
Zitat:
Ich las heute in der Zeitung, man wolle über hundert neue Lehrer einstellen, damit mitunter die Klassenstärken abnehmen.
Wobei es ja auch Studien gibt, wonach die Klassenstärke nicht das Entscheidendste ist (hier geht es nicht nur um Autisten, wenn ich es richtig verstanden habe). Auch für Autisten haben große Klassenverbände Vorteile, man kann eher im Hintergrund bleiben kleine Kurse und damit verbundene häufigere Einbeziehung können mehr überfordern als große Klassen.
Zitat:
Das finde ich an sich schon mal gut, da ich weiß, dass eine kleinere Klasse auch wesentlich angenehmer in der Lautstärke ist.
Das würde ich trennen wollen, es kommt auch sehr darauf an, was der Lehrer für eine Politik in der Klasse verfolgt. Ich kenne es aus meiner Schulzeit, daß Lehrer oft Kuliklicken unterbanden und angaben es würde sie selbst stören. Ich weiß nicht inwiefern du das den Lehren schon mitteiltest mit der Bitte dafür zu sorgen, daß das aufhört, weil du dich so nicht gut konzentrieren können würdest.
Zitat:
Um zum Thema zurückzukommen, möchte ich sagen, dass ich nach wie vor der Meinung bin, dass es besser ist, wenn man die Leistungserhebungen, die Versetzung, und die Bewertungen fachspezifisch vollzieht und nicht, wie momentan üblich, nur bezogen auf die Jahrgangsstufe, bzw nur der Schnitt aller Bereiche zählt und nicht die Leistungen in den einzelnen Fächern.
Der Gedanke ist nicht neu. Vor einigen Jahren hat mal ein Schuler wenn ich mich richtig erinnere bis vors Bundesverfassungsgericht geklagt, weil ein ein bestimmtes Fach nicht mehr besuchen wollte, das er für sich für mich sinnvoll empfand. Er verlor. Schule hat den Anspruch eine allgemeine Bildung zu vermitteln. Heute wird oft geglaubt der Sinn des Lebens sei die Erwerbstätigkeit und diesem Ziel müsse alles zustreben, das hat mit der klassischen Bildungsidee jedoch wenig zu tun. Eine gewisse Allgemeinbildung schadet nicht, Fachidioten gibt es schon jetzt genug. Dennoch wäre ich nicht gegen deine Idee, denn ich halte wenig von Zwangsbeglückung. Überzeugungsarbeit wieder hin zum klassischen Bildungsideal würde ich jedoch klar begrüßen, denn wenn heute oft alles eben aufs Erwerbsleben bezogen wird sehe ich darin eine große Gefahr und halte das für zu kurz gedacht. Wenn die Wirtschaft die Gestaltung einer Gesellschaft dominiert nutzt das letztlich niemandem, die Wirtschaft hat den Zweck der Gesellschaft zu dienen, nicht andersherum.
Zitat:
Ich frage mich auch immer wieder, für was ich die Religionslehre benötige, wenn ich Meteorologie studieren möchte.
Religion ist bei euch nicht freiwillig?
Zitat:
Für mich ist das verschwendete Zeit, und bringt zudem meine Gedanken fernab meiner Ziele und Interessen, weil ich dann denke, ich müsste beweisen, dass es keinen Gott geben kann, und dass Gott nur eine Erfindung des Menschens ist, damit das mit der (christlichen) Religionsaufdrängung ein für alle mal ein Ende nimmt. Ich habe meine eigenen Glauben und brauche keine organisierte Weltreligion, dir mir einfach zu realitätsfern ist. Darauf möchte ich aber jetzt nicht weiter eingehen, da dies zu sehr vom Thema ablenken würde.
Kannst ja ein neues Thema eröffnen, wenn du willst. Ich werde zumindest teilweise dagegenargumentieren. ;)
Zitat:
Doch finde ich die Tatsache, dass man aufgrund einiger Fachgebiete, für die man sich nicht interessiert, oder mit denen man kaum etwas anfangen kann, nicht die Möglichkeit erhalten kann, dass man sich auf einer Hochschule weiterbildet, erschreckend.
Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Das Abitur ist nicht die einzige Möglichkeit zu einem Studium zu kommen, aber wohl die einfachste und bekannteste. Im Prinzip kann jeder studieren, egal welchen Schulabschluß er hat.
Zitat:
Und es ist zudem eindeutig, dass ich darunter sehr leide, dass ich nicht das machen kann, bzw nicht das bewertet wird, was ich wirklich kann. Wenn ich zB ein Drama schreibe, es aber nicht Thema oder Aufgabe des Deuschunterrichts ist, dann wird das auch nicht positiv im Deutschunterricht bewertet.
Da stimme ich dir zu, es könnte mehr Flexibilität geben. Aber das ist ein ewiges Katz und Mausspiel auf gesellschaftlicher Ebene. Im einen Jahr wird groß geklagt, daß alles zu starr reguliert sein, man flexibilisieren müsse. Im nächsten Jahr klagt man über Willkür und Mißstände und fordert strengere Regeln. Mir scheint die NA-Mehrheitsgesellschaft ist hier einfach nicht in der Lage zu erfassen, wo die wirklichen Probleme liegen und, daß es unmöglich ist in Freiheit zu leben, wenn viele Menschen in ihren Herzen korrupt und ungerecht sind.
Dein Problem würde übrigens in meinem Vorschlag wirklich gelöst sein: Du könntest dich frei bilden ohne Notenzwang und Gepresstsein in solche Schemata. Die Japaner sind vielleicht doch nicht so blöd.
Zitat:
Die Schule gleicht einer Fabrikhalle, in der eine Einheitsware produziert wird, ich bin aber keine Einheit, sondern ich bin einzigartig und anders als alle andere.
Die heutige Schule hat vor allem wohl den Zweck Menschen daran zu gewöhnen bewertet zu werden und ihr Verhalten nach diesen obrichkeitlichen Bewertungen auszurichten (nicht nur den Anforderungen der Wirtschaft).
10.05.10, 23:47:11
Quadriga
geändert von: Quadriga - 10.05.10, 23:48:36
Zitat:
Religion ist bei euch nicht freiwillig?
Nein, oder Ja (Ich mag diese Litotes nicht). Also Religion ist nicht freiwillig. Es bestünde, sofern ich aus der Kirche austreten würde, die Möglichkeit im evangelischen Unterricht teilzunehmen. Ethik oder Philosophie wird nicht angeboten, soweit ich das erfahren konnte. (Es ist eine katholische Schule.)
Zudem denke ich, wäre es problematisch, wenn ich das Fach wechseln würde, da ich im Falle, dass ich dieses Fach als Abiturfach wählen sollte, nicht alle für das Abi relevante Themen kennen würde.
Zitat:
Wobei es ja auch Studien gibt, wonach die Klassenstärke nicht das Entscheidendste ist
Dies stimmt an sich auch. Jedoch sind mir kleinere Klassen lieber, und ich kann in solchen auch effektiv mehr mündlich beitragen. In größeren Klassen bevorzugen es ebenso einige Lehrer gerne Gruppenarbeit zu machen, womit ich kaum klar komme. (Letztens 9 von 15 Punkte bekommen, obwohl ich alleine mehr erreicht hätte, weil mir das Thema gefiel.) Für andere (Autisten) mag wohl in einer größeren Klasse der von dir genannte Vorteil bestehen. Ich will jedoch mündlich ebenso etwas beitragen können, sofern es irgendwie schaffbar ist.
Zitat:
Ich weiß nicht inwiefern du das den Lehren schon mitteiltest mit der Bitte dafür zu sorgen, daß das aufhört, weil du dich so nicht gut konzentrieren können würdest.
Ich plante schon, dass ich zur Religionslehrerin gehe, um diese zu fragen, wie ich das machen sollte, das zu lernen, was Klausurthema ist, da mir einige Unterlagen fehlen und nicht nach dem Buch unterrichtet wurde. Evtl kann ich darin noch diesen Punkt erwähnen.
Zitat:
Kannst ja ein neues Thema eröffnen
Bezogen auf die Religion habe ich für mich selbst das Richtige gefunden, und daher werde ich darüber nicht mehr diskutieren wollen, solange ich wichtigeres zu tun haben werde.
Zitat:
Dein Problem würde übrigens in meinem Vorschlag wirklich gelöst sein
Dein Vorschlag klingt sehr sinnvoll, nur würde es große Planungen benötigen meinerseits. Ich bin dazu momentan eher nicht in der Lage. Ich müsste dazu sehr viel klären und anderen erklären, und das schaffe ich (momentan absolut) nicht. Ich bräuchte Unterstützung, dessen bin ich mir bewusst, selbst wenn ich alles selbst regeln möchte. Diese Unterstützung finde ich jedoch nicht.
Da dieses Thema nun äußerst abgeschwiffen ist, denke ich, wäre es sinnvoll dieses abgeschwiffene Thema entweder woanders weiter zu führen, oder direkt zu beschließen, dass das Thema hier nun geändert wird. Meine Ideen eines Schulsystems werde ich nun endgültig verwerfen.
11.05.10, 09:39:24
55555
Es bestünde, sofern ich aus der Kirche austreten würde, die Möglichkeit im evangelischen Unterricht teilzunehmen. Ethik oder Philosophie wird nicht angeboten, soweit ich das erfahren konnte. (Es ist eine katholische Schule.)
Aha.
Zitat:
Für andere (Autisten) mag wohl in einer größeren Klasse der von dir genannte Vorteil bestehen.
Ich glaube in kleineren Klassen hat die Einstellung des Lehrers mehr Gewicht für Autisten, weil vermutlich mehr Kontakt zu diesem besteht. Und da gibt es eben auch oft Probleme ähnlich der Art von Problemen mit irgendwelchen Betreuungspersonen, die Autisten eher belästigen als ihnen den Rücken wirksam freizuhalten.
Zitat:
Meine Ideen eines Schulsystems werde ich nun endgültig verwerfen.
Dann könnte das hier ja erstmal als ein Endpunkt betrachtet werden.
13.05.10, 02:41:27
Quadriga
Zitat:
Und da gibt es eben auch oft Probleme ähnlich der Art von Problemen mit irgendwelchen Betreuungspersonen, die Autisten eher belästigen als ihnen den Rücken wirksam freizuhalten.
Zwischen Betreuer und Lehrer besteht ein Unterschied. Der Lehrer lehrt mich, ein Betreuer sollte mich betreuen. In meinem momentanen Lieblingsfach bin ich daher (geringe Klassenstärke, guter Lehrer) gut bis sehr gut. In einem anderen Fach bin ich auch gut, doch eher im nur Schriftlichen, weil ich mich im Mündlichen dort schlecht behaupten kann, da dort zuviel geredet wird, und ich dann nicht so gut meine Antworten überlegen kann, bzw darin unterbochen werde. Aber heute wurde ich auch in meinem Lieblingsfach sehr oft unterbrochen, aber ich hab dies mehrmals akzeptiert/verkraftet.
Was die Betreuer anbelangt, so gab es nur einen, der mir helfen konnte. Der aktuelle ist mir keine Hilfe. Es wird nur gesagt, was ich so und so weiß, und auf meine Probleme wird nicht eingegangen, oder diese werden unlösbar deklariert.
Ja, dies kann als Endpunkt betrachtet werden.