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Durchschnittliche Nichtautisten sind in der Lage auf andere Menschen einzugehen?

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29.04.10, 17:06:42

55555

Aus meiner Erfahrung heraus glaube ich das eigentlich nicht mehr und das meine ich allgemein, also auch unter NA. Insofern interessiert mich nach wie vor, wie NA eigentlich darauf kommen sie würden das in nennenswertem Ausmaß können?
29.04.10, 20:32:20

starke Dame

geändert von: starke Dame - 29.04.10, 20:33:26

Allgemein könntest Du öfters Recht haben, was meine Person als NA betrifft, widerspreche ich.

Ich kann natürlich auf andere Menschen eingehen, dies beschränke ich auf für mich wichtige Personen, die mir am Herzen liegen. Andere Menschen sind mir nicht wichtig, da gehe ich auch nicht drauf ein, wofür auch?

Z.B. bei meinem Sohn, gehe ich auf ihn ein und ich denke meistens klappt es gut. Er macht Fortschritte, wirkt sehr glücklich und ich versuche auch seinen Freiheitsdrang zu stillen.

Im Moment liebt er es 50m voraus zu rennen - naja, die Radfahrer sehen das nicht so gerne, damit ich die schönen Momente nicht andauernd durch mein Gebrülle an intoleranten Radfahrern (auf einen Weg der ausdrücklich auch Wanderweg und Radweg ist) zu stören, hat er ein T-Shirt mit einem fetten Stopschild, dass Radfahrer auch bremsen müssen und klingeln und rufen sinnlos wäre.

Ich denke was mich und ihn betrifft gehe ich auf ihn ein und auf meine Tochter auch, sowie überhaut meinen engen Familienkreis. Dann gibt es noch zwei Freundinnen auf die ich eingehe, aber ansonsten habe ich, was für mich fast fremde Menschen betrifft, ein eingeschränktes Einfühlungsvermögen. Da bin ich ziemlich intolerant - aber ich denke, das trifft auf viele Menschen zu, sie geben es nur weniger zu.
29.04.10, 21:02:20

an3010

Auf andere Menschen eingehen,was heißt das?
Zuhören,Infos aufnehmen,verarbeiten,vergleichen mit eigenen Erfahrungen und dann die Auswahl,eigene Erfahrungen weiterzugeben,eigene Erfahrungen nicht weiterzugeben.
Zu versuchen,eigene Erfahrungen bei denjenigen durchzusetzen oder als Alternative anzubieten.
Eingehen ist aber bei Pflanzen schlecht - dann verdorren sie.
30.04.10, 04:17:37

Hans

geändert von: Hans - 30.04.10, 04:19:08

Ich habe eher die Erfahrung gemacht, daß NA nicht auf Andere eingehen,
sondern versuchen dem Anderen was rein zu drücken,
Beispiel:
"Na, geht´s Dir gut?"
Jetzt darfst Du nicht mit deinen Problemen kommen, jetzt ist "fröhlich sein" angesagt.
Die scheinbare Nachfrage ist eine versteckte "Anweisung", es hat Dir gut zu gehen.
Der NA will sich jetzt übers "gut gehen" unterhalten, fröhlich sein, nett sein.
So habe ich oft den "Kasperl" gemacht und Small Talk gespielt.

So ein T-Shirt hätte ich wohl auch gebraucht, als ich noch sehr klein war.;)
30.04.10, 09:13:49

starke Dame

geändert von: starke Dame - 30.04.10, 09:14:19

@Hans,

das hat wohl mit der altbekannten Höflichkeitsfloskel zu tun,

wie geht es Dir - danke, gut. Das wird erwartet.

Das, na, geht es Dir gut?, vielleicht hast Du gerade gelacht?


Ich finde es schade, wenn man von anderen immer erwartet, dass sie sich Gefühlen, bzw. Stimmungen anderer anzupassen haben. Ich gehe nicht mit so einer Einstellung an andere Menschen heran.

Auch denke ich, das man mit Ausfragen nichts erreicht. Mein Mann hat auch eine große Tochter, um die mache ich mir Sorgen, sie wird immer ruhiger und ruhiger, verschließt sich ganz. Was soll es bringen wenn man fragt. Ich frage, wie geht es Dir, sie sagt gut und bleibt still.

Ich habe meinem Mann vorgeschlagen, jetzt öfters mit ihr Radtouren zu zweit zu machen, einfach entspannte Atmosphäre und kein Verhör oder so. Sondern einfach nur ihr die Möglichkeit geben die Hauptperson zu sein, sie ist ein Wochenendkind und ich denke, sie fühlt sich ganz einsam oder sie bedrückt etwas. Nur kann ihr im Moment keiner helfen, da sie dicht macht.

Leider hat mein Mann beruflich zu viel zu tun, da wird es wohl wieder nichts. Na ich habe mir einen Fahrradanhänger ersteigert, vielleicht schaffe ich es ja, dann kommen die zwei kleinen hinten in den Anhänger und ich mach mit der großen noch Radtouren. Ich bin aber nicht die Mutter, da weiß ich nicht inwieweit, sie Vertrauen haben kann.

Natürlich beobachte ich bei den Eltern, die Mutter und meinem Mann, dass sie immer die Fragen abspulen, was hast Du, geht es Dir wirklich gut, Du bist so still usw... ich würde auch unter solchen Voraussetzungen nicht reden wollen und manchmal müssen Menschen auch akzeptieren, dass Stille auch schön sein kann und abwarten bis der andere anfängt zu reden.
30.04.10, 10:41:17

an3010

Einmal habe ich auf die Frage : " Wie geht es Dir?"
geantwortet :" Gut,ich habe meinen Mann erschossen"
Diejenige sagte " prima " und keine weitere Reaktion.
Ich habe nachgehakt und gefragt " hast Du verstanden,was ich gesagt habe?" " Ja" war die Antwort.
Ich sagte zu ihr " ich habe gerade auf deine Frag geantwortet,ich habe meinen Mann erschossen"
und sagte " so hören wir einander zu"
30.04.10, 11:04:31

Fundevogel

an3010: Ja, und dennoch hätte ich deine Antwort unter Humor abgelegt. Ich glaube, dass 55555 meint, ob ein echtes gefühlvolles hilfsbereites Interesse am anderen besteht.

Vielleicht mal mit einer Antwort versuchen, die den ehrlichen Zustand widergibt? z.B. "Wie geht es dir?" "Miserabel, ich habe Herzrasen und großen Kummer"!
Nach meiner Erfahrung "trennt sich dann die Spreu vom Weizen".
Mit den Personen/der Person, die nach einer solchen Antwort wirkliches Mitgefühl zeigen/zeigt, läßt sich nach meiner Erfahrung eine Freundschaft aufbauen.

55555: Sehr viele NA haben die Fähigkeit, auf andere eingehen zu können. Sie sieben aber bewußt oder unbewußt aus, bei wem sie es tun wollen oder nicht.
Treffen Autisten diese Auswahl nicht?
30.04.10, 11:58:36

an3010

geändert von: an3010 - 30.04.10, 12:36:16

Ich habe damals die Antwort bewußt gegeben,weil ich es schrecklich finde und damals fand,dass ich auf diese fragen beim Beantworten sonwenig Rückmeldung für mich bekommen habe.
es ist mir bewußt geworden,dass sich die meistens so nebenbei unterhalten.
Bei Beobachtungen der anderen konnte ich nicht zuordnen,Bemerkungen,Sinn und Reaktionen.
Sowohl die fragende und gefragte Person waren meistens schematisch.

Ich habe die Erfahrungen gemacht,die meisten wollen keine ehrliche Antwort.
Auf diese Frage einmal geantwortet,mir geht es nicht gut,schaute mich die fragende Person unsicher an und konnte nichts darauf sagen.
Diese Antwort htte sie nicht erwartet.
30.04.10, 14:10:31

Cathryn

geändert von: Cathryn - 30.04.10, 14:11:25

Die Frage "Wie geht's dir?" ist keine echte Frage. Sie ähnelt dem Konstrukt "How do you do?" Welches auch keine Frage ist, sonder "Hallo" heißt. Also der Kontaktaufnahme dient. Niemand erwartet eine Antwort auf die Frage "Wie geht's dir / Ihnen?". Es ist eine reine Kontaktaufnahme die standartmäßig mit "gut" beantwortet wird. Es ist dabei gänzlich irrelevant, wie es einem geht (körperlich oder psyschiisch). Der Dialog lautet also:

Person A sagt: "Wie geht's dir?" meint aber "Hallo"
Person B sagt: "Gut." meint aber "Hallo"

Niemand will in der Situation wissen, wie es irgendjemanden geht. Da alle ein "Gut" als anwort erwarten, sind sie gewissenmaßen erschrocken oder besser gesagt, aus dem Konzept gebracht, wenn jemand mit einer anderen Antwort darauf reagiert. Im Englischen ist mir das Klar, aber im Deutsche falle ich auch jedes Mal darauf herein und gebe Auskunft über meinen körperlichen und psyschischen zustand - den aber dann keiner hören will. Im Englischen könnte ich ja noch antworter: "Not too bad." Aber was sage im Deutsche, wenn es mir nicht gut geht? Zu dem Thema hat mir mal ein Ex-Chef gesagt: "Man sagt immer "gut" egal wie es einem geht, selbst wenn man auf dem Zahnfleischt kriecht und kurz vom sterben ist."

Ich denke man kann fast alles antworten, hauptsache das erste Wort lautet "Gut" - den Rest hören die meisten eh nicht. Viele Menschen hören sowieso nur selektiv zu und reagieren nur auf bestimmte Schlüsselwörter. Ein gutes Beispiel ist da die Betreuerin meiner Verlobten. Sie kommentiert alle mit "Schön" und erwiedert nur vollständige Sätze, wenn meine Verlobte bestimmt Schlüsselwörter benutzt. Dann wacht sie auf und fragt nach.

Nach vielen Jahre Erfahrung unter normalen Menschen kann ich jedoch dazu raten einfach mal etwas Unerwartetes zu antworten. In der richtigen Umgebung kann das sehr lehrlich und amüsant werden. Aber auch gefährlich.
30.04.10, 15:50:11

55555

Zitat von Cathryn:
Niemand erwartet eine Antwort auf die Frage "Wie geht's dir / Ihnen?".

Ich eigentlich schon.
04.05.10, 21:55:50

Quadriga

Auf die Frage antworte ich immer so, wie es mir auch tatsächlich geht. Bin daher überrascht zu lesen, dass man darauf immer mit "Gut" antworten muss. Wenn man auf diese Frage jedoch immer mit "Gut" antworten muss, wie fragt man dann jemanden ernst gemeint, wie es ihm denn nun geht?

Ich kenne auf diese Frage auch die Antwort "Man muss ja". Das kann ich keiner eindeutigen Stimmung zuordnen. Es ist wohl eher negativ, aber auch nicht gleich zu setzen mit "Nicht gut" oder "Schlecht". Einer sagte mal, als ich diesbezüglich nachfragte, was das genau nun jetzt bedeutet, dass es eben "Nicht gut" meint, aber man irgendwie noch nicht ganz im Tief ist. Wo ist das aber dann genau, bzw welche Stimmung ist das dann genau?
05.05.10, 00:41:56

Fundevogel

...dass man eigentlich deprimiert ist, aber noch genug Kraft hat, sich zum Verlassen der Depression selbst zu motivieren, in dem man sich an die zwingenden Umstände erinnert, weiter wie bisher zu machen.
 
 
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