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Männliche Erzieher/Betreuer für autistische Kinder geeigneter?

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24.04.10, 23:11:02

Fundevogel

Männer in Erziehungsberufen klagen darüber, dass Literatur und Praxisausrichtung von Erziehung sehr stark weiblich geprägt ist.
Problemlösungen werden primär durch eher „weibliche Art“ des Herangehens herbei geführt, z.B. ausführliche Gespräche mit Wiederholungen von Aussagen, intensive Körperlichkeit (Trost, Nähe).

Der „männlichen Art“, an Problemstellungen heran zu gehen, z.B. wenig Diskussion, einmalige Ansagen, distanzierte Körperhaltung, wird in der Erzieher-Ausbildung sehr kritisch und emotional begegnet.

Diese kritisierte Haltung wird in der Praxis interessanterweise von den meisten Kindern als gut strukturiert, angenehm und väterlich empfunden.

Ohne pauschalieren zu wollen, frage ich mich, ob die eher männliche Art zu Erziehen Autisten näher steht. Wer hat hiermit Erfahrungen?

Weiterhin ist die Frage, ob das Dilemma, mit der vermeintlichen Distanz von Autisten zu recht zu kommen, durch Verhaltensgewohnheiten weiblicher Erzieher eher verstärkt wird.
25.04.10, 07:34:14

LockenClaudi

geändert von: LockenClaudi - 25.04.10, 07:37:52

Hallo!

Mein Sohn hat einen männlichen Erzieher in der Kita. Am Anfang hatte er aber eine engere Beziehung zu der Erzieherin in der Gruppe. Er ist allerdings auch ein kuschelbedürftiger und liebte lange Haare (da kann man so schön drin rumspielen) und die hatte sie. Er war da ja auch grade erst drei. Dann wurde die Erzieherin schwanger und war dann nicht mehr da. Mit dem Erzieher kam er erst gar nicht zurecht. Wenn er ihn nur gesehen hat, ging das Geschrei los.
Ich weiß nicht genau wegen was, aber irgendwann klappte es mit den beiden. Er war halt eine Konstante in der Gruppe (es gab viel Fluktuation vom Personal in der Kita währrend der Zeit).
Mittlerweile hat er zu ihm den besten Bezug und seine Art, nämlich kurze, strenge Ansagen, ohne viel Diskussionen tun ihm tatsächlich gut. Allerdings trifft das bestimmt nicht auf alle Autisten zu.
Meine Tochter ist ja ebenfalls autistisch und in der gleichen Kita, allerdings in einer andreren Gruppe. Da dort aber halboffen gearbeitet wird, hat sie auch öfter mit dem Erzieher zu tun. Sie kommt mit seiner Art gar nicht klar. Wenn er so sehr direkt etwas sagt (auch ein bisschen im Befehlston), dann regt sich bei ihr sofort Widerstand. Mit Druck kommt man bei ihr nicht weit, das macht alles noch schlimmer. Als Beispiel: Sie wirft gerne kleine Spielsachen unter oder hinter die Schränke. Sie muss das natürlich wieder aufräumen. Die Erzieherinnen (oder auch ich zu Hause) machen es so, dass sie sagen: " So, jetzt holen wir alles raus und dann kommt es in die Kiste" Das ist auch eine klare Ansage und klappt (meistens). Der Erzieher sagt:"Nein! (das ist dsowieso ein "böses" Wort, was bei ihr gleich Widerstand auslöst)LOS, AUFRÄUMEN!" und da geht dann das Geschrei los.

Da ich selbst Erzieherin bin, sehe auch ich dieses sogenanntes "männliche" Verhalten kritisch. Man kann auch als Frau klare Ansagen machen ohne viel Diskussionen, dafür muss man (auch als Mann) nicht den "Mann" raushängen lassen.

Prinzipiell denke ich, dass Männer generell Kindern in Kitas gut tun, da Männer und Frauen nun mal unterschiedlich sind und grade die Jungs oft zu wenig männliche Vorbilder haben, an denen sie ihr Rollenverständnis entwickeln können (eben auch verschiedene männliche Vorbilder, z.B. nicht nur den Papa, der zu Hause den Pascha raushängen lässt)
LG Claudi
25.04.10, 08:01:16

Leah

Zitat von Fundevogel:

Weiterhin ist die Frage, ob das Dilemma, mit der vermeintlichen Distanz von Autisten zu recht zu kommen, durch Verhaltensgewohnheiten weiblicher Erzieher eher verstärkt wird.


Ich spreche nur für mich: die typischen "Verhaltensgewohnheiten weiblicher Erzieher" habe ich selbst als Kindergartenkind als sehr problematisch erlebt. Die physische Annäherung einer solchen Person habe ich als sehr unangenehm und bedrohlich erlebt. Wohingegen ich die "distanzierte" und damit unkomplizierte Umgangsweise männlicher Mitmenschen liebte. Hier konnte ich selbst bestimmen, wieviel räumliche Distanz ich haben möchte. Männer sind in ihrem Verhalten anderer Menschen gegenüber "unaufdringlicher". Meine Erfahrungen.
14.05.10, 00:31:04

Quadriga

Ich kann dabei rein geschlechterspezifisch keinen deutlichen Unterschied erkennen. Ich bevorzuge zwar männliche Erzieher/Personen, da schon allein die Stimmlage angenehmer für mich ist, und ich auch mehr Erfahrungen mit männlichen Menschen machen konnte, aber dennoch gibt es auf beiden Seiten Menschen, die gute Tipps und Ideen haben und auch gut helfen können, aber ebenso welche, welche absolut nicht in der Lage sind mir irgendwie weiter helfen zu können, selbst wenn ich sage, wie das möglich wäre, mir zu helfen.

Ebenso bei Therapeuten erkenne ich kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Männer denken evtl etwas praktischer, aber auch nicht ein jeder. Sicherlich gibt es auch Frauen, welche praktischer denken und agieren, auch wenn ich noch keine in diesem Bereich erlebt habe.

Bzgl der Erzieher kann ich noch sagen, dass ich in der Grundschule weibliche Erzieher hatte, welche sich aber nicht durch emotionale Nähe gezeigt haben (oder ich dies nicht wahrgenommen habe). Diese beschwerten sich nur oft bei meinen Eltern, dass ich ein sehr schwieriges Kind sei, und meine Eltern wohl auch dafür sorgen sollten, dass ich etwas leichter für die Erzieherinnen werde. Ob Männer hierbei nun anders gehandelt hätten, weiß ich nicht, aber ich denke, dass es wohl dadurch keine große Unterschiede gegeben hätte.

Evtl liegt diese Wahrnehmung daran, dass ich durch Emotionen (vorallem nonverbal) anderer nicht sehr angesprochen werde, und dies daher nicht wie ein NA wahrnehmen und differenzieren kann. Mein Erwartungshorizont ist da wohl auch etwas anders, als bei anderen. Für mich gibt es dabei eher nur ein Schwarz-Weis-Denken, also entweder ist eine Person gut für mich, oder nicht. Und wie gesagt, gibt es bei mir geschlechterunabhängig gute und schlechte Erfahrungen.
27.05.10, 13:14:03

starke Dame

Ich finde schon den männlichen Part in Erziehungsberufen wichtig, leider sind da aber die Männer in der Minderheit, wenn überhaupt in einem Kindergarten welche vorhanden sind.

Einfach weil Männer die gleichen Dinge anders regeln wie Frauen. Das ist auch genauso bei uns zu Hause, klar stehen mir manchmal die Haare zu Berge, wenn ich sehe wie mein Mann das mit unseren Sohn so handhabt, aber ich mach den Mund zu und bin still, denn, er hat das Recht es anders zu regeln als ich. Ich mach alles auf meine Weise und er alles auf seine Weise. So lange es dem Kind gut tut was soll´s.

Genauso sehe ich das mit den männlichen Erziehern, sie sind direkter und klarer als Frauen. Wir Frauen haben zu viele Gedanken im Kopf, sind einfach die komplizierteren Wesen und ich denke gerade für Autisten ist ein männlicher Erzieher einfacher, da er im Kopf nicht soviel rumspinnt. Liest sich vielleicht komisch, ist aber so.
Männer sind viel einfacher in ihrer Gedankenwelt und sind bestrebt, für Probleme klare Lösungen zu finden, während Frauen doch in vielen Dingen viel komplizierter sind.
28.05.10, 04:03:32

Quadriga

Das ist aber widersprüchlich zu meinem Denken, da ich zwar sehr strukturiert denken kann, aber dennoch sehr komplex bin und denke. Liegt wohl daran, dass mir Details wichtig sind und ich diese ebenso mitbedenken will. In wie fern das dann für einen Erziehungsberuf geeignet ist, weiß ich nicht. Im Endefekt ist mir wichtig, dass ich die Gedanken des anderen verstehen oder nachvollziehen kann. Das kann dann auch sehr komplex sein, sofern ich die Logik dahinter verstehen kann, aber auch sehr einfach und klar strukturiert, so dass ich dem ebenso folgen kann.
Wenn mir jemand direkt sagt, was ich falsch mache, ist mir dies jedenfalls lieber, wenn es jemand aber mit komplexen mathematischen Formelen umschreibt, kann ich dem i.d.R. auch folgen.
28.05.10, 05:05:26

Bicycle

Ich wollte eigentlich damals als das Thema entstanden ist etwas schreiben, aber scheinbar hab ich es vergessen.

Ich glaub die Mischung machts, das Einfühlvermögen von einer Frau und der Abstand und Direktheit eines Mannes.

Ich bevorzuge meine Mutter und bekomm auch Angst wenn meine Mutter weg geht und ich weiß das ich jetzt nur mein Vater zur Verfügung hab(wenn mein Bruder nicht daheim ist). Meine Mutter müsste schon über Tage weg gehen das ich mich auf mein Vater umgewöhne.
Mein Bruder hat, obwohl er laut Alter fast Erwachsen ist, ein anderes verhalten als mein Vater.
Also auf mein Bruder gewöhne ich mich schneller um als auf mein Vater.
Er hält Abstand und ist nicht zu sehr direkt und ist auch nicht aufdringlich.

Aber ich denke mal es kommt auch ganz auf die Situation an in der man gerade steckt.
Wenn ich im Kindergarten eine Wunde am Finger hätte und die Wahl zwischen Mann und Frau hätte, würde ich erst zum Mann gehen und ein Pflaster drauf machen lassen, weil er nicht gleich auf einen überherfällt mit lauter gut zu reden und dann würde ich nach paar Minuten zu einer Frau gehen und es denen erzählen so nach den Motto "Guckt mal wie Tapfer ich war" und da noch ein wenig Lob einheimsen. Jetzt würde ich das natürlich nicht mehr machen, aber damals hätte ich das wahrscheinlich so gemacht hätte ich die Wahl gehabt :D.

Aber es kommt auch auf die Eigenschaften einer jeden einzelnen Person an.
Ein Mann kann auch Eigenschaften einer Frau haben und eine Frau auch Eigenschaften von einen Mann.
30.05.10, 15:05:40

mor

Ich beziehe meine Antwort auf die Überschrift:
"Männliche Erzieher/Betreuer für autistische Kinder geeigneter?"

@Fundevogel Dafür brauche ich einen Vergleich, also einen Vergleich von den Erziehungunterschieden in meiner Kindheit von Vater und Mutter und da ich meine Kindheit und Jugendheit erzieherisch (fast) mein halbes Leben bei meinem Vater vollbracht habe, habe ich da den richtigen Erziehungsvergleich nicht (abgesehen von Besuchen bei ihr).
 
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