Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Wenn man mir einfachste Dinge überdeutlich erklärt, so, als ob ich eine "Malle" hätte.

Eine Kollegin fuhr mit mir zu einem Ort und erklärte mir dort den Ablauf. Zeigte und erklärte mir "Wichtiges".

"Hier ist ein Warteraum, da kannst du warten, bist du aufgerufen wirst."

Dann gingen wir etwas weiter. "Da ist ein Kaffeeautomat. Da kannst du Kaffe bekommen. (Aha ...)

"Und hier siehst du die Gardrobe. Da kannst du deine Jacke aufhängen. Wenn du möchtest. Brauchst es aber nicht. Du kannst sie auch anlassen." (Schön, dass ich dazu nicht gezwungen werden ...)

"Das hier sind Schließfächer. Wenn du möchtest kann du dort deine Sachen verstauen und abschließen. (Schließfächer kann man also abschließen ...aha)

"Und dort ist die Toilette". Punkt! Ich warte auf eine Erklärung, doch nun wusste sie wohl selbst nicht, wozu so etwas da ist und was man dort macht ...

Ich fühlte mich behandelt, wie ein kleines Kind. Hab nichts dazu gesagt.
Früher habe ich mich oft geäußert, doch dann kamen Kommentare wie: "Sei doch froh, dass ich das mit dir mache. Ich will dir doch helfen."
Ich habe einfach keine Lust mehr, mich mit den Menschen zu unterhalten, bringt nichts.
Ich scheine wohl auf andere Leute hilflos zu wirken.

2.
was mich auch ärgert:
wenn ich auf der Arbeit meine Hände wasche, dann kommen andere dazu und waschen auch in derselben Zeit die Hände über demselben Waschbecken unter demselben Wasserhahn. Ich stehe dann mit Seifehänden am Rand und warte, bis die anderen fertig sind.

zum zweiten ärgerpunkt:
das hatte ich auch gemacht (in der familie), wenn sich das gerade so ergeben hatte. dann musste ich nicht die von anderen angeseiften griffe anfassen und konnte selbst schnell meine hände waschen. ob sich andere darüber geärgert hatten, wenn ich meine hände noch zwischen fremdhände und wasserhahn quetschte, weiß ich nicht.

Das ist wohl eine absolute Frechheit, du wurdest behandelt wie ein Idiot.


"Ich habe einfach keine Lust mehr, mich mit den Menschen zu unterhalten, bringt nichts."

Leider wahr.

Coyote:
Ich denke, dass das auch ein Problem ist, dem Migranten ausgesetzt sind. Es entspringt der Unsicherheit, nicht wirklich zu wissen, was gewußt/nicht gewußt oder verstanden/nicht verstanden wird und sollte erst einmal nicht als Bösartigkeit verstanden werden.

Wenn allerdings auf den Wunsch, diese Bevormundung abzustellen, nicht respektvoll reagiert wird, ist sie als ausgesprochene Frechheit zu bewerten.

Man sollte vom Einzelfall weggehend auch mit kritischen Augen betrachten, dass eine Lieblingssendung der Deutschen "Super Nanny" heißt und ein staatliches Für-Sorge-Wesen auf dem "besten" Wege ist, zu einem "Nanny-State" zu werden, wenn rechtliche Zusicherungen und tatsächliche Handlungen im Umgang mit Behinderten weiter so auseinander klaffen !

Könnte es auch sowas wie Smalltalk gewesen sein, um ins Gespräch zu kommen? Aus Hilflosigkeit und dem Eindruck es sei besser Mist zu erzählen als gar nichts (da wären dann viele NA tödlich beleidigt)? Wenn Menschen zudem auch davon ausgehen, daß ihr Gegenüber ein kompletter Voltrottel sein könnte sehe ich das nicht unbedingt als schlimm an, weil es ja tatsächlich auch oft so ist.

Was meinst Du damit?

Ich treffe nicht selten auf Menschen mit Bildungslücken, die ich eigentlich für unwahrscheinlich halte, da gehe ich mitunter lieber von geringeren Kenntnissen aus. Im Fall oben halte ich aber den Versuch ein Gespräch zu erzeugen wahrscheinlicher.

Danke für die Erklärung, 55555.

Also, darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen. Aber wenn ich so drüber nachdenke ...
Die Kollegin auch in den Pausen für "Quark,quark..." mit den Kollegin. Die gehen darauf ein und antworten mit "quark" zurück.
Ich fühlte mich jedenfalls bevormundet. Zumal sie einige Wörte auch betonte.
Allgemein rede ich wenig. Vielleicht wollte sie mich ermuntern "Quark" zu sagen;)

Hallo Coyote!

Ich würde tatsächlich nicht denken, dass deine Kollegin dich für blöd gehalten hat und dich bevormunden wollte, sondern dass sie dir eben alles erklären wollte. Ehrlich gesagt, hätte ich es bei jedem anderen ähnlich gemacht.....Natürlich braucht man eigentlich keine Erklärung für was Schließfächer und ähnliches da sind. Wenn sie mit dir nur herumgegangen wäre und nur gesagt hätte: "Hier sind die Schließfächer, hier der Kaffeeeautomat und da die Gaderobe" hätte sie auf mich als Nichtautist allerdings sehr unhöflich gewirkt und ich hätte mich über diesen "Kasernenton" geärgert!

LG Claudi

ähnliche "erklärungen" sind für mich auch grotesk.
"lassen sie sich alles in ruhe erklären und wenn sie mehr zeit benötigen, ist das kein problem. aber denken sie daran: jeder weitere tag kostet EXTRA GELD (hier bräuchte ich eine schrift mit doppelt so großen großbuchstaben - ohne zu formatieren...)! also lernen sie SCHNELL. und merken sie sich ALLES..."
da in dem "gespräch" noch eine dritte person anwesend war, wurde davor und danach einfach über mich hinweggesprochen und praktisch so getan als wäre ich gar nicht anwesend.

für so ein komisches gehabe braucht es jedoch nicht noch extra einer dritten person. das "funktioniert" auch in situationen 1:1.

nur weil ein mensch nicht viel spricht, ist er nicht gleich dumm. doch so kann man sich oft als deplatziert betrachten durch andere.
warum wird manchmal angegeben "noch einmal gaaaaaaanz langsam für die ganz dummen"?

was auch ganz "nett" ist: "wenn sie fragen haben - stellen sie sie ruhig." - (meinerseits keine fragen) - "haben sie das VERstandennnnnn?
das finde ich idiotisch. und weil der erzähler es nicht glauben will, dass man etwas verstanden haben kann ohne nachfragen zu müssen, wird man auch noch aufgefordert, entweder das erzählte zu wiederholen wie ein aufnahmegerät oder den sinn widerzugeben.
(und an anderer stelle regen sich die leute darüber auf, dass die kinder mittels echolalie kommunizieren, sollen das sein lassen - und später dann so etwas...)

Wenn du nicht zu denen hinschaust und nicht reagierst ist es für NA wohl oft ein Indiz dafür, daß du nicht zuhörtest. NA-Empathie, denn NA hören wohl oft anderen nicht so ganz zu, weswegen sie es oft auch von sich selbst kennen und dann von sich auf andere schließen.