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Trennendes und Verbindendes

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12.04.10, 19:06:31

HundundKatz

Hallo Forenmitglieder,
"eure" Welt fasziniert mich. Wie soll ich baer, ein Mensch, der fast ausschließlich über Gefühle kommuniziert, euch erreichen, um eure Welt besser verstehen zu können. Was mein Wunsch ist.
Ich bin auch eine "Außenseiterin". Als umgeschulte Linkshänderin, ist es bei mir von klein an so, dass so wie bei euch die Reize der Umwelt ungefiltert auf euch "prasseln",
bei mir die Gefühle anderer ungeschützt auf mich treffen.
Ich habe erst viel später gemerkt, dass das bei anderen nicht so ist. Es macht mein Leben nicht leicht und ich weiß nicht,
welche Reaktion die Richtige ist, aber es gehört zu mir und macht mich aus. Jeder ist etwas besonderes und ich finde es schade, dass ich das Gefühl habe (ich kann nicht anders), es wird hier viel Trennendes aufgeführt und wenig Verbindendes. Ich habe durch eure Worte viel Verständnis für meinen Partner gefunden, der sich vor Kurzem von mir getrennt hat, oder wie es jetzt sehe, trennen musste. Ich war wohl eine echte Zumutung für ihn.
Trotz allem glaube ich, dass es zwischen uns etwas besonderes gibt, nicht die Verbindung durch die Ratio, oder das Herz, sondern der Seelen. Ich werde um diesen Mann kämpfen. Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Ich hätte mir gewünscht, dass einige mehr von euch auf meine Zeilen (Gedicht) geantwortet hätten. Vielleicht gibt es einige unter euch, die mir sagen können, warum keine Antworten kamen.
Ich danke euch für die vielen Erfahrungen und Worte, die mich ins Staunen versetzen. Natürlich positiv.

(Kann mir jemand sagen, wie ich direkt auf ein Thema oder jemandem antworten kann? Danke)
12.04.10, 20:08:37

haggard

rechts unter dem letzten beitrag einer seite/eines threads befindet sich ein button "Antworten". wenn du dort draufklickst, öffnet sich ein antwortfenster. der rest ist eigentlich selbsterklärend.
13.04.10, 18:19:38

55555

Hallo. :)

Was meinst du mit "über Gefühle kommunizieren"? Autisten haben auch Gefühle, NA denken manchmal ihre Gefühlswelt sei die einzige oder "gefühlvoller". Das halte ich eigentlich für falsch.

Inwiefern prasseln Reize auf dich ein?

Die Kunstforen werden mitunter übersehen, weil die Symbole kleiner sind.
13.04.10, 18:35:09

HundundKatz

Ich habe nicht gemeint, dass ihr keine Gefühle habt. Es fällt mir total schwer die Gefühle die ich empfinde in Worte zu beschreiben. Ich kommuniziere zwar über Worte, aber nicht klar. In meinen Sätzen sind oft Lücken, da mein Empfinden zwar einen Denkprozess auslöst, aber beim wiedergeben fehlen oft Worte. Wenn ich versuche dir zu antworten, habe ich das Gefühl, dass kann keiner verstehen. Oh weh. Danke, dass du dir die Mühe machst.
Für mich haben auch die Augen, die Körpersprache, die Mimik eine große Bedeutung, da ich
hierüber versuche mein Gegenüber besser zu begreifen. Ich brauche keine Worte. Die sind aber für euch das einzig Klare.

Mit Reizen auf mich einprasseln heißt, dass ich z.B. nicht das Äußere von einem Menschen wahr nehme, sondern seine Gefühlslage, ich spüre seine Wut oder
Hilflosigkeit, was in meinem Körper wieder eine Reaktion hervorruft, z.B. Angst oder Mitleid,
obwohl ich mit diesem Menschen keinen näheren Kontakt habe.
13.04.10, 18:51:39

55555

Also empfindest du vermeintliche Gefühle anderer Menschen und bist von ihnen überwältigt als "Reiz"?
13.04.10, 18:53:34

HundundKatz

Genau !
Ich bewundere eure klare Benennung der Sache. Danke.
13.04.10, 23:27:20

Fundevogel

HundundKatz: Mir geht es ähnlich, ich sehe, höre, rieche und leide fast alles mit. Wenn ich durch Räume mit vielen Menschen gehe, bin ich am Ende abgefüllt mit Informationen über deren Emotionen und ihre Beziehungen zueinander. Davon kann man völlig erschöpfen.
14.04.10, 19:55:15

HundundKatz

Fundevogel:
Hallo,
ja so ist es. Vielleicht ist es aber auch genau das, was uns die Chance gibt mit Autisten zusammen zu sein. Wir nehmen eher das Innere wahr und beurteilen nicht äußerliche "Dinge". Es ist für uns nicht mehr anstrengend, als mit Nichtautisten. Eher bereichernd.
Ich wünsche dir Kraft.
14.11.19, 22:33:30

hjqsra

Zitat von HundundKatz:
Es fällt mir total schwer die Gefühle die ich empfinde in Worte zu beschreiben. Ich kommuniziere zwar über Worte, aber nicht klar. In meinen Sätzen sind oft Lücken, da mein Empfinden zwar einen Denkprozess auslöst, aber beim wiedergeben fehlen oft Worte. Wenn ich versuche dir zu antworten, habe ich das Gefühl, dass kann keiner verstehen.(...)
Für mich haben auch die Augen, die Körpersprache, die Mimik eine große Bedeutung, da ich
hierüber versuche mein Gegenüber besser zu begreifen. Ich brauche keine Worte. Die sind aber für euch das einzig Klare.


Vielen Dank für diese Mitteilung!

Beide Seiten scheinen sich unsicher mit der Verbal-Sprache fühlen zu können. Sie scheinen es unterschiedlich zu kompensieren.

"Einzig klar" sind Worte für mich selbst in sachlicher Diskussion nicht, wegen der Möglichkeit von Zynik / Sarkasmus / "Zwischen den Zeilen". Zudem ich Sachlichkeit nicht frei von Personen-Bezug sehe und umegekrht.

NA's scheinen sich mit bekannteren Floskeln zu beschnuppern. Es gibt welche, die das authentisch leben und welche, die das als Schutzmantel tragen, bis sie sich sicher fühlen. Autisten scheinen unter sich schon offensichtlicher sehr speziell. Da sie sich seltener unter den vielen NA's finden (was nicht bedeutet, dass sie seltener sind), können sie schwieriger eigene Sprach-Gewohnheiten entwickeln, die ebenfalls vertraut klingen könnten. So sieht es so aus, als gäbe es überwiegend Floskel-Liebhaber. Dabei sehnen sich insgeheim auch NA's hier und da auch nach Individualität und Autisten nach Gemeinschaft - beide erhalten schnell einen Overload auf anderer Kommunikationsebene. Das Sprachpotential kann vielleicht ja auch bei beiden gleich gut sein. Jede Ausprägung hängt vermutlich von der Erfahrung ab. Falls neuronal ein Unterschied besteht, kann sich dieser ja ändern. Selbst (bei frühkindlichem Autismus) würde ich nicht ausschließen, dass sich selbst im Alter noch neues bilden kann, das vorher anders war.

Beide scheinen Unbehagen mit der anderen Verbal-Sprache zu haben, da sie sich jeweils dem Risiko ausgesetzt sehen, sich dabei mehr von sich zu entfernen. Viele NA's sehen sich mehr als einen Teil einer Gruppe, mit der sie sich identifizieren können, da dies nahe zu liege scheint. Autisten scheinen ihre Ähnlich-Gesinnten seltener zu finden, identifizieren sich von dem her weniger mit außen.

 
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