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sind "nicht so fitte" autisten optisch erkennbar?

original Thema anzeigen

 
11.04.10, 17:50:55

haggard

geändert von: haggard - 11.04.10, 18:24:45

@Hans:
so etwas, was du beschreibst, hatte ich befürchtet.

je weniger anforderungen an mich gestellt werden und desto mehr zeit ich für mich habe, um irgendwelche abläufe "zu verinnerlichen", damit sie ausgeführt werden können, um so besser funktioniert es.

11.04.10, 18:51:20

Hans

geändert von: Hans - 11.04.10, 19:12:23

Zitat von Gast:
Worin begründet sich die Tatsache, das Sie Autist sind, Hans?
Ihre Art zu leben ist meiner Meinung nach nicht nur selbständig sondern auch überaus mutig.


Es braucht weniger Mut durch Südfrankreich oder Spanien zu fahren,
wo man in einem Atemzug mit anderen Ausländern aus Afrika genannt wird,
als in Deutschland Autist zu sein.
Dort wird dann besonders klar und verständlich gesprochen, hier wie mit einem Kind oder Trottel.
Und hier auf dem Dorf ist das noch schlimmer.
Lieber Exot, als Idiot!
Meine Mutter hat mich sehr früh der Schauspielerei zugeführt,
weil sie das als Kind auch gelernt hat und mir weiter gegeben hat, wie man überlebt.
Ich habe Texte für fast alle Lebenslagen gelernt.
Sie hat im Hause gearbeitet und war den ganzen Tag für meine Bedürfnisse da,
hat meine Fragen beantwortet und wo sie nicht weiter wußte, Lexika gekauft.
Als ich vier war konnte ich die Lexikas mitlesen und mit fünf selbst lesen.
In der Grundschule wurde meine "Verhaltensstörung" im Vordergrund gesehen
und die Empfehlung zur Zurückstellung und Sonderbeschulung ausgesprochen.
Mein Vater(Sozialpädagoge) wollte mich auch schon mehrfach ins Heim stecken,
weil er "einfach nicht mit mir fertig" wurde.
Manchmal habe ich mich nach einem anderen Heim gesehnt.
Ich habe mich hier im Forum ganz klar als Autist wiedergefunden, Du kannst das nachlesen.
Zudem habe ich in einigen Selbst-Tests eine sehr hohe Punktzahl.
Ich habe das Haus nur ungern verlassen,
bis ich zu diesem Wohnmobil kam und jetzt kann ich so die vertraute,
stabilisierende Umgebung als Rückzugsraum überall dabei haben kann.
Das ist mein "autistisches" Schneckenhaus,
ohne wäre ich über Tagesreisen nur selten hinausgekommen.
Ich kann heute noch bei Konversation sehr schwer in die Augen schauen,
in dem Sinne bin ich u.A. "behindert",
wenn ich mich jetzt auch noch diagnostizieren lasse.

Ups, jetzt wird es noch fast ein Kettenbeitrag.

@starke Dame ja, sie hat es mir oft vorgesungen,
überhaupt hat sie mir sehr viel vor gesungen, bis ich sechs war.
Ich habe den Text nur in ungefähr mit gesungen, weil ich nicht alles richtig verstanden habe,
da kann ich mich noch daran erinnern: "Gabelsind sich das Kind und kehrt...." habe ich nicht als "da besinnt" herausgehört
und wenn ich es heute vorsingen muß, muß ich verdammt aufpassen,
daß ich mich an der Stelle nicht versinge.

@ Gast da siehst, Du wie "behindert" ich bin, ich kann ja nicht mal Hänschen Klein einwandfrei durchsingen.

Meine Mutter war es auch, die mich ermutigte, mit dem Wohnmobil mal weiter weg zu fahren,
als immer nur um den Chiemsee.
Ich habe sie dann auch mal mit genommen, nach Berlin Kiel Hamburg und über die Eifel wieder zurück.
11.04.10, 19:30:46

Gast

@Hans
Sie sind in meinen Augen ein Mensch der sein Leben voll und ganz im Griff hat. Sie haben für sich den Traum vieler Menschen realisiert, Sie sind frei...lassen Sie sich dies nicht nehmen und vertrauen sie nicht auf diese Selbst-Tests: 75% der Menschen können Mimik nicht richtig deuten und auch Fragen beantwortet man je nach Laune, Stimmung, Wünschen nicht immer so wie es eigentlich ist bzw. Fragen sind zu undeutlich gestellt. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr Leben.
@Starke Dame
Auch Ihnen möchte ich alles Gute wünschen. Eine sorglose Zukunft für Sie und Ihre Kinder. Es stimmt, das heutzutage viele Eltern keine Zeit und anscheinend kein Interesse an Ihren Kindern haben.....leider ist mir im Laufe der letzten Jahre auch aufgefallen, das sehr schnell Autismus-Diagnosen gestellt werden. Aber Autismus ist viel mehr als nicht in die Augen sehen können oder später mit dem Sprechen zu beginnen. Sollten Sie Zweifel an der Vermutung "Autismus" bezüglich ihres Sohnes haben, so ersparen Sie ihm die Diagnose (den Stempel), denn dadurch werden manche Türen geöffnet, aber die wirklich wichtigen werden verschlossen und es wird sie niemand mehr öffnen.
12.04.10, 01:04:22

drvaust

Azrael, wie meinst Du Deine Frage?
Geht es Dir darum, welche Äußerlichkeiten Du vermeiden mußt, um als fit zu gelten? (Tarnung)
Oder geht es Dir darum, daß die Leute merken, daß Du momentan nicht so fit bist? (Schonung und Hilfe)
Ich habe beide Probleme.
Mir merkt man teilweise an, daß ich nicht normal bin. Das kann dazu führen, daß ich nicht ernst genommen und ausgegrenzt werde. Oder mir wird eifrig geholfen, obwohl ich keine Hilfe brauche, höchstens Ruhe.
Andererseits merkt man nicht so schnell, wenn es mir nicht gut geht. Ich bleibe ruhig und jammere nicht, bitte kaum um Hilfe. Erst wenn ich kaum noch kann, und komisch werde, stellen die Leute erstaunt fest, daß es mir vielleicht nicht gut geht.
Ich weiß aber nicht so richtig, wie ich das signalisiere. Mit Schauspielerei bin ich diesbezüglich nicht weit gekommen.
12.04.10, 02:16:04

haggard

@drvaust:
ein Gast hier im forum erwähnte etwas von "nicht so fitten" autisten (siehe thread pro und contra diagnose, seite 7 oder 8). hatte mich gefragt, was das sein soll und woran solches von außen zu erkennen wäre - und wollte meinen hausrechtthread ein wenig sortieren, was mir nicht besonders gut gelungen ist.

starke Dame meinte, dass mit fit eigentlich selbständigkeit gemeint sein könnte, dem Gast zustimmte.

Hans gab äußerliche eventuelle erscheinungsmerkmale an - ähnlich wie das vielleicht auch in deinen beispielen zum ausdruck kommt - aber solches war vom Gast scheinbar nicht gemeint. schade, dass vom Gast keine persönliche erläuterung erfolgte.

"fit" kenne ich eigentlich auch nur bezüglich gesundheit.
fand und finde diese bezeichnung als synonym für selbständigkeit verwirrend.

hätte mich interessiert, welche merkmale bestünden.
mittlerweile weiß ich schon, dass ich "ungesund" wirke, wenn es mir sehr gut geht und ich "richtig gesund" wirke, wenn ich krank bin/mich vorm zusammenbrechen befinde.

das mit der selbständigkeit erscheint mir zu kurz gefasst, falls damit außerdem ein "schweregrad" hinsichtlich autismus beschrieben werden sollte oder gar "wahrer" autismus.

jedoch finde ich deine überlegungen/fragen interessant. hast du eine taktik entwickelt um deutlich erkennbare signale zu demonstrieren, die von anderen verstanden werden, ohne dass es wie ein groteskes schauspiel wirkt? ein mitschüler hatte sich damals geschminkt. fand ich etwas seltsam, hatte mir das später jedoch überlegt anzuwenden, um "gesundheit" darzustellen. nur wirkt das wahrscheinlich auch seltsam. blöd, wenn es generell so wäre, dass ohne übertreibungen kein verstehen durch andere möglich wäre.
12.04.10, 03:40:40

drvaust

Zitat von azrael:
... hast du eine taktik entwickelt um deutlich erkennbare signale zu demonstrieren, die von anderen verstanden werden, ohne dass es wie ein groteskes schauspiel wirkt?
Ich habe inzwischen gelernt, zu sagen und zu zeigen, wenn es mir nicht gut geht. Ich lasse den Kopf hängen, ziehe die Stirn zusammen, atme schwer usw.. Da scheine ich belastet zu wirken. Das ist zumindest besser, als wenn ich plötzlich stumm wegrenne oder nur noch zittere.
Aber ich weiß nicht, wie ich das Gegenteil bewußt signalisieren kann. Wenn es mir gut geht, bin ich besonders eigenartig. Oder umgekehrt, wenn ich eigenartig sein kann, geht es mir gut.
13.04.10, 18:37:19

55555

Zitat von Gast:
Aber Autismus ist viel mehr als nicht in die Augen sehen können oder später mit dem Sprechen zu beginnen.

Was hältst du für Autismus? Denkst du ein Autist kann nicht frei leben? Warst du schon früher hier als Gast aktiv? Wäre es möglich ein Kennzeichen in den Beiträgen zu verwenden, damit wir wissen, um welchen Gast es jeweils geht?
 
 
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