05.09.06, 23:44:48
Lisa M.
Zitat:
ich möchte jedenfalls nicht als geistig Kranke gelten
Zu mir passt das auch nicht.
Zitat:
Aber das mache ich erst, wenn ich auf der ganzen Linie gescheitert bin.
Bin ich eigentlich längst. Aber ich sehe es nicht so recht ein und meine, dass ich doch schließlich so einige Fähigkeiten habe und würde gern noch was draus machen.
06.09.06, 00:04:03
arlette
Zitat:
ich möchte jedenfalls nicht als geistig Kranke gelten
Zu mir passt das auch nicht.
Zitat:
Aber das mache ich erst, wenn ich auf der ganzen Linie gescheitert bin.
Bin ich eigentlich längst. Aber ich sehe es nicht so recht ein und meine, dass ich doch schließlich so einige Fähigkeiten habe und würde gern noch was draus machen.
bist du wohl nicht, da du ev. merkst, dass du das gescheitert an einer 'norm' festmachst, die nicht deine ist. solange du es nicht 'wirklich einsiehst', sollte eigendlich alles noch OK sein :)
06.09.06, 09:30:14
Wursthans
Den Unterschied zwischen krank und behindert mußte ich auch erst erfassen. Aber es wird oft in der Öffentlichkeit verwechselt in Bezug auf Autismus. ;)
06.09.06, 10:00:10
55555
Die Überschrift des Threads wurde von mir von ursprünglich "Selten Worte eines Menschen gelesen, die mir mehr als der Seele sprechen!" zur jetzigen hin geändert.
06.09.06, 10:26:05
Wursthans
Zitat:
Donna verweist auf das Gemälde Birkenwald von Gustav Klimmt, um zu vermitteln, wie sie ihre Umwelt mit anderen Augen wahrnimmt. Es gibt keine Tiefen, keine Dreidimensionalität, die Blätter stehen ebenso im Vordergrund wie die Baumstämme und für sie ist nicht erkennbar, wie die einzelnen Dinge zueinander stehen.
Auf einmal war da die ganze Tiefe, die ich vorher nie gesehen hatte. Vorher war die Welt wie ein Gemälde, wo die Dinge einfach nur übereinander lagen. Und dann – plötzlich – war es eine Welt mit Abstand zwischen mit und allem anderen. Ich konnte mich ihm Raum bewegen, den ich tatsächlich sah und fühlte. Ich musste mich nicht wie sonst auf Erfahrungen verlassen. Und mehr noch: Vorher würde ich eine Sache sehen, die in keinem Zusammenhang mit der nächsten stand. Dann die nächste, die wieder losgelöst war von der nächsten. Es gab keinen Zusammenhang. Ich konnte keine Verbindung zwischen zwei Dingen herstellen. Ich sah keine Verbindung zwischen Nase und Augen, ich sah keine Verbindung zwischen dem Gras und der Decke oder den einzelnen Teilen eines Körpers oder zwischen Blättern und dem Stamm. Als dann aber die richtigen Frequenzen rausgefiltert wurden und ich schneller verarbeiten konnte, war ich plötzlich in der Lage, den Zusammenhang zwischen all diesen Dingen zu sehen. Ich wusste: Dies ist neben diesem. Ich wusste: Dies ist hier, weil es auf dem Gras liegt. Ich wusste: Dies ist hier, weil das Gras nass ist. Vorher war alles nur zufällig. Ein großes viereckiges Ding mit einem Muster, dann waren hier lange farbige Dinger, die in alle Richtungen sprießten. Es erzählte mir keine Geschichte.
Darüber habe ich ein wenig nachgedacht. Kann es sein, daß es mir auch so geht? Bezüglich 3D hatte ich ja bereits früher etwas geschrieben. Sollte ich mir mal spaßeshalber so eine Brille besorgen? Ob es die auch in einer weniger dämlichen Form gibt? Ich mag keine so großen Brillen.
07.09.06, 13:27:55
aberich
geändert von: aberich - 07.09.06, 13:57:48
Heilung? Was ist Heilung? Und wie und wieso will man etwas heilen, das gar keine Krankheit ist?
Nehmen wir mal meine schiefen Zähne, die FrauFachmann so fürchterlich findet. Mich stören sie, wie gesagt, nicht. Und im Gegensatz zu anderen Leuten, die andauernd zum Zahnarzt rennen und sich den Mund mit Amalgam veredeln lassen, hatte ich noch nie Zahnprobleme. Aber manchen Leuten ist halt wichtig, dass Zähne gerade sind. Gut, man könnte auch meine etwas verschieben und verrücken, das würde einen Haufen Geld, viele Arztbesuche und andere Unannehmlichkeiten kosten, und am Ende wären die vielleicht gerade. Wäre ich dann geheilt?? Nö, geheilt wären dann andere Leute, und zwar vom ungeraden Anblick meiner Zähne, dem sie ausgesetzt wären, wenn ich die ihnen zeigen würde. Gewissermaßen wäre dann auch ich geheilt, und zwar von Belästigung durch Leute, die meinen, dass meine Zähne eine Begradigung bräuchten.
Unter Heilung unkranker Nonkonformitäten versteht man offenbar eine äußere Annäherung an eine Norm, die nur durch Unterdrückung eigener Verhaltensweisen zu erreichen ist, und ob das auf Dauer wirklich so heilsam oder überhaupt gesund ist, möchte ich mal bezweifeln. Erfolg jeder Art setzt man oft und gerne mit Heilung gleich: ist ein Autist irgendwo erfolgreich, gilt er als geheilt. Das halte ich für Unsinn, wer sagt, dass man nicht autistisch und (nicht
aber oder
trotzdem) erfolgreich, qualifiziert, selbständig etc. sein kann? Das Niederschmetternde am Autismus-Konzept tut das, die Definition als „debilitating disease“. Man wacht darüber, dass bloß nichts Gegenteiliges durchsickert, man verteidigt es mit Händen und Füßen. Wer erfolgreich ist, kann nicht autistisch sein, Basta. Du hast keine Ahnung, was Autismus ist, du kannst ja sprechen, duuuu bist ja kein Autist. Mein Sohn ist Autist, er kann nicht sprechen, er wird nie sprechen können, er wird ...nieeee... *buuuuhuhuuuu*, er wird nie... heiraten können, Kinder... duuu hast kein Recht, dich Autist zu nennen, mein Sohn ist Autist, du bist nicht wie mein Sohn. Naja, so ähnlich. Deswegen: jeder erfolgreiche Autist ist einfach kein Autist.
Und bei mir ist der Zusammenhang genau andersherum: meine Erfolgsphasen waren nach außen hin unübersehbar autistisch, und in den Lebensabschnitten, in denen ich quasi als sozial annehmbar gefeedbackt wurde, brachte ich sonst nichts mehr zustande, als sozial annehmbar zu spielen. Es geht halt nicht beides gleichzeitig, und für was immer man sich entscheiden mag, mit „Heilung“ hat es nichts zu tun.
Man kann außerdem nicht einfach ein Stück von mir rausreißen und dann behaupten, immer noch mich vor sich zu haben. Das wär dann ein Zombie, aber das interessiert manche Leute gar nicht. Und manche stehen auf Zombies.
Erfolg ist sowieso ein anderes Thema, was ist denn Erfolg überhaupt? Ich würde sagen, ein Volltreffer, und ein Volltreffer setzt sich zusammen aus 1. Ziel, 2. Weg zum Ziel und 3. Ankommen am Ziel. Ist es mein Ziel, ein vorbeifahrendes Auto mit einer leeren Milchflasche zu treffen und zwar indem ich die Flasche auf linkem Fuß balancierend, mit verbundenen Augen und mit ner Wäscheklammer auf der Nase aus dem Fenster im 4. OG runterschmeiße und anschließend ein Gelingen registriere *schepper*, dann ist es glasklar Erfolg. Aber die gängige Definition des Erfolgs beinhaltet vor allem Anerkennung für etwas, das Leute um einen herum für erstrebenswert halten. Was genau das ist, hängt davon ab, was Leute um einen herum für erstrebenswert halten, und nur selten ist es etwas, das sich mit autistischem Verhalten erreichen läßt, weil die Leute um einen herum für ihre angestrebten Ziele andere Wege vorgesehen haben. Hinzu kommt dann auch, dass Interessen und Wertigkeiten ja so verschieden sein können, dass Dissonanzen zwischen wollen und sollen niemals abklingen, und man entweder das tut, was man will und dabei auf Anerkennung verzichtet, oder eben was man soll, um weniger anzuecken, aber so irgendwie halt, oder man versagt ganz. Die glücklichen Ausnahmen sind dann wie jemand, den ich als Kind kannte, der heute ein weltberühmter Musiker ist, der von klein auf nur das musste, was er konnte und wollte, und von dem niemand verlangte, dass er auch noch ein wenigstens mittelmäßiger Sportler wird und mit Klassenkameraden gut auskommt und was weiß ich nicht alles. Er musste nicht "normal" sein, weil er war schon Etwas Besonderes. Aber was wäre gewesen, wenn er als Etwas Besonderes versagt hätte? Hätte man sich auf das Fehlen des Normalseins gestürzt und nach Heilung geschrieen? Heute wird er genug Erfolgsbonus und Geld angesammelt haben, um Solches nicht fürchten zu müssen..., oder etwa nicht? Steht er vielleicht doch unter dem tonnenschweren Druck, Tag für Tag sein Recht auf Etwas Besonderes mit außergewöhnlicher Leistung verteidigen zu müssen?
07.09.06, 13:56:42
Wursthans
der von klein auf nur das musste, was er konnte und wollte,
Das halte ich auch für einen wesentlichen Punkt. Wenn da ganz viele Kreuzschraubendreher sind und einige wenige Schlitzschraubendreher sagen die Kreuzschraubendreher vielleicht der Schlitzschraubendreher wäre behindert, weil man mit ihm so schlecht Kreuzschrauben drehen kann. Man kann ihn umfeilen oder etwas an ihm herumlöten oder sonstwas machen. Oder man kann ihn einfach als das erkennen was er ist: Jemand der besser Schlitzschrauben drehen kann als all die Kreuzschraubendreher.
Es ist hier immer die Frage ob die Gesellschaft Stärken erkennen will oder sich lieber in Repression und Bedrückung übt.
07.09.06, 14:23:19
FrauFachmann
Wie wäre es mit: Jeder erfolgreiche Autist (Asperger-Syndrom) ist ein raffinierter Schauspieler?
Immer halblang Frau Fachmann, was meinen sie denn BITTESCHÖN jetzt schon wieder mit Erfolg, mmmmhh? Können Sie uns das vielleicht mal erklären? Meinen Sie damit Karriere und gesellschaftliches Ansehen? Also, wissen Sie, sie sind aber oberflächlich. Ach, sie meinen Erfolg = Überleben. Großer Erfolg = Zufriedenheit. Hach, wieder eine ihrer schrulligen Theorien, Frau Fachmann. Tsss, die mal wieder... Man versteht sie einfach nicht....
07.09.06, 14:25:58
Wursthans
Jeder erfolgreiche Autist (Asperger-Syndrom) ist ein raffinierter Schauspieler?
Und erfolgreiche HFA? :)
07.09.06, 21:23:41
aberich
Und was ist mit Birger Sellin, Katja Rohde, Konstantin und Kornelius Keulen, Jasmine O'Neill ... ?
07.09.06, 21:40:08
FrauFachmann
Wer sind diese Herrschaften?