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Fragen an Eltern von Autisten

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13.09.09, 20:10:20

ASROMA

Hallo,
Ich bin ein 17 Jähriger Schweizer Junge im letzten Gymnasiumjahr. Ich schreibe gerade eine abschliessende Arbeit, die Maturarbeit über das Thema Autismus. Ich bin vorallem daran interessiert, mehr über die soziale Aspekte dieser Krankheit und das Leben der Eltern von Autisten zu erfahren. Ich weiss, dass ich hiermit ein sehr heikles Thema anspreche und ich weiss auch sehr gut, dass es für die Betroffenen überhaupt nicht angenehm ist solche Informationen in einem Forum mit Unbekannten zu teilen. Ich mag wahrscheinlich total respektlos erscheinen aber ich möchte, dass sie wissen, dass ich dieses Thema sehr seriös und respektvoll angehe. Ausserdem verspreche ich ihnen jede Art von Information mit respekt zu behandeln und nicht zu missbrauchen. Ich verstehe es somit absolut falls mir niemand zurückschreiben wird. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist in einer solchen Situation zu sein Trotzdem freue ich mich über jede Art von Antwort.

Somit wende ich mich an allen Eltern von Autisten mit folgenden Fragen:

1. Wie haben sie gemerkt, dass ihr Kind autistisch war?
Welchen Typ von Autismus weist ihr Kind auf?
2. Wann habe sie es bemerkt?
3. Wie haben sie darauf reagiert?
4. Wie versuchen sie ihr Kind zu helfen?
5. Besuchen sie zusammen mit ihrem Kind jegliche Art von
Therapien? Wenn ja, welche?
6. Hat diese Therapie den Zusatand ihres Kindes verbessert?
7. Wie reagieren die anderen Mitmenschen auf ihr Kind?
8. Inwiefern hat die Krankheit ihres Kindes, ihr Leben
beeinflusst?

Wie schon oben erwähnt, sind meine Absichten absolut gutartig. Und ihr könnt auch nur eine oder keine der obigen Fragen beantworten.
Ich danke allen schon im voraus.

Ganz Liebe Grüsse

ASROMA
13.09.09, 20:14:51

Löwenmama

Zunächst solltest du wissen,dass Autismus keine "Krankheit" ist,sondern eine andere Art der Wahrnehmung oder des Seins.
Ich bin nicht krank und mein Sohn auch nicht,wir sind nur anders. Und da wir uns nicht als krank ansehen, benötigen wir keine Therapie hinsichtlich unsere Autismus.Therapie brauche ich,wenn ich Rückenschmerzen habe oder eine Grippe...
13.09.09, 20:27:50

ASROMA

Entschuldigen sie bitte meine respektlose Ausdrucksweise. Ich wollte sie keineswegs beleidigen. Es liegt ein Missverständnis vor. Ich hab mich falsch ausgedrückt: Natürlich ist Autismus keine Krankheit und ja, sie haben total recht... es ist nur ein "anders sein"! Etschuldigen sie mich bitte nochmals sehr. Danke für ihre aufklärende Antwort. Auch diese Art von antwort war mir sehr behilflich, denn in der öffentlichkeit wird Autismus oft als Krankheit bezeichnet. Ich hab vor einiger Zeit eine Tagesschule für Autisten besucht und auch dort wurde dieses anders sein als Krankheit bezeichnet. Therapien führten sie ebenfalls durch, somit habe ich diese falsche Ausdrucksweise erhalten. Nochmals Entschuldigung und danke!

Liebe Grüsse

ASROMA
13.09.09, 21:09:02

feder

Kurze Verständnisfrage: Was ist an deinem Fragebogen genau der soziale Aspekt von Autismus?
13.09.09, 21:22:37

55555

geändert von: 55555 - 13.09.09, 21:31:02

Du schreibst, daß du in einer Einrichtung "für" Autisten warst und man dort deinen ersten Eindruck hinsichtlich Krankheit prägte. Du solltest vielleicht berücksichtigen, daß diese Einrichtungen davon leben, daß Autisten mit ihrem Leben nicht klarkommen oder als krank eingestuft werden. Damit wird viel Geld umgesetzt. Nicht, daß Autisten nicht tatsächlich auch oft Probleme hätten, aber die gehen eigentlich darauf zurück, daß man sie in ihrer anderen Veranlagung nicht versteht. Es gibt viele typische Mißverständnisse, etwa werden Körperhaltungen von Autisten oft fehlgedeutet, weil bei NA damit tatsächlich meist etwas anderes gemeint ist. Diese Dinge sind sehr komplex und eignen sich wohl eher für mehrere Doktorarbeiten. Autist sein ist gut, das Problem sind die Menschen, die eben anders sind. Vielleicht schaust du mal im Unterforum "Autismus-Lexikon" unter "Schwarzbuch". Stell dir vor du würdest ausschließlich unter Menschen leben, die ganz anders auf dieselben Dinge reagieren, andere Dings angenehm oder unangenehm finden. Das ist eine große psychische Belastung. Viele Symptome, die man Autismus zurechnet sind tatsächlich allgemeine Belastungsfolgen, die bei jedem Menschen auftreten können, nur leben Autisten eben wegen dieser großenteils vermeidbaren, aber nicht vermiedenen widrigen Umstände eben besonders häufig unter solchen Belastungen. Bettelheim stellte nicht umsonst den Vergleich zu ehemaligen KZ-Insassen her, also Menschen, die sehr schwer und sehr existenziell gelitten haben, mißhandelt wurden.

Dies ist im übrigen ein Forum, das von Autisten betrieben wird.
13.09.09, 21:27:05

zoccoly

geändert von: zoccoly - 13.09.09, 21:50:36

Zitat von ASROMA:

1. Wie haben sie gemerkt, dass ihr Kind autistisch war?
Welchen Typ von Autismus weist ihr Kind auf?
2. Wann habe sie es bemerkt?
3. Wie haben sie darauf reagiert?
4. Wie versuchen sie ihr Kind zu helfen?
5. Besuchen sie zusammen mit ihrem Kind jegliche Art von
Therapien? Wenn ja, welche?
6. Hat diese Therapie den Zusatand ihres Kindes verbessert?
7. Wie reagieren die anderen Mitmenschen auf ihr Kind?
8. Inwiefern hat die Krankheit ihres Kindes, ihr Leben
beeinflusst?
ASROMA


zu 1. als ich bei mir selbst Gewissheit hatte
zu 2. bei ihm mit 24 Jahren
zu 3. gar nicht, es war logisch
zu 4. er kommt allein zurecht, also gar nicht
zu 5. nein
zu 6. entfällt
zu 7. gut
zu 8. gar nicht, ich wollte Kinder

Edit: zu 4) stimmt nicht ganz, ich finanziere seinen Anteil an der Studenten-WG und sorge dafür, dass er finanziell überleben kann.

Ich wunder mich auch, dass solch ein Thema im Gymnasium vergeben wird, es ist zu komplex als das halbwegs vernünftige Ergebnisse zu erwarten sind.
13.09.09, 21:51:53

ASROMA

geändert von: [55555] - 13.09.09, 22:12:55

[Kettenbeitrag zusammengeführt, mfg [55555]]

Wow! Danke für die vielen Antworten!

@feder: Unter "sozialer Aspekt" verstehe ich die Interaktion mit den anderen Mitmenschen. Dh. die Beziehung zu den anderen Mitmenschen. Z.b. Das leben in der Schule, bei der Arbeit, in der Familie und deren Freundeskreis. Ich hab in Beiträge über Autismus gelesen, dass Autisten ein defizit in der verknüpfung von affektiven Kontakten haben. Natürlich können nur sie wissen ob dies auch tatsächlich so ist. Daher die frage des sozialen Aspekts.

@55555: Danke für die ausführliche und aufklärärische Antwort. Ich kannte diesen Aspekt noch nicht und es wird mir sehr helfen bei meiner Arbeit.

Danke an allen für eure schnellen Antworten ihr seid wirklich sehr grosszügig!


@zoccoly: Sie haben recht es ist ein sehr komplexes Thema, denn Autismus ist zwar ein sehr bekannter Begriff aber wie sie auch bei mir festgestellt haben, wird er oft falsch interpretiert. Eben als "Krankheit". Ich habe dieses Thema gewählt, weil ich eure Welt, nämlich die der Autisten besser verstehen wollte. Vorallem weil es Autismus betreffend grosse ignoranz gibt, möchte ich eine Maturarbeit schreiben und die Leute so gut wie möglich darüber informieren. Deshalb habe ich auch mit ihnen Kontakt aufgenommen, nämlich um meine Arbeit so genau wie möglich zu verfassen.
13.09.09, 22:02:43

feder

geändert von: feder - 13.09.09, 22:10:09

@ASROMA: Den Bezug zu deinem Fragenkatalog verstehe ich immer noch nicht. Also, wie du etwas zu Beziehungen mit Mitmenschen herausfinden willst, wenn du Fragen zur Diagnose/Therapie stellst. Und vor allem wieso befragst du die Eltern dazu? Meinst du eher die Frage, wie sich das Sozialleben der Eltern aufgrund ihrer autistischen Kinder verändert hat?

@zoccoly: Soweit ich weiss, können sich die Maturanden die Themen selber aussuchen und müssen nur einen Lehrer finden, der das Thema für genug sinnvoll hält.

13.09.09, 22:10:15

55555

Wie sollten Autisten ungestörte Zuneigung zu Menschen empfinden,die für sie teils rätselhaft sind und ohne Anschein von schlechtem Gewissen Dinge tun, die einem selbst wehtun? Empathie beruht immer auf der Übertragung des Selbsterlebens einer Person auf andere, das funktioniert nur halbwegs, wenn die andere Person ähnlich ist. Somit haben nur Autisten wirklich Empathie für andere Autisten, zumindest was Aspekte angeht die archetypisch autistisch sind. Daneben sind Autisten individuell genauso unterschiedlich wie Gruppen von Nichtautisten.

Autisten haben somit keine Defizite bei solchen Kontakten, sondern finden schlichtweg selten ähnliche Personen. Das ist etwas, das mit der %-Verteilung zu tun hat und mit Wahrscheinlichkeit. Wenn man Defizite feststellen wollte, dann liegen sie zwischen beiden Gruppen. Oder sollte es etwas mit sachlicher Betrachtung zu tun haben Probleme alleine der kleineren Bevölkerungsgruppe zuzuschreiben? Hier hinkt die Realität dem Geist allgemeiner gleicher Menschenrechte noch hinterher.

Was eine Gesellschaft als krank bezeichnet ist immer eine kulturell geprägte Entscheidung. Es gibt keine wirklich objektiven Kriterien zu entscheiden, ob etwas krank ist oder nicht. Wenn etwas zugeschrieben wird krank zu sein drückt eine Gesellschaft meist ihre Geringschätzung aus, ihren Beseitigungswillen. Homosexualität war noch vor wenigen Jahren ebenfalls als Krankheit eingestuft, heute nicht mehr. Es handelt sich also nicht um Fakten, sondern um gesellschaftsbedingte Zuschreibungen.
13.09.09, 22:16:11

ASROMA

geändert von: ASROMA - 13.09.09, 22:21:30

@feder: Ja, du hast recht! Eigentlich hätte ich zwei separate Fragebögen erstellen müssen. Denn der soziale Aspekt und die Therapiefragen gehören nicht zusammen. Ich wollte mich nun über alles ein wenig Informieren. Ich hab schon 3 Bücher gelesen und eine Stiftung für Autismus besucht.
Die Bücher sind: - Autismus; Erscheinungsformen, Ursachen,
Hilfen; von Helmut Remschmidt
- Autismus; von Hans E. Kehrer
- Das Handbuch des Autismus; von Maureen
Aarons und Tessa Gittens
Vielleicht kennen sie diese Bücher. Alle 3 Bücher sind sehr theoretisch und wissenschaftlich geführt und schildern keineswegs den sozialen Aspekt des Autismus. Also die Beziehung zu den Mitmenschen. Deshalb habe ich auch diese Frage gestellt.
13.09.09, 22:28:54

Löwenmama

Zitat von ASROMA:
1. Wie haben sie gemerkt, dass ihr Kind autistisch war?
Welchen Typ von Autismus weist ihr Kind auf?
2. Wann habe sie es bemerkt?
3. Wie haben sie darauf reagiert?
4. Wie versuchen sie ihr Kind zu helfen?
5. Besuchen sie zusammen mit ihrem Kind jegliche Art von
Therapien? Wenn ja, welche?
6. Hat diese Therapie den Zusatand ihres Kindes verbessert?
7. Wie reagieren die anderen Mitmenschen auf ihr Kind?
8. Inwiefern hat die Krankheit ihres Kindes, ihr Leben
beeinflusst?

ASROMA


zu 1.Ist mir selbst kaum aufgefallen,sondern der Physiotherapeutin ( KG wegen Muskelhypotonie)
Mein Sohn hat die Diagnose Kanner-Autismus.
zu 2. Mit ca. 2 Jahren
zu 3. Erleichtert,es hätte ja auch was schlimmes sein können.Es stand noch die Diagnose Neurofibromatose oder V.a. Gehirntumor im Raum...
zu 4. Indem er so sein darf wie er ist und nicht in ein normgerechtes Schema gepresst wird.Ausserdem durch Aufklärung seines direkten Umfeldes und dem offenen und direkten Umgang.
zu 5. Keine Therapie,die Autismus "heilen" sollte.
zu 6. - - -
zu 7. Überwiegend positiv.Im Kindergarten ist er sehr beliebt,vor allem bei den Mädchen :-)) Er hat ein sehr freundliches und zufriedenes "Wesen" und dadurch,dass er immer braun "gebrannt" ist und lange blonde Locken hat(also eine positive Ausstrahlung und ein angenehmes Äusseres) mögen in die meisten sehr gern und respektieren auch seine Distanz.
zu 8. So habe ich zu meiner eigenen Diagnose gefunden und konnte meinen Mann davon überzeugen,dass Leistung nicht alles ist.
13.09.09, 22:31:47

zoccoly

Zitat von ASROMA:
Ich wollte mich nun über alles ein wenig Informieren.


Ich denke dieser Ansatz ist schon falsch, was soll herauskommen als Oberflächligkeiten oder einseitigen Beschreibungen, die man schon in vielen Büchern findet?
An meinen Antworten zu deinem Fragebogen kannst du erkennen, dass sie dich kein Stück weiterbringen, da ich keine Klischees bedienen kann. Ich empfehle dir, wenn es schon das Thema sein muss, dieses sehr stark einzugrenzen.
 
 
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