Behandlung von Autismus und ADS
10.09.09, 10:38:02
Magda
Hallo!
Ich habe eine Frage an Euch. Ich habe über eine neue Diät-Therapie für autistische Kinder gehört, die von der Fachärztin Brigitte Esser aus Herzogenrath praktiziert wird. Hat irgendjemand von Euch Erfahrungen damit gemacht? Ist diese Therapie zu empfehlen? Ich wohne mit meinem Sohn in Polen und es wäre gut, etwas über die Erfolgsaussichten zu erfahren, bevor wir die weite Reise machen. Über jegliche Erfahrungsberichte oder Tipps wäre ich sehr dankbar!!
Magda
10.09.09, 11:11:14
haggard
geändert von: haggard - 10.09.09, 11:16:57
wenn ein mensch eine nachgewiesene lebensmittelunverträglichkeit besitzt, wäre es sinnvoll, diese unverträglichen lebensmittel zu vermeiden. ähnlich wie das bei sonstigen allergien ist. zum beispiel bei einer penicillinallergie kein penicillin einzunehmen, damit keine allergischen reaktionen ablaufen, die sehr unterschiedlich sein können von mensch zu mensch.
es könnten allergietests durchgeführt werden. dann wüsstest du, ob bei deinem kind diesbezüglich irgendeine neigung besteht und falls allergien vorliegen, dir erklären lassen (von einem allergologen) wie einzelne bestandteile in verbindung zueinander stehen. wenn beispielsweise eine bestimmte pollenallergie vorliegt, welche lebensmittel dann ebenfalls problematisch sein könnten, etc.
"autisten", die durch diäten "geheilt" werden, sind meiner meinung nach keine autisten, sondern allergiker in irgendeiner form.
dass personen immer wieder behaupten autisten könnten durch diäten "geheilt" werden, finde ich fatal und müsste eigentlich unter strafe gestellt werden.
10.09.09, 12:44:41
55555
Wenn ich mich recht erinnere schilderte der autistische Lebensgefährte von Donna Williams es habe auf ihn große Wirkungen Weizen oder sowas zu essen. Teilweise spielt sowas wohl eine Rolle und das ist für mich ein Anhaltspunkt dafür anzunehmen, daß das was man heute Autismus nennt tatsächlich mehrere ganz verschiedene Systeme sein können, die sich in ihrem Anschein mehr oder weniger ähneln.
Inwieweit es in deinem Fall Sinn macht, weiß ich nicht. Allergien abzutesten ist bestimmt nicht falsch, wobei allerdings möglichst auf Barrierefreiheit geachtet werden sollte, darauf, daß der jeweilige Autist nicht unnötig belastet wird bei der Testerei.
Deine Überschrift finde ich seltsam. Hast du Probleme mit deinem Sohn? Dann könnte es daran liegen, daß zwischen euch Dinge falsch laufen. Gerade Personen, die irrtümlich Autismus als Störung darstellen, so wie es früher bei Linkshändern, etc. der Fall war sehen sich oft in einer Position die Bedürfnisse der vermeintlich gestörten Personen nicht ernstzunehmen, weswegen es dann zu schweren Konflikten kommen kann, die dann wieder fälschlich "dem Autismus", etc. zugeschrieben werden, statt der eigenen Haltung und deren Folgen.
11.09.09, 02:36:09
Isabella
Hallo Magda, und viele Grüße nach Polen, meinem Heimatland! leider kann ich Dir nicht auf Polnisch antworten, da meine Tastatur nicht ausgestattet ist und wir im Forum hier Deutsch schreiben.
Es ist so, daß der Darm "durchlässig" ist. Spezielle Eiweise wandeln sich in Giftstoffe um, gehen durch die Darmwand in die Blutbahn über und reagieren im Hirn wie eine halluzinogene Droge.
Du kannst Dein Kind mit Fleisch, Borscht, Gemüse und Obst füttern, ohne Ende - solange Du Kuchen, Brötchen, Nudeln, Brot, Kartoffeln und Mais weg läßt, wird sich das bemerkbar machen. Probiere das aus und entscheide dann, ob so eine teure Therapie noch notwendig ist, wenn Du herausgefunden hast, daß Du das auch selber bewerkstelligen kannst.
Ich habe lange nichts von so einer Therapie gehalten, habe es nicht geglaubt. Bis wir in Thailand waren. Dort haben wir uns nur von Gemüse, Fleisch und Reis ernährt, es gab kein Brot, keine Milch und sonstiges. Mein autistischer Sohn (Thaddäus) war plötzlich ein anderes Kind - aufmerksam, besonnen; überhaupt hat sich ganz viel geändert. Seitdem glaube ich daran und versuche, glutenhaltige Nahrungsmittel zu vermeiden. Aber ein Keks ist immer dabei und manchmal auch Nudeln. Es soll ja nur eine Diät sein. Ich beobachte sogar, daß sich sein Verhalten ändert, sobald er zuviel an Kuchen, Brötchen/Brot und Nudeln bekommt.
Wir haben ihn auf die Eiweißunverträglichkeit "Zöliakie" untersuchen lassen - negativ. Die Unverträglichkeit für Eiweise bezeichnet etwas anderes als die Darmdurchlässigkeit, die wohl bei vielen Autisten vorkommt.
Ich denke, daß solche teuren Therapien auch gespeist sind von Produkten diverser Pharma- und Lebensmittelkonzerne, die einem während des Aufenthaltes nahe gelegt und für den Patienten unverzichtbar gemacht werden, so daß man glaubt: nur so könne man das alles in den Griff bekommen.
Andererseits kann es natürlich auch sein, daß Du bei der Therapie bedeutsame Hinweise erhältst (Blutbild, allgemeine Nahrungsmittelverträglichkeiten, Pendeln auf Allergien, ...). Und so eine gemeinsame Reise mit Mamuschka ist ja auch schön. Es muß klar sein, unter welchen Gesichtspunkten Du die Reise antreten möchtest: geht es nur um die Diät? - das kannst Du auch selber machen. Geht es um das gemeinsame Erlebnis und die Hoffnung darauf, überhaupt etwas neues zu erfahren; Hinweise, mit denen man nicht gerechnet hat und Kontakte zu anderen Eltern und Kindern, die sich knüpfen - dann solltest Du das machen.
Ich wünsche Dir alles Gute! Sei geherzt und fünf mal geküßt,
Izabela
11.09.09, 12:26:53
55555
Fünfmal geküsst, sehr vorbildlich.
Ich möchte hier anmerken, daß ich so eine Allergie (oder wie man es nennen will) bei mir nicht feststellen kann.
11.09.09, 12:48:39
haggard
es sind immer einzelerfahrungen, die trotzdem kritisch betrachtet werden sollten.
wenn mein körper frei entscheiden kann, was er zu sich nehmen möchte, ohne dass "ich" dazwischenfunke und irgendetwas bevorzugen würde, entscheidet er sich richtig. mein körper verträgt weder salz noch eisen. manchmal möchte ich jedoch genau das essen, z.b. stark gesalzene speisen oder nahrungsmittel, die viel eisen enthalten. danach fühle ich mich jedoch krank. lasse ich diese dinge weg, fühle ich mich nicht krank, bleibe jedoch autist(isch).
andere menschen, die sich krank fühlen, sind auch nicht besonders unternehmungslustig oder besonders aufnahmefähig/konzentriert, etc. das müsste meiner meinung nach von autismus an sich abgegrenzt werden. wenn ich durch abstinenz von salz und eisen plötzlich eine andere wahrnehmung hätte, würde ich mich selbst nicht mehr als autist bezeichnen.
12.09.09, 23:42:24
Hans
geändert von: Hans - 12.09.09, 23:45:40
Ich habe bei meinem langen Aufenthalt in Portugal eine andere Ernährung erfahren,
dabei hat sich für mich ergeben, daß ich das Hartweizenmehl in den Semmeln besser vertrage,
als hier das deutsche Mehl.
Die Qualität des Obstes war auch viel besser und ich habe es gerne gegessen,
während mich hier der "Kohlensäuregeschmack" des Kühlhausobstes abschreckt.
Ich finde eine Nahrungsumstellung schon interessant, auch wenn ich
dabei Stress habe, bis ich herausgefunden habe,
was ich dann wieder "immer wieder" gerne esse.
Aber eine Therapie ist es nur für oder gegen meine Verdauungsstörung, aber nicht für oder gegen meinen Autismus.
13.09.09, 00:38:14
Isabella
Ja, auch wenn in diverser Literatur von Autismus/ AD(H)S und "durchlässigem Darm" geschrieben wird, glaube ich auch nicht, daß Wirkungsweisen dieser Art etwas mit Autismus zu tun haben.
Hans: Ich wünschte mir den Kleingarten meiner Kindheit zurück, mit ganz viel Obst und Gemüse, das noch geschmeckt hat; ähnliche Erinnerung an orale Genüsse wie Deine in Portugal.
13.09.09, 00:42:10
Hans
geändert von: Hans - 13.09.09, 00:44:33
Ja und bei meiner Oma war auch noch alles besser ...
hier ein Bild frisch gepflückter Erdbeeren,
die mit "Tröpfchenbewässerung" auch in dem dürren Land noch "fett" wurden.
13.09.09, 00:51:17
Isabella
hier ein Bild frisch gepflückter Erdbeeren,
die mit "Tröpfchenbewässerung" auch in dem dürren Land noch "fett" wurden.
Man, sieht das lecker aus!
Übrigens heißt die zur süssesten Erbeersorte der Welt gekürten: "Miezie Schröder", kommt aus Sachsen.