[Hausrecht] autisten sind keine normalen menschen
03.08.09, 22:54:41
feder
An 2120: gestottert habe auch ziemlich lange relativ stark. Ob das bei mir mit der Abgewöhnung meines 'es' zusammenhing, weiss ich nicht.
05.08.09, 21:58:12
Coyote
Bei mir kommt es manchmal noch vor(unbewusst), wenn ich ziemlich "fertig" bin, merke ich dann aber sofort und werde wohl rot!?
azraels Texte sind mir immer sehr wichtig. Ich habe von euch viel gelernt und hier brauche ich nicht "rot" werden ...
07.09.09, 23:13:40
Neil
frage an autisten, die in der dritten person von sich selbst kommunizierten oder kommunizieren:
betrachtet ihr euch als unnormal?
Definitiv nein. Zu meinem Freund (meiner einzigen vertrauten Bezugsperson) sage ich oft: "Es hat Hunger und kocht jetzt" oder "Die (Neil) ist wirklich hundemüde". Ich spreche aber nur zu ihm so.
was empfindet ihr, wenn euch ein autist/selbsternannter autist mitteilt, ihr wäret unnormal, weil ihr in der dritten person kommuniziert und deswegen die kommunikation mit euch versagt wird?
Das finde ich ungeheuerlich und verstehe auch gar nicht den Grund...?
neben der kommunikation unter verwendung der dritten person existieren noch weitere formen der als unpersönlich erscheinenden "ansprache"/"selbstbezeichnung".
gibt es hier autisten, die natürlicherseits andere formen praktizieren oder praktizieren würden, wenn sie sich nicht dem normierungsdruck anpassen würden?
Tatsächlich ist es so, dass ich manchmal die Katze Dinge für mich sagen lasse, z. B.: "Der Mucki sagt, Du sollst der (Neil) mal bitte die Flasche geben."
Manchmal würde ich auch gerne eine Handpuppe benutzen, aber für den Alltag ist das wohl nicht so empfehlenswert .
existiert eine "zwei-klassen-gesellschaft" unter autisten?
Darüber kann ich mir (noch) keine Meinung bilden.
11.09.09, 01:50:21
Isabella
Thaddäus hat zwei Jahre lang ich/du/wir/sie/es geübt. "Ich" und "Du" geht jetzt ganz gut; "Der" oder "die da" gibt es für ihn nicht, nur Namen.
Thaddäus spricht sehr laut und langsam, weil er gelernt hat, daß andere, erwachsene Personen mit ihm so reden, da sie meinen, daß er sie so besser verstehen würde. Also macht er es genauso, in der Annahme, daß es so richtig sei.
Füllwörter und Artikel läßt er gerne weg, so daß sich besser wisserische Mitmenschen stets gezwungen sehen, ihn im Satzbau zu berichtigen; auch in der Annahme, er könne ja von ihnen noch etwas lernen. Großer Quatsch, denn Thaddäus kann sich (mit 4 Jahren) hervorragend artikulieren, mit Nebensätzen, Infinitiv mit "zu" und der Beherrschung aller Zeitformen. In der Kommunikation mit anderen macht er es aber nicht. Er bildet Wortneuschöpfungen - Dadaistische Sätze, mit denen keiner etwas anfangen kann. Umso mehr bemüht sich jeder, auf irgendeine Weise an ihn heran zu kommen. Wenn es nicht gelingt, lassen sie ihn wahrhaft spüren, daß sie ihn nicht schätzen, nicht ernst nehmen und gehen zur oberflächlichen Kommunikationsweise über: "Na, wie geht´s? War es heute schön im Kindergarten?"
So oder so ähnlich dürften etliche Kindheitserinnerungen bei Autist/INNEN sein.
Ob sich Autist/INNEN für anormal halten?: Oberflächlich betrachtet scheint es so, als halte Thäddäus seine Andersartigkeit im kindlichen Gemüt und im Allgemeinen für normal, da er sich eigentlich recht glücklich und ohne Angst durchs Leben bewegt. Andererseits gab es bei ihm bereits seit seinem 2. Lebensjahr Anzeichen dafür, daß ihm sein anders sein bewusst schien. Als er neulich den Hosenknopf selber öffnen sollte, sagte er: "Das kann ich nicht, weil ich zu blöd bin." Auf die Frage hin, wer sowas gesagt hat, antwortete er: "Niemand. Ich weiß, daß ich zu blöd bin." Er scheint sich diverser Defizite bewußt zu sein und interpretiert sie entsprechend falsch, weil er merkt, daß er irgendeine Norm nicht erfüllt. Er sieht aber nicht, was er dafür alles kann, was andere nicht können.
Wenn so ein ganzes Konvolut an Abgrenzung von den üblichen Gesellschaftsnormen- und Gepflogenheiten bereits in früher Kindheit das Bewußtsein prägt, so wird sich das aufgrund der Erfahrungen auch im Erwachsenenalter eher manifestieren, weniger ändern. Wie auch? Bestes Hilfsmittel - wenn überhaupt möglich: Anarchie.
11.09.09, 11:10:42
Löwenmama
Ich hatte vor kuzem ein Gespräch mit unserer Logopädin.Dabei stellten wir fest, dass viele Menschen sich sicher sind,dass ihr Hund jedes Wort verstehen würde,aber bei Kindern die nicht sprechen,kommen leider immer noch viele Menschen zu dem Entschluss, diese Kinder seien dumm,bockig oder würden nichts verstehen.
Mein Sohn spricht noch kein Wort,er hat aber seine eigene Sprache. Er versteht sehr viel, kann Bitten und Aufforderungen verstehen und umsetzen und versteht mit 3 Jahren schon rechts und links, hinter dir oder vor dir, was viele Menschen dann doch erstaunt.Wir reden auch nie mit ihm in der "Babysprache", weil ich weiss,dass er uns versteht.
11.09.09, 23:55:52
Isabella
... dass viele Menschen sich sicher sind,dass ihr Hund jedes Wort verstehen würde,aber bei Kindern die nicht sprechen,kommen leider immer noch viele Menschen zu dem Entschluss, diese Kinder seien dumm,bockig oder würden nichts verstehen.
Sehr treffende Beobachtung.
20.10.09, 00:42:19
Quadriga
geändert von: Quadriga - 20.10.09, 01:02:24
Azraels blauer Avatar findet großen Gefallen, da es mit dem Benutzertitel sehr harmoniert in der Farbe. Jedoch verwirrt manchmal das von sich in der 3. Person schreiben. Dies heißt jedoch nicht, dass man es als unnormal definieren würde, da man es eben auch selbst kenne.
Eine weitere Beurteilung der genannten Person kann man nicht abgeben, da das Kennen an sich noch zu wenig ausgeprägt ist.
Was an meiner Person häufig auffällt, ist die Verwendung von "Ich","Du","Wir","Man","Er","Person","(Nick)Namen" für diese Person in unterschiedlicher/n Weise und Situationen. Es ist schwierig zu definieren, wann man etwas genau verwendet, jedoch ist es auffällig, das die Bezeichnung "man" neben der Bezeichnung "Ich" am häufigsten Verwendung findet, eben dann auch eher in sehr stressigen Situationen; aber auch sonst häufiger. Dies geschieht meist unbewusst, jedoch kommt es auch vor, dass man es bewusst verwendet und einen Text, in welchen man bereits "man" einmal verwendet hat, auch weiterhin mit "man" fortsetzen möchte.
Von "Ich" redet man meist in einem sehr ausgeglichenen Zustand, oder in der Gesellschaft, da anderes meist für Verwirrungen bei Mitmenschen sorgen würde. Bei Freunden oder Therapeuten oder in anderen bereits vertrauteren Situationen, redet man von sich selbst auch gelegentlich von "man".
Die Bezeichnung "Person" verwendet man häufiger dann, wenn man versucht eine Sachlage klar und verständlich ausdrücken zu wollen, dabei aber eine gewisse Distanz zur eigenen Person halten möchte, nimmt man an.
Man kann quasi sagen, dass oben bereits erklärte Bezeichnungen eher eine Distanz zur eigenen Person halten. Bei "man" kann es auch eine verallgemeinernde Aussage bedeuten, wodurch man vermutlich ausdrückt, dass man annimmt, etwas sei allgemein bei jedem Menschen so.
Die Verwendung "Du" oder "Wir" verwendet man häufiger in Selbstgesprächen. Man denkt, dies ersetzt den fehlenden Gesprächspartner, so dass man eben selbst zu jenem wird, wobei man sich jedoch bewusst ist, dass man mit sich selbst spricht und man nur eine Person an sich ist.
Häufiger ist es auch noch, dass man es vollkommen vermeidet eine Bezeichnung für sich selbst zu verwenden. Dies ist häufiger in einer realen Gesellschaft der Fall, als im Internet.
In Chats spricht man auch gelegentlich von sich selbst mit dem Nicknamen. In Foren oder in der Realität ist das sehr selten der Fall.
Zitat:
was haltet ihr davon, wenn ihr aufgrund eures seins als beispielsweise erwachsener mensch zum kindstatus degradiert werdet von jemandem, der meint mit kindern zu arbeiten und an andere ratschläge erteilt, wie mit kindern umgegangen werden sollte, wenn dann das degradierte "kind" mit ignoranz gestraft wird, bis es sich "bessert" und sich so verhält, wie der "erwachsene" es will?
Dies hat man neulich erlebt, bzw man nahm an, dass dies der Fall war. So hat man zu meiner Person ein Lob ausgesprochen; "Es war toll, dass du das getan hast". Man wiederholte es sehr oft im selben Wortlaut. Es wirkte so, als wäre es eine Art Kindersprache gewesen.
Da meine Person jedoch durch solche Äußerungen - vorallem bei Lob - sehr verunsichert wird, war dies keine angenehme Situation. Man war sich dabei sehr unsicher, ob man nun wütend werden sollte bzw diese Wut ausleben sollte, oder fliehen sollte, oder wie man sonst hätte reagieren sollen.
Meist grinst meine Person in solchen unsicheren Situationen, da es meist die richtige Reaktion darauf zu sein scheint.
Edit: Was man davon halten soll, weiß man nicht. Man weiß nur, dass es einen selbst häufiger verunsichert.
Edit: Man ist sich bewusst, dass die Verwendung von "man" für die eigene Person manchmal auch verwirrend sein kann für andere, da man auch das "man" in üblich genutzer Weise verwendet.
10.11.09, 20:29:52
anne1
Hallo, Azrael,
das war mir erst nicht aufgefallen, und dann hatte ich es als persönliche Marotte hingenommen. Aber ich habe, vermutlich deswegen, erst sehr spät gemerkt, daß Du eine Frau bist. Oder möchtest Du das unter anderem auch damit erreichen?
Von sich selbst in 3ter Person zu sprechen, kenne ich sonst nur von sehr kleinen Kindern, wobei ich auch jemanden kenne, die von sich selbst als "Du" sprach, vermutlich, weil die Eltern auf Babysprache verzichteten.
Daher kann ich verstehen, wenn Leute bei dieser Formulierung sofort glauben, bzw erst einmal vermuten, der Sprecher sei noch extrem kindlich oder zurückgeblieben oder sehr albern.
Allerdings wird ja in Deinen Texten deutlich, daß dieses nicht auf Dich zutrifft.
Das könnte vielleicht irritierend wirken, so ähnlich wie wenn ein bekennender Atheist mit "Grüß Gott" grüßt.
Das könnte zu der Schlußfolgerung führen, daß Du diese Irritation beabsichtigst bzw erreichen möchtest. Daher ist man verärgert. Wer ist schon gerne irritiert- keiner.
Dir und allen anderen schöne Grüße nach längerer Abwesenheit,
anne
14.11.09, 23:28:23
Hans
Jetzt hast Du mich verwirrt, weil ich sicher war, daß azrael ein Mann ist.
Ich bin Atheist grüße aber hier in Bayern natürlich immer mit Grüß Gott,
auch im Döner-Laden!
Das hat noch niemand verwirrt.
14.11.09, 23:41:21
haggard
"grüß gott" hatte ich in bayern auch mal ausprobiert, finde das aber seltsam. wenn ich so gegrüßt wurde, entgegnete ich manchmal "noch nicht", finde, das passt besser. "grüezi" ist gut. wenn ich in bayern arbeiten müsste und so die leute begrüßen müsste, würde ich die arbeit vielleicht wieder aufgeben.
14.11.09, 23:49:33
anne1
geändert von: [55555] - 15.11.09, 14:02:08
[Boardcode aktiviert, mfg [55555]]
Hallo, Hans,
1.ich weiß nicht mehr, wo ich es gemerkt hatte, daher kann ich keinen Link setzen, aber ich bin sicher.
2.Ja, eben. Innerhalb von Bayern. Das wußte ich aber nicht. Und dann lernte ich eine bayrische Atheistin kennen, aus München, und dachte erstmal, "Hä?" bzw "Nanu, was soll das?" als sie "Grüß Gott" sagte.
versteckter Text:
Du musst erst antworten, um diesen Text lesen zu können.
"Grüezi" finde ich auch einen guten Kompromiß.
viele Grüße, anne