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Analysieren traumatisierte mehr, als Autisten

original Thema anzeigen

 
10.06.09, 14:17:53

Viktor*

In allen AutistenForen, in denen ich war, fand ich keinen mit meinem Schreibrausch, die fand ich eher in Traumaforen, wo ich noch "einpacken" kann, mit meinem Splin, gibt noch schlimmere.

Bedeutet das nun, das Autisten generell weniger schriftlich reflektieren, weil man sich nicht traut oder weil einem weniger dazu einfaellt? Oder an was liegt es, das sonst die AutistenForen beinah menschenleer erscheinen?
10.06.09, 14:30:18

Bluna

Menschenleer?
Ich hab meine Mühe und Not hier hinterherzukommen,weil ich alles lese und mein Kopf voller Gedanken ist,die ich mir darüber mache.
Schreiben tu ich mit einem Finger ,weil ich es nicht anders gelernt habe.Dafür bin ich eigentlich jeden Tag da.Huhu...!
10.06.09, 14:31:58

quamquam

Mir erscheint es auch nicht menschenleer hier...

Vielleicht hinterfragen wir weniger, weil es nicht so wichtig ist, weil wir sind, wie wir sind und das gut und ok so ist?
10.06.09, 23:02:24

Hans

Zitat von Viktor*:
In allen AutistenForen, in denen ich war, fand ich keinen mit meinem Schreibrausch,


Wir Autisten haben halt die Sprache nur zum Austausch von Informationen in Verwendung,
nicht um sich daran zu berauschen.
Wenn Du mal auf der großen Übersicht schaust, wirst Du sehen,
daß den ganzen Tag über viele Leute hier sind und lesen.
Keiner davon hat den Ehrgeiz zu schreiben, nur damit er etwas schreibt.
Das ist auch gut so, sonst würde das Forum bald mit irgend welchen "Schreibräuschen" überlaufen
und so für den, der wirklich Information sucht, unbrauchbar werden.
10.06.09, 23:10:43

haggard

vielleicht besteht auch informativer schreibrausch - wenn ich mir wikidingsbums anschaue... müssen menschen "langeweile" haben.
11.06.09, 09:09:33

sayo

Diese eure Kommentare haben für mich etwas Entwertendes, gerade die Formulierung "Schreibrausch" in Verbindung mit Langeweile.

ich habe Freude an der Sprache, die gleiche Freude die andere an Musik oder am Basteln haben, mir macht es Freude mit Wörtern umzugehen.

Für einige hier ist es ein Problem von Nichtautisten nicht richtig gesehen und abqualifiziert zu werden, aber in meinen Augen geschieht das gleiche hier mit umgekehrtem Vorzeichen, eben in Bezug auf Nichtautisten.
11.06.09, 14:47:34

Viktor*

geändert von: Viktor* - 11.06.09, 14:52:50

Zitat von azrael:
vielleicht besteht auch informativer schreibrausch - wenn ich mir wikidingsbums anschaue... müssen menschen "langeweile" haben.


Yep,

Laut einem Aspie-TV-Bericht schreiben bei Wikipedia gerne Asperger ihr Wissen hinein, einige korrieren dort Schreibfehler.

Ich vermute mal, das Asperger oder Autisten weniger das Beduerfnis haben sich untereinander auszutauschen, als beispielsweise traumatisierte, die vielleicht weit weniger die "insichsein" Welt in sich haben.

Es ist hier fuer mich im Gegensatz zu nichtautistischen Foren menschenleer und teilweise sehr langweilig. Waeren ein, zwei User nicht aktiv, dann gebe es keinen Gesprachsstoff mehr. Ich mag persoenlich den Dialog, weil ich lange im Monolog leben musste.

Wenn niemand schreibt, dann kann man auch nichts lesen oder es kann sich nichts weiter entwickeln, wenn man immer dasselbe lesen muss.

Zitat von sayo:

Für einige hier ist es ein Problem von Nichtautisten nicht richtig gesehen und abqualifiziert zu werden, aber in meinen Augen geschieht das gleiche hier mit umgekehrtem Vorzeichen, eben in Bezug auf Nichtautisten.


Ja, sehe ich auch so
11.06.09, 15:24:34

quamquam

Traumatisierte geht es vielleicht auch einfach mehr darum erlebtes zu verarbeiten. Autisten weniger. Autisten sind ja nicht traumatisierte Menschen, die zwangsläufig was schlimmes erlebt haben, deswegen finde ich den Vergleich etwas merkwürdig. Traumatisierte wollen ja meistens auch aus ihrer Haltung raus und wünschen sich schon, dass sie Kontakt zu Menschen aufnehmen, Autisten wohl eher weniger. Also ich suche den Kontakt weniger. Ich muss ihn zwar annehmen, weil ich ja in die Schule gehe, aber ansonsten laufen meine Kontakte eher mäßig ab...

Und ich glaube, wir können auch schlecht wissen, ob ein Traumatisierter mehr analysiert, denn woher soll ich wissen, was sie tun und was nicht, wenn ich es nicht selber kenne? Das ist wie mit Schokolade, wenn ich nie welche gegessen habe, kann ich auch nicht wissen, wie sie schmeckt...
11.06.09, 16:01:55

haggard

so, jetzt kann ich endlich schreiben.;)

Zitat von Viktor*:
Analysieren traumatisierte mehr, als Autisten

zur überschrift besitze ich keine meinung, da ich nicht wissen kann, ob traumatisierte mehr analysieren als autisten. wie verhält sich denn der fall, dass ein traumatisierter autist analysiert? welcher teil in ihm überwiegt beim analysieren? derartige fragestellungen sind unbeantwortbar durch mich.

analysieren hat auch nicht zwangsweise mit viel schreiben zu tun.

Zitat:
Bedeutet das nun, das Autisten generell weniger schriftlich reflektieren, weil man sich nicht traut oder weil einem weniger dazu einfaellt?

ob autisten generell weniger schriftlich reflektieren, kann ich ebensowenig beurteilen. was autisten bisher schriftlich scheinbar reflektiert mitgeteilt haben, finde ich schon beachtlich. manchmal.
weiß nicht, ob nicht umfangreiches schreiben durch autisten mit ängsten verbunden ist (darstellung vor unbekannter masse/fremde und deren reaktionen auf das mitgeteilte bzw. das persönliche/intime) - oder ob ihnen weniger dazu (zu was?) einfallen würde.
persönlich reflektiere/denke ich sehr viel. welchen sinn hat es für mich persönlich mein denken zu verbalisieren, wenn mein denken schneller funktioniert als worte? mehrschichtiger ist? komplexer? nicht alles, was ich denke, möchte/muss ich anderen menschen mitteilen. würde ich die sprache meinen gedanken anpassen, könnte man mich sehr wahrscheinlich für psychotisch halten, nur weil mein denken (wenn ich mich explizit darüber bei seltenen gelegenheiten austausche) ebenfalls scheinbar "abnormal" ist.;)
am beispiel dieses threads kann ich jedoch mitteilen, dass mir nicht viel dazu (zum titel) einfällt und ich mich gerade wegen oberflächlichkeiten abmühe, etwas inflächliches zu äußern, damit das vielleicht auch so ankommt. das ist anstrengend. schreiben kann anstrengend sein.
wenn nicht gerade menschen hierher finden mit problemen bezüglich verstehen warum "ihr" autist sich wie verhält, werde ich mich aus dem öffentlichen teil zurückziehen. das ist nunmehr ein ergebnis eines prozesses, der seit über einem halben jahr andauert.

Zitat:
Oder an was liegt es, das sonst die AutistenForen beinah menschenleer erscheinen?

die gründe, weswegen es dir so erscheint, kenne ich nicht. werde darüber auch keine mutmaßungen anstellen. persönlich finde ich, muss man sich als autist nicht ständig mitteilen. man kann auch nur so beiwohnen und lesen. mitdenken. seit etwas über einem jahr habe ich mal wieder eine phase, in der ich sprache zu kommunikationszwecken mehr ausprobiere. per internet finde ich es interessant. der schnelle wechsel der themen und user als "gesprächsanbieter/-partner" kann anstrengend sein. zu manchen dingen äußere ich mich, weil ich sie persönlich interessant finde, zu anderen, weil ich nicht fassen kann, was andere menschen äußern - allgemein denke ich: wozu teile ich mich überhaupt mit? wenn ich irgendwann einmal tot bin, interessiert es wahrscheinlich niemanden, warum sich "heute" anstrengen? (eine "hommage" an die depressiven anteile).

menschenleer stelle ich mir anders vor.



@sayo:
welche kommentare von "eure" meinst du? meinen? (da du diesbezüglich eigentlich offensichtlich nur bezug nimmst auf meine äußerung).
falls es noch niemanden hier aufgefallen ist: ich übernehme hin und wieder bezeichnungen anderer personen, wenn ich das in dem moment nicht anders übersetzen kann (gut, der grund dafür ist für euch bzw. dich unsichtbar).
allgemein kann man das auch als echolalie bezeichnen, die ich mich sehr bemühe zu unterdrücken, weil das in der regel komische reaktionen anderer zur folge hat.

weil ich mir heute und gestern auch schon so viel mühe gebe...:
den begriff schreibrausch übernahm ich von Viktor*. sehe darin kein problem.
auch nicht in verbindung mit dem begriff langeweile. den ich sogar in markierungen setzte. "langeweile". ich werde hier jetzt nicht noch einmal ausführlich erklären, dass ich hin und wieder schwierigkeiten damit habe, meine bildergedanken in worte zu übersetzen. lange:weile. viel zeit. "langeweile".
Zitat:
Eine Langeweile kann (...) positiv (...) erlebt werden. Ein positives Erleben stellt sich meistens dann ein, wenn der Betroffene die Langeweile ausnutzen kann, etwa um (...) aus ihr Motivation für eine seiner Meinung nach ohnehin nötige Reflexion schöpft.

Zitat:
Hier wird deutlich, dass Langeweile durchaus etwas Konstruktives und Positives sein kann, indem sie uns zum Nachdenken bringt und uns dazu auffordert, Entscheidungen zu treffen für eine sinnvolle Gestaltung unserer Lebenszeit.

quelle

für mich ist es einfach nur müßig, wenn menschen sich aus ganzen sätzen einzelne worte herauspicken und dann mich mit entwertung in verbindung bringen.
was du meinst, wen oder was ich unterstellenderweise abqualifizieren würde, ist mir jetzt herlichst egal. viel spaß noch mit deinen ideen.

da ich nun auch keine lust mehr habe, mich für meine formulierungen, d.h. für meine persönlichkeit, die andere anders interpretieren mögen, zu rechtfertigen, war es das nun für mich. ich benötige kapazitäten für andere dinge. 'wer nichts schreibt, "muss" sich auch nicht rechtfertigen' (= verbalisierter gedanke).
11.06.09, 19:00:13

Bluna

Sicher es erfordert eine gewisse Disziplin,die relativ ungeordnete Gedankenwelt in Worte zu fassen,noch dazu so, dass andere womöglich noch ihre Gedanken daran weiterverfolgen können.
Dazu gehört der Wille andere teilhaben zu lassen,an dem was man denkt
und die Gefahr mißverstanden zu werden.
Das ist die Gegenleistung dafür,dass andere sich diesem Risiko aussetzen und ich an deren Gedanken teilhaben kann.
Ich glaube von" müssen" und" sollen" kann überhaupt keine Rede sein.
Ich mache den Wert dessen,was ich hier schreibe auch nicht davon abhängig ob das andere interessiert.Das kann einen Wert für jemand haben,muss aber nicht.
Ich glaube niemand ist unabkömmlich in der Hinsicht,auch ich nicht.
11.06.09, 19:10:28

Löwenmama

@ azrael:Du beschreibst so ziemlich genau das,was ich derzeit auch so empfinde.Mir ist es zu mühseelig geworden,weil so vieles was man schreibt verdreht wird.Ich lese fast täglich,fühle mich aber kaum noch in der Lage mitzuschreiben...
11.06.09, 22:46:08

Hyperakusis

Zitat von Viktor*:
Bedeutet das nun, das Autisten generell weniger schriftlich reflektieren, weil man sich nicht traut oder weil einem weniger dazu einfaellt?

Generell weiss ich aus Erfahrung dass es verschieden ist, kenne User die eher lesne als schreiben sowie das Gegenteil. Also ich kann jetzt nur für mich sprechen, ich schreibe schon gerne allerdings überlege ich mir immer ob es sinnvoll ist, d.h. wenn mir etwas unangemessen oder überflüssig erscheint dann lasse ich es. Btw, verwerfe ich auch viele Beiträge, schreibe und schreibe und ibn dann unzufrieden oder betrachte das Ganze dann als überflüssig. Jetzt sagen ob bestimmte Leute mehr schreiben weiss ich nicht, denke mir dass es u.a. auch themenabhängig ist.

Ach so, ich weiss zB. von anderen dass sie teils änhlich denken wie ich und eben auch oft überlegen und dann doch es belassen oder den Beitrag verwerfen weil so ein Beitrag ja eben auch für immer dann existiert, ja auch Sinn machen soll. Vieles ausführlicheres, auch "small-talk-mässigeres" geschieht ja auch per PN... gelesen und dann eben wieder gelöscht!!

Was das Schriftliche allgemein betrifft glaube ich das gerade das Internet in seienr Art und Weise bestens für Autisten geeignet ist... man hat Zeit, wird nicht überrempelt, Blackouts stören nicht wie bei Telefonaten und Overloads braucht man nicht befürchten meine ich...
...sehe ich jedenfalls so!! ;)
 
 
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