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Partnerprobleme

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03.05.09, 16:10:23

Coyote

Ich hatte mich ein paar Tage zurückgezogen, weil ich brisante Themen nicht gerne im offenen Bereich schreibe, denke aber jetzt, dass ich nicht ins Detail gehen muss.

Meine Frage ist: Wie kommt ein Paar, also Autist und Nichtautist im gemeinsamen Leben zurecht? Ob nun verheiratet oder ob nur zusammenleben ist egal.

Mein Mann ist ruhig und tolerant und ich glaube auch, dass ich eine innere Gelassenheit habe und so ging es über fünfundzwanzig Jahre relativ gut.
Er und ich haben aber die meiste Zeit auf unseren Arbeitsstellen gearbeitet.
Später, als der Sohn da war, ich nur teilzeit. Er weiterhin ganztags.

Wenn er von der Arbeit kam, war der Haushalt erledigt, Ruhe kehrte ein und er saß später vorm Fernseher, oder wir haben uns bei einer Flasche Wein unterhalten. Dabei schöne, ruhige Musik gehört (wir haben oft den gleichen Geschmack).

Jetzt ist er aufgrund seiner Muskelerkrankung, nur zu Hause.

Es geht nichts mehr. Auch reden nicht mehr. Wir reden ständig, also immer aneinander vorbei und ich muss immer nur raten, was er meint.
Manchmal weiß ich gar nicht, wovon er redet und wenn ich nachfrage, bekomme ich keine Antwort.
Früher haben wir gar nicht so viel geredet.

Ich gehöre zu den Menschen, die die Dinge nicht so nah an sich heranlassen. Sehe es oft aus einer Perspektive mit Abstand, so, als ob ich außen vor bin und es als Zuschauer betrachte.
Vieles, was ihn stört, kratzt mich gar nicht. Ich glaube auch, dass ich ein ruhender Mensch bin.
Ich flippe nicht aus, bin nicht reizbar oder gar aggressiv.

Doch was mich stört, ist, dass er in meinen gewohnten Ablauf eingreift. Ich sages es ihm, er meint, dass er Rücksicht nimmt, sagt aber, ich übertreibe sehr damit.

Schon Kleinigkeiten bringen mich irgendwie aus em Takt.
So lass ich es eben sein, ich reg mich nicht so sehr auf.
Ich meine, ich tue nicht nur so, sondern, dann sage ich nichts mehr, denke, es geht eben nicht, nehme meinen Hund und laufe in den Wiesen rum (zum Glück wohnen wir am Stadtrand).

Doch, dann bleibt der ganze Haushalt liegen. Mein Mann macht zwar auch, was er kann, regt sich aber auf, dass von mir nichts oder kaum etwas gemacht wird.

Ich kann es ihm nicht richtig erklären. Er schüttelt dann mit dem Kopf.
Es geht eigentlich gar nichts mehr.

Wenn ihr antwortet, schreibt doch dann auch bitte, ob ihr ständig zu Hause seid oder einer/beider zur Arbeit ist.

03.05.09, 16:43:18

zoccoly

geändert von: zoccoly - 03.05.09, 17:18:46

Ich hatte einige Beziehungen zu NA. Es ging eine Weile gut und dann brachten sie mir meinen gesamten Rhythmus durcheinander. Je mehr sie eingriffen,um so unwohler fühlte ich mich, bis ich mich trennte.
Seit einiger Zeit lebe ich in einer neuen Partnerschaft. Mein Partner kam aus einer anderen Stadt und lebte hier erstmal in Arbeitslosigkeit über ein Jahr.
Da er sehr ruhig ist und selbst sehr viel Ruhe benötigt,haben wir das Jahr recht gut überstanden. Ich ging arbeiten und er kümmerte sich um seine Bewerbungen und einen Teil des Haushaltes. Inzwischen hat er Arbeit gefunden und es geht ihm natürlich dadurch besser.Den Haushalt teilen wir uns und jeder hat seinen Rückzugsraum und gewährt diesen auch dem anderen.
Du schriebst, dass deine Ehe 25 Jahre gut lief,dein Mann sich durch Ruhe und Toleranz auszeichnete.
Wenn es jetzt solche Veränderungen gegeben hat und er dir Worte sagt (die du in anderen Beiträgen erwähntest), die vielleicht vor 10 Jahren undenkbar waren, liegt es unter Umständen wirklich in seiner Krankheit begründet.
03.05.09, 17:28:18

Viktor

Zitat von Coyote:

Meine Frage ist: Wie kommt ein Paar, also Autist und Nichtautist im gemeinsamen Leben zurecht? Ob nun verheiratet oder ob nur zusammenleben ist egal.


Dazu braeuchte man die 100%ige Diagnose, das man selbst Autist ist und der andere wirklich was ganz anderes. Jeder Mensch hat autistische Zuege, so was ganz anderes sind die anderen gar nicht.

Ich sehe in meinem Mann sehr viele Aehnlichkeiten zu mir und von seinem Erlebten her, das ich manchmal denke, einen Zwilling geheiratet zu haben. Das zu erkennen, hat aber gedauert, ich hab ihn lange nicht begriffen, dabei ist es jetzt so deutlich. Mein Psychologe meinte immer, wie erstaunlich er es findet, das wir uns vom Verhalten so aehnlich sehen.

Automatisch greift man zu dem, was man kennt, das sagte mir meine Jugendtherapeutin.
03.05.09, 22:45:30

drvaust

Könnte es daran liegen, daß Ihr nach 25 Jahren Euer Zusammenleben neu regeln müßt?
Dein Mann hatte vielleicht auf Arbeit viel gemacht, was ihm jetzt fehlt, so daß er das jetzt zu Hause vermißt.
Du hattest vermutlich zu Hause Deine Ruhe und Ordnung, jetzt ist Dein Mann ständig da.

Ich hatte das bei Kollegen beobachtet. Die hatten jahrelang Wochenschichten, eine Woche Tag und Nacht auf Arbeit (mit Wohnwagen), eine Woche frei. Dann hatten die plötzlich normale Arbeitszeit, jeden Tag und jedes Wochenende zu Hause. In den ersten ein bis zwei Jahren gab das große Probleme, mit Frau und sogar Kindern. Dann ging das wieder oder, vereinzelt, geschieden.
Soetwas hörte ich auch vom Rentenbeginn, plötzlich ständig zu Hause.

Es könnte bei Euch also an der Umstellung liegen, nach 25 Jahren plötzlich Gewohnheiten ändern.
06.05.09, 12:31:36

anne1

Ich stimme Drvaust zu.
Gruß,
anne
 
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