Was ist Freundschaft ?
15.04.09, 12:26:02
Bluna
Als mein Sohn diagnostiziert wurde,ist mal die Frage aufgetaucht,wie es denn so mit Freundschaften bei ihm aussehen würde.Ob er denn einen "besten Freund" hätte.Ich habe geantwortet,ja er hat einen besten Freund,der auch Autist ist.Dann bin ich gefragt worden,was denn diese Freudschaft besonders auszeichnen würde und entgegnete,das wäre für mich die Tatsache ,daß sie sich gegenseitig inRuhe lassen.(treffen sich nachmittag nicht,telephonieren nicht,verstehen sich aber sehr gut und sind in der schule gern zusammen)
Der Arzt hat mich herzlich ausgelacht.
Was ist Freundschaft für euch?
15.04.09, 12:41:04
Viktor
Schöne Frage ;)
Einen Menschen um sich haben, den man mag, der eine besondere Persöhnlichkeit ausstrahlt, sich manchmal auf der Pelle sitzt bzw jemanden zum Anlehnen hat, zum Austausch, wenn auch nur minimal und dann wieder abstand. Ein Freund, der ruhigerer Natur ist, wenig Mimiken, angenehme Stimme
Und so jemanden gibts wirklich ;)
15.04.09, 12:44:22
zoccoly
Was war denn das für ein Diagnosearzt?
Ich habe zwei Freunde und bin dafür sehr dankbar.
Für Außenstehende sind diese Freundschaften nicht zu erkennen. Es geht dabei nicht um Geburtstage, gemeinsame Unternehmungen oder das man sich des öfteren sieht.
Meine eine Freundin habe ich jetzt glaube ich, über ein Jahr nicht gesehen, obwohl sie gar nicht so weit weg wohnt. Wir telefonieren auch nicht regelmäßig, aber wenn einer anruft, kann er die ehrliche Meinung des anderen erwarten.
Wir haben es noch nicht ausgereizt, aber wenn einer Hilfe nachts um 4.00 Uhr bräuchte, wäre der andere da.
Ich glaube es gibt nicht so viele Menschen, die einem immer die Wahrheit sagen und jederzeit helfen würden.
15.04.09, 12:59:42
Mi-Mundo
Ein Freund braucht kein guter Gesellschafter zu sein.
Man erkennt ihn daran, daß es auch schön ist, mit ihm zu
schweigen.
Ich habe auch einige Freundinnen, über ganz Europa verteilt.
Kontakt halten wir über email oder Messenger, ganz selten mal über Telefon. Es muß dann schon etwas dringendes sein.
Da wir uns alle auch untereinander kennen, ist es ein Netzwerk, das allen zu Verfügung steht, wenn man es mal braucht.
Einzeln habe ich jede gerne um mich, weil sie mich so nehmen wie ich bin. Es ist für mich nicht belastend. Wir sehen uns sehr selten, wobei die Entfernung auch keine regelmäßigen Besuche zuläßt. Die Adoptivtocher von meiner Freundin aus Stockholm empfinde ich als sehr angenehm sie um mich zu haben, sie ist auch Autistin.
Wir brauchen keine Worte um uns zu verstehen.
15.04.09, 13:19:46
55555
Ich versuche es mal zu beschreiben: Ein Freund ist jemand, mit dem beiderseitiger Kontakt einvernehmlich als Gewinn betrachtet wird. Es gibt Menschen, deren Anwesenheit mich eher belastet und Menschen, deren Anwesenheit mich eher bereichert. Meist ist es eine Mischung zwischen beidem.
15.04.09, 13:29:26
Bluna
Ich hab natürlich dann zurückgefragt,nachdem er fertiggelacht hatte,was er denn wohl unter Freundschaft verstehe(der Arzt)
er hat mir so in der Richtung was geschildert,von mal auf ein Bier weggehen und sich treffen und so.
Bei mir wirds mit Freundschaft dann kompliziert,wenn ich eben genau solche Erwartungen erfüllen soll.Ich habe keine Freunde ausserhalb der Familie.
15.04.09, 14:19:11
Hyperakusis
So Freundschaften mit gewissen Erwartungen, geselliger Freizeitgestaltung wie Kneipe, also Orte mit Menschenmassen etc. kann und möchte ich oft nicht erfüllen. Freundschaften gibt es eigentlich die letzte Zeit eher über E-Mail oder auch Telefon. Ansonsten müssen mich natürlich immer spezielle Interessen mit einer Person verbinden so dass Kontakt gewünscht ist, mir das Beisammensein einen Nutzen gibt, es erwünscht ist und als angenehm empfunden wird, alles andere sind keine gute Freundschaften für mich, sie sind eher belastend, zwanghaft, anstrengend für mich und habe keine grosse Zukunft. :l
15.04.09, 17:25:04
haggard
geändert von: haggard - 15.04.09, 17:28:06
freundschaft ist für mich, wenn die anwesenheit eines anderen lebewesens ein wohlergehen meinerseits darstellt - und auch umgekehrt. alles weitere ist für mich nachrangig.
edit:
"anwesenheit" ist auch das wissen um ein anderes lebewesen und wenn zeiträume des nichtkontaktes nicht als solches wahrgenommen wird, sondern als bestünden keine pausen zwischen den kontakten.
15.04.09, 18:43:54
Hans
geändert von: Hans - 15.04.09, 18:45:35
Ich habe unter Anderen einen Freund, mit dem ich nur sehr selten Kontakt habe.
Als er probleme hatte war ich für ihn da und umgekehrt er auch für mich.
Wenn er mal auf Besuch kam haben wir intensiv über unsere technische Themen gesprochen und gebastelt.
Wir sind auch mal zusammen "zum Wirt" gegangen, aber das war eher langweilig.
Ich habe ihn so zwei bis vier mal im Jahr angerufen, wenn wir uns nicht getroffen haben.
Bei den jetzten Anrufen war immer seine Freundin dran und hat mich z.B. über mein Intimleben ausgefragt,
und mir Ratschläge gegeben, die ich eigentlich gar nicht brauchte.
Mit Ihm will ich vielleicht über so was reden, aber mit ihr eigentlich nicht.
Sie hat ihm aber von unserer Unterhaltung nichts weitergegeben.
Nachdem ich ihn mal wieder besucht habe war mir klar, sie treibt einen Keil zwischen uns, warum auch immer.
Wenn er diese Beziehung irgendwann einmal beendet,
werde ich den Kontakt wieder mehr pflegen.
Diese Freundschaft ist viel langfristiger als so eine Beziehungskiste.
Er hatte auch schon mal eine sympatische Freundin,
die hat erst seit ihrem zwölften Lebensjahr gesprochen,
die hat mich so akzeptiert wie ich bin und wollte mich nicht "bekehren".
Damals hat Keiner den Ausdruck Autismus verwendet.
Seine Akzeptanz mir und meiner Besonderheiten gegenüber,
ebenso dem Mädchen gegenüber, das erst spät gesprochen hat
und daß er anders ist als die Meißten,
lässt sogar den Schluß zu, daß er auch zum Spektrum gehört.
Wenn die NA-Frau mal nicht da ist, wenn ich ihn besuche,
werde ich auch mal mit ihm über Autismus reden.
Da freue ich mich schon darauf.
16.04.09, 00:47:03
drvaust
er hat mir so in der Richtung was geschildert,von mal auf ein Bier weggehen und sich treffen und so.
Solche 'Freundschaften' sind eher Freizeitbeschäftigung. In guten Zeiten kann man sich gut amüsieren, aber in schlechten Zeiten sind alle weg.
Von einer richtigen Freundschaft erwarte ich, daß man sich gerade in schlechten Zeiten aufeinander verlassen kann, daß man sich vertrauen kann.
16.04.09, 07:08:35
Bluna
Ich hab es immer so erlebt,daß es offenbar sehr auf die Regelmäßigkeit der Kontakte ankommt.Zumindest mal telephonieren,oder so.Da bin ich sehr unzuverlässig und "drücke" mich gern davor.
Die Gespräche in meiner Altersgruppe,drehen sich meist um Kinderprobleme und "wer hat das größte Haus"
Zum Kaffeetrinken lade ich niemand ein,was aber glaube ich auch erwartet wird.Für mich ist das streß pur.
Also ich kann praktisch das ganze "Drumherum " nicht bieten
16.04.09, 07:37:03
zoccoly
Zu einer richtigen Freundschaft benötigst du auch kein "Drumherum"