Projektarbeit für Autisten
14.04.09, 09:52:23
zoccoly
geändert von: zoccoly - 14.04.09, 11:00:00
Bei uns sind Projekte in allen drei Lehrjahren vorgeschrieben.(immer verbunden mit Gruppenarbeit)
Sie sind so hoch angebunden, dass es separate Noten für das
Abschlusszeugnis werden, heißt keine Projekte kein Abschluss.
Nun biete ich schon immer eine Wahlmöglichkeit meinen Schülern an.
zB. in diesem Jahr
1. Überlebenscamp (wir stellen Leder her)
2. Altersheim (wir erklären, was ein guter Bequemschuh haben sollte, wo es die gibt und was die Krankenkassen übernehmen)
Beide Varianten wären ja für A nicht so geeignet.
Was wäre für euch ein Projekt gewesen, das ihr hättet unproblematisch bewältigen können?
14.04.09, 20:15:03
haggard
Was wäre für euch ein Projekt gewesen, das ihr hättet unproblematisch bewältigen können?
für mich müsste klar definiert sein, woran sich eine note bemessen würde. wie sollten die beiden wahlmöglichkeiten miteinander verglichen werden?
14.04.09, 20:51:07
zoccoly
geändert von: zoccoly - 14.04.09, 20:53:56
Ich gehe davon aus, dass keins von beiden für A geeignet wäre.
Beide Projekte haben einen Anteil von 20% in Sachen Zuverlässigkeit bei der Erarbeitung, Aufgabenübernahme, Hilsbereitschaft innerhalb der Gruppe usw.
Ein theoretischer Anteil wird als Gruppenleistung in Form einer Mappe abgegeben.
Der dritte Teil ist das Endprodukt.
Bei den einen das fertige Leder, bei den anderen die Präsentation im Altenheim.Die Gruppe soll selbst herausfinden, welche Stärken der einzelne hat.
Im vergangenen Jahr hatten wir das Projekt Kinderschuhe und Kinderfüße in der Kita. Ein Schüler wurde nicht für die theoretischen Erklärungen eingesetzt, sondern zeigte liebevoll den Kindern Übungen zur Fußgesundheit und übte mit den Kleinen gemeinsam. Ich bewerte dabei immer nur den Teil des einzelnen.
Ich denke aber solch eine Aussenpräsentation wäre für A nicht gut.
Deshalb meine Frage, was wäre für euch gut gewesen, wenn ihr schon gezwungener Maßen in einer Gruppe über vier Tage arbeiten müsstet.Die Frage hat auch gar nichts mit den aktuellen Projekten zu tun, sondern ich möchte noch ein Reserveprojekt erarbeiten.
Die Angaben die ich brauche sind zB maximal zwei in einer Gruppe, keine Aussendarstellung, Präsentationsmöglichkeit über Film oder sonstiges.
Natürlich erhalten die Schüler vorher den Bewertungskatalog.
14.04.09, 21:21:20
Bluna
Meine Tochter hat erst kürzlich so ein Projekt absolvieren müssen.Es wurden verschiedene Berufe vorgestellt.Mal unabhängig vom Thema,hat es "aussenherum" noch ein paar Probleme gegeben.
Zum Einen mit der Organisation-Sie mußten sich in der Gruppe auch nachmittags privat zum arbeiten treffen,da haben dann die Absprachen nicht geklappt,sowas bringt meine Tochter totalaus der Fassung.
Sie hat die Wohnung des Klassenkameraden nicht gefunden,sie wußte nicht wie sie an bestimmte adressen kommt.Nachfragen traut sie sich meißt nicht ,auch nicht bei Klassenkammeraden.
Zum Vortrag hatte die Lehrerin erklärt,man solle möglichst frei vortragen,worauf meine Tochteralles auswendig gelernt hat und frei vorgetragen hat,trotzdem die schlechtere note bekam,als ein Mitschüler,der abgelesen hatte,weil sie beim vortrag einen "Hänger" hatte.
Da hat sie sich dann mehrere Tage so dermassen aufgeregt zwecks dieser ungeheuerlichen Ungerechtigkeit.Und das wars ja auch!
Seis drum,sie hat wieder was dazugelernt.
14.04.09, 21:27:25
mor
Wir hatten auch mal ein oder zwei Projekte in der Einrichtung gehabt.
wir musste so ein Projekthefter anlegen und die Bauteile nach Zeichnung, die wir erstellt hatten, auf Maschinen fertigen. Darauf gab es auch Noten.
Ansonsten hatten wir dort jedes jahr Projekttage, wo wir uns aussuchen konnten, wo wir hingehen konnten, zu welchem Projekt. Das ging dann so 3 Tage, aber darauf gab es keine Noten.
Aber so weit ich mich erinnern kann, hatten wir in der Hauptschule auch ein projekt zu führen, wir waren in Gruppen aufgeteilt und die mussten wir dann am Ende vorzeigen.
Bei den Proben ging es eher lustig zu und bei der Vorführung auch.
14.04.09, 21:28:27
haggard
einzelprojekte wären wohl gut?;)
für eine woche musste ich mal während eines kunstworkshops mit einigen anderen zusammenarbeiten. das projekt wurde später der öffentlichkeit vorgestellt und die gemeinsame arbeit auch in vielen tageszeitungen abgebildet - dennoch wäre es für mich alleine besser gewesen. als "freak" wird man mitunter eh nicht ernst genommen und lust auf irgendwelche hackordnungen hatte ich auch nicht. später erhielt ich auch eine einladung zur eröffnungsfeier. erschienen war ich nicht. mit meinem teil der arbeit konnte ich mich identifizieren - nicht jedoch mit dem rest. in anderen schulprojekten, in denen etwas mehr oder weniger gemeinsam erarbeitet wurde, mit anschließender vorstellung im klassenverband, war es mir unmöglich, etwas vorzustellen, zu dem ich kaum einen bezug hatte (innerlich). "gemeinsame" projekte, die in ihren einzelteilen vorgestellt wurden, fand ich "affig".
habe sowieso eine komische beziehung zum schulsystem.
14.04.09, 22:27:13
Viktor
Also Teamwork klappt bei mir gar nicht. In den letzten Kursen war Teamwork angesagt, ich hab gestreikt und mir war elend, wobei wenn eine Gruppe aus 10 Leuten noch geht, da kann ich irgendwie untertauchen, aber da waren 2er Gruppen gefordert und obwohl es Leute waren, mit denen ich mich gut verstand, machte ich vollkommen dicht. Die Lehrer tadelten mich nicht, Gott sei Dank.
15.04.09, 04:18:51
drvaust
Was wäre für euch ein Projekt gewesen, das ihr hättet unproblematisch bewältigen können?
Kann sich die Gruppe die Arbeit selbständig organisieren und aufteilen? Oder müssen immer Alle Alles gemeinsam machen? Also, können Spezialisten spezielle Aufgaben ausführen und andere Spezialisten andere Aufgaben?
Beim Studium hatte ich mehrere Praktika und Gruppenarbeiten, bei denen wir die Arbeit beliebig unter uns aufteilen konnten (3-5 Leute). Bewertet wurde das gemeinsame Ergebnis. Das ging gut.
Ich hatte nie mit einer persönlichen Präsentation zu tun (war meistens nur schriftlich). Ich war für die wissenschaftliche Arbeit zuständig, Andere für die schriftlichen Arbeiten, für die Absprachen, die Organisation usw.. Wir hatten meistens ein gutes Ergebnis, obwohl manchmal Einige nicht wußten, um was es genau ging. Nur einmal gab es Probleme, weil der Dozent von unserer vierköpfigen Gruppe nur Drei, davon manchmal nur Zwei, sah. Die Vierte kümmerte sich um die schriftlichen Arbeiten und fuhr während der Versuche am Freitagnachmittag eher zu ihrer Tochter bei ihren Eltern.
Wenn ständig Alle Alles gemeinsam machen müssen, habe ich Schwierigkeiten. Ich würde dann entweder zusehen, wie die Anderen arbeiten, ohne richtig mitmachen zu können. Oder ich würde alleine arbeiten, ohne daß die Anderen verstehen, was ich mache. Evtl. würde ich sogar das Ziel verfehlen, brillant, aber daneben.
15.04.09, 06:53:12
zoccoly
geändert von: zoccoly - 15.04.09, 07:13:19
Was wäre für euch ein Projekt gewesen, das ihr hättet unproblematisch bewältigen können?
Kann sich die Gruppe die Arbeit selbständig organisieren und aufteilen? Oder müssen immer Alle Alles gemeinsam machen? Also, können Spezialisten spezielle Aufgaben ausführen und andere Spezialisten andere Aufgaben?
Die Projekte sind so angelegt, dass durch den Umfang der Aufgabenstellung eine gemeinsame Erarbeitung nicht möglich wäre. Dann würde einfach viel zu viel Zeit verloren gehen, mit einer unnötigen Diskussion.
Die Gruppen bekommen von mir am ersten Tag die Projektaufgabe und einen eindeutigen Ablaufplan.( Lösungserwartung, detaillierte Fragestellung usw.)
Dann haben sie vier Schultage Zeit bis zur Präsentation. Vier Schultage sind aber zwei Wochen, da unsere Schüler nur zwei Tage die Woche zur Schule kommen.
Dann ist es der Gruppe selbst überlassen, wie sie die Aufgabe lösen, wo gearbeitet wird usw.
IdR erfolgt dann ein Austausch der e-mail Adressen.
Da die Aufgaben vom Zeitumfang so bemessen sind, dass einer allein das nie bewältigen könnte, habe ich die Erfahrung gemacht,dass die Schüler an den von ihnen übernommenen Aufgaben sehr verantwortungsbewusst arbeiten,um die Gruppenleistung nicht zu gefährden.
Damit ich erfahre,wer hat sich innerhalb der Tage, wie in die Arbeit eingebracht ( ich kann es nämlich nicht ab, wenn einer die Gruppe hängen lässt und die anderen müssen dann auch noch nachts arbeiten, damit die Arbeit fertig wird),erhalten die Schüler von mir einen Fragebogen,auf dem sie die Gruppenmitglieder und sich selbst einschätzen. Darauf sind verschiedene Kriterien wie Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft usw. Dieser wird dann von jedem Schüler einzeln ausgefüllt und abgegeben.
Und jetzt kommt ein Phänomen, das ich so nie erwartet hätte, was sich aber in all den Jahren bestätigt hat. Die Schüler schätzen sich fast durchgängig schlechter ein, als sie von den anderen Gruppenmitglieder eingeschätzt werden.
15.04.09, 07:28:16
haggard
irgendwie finde ich das ekelhaft...
15.04.09, 07:31:02
zoccoly
Warum???
15.04.09, 07:49:58
Bluna
Brrr.mich beutelts,wenn ich mir vorstelle,dass die Schüler sich da gegenseitig beurteilen,(oder einschätzen) ,oder habe ich das jetzt falsch verstanden?Ich kann mir nicht vorstellen,wie das geht.