08.04.09, 15:27:46
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Zitat:
"Es ist eine Hochbegabten-Hysterie ausgebrochen", klagt Lothar Dunkel, langjähriger Chef der Sektion Schulpsychologie beim Berufsverband Deutscher Psychologen, "und es geht dabei nicht ums Kind, sondern oft genug nur um Ehrgeiz und Eitelkeit." In manchen Kreisen zähle ein hochbegabtes Kind mit entsprechendem Gutachten offenbar schon zu den Statussymbolen wie Espressomaschine oder Designer-Sofa. Anders könne er sich das Phänomen der "Test-Hopper" nicht erklären - Eltern, die schon mit Fünfjährigen von Praxis zu Praxis zögen, wenn es beim ersten Mal nichts wurde mit dem begehrten Intelligenzlernachweis.
[...]
Bei Studien an kleinen Probanden habe sich gezeigt, dass weit über 90 Prozent "sehr gute Noten" schrieben und sozial absolut angepasst seien. In der Öffentlichkeit habe sich aber das "absurde Gerücht" verbreitet, dass Hochbegabung fast immer mit schlechten Noten und Verhaltensauffälligkeiten einhergehe. Wenn ein tatsächlich hochbegabtes Kind sich in der Schule danebenbenehme, dann habe das "in 90 Prozent der Fälle mit Erziehungsversagen und nicht mit überragender Intelligenz zu tun".
Dass Mütter und Väter rüpelhaftes oder arrogantes Verhalten ihrer Sprösslinge mit herausragender Intelligenz rechtfertigen, ist allerdings längst Alltag an deutschen Schulen.
Quelle
08.04.09, 16:08:57
Mi-Mundo
Ich kann dem nur zustimmen.
Ihrem Kind tun die Eltern damit nichts Gutes.
Besser wäre es das Kind gemäß seinen Anlagen zu fördern und nicht die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen.
Das eigene Versagen der Eltern damit zu entschuldigen, macht es auch nicht besser.
Was aus diesen Kindern eines Tages mal werden wird, kann man nur erahnen. Eigentlich traurig.
08.04.09, 16:16:58
zoccoly
Dazu fällt mir einiges ein und ich hoffe, ich langweile euch nicht.
Als meine Tochter in der ersten Klasse war, wurde zum Halbjahr zur Elternversammlung geladen. Zu meiner Verwunderung waren nur 5 Eltern anwesend. Das sollte sich aber mit folgendem Satz der Lehrerin aufklären, „ ich habe sie eingeladen, da es sich bei ihren Kindern um die zukünftigen Gymnasiasten handelt“
Auf dem Gymnasium meines Sohnes wurde uns mitgeteilt, es handelt sich um die Elite von Deutschland.
Bei diesen Äußerungen können die Eltern eigentlich nur zu dem Schluss kommen. Ihr Kind wäre hochbegabt.
Hinzu kommt, dass Kinder heute oft ohne Geschwisterkind aufwachsen. Da habe ich zunehmend den Eindruck, dass wir nur noch Könige und Königinnen haben. So werden sie von ihren Eltern hofiert.
Auf der anderen Seite habe ich oftmals feststellen müssen, dass wirklich hochintelligente Menschen keine Chance im deutschen Bildungssystem hatten.
Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass das Bildungsniveau stetig abgenommen hat. Selbst Prüfungsaufgaben sind auf einem ganz niedrigen Niveau.
09.04.09, 00:48:03
Andreas K.
Das Ursprungszitat hat meineserachtens eine deutliche projektive Tendenz, die gegen Eltern von Kindern verwandt wird, die sich "rüpelhaft" verhalten.
Gesellschaftlich besser gestellte Eltern werden in der heutigen Gesellschaft mehrheitlich versuchen, ihre Kinder in der sog. Elite unterzubringen. Die Folge sind brave, angepaßte (NT-) Kinder mit guten Noten, die eigentlich nur ganz durchschnittlich intelligent , aber mit besseren Startvoraussetzungen als die meisten, sind. Daraus schließt der journalistische Autor ohne logischen Grund, , daß es immer nur faule Ausrede wäre, wenn Eltern auffälliger Kinder etwas über deren Hochbegabung erzählen.
Er hat aber nur festgestellt, daß die offiziell festgestellten "Hochbegabten" brav sind.
Er hat nicht untersucht, wie verhaltensauffällige Kinder in differenzierenden Tests reagieren. Das war auch nicht sein Ziel, sondern er wollte deren Eltern disqualifizieren.