12.02.09, 00:47:25
55555
Zitat:
Geld ist, so schreibt auch der Freiburger Soziologe Axel Paul in der "Gesellschaft des Geldes" (2004), nicht nur ein Symbol für etwas anderes, sondern es ist das, was es symbolisiert. Es ist - wie Gott - eine "Chiffre": Es misst nicht nur, sondern ist Wert. Wie Gott im Glauben verankert ist, ruht Geld letztlich nur im Vertrauen.
Die Ablösung der Einheitsreligion durch die Geldreligion, so Deutschmann, entspreche der von Karl Polanyi (1886-1964) beschriebenen "großen Transformation", womit die Zeit um 1800 gemeint ist, die Reinhart Kosellek "Sattelzeit" nannte. Damals, als der Markt auf Boden und Arbeit übergriff, wurde nach Polanyi die Gesellschaft zum Anhängsel des Marktes - und das zum Kapital gewordene Geld zu einer Religion, der sich fast niemand entziehen kann.
"Versuchen Sie mal, ganz ohne Geld zu leben", ruft Deutschmann in Köln seinen Hörern zu. Wer das tue, der sei ähnlich aus der Gesellschaft ausgeschlossen wie der von der Kirche Exkommunizierte in vormodernen Zeiten.
Quelle
01.03.09, 00:44:13
Andreas K.
Der Glaube an die Macht des Geldes und des Kapitalismus trägt manchmal durchaus (irrationale) religiöse Züge. Marx sprach von einem Fetischcharakter. Damit meinte er weniger den Sexualfetisch, sondern die Fetischreligionen der Indianerstämme Nord- und Südamerikas als Vergleichspunkte.
Insbesondere der Neoliberalismus mit seiner Vorstellung, der Markt regle alles von selbst und es gebe keine anderen Lösungen, wirkt auf mich sehr heilslehrerhaft , da er gebieterisch daherkommt und keine anderen Antworten duldet.
Allerdings kommen jetzt einige Vorkämpfer Desselben in der Finanzkrise ganz schön ins Schwitzen...
Das Menschenbild des Kapitalismus, den "homo ökonomicus" (Weber, Bentham...) lehne ich ab. Er ist pragmatisch-egoistisch und zu jeder ihm nützenden Lüge bereit.
Menschen mit autistischen Zügen müssen in diesem Weltbild scheitern, oder werden untergeordnete Partner (Sklaven?) von NT/NA- Managern... wie es ja vielen Engagierten im Computerbereich erging.
Tatsächlich religiös werteorientierte Menschen werden verlacht.