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Warum eine Diagnose anstreben?

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17.10.08, 11:11:56

Miezekatze

Ich bin seit Wochen immer wieder am Überlegen, ob ich für mich ein ausführliches Diagnose-Verfahren anfangen soll oder nicht.

Alle Screening-Tests bei der Psychologin ergeben eindeutig Asperger und sie meint, es kann durchaus Sinn machen, das noch genauer zu untersuchen.

Ich bin mir nur nicht ganz sicher, wozu. Einerseits mag ich Gewissheit ganz generell, halbe Sachen liegen mir gar nicht. Deshalb werde ich es wahrscheinlich machen.
Andererseits habe ich einen Partner, der dem allen sehr skeptisch gegenüber steht. Ist wohl eigenartig, wenn man nach so viel Jahren erfährt, dass man mit einer Autistin zusammen ist, und man hats nicht so richtig gemerkt.

Jedenfalls habe ich ihn nach seiner Meinung zum Diagnoseverfahren gefragt, und er hat gemeint, jetzt "bilde" ich mir den Autismus sowieso schon "ein" und wenn ich erst eine fertige Diagnose habe, werde ich ihn mir "noch mehr einbilden".

Da war ich erst mal verblüfft.
Ich bilde mir das ein? Und nach der Diagnose noch mehr?
Anscheinend meint er damit, dass ich mir jetzt weniger Mühe gebe, wie ein NA zu sein, und bei jedem aus seiner Sicht merkwürdigen Verhalten gleich die "Ausrede Autismus" parat habe und er hat wohl Angst, dass das mit einer Diagnose noch zunehmen könnte.
Also sollte ich das Verfahren vielleicht doch lassen?
17.10.08, 11:18:49

tabby

Das mit der Einbildung hab ich letztens mit meiner AutistenVerwalterin besprochen. Mein Leben lang bekam ich gesagt "Du verhælst Dich nicht normal" Dann war endlich eine Løsung in Sicht und pløtzlich allesamt in meinem Umrkeis "Du bildest Dir das nur ein, das ist doch alles normal!" Die Menschen sind schon sonderbar :(

und jetzt, wo die Diagnose amtlich ist, meinte mein Mann "Ich habs rausgefunden" stimmt auch, aber zwischendurch kam er mit der Einbildungsleier. Was mir nur jetzt nicht gefællt, das er dauern von schwerwiegender Krankheit bei mir spricht. s(

Wenn Du Autistin bist, wirst Du niemals ein NA richtig miemen kønnen, vielleicht ein paar oberflæchlige Schauspielereien, um durchzukommen, aber das schlaucht.

Kannst ja mal Deinem Mann sagen, das er sich ruhig autistischer benehmen kønnte, ist doch gaaaanz einfach und warum er sich so anstellt ;)
17.10.08, 12:23:29

kritisches_Auge

Ich sehe das ja ganz anders.Eine offizielle Diagnose habe ich nie bekommen, meine Thera sagte lediglich, ich habe autistische Züge und wenn ich meine Kinderbilder ansehe, setzt sich ein Puzzle zusammen.

Aber gerade weil ich mir die Dinge mit dem Verstand klargemacht habe, entfällt der Haß, der Haß mit dem ich früher an die Hänseleien gedacht habe.Ich fühle mich wohler und nicht mehr so schuldig wie früher.Ich kann von den Menschen kein Verständnis erwarten, ich mußte lernen, die Menschen besser zu verstehen, mir mit dem Verstand andere Verhaltensweisen aneignen. Auch NTs stoßen untereinander nicht immer auf Verständnis, ich habe die Illusion aufgegeben, Verständnis zu erwarten.Mit den Menschen komme ich viel besser aus als früher, bin viel angenehmer im Umgang geworden weil ich mir die Dinge mit dem Verstand klargemacht habe.

Für eine offizielle Diagnose bräuchte ich aber einen sachlichen Grund, dann ließe ich sie erstellen.
Vorläufig fühle ich mich hier wohl und wenn ich mich weiterhin wohl fühle, vieles verstehe, werde ich wohl zumindestens wirklich autistische Züge haben.
17.10.08, 12:46:39

tabby

Habt Ihr eigentlich IRL Sprachprobleme?
17.10.08, 12:49:16

kritisches_Auge

Frozen, was verstehst du unter Sprachproblemen?
Ich habe Probleme Witze und Bildergeschichten zu verstehen und nehme alles sehr wörtlich.
17.10.08, 12:54:28

tabby

Ich meine, nicht richtig sprechen zu kønnen ;) Wahrscheinlich durch Legasthenie bedingt und nach mehr als 3 langen Sætzen von anderen den Faden zu verlieren, stændige Gedankenspruenge zu haben und einfach nicht mehr im Thema mitkommen.

Damit habe ich krasse Kommunikationsschwierigkeiten seit Kindheit und mit bester Logik, wirds nicht besser.

Ich denke, ohne diese Sprachproblematik læsst es sich wirklich einfacher leben als Autist ;)
17.10.08, 13:01:13

kritisches_Auge

Ich kenne eine Mutter deren Tochter das gleiche Problem hast, ich habe es nicht.Ich habe Probleme mit räumlichem Denken und Sehen.
17.10.08, 13:07:37

Löwenmama

Mir fallen manchmal die richtigen Wörter nicht ein oder ich vergesse komplett,was ich eigentlich sagen wollte...
17.10.08, 13:28:41

kritisches_Auge

Bei mir hängt das sehr davon ab, ob ich mich in der Gegenwart dieses Menschen wohl fühle, meistens sind meine Antennen ausgefahren.

Wir hatten in der Schule eine Biolehrerin vor der ich total Angst hatte. Ich hatte einmal wirklich gut gelernt und als sie mich aufrief, brachte ich kein Wort heraus.
17.10.08, 13:41:58

Miezekatze

Zitat von Frozen.:
Kannst ja mal Deinem Mann sagen, das er sich ruhig autistischer benehmen kønnte, ist doch gaaaanz einfach und warum er sich so anstellt ;)


Lustig, mein Mann benimmt sich ohnehin ziemlich autistisch. ;) Sonst hätte ich ihn vermutlich nicht so anziehend gefunden. Er wirkt abweisend, sagt oft geradeheraus, was er denkt. Er ist nicht gern in Gesellschaft.
Andererseits ist er ein Blickkontakt-Experte (er maßregelt mich schon seit Jahren, wenn ich da etwas "falsch" mache - und ich mache immer etwas falsch dabei) und er merkt sich jedes Gesicht. Sonst hätte ich ihm schon selbst eine Autismus-Diagnose gegeben. :p


Sprach-Schwierigkeiten in dem Sinn habe ich nicht. Sprache war eigentlich immer meine Stärke. Als Kind habe ich zB immer automatisch die Dialekt-Variante meiner Gesprächspartner angenommen und Fremdsprachen habe ich "im Vorbeigehen" gelernt.
Leider brauche ich aber immer so lange, bis ich herausgebracht habe, was ich sagen will. Ich mache viel zu viel Worte um alles, mein Mann ist immer entsetzlich genervt darüber, wie viel ich rede.
Und mit zunehmendem Alter verwechsle ich Wörter und bringe begonnene Sätze nicht zu Ende.
Außerdem habe ich einen starken Drang zum Reimen in mir, das kann ich bei meinen Kindern voll ausleben. (Die Armen!?!) Und einen starken Drang dazu, alles wörtlich zu nehmen, auch wenn ich genau weiß, dass es nicht wörtlich gemeint ist und dass es im übertragenen Sinn etwas ganz anderes bedeutet.
17.10.08, 13:45:44

kritisches_Auge

Den Drang, alles wörtlich zu nehmen habe ich auch, ich konnte auch früher Sprachspiele nicht leiden, ein Wort hatte für mich seine feste Bedeutung zu haben.

Dialekte habe ich dagegen nie angenommen, ich lebe jetzt seit 25 Jahren in Baden-Württemberg und spreche so wie immer so wie ich auch in meiner Jugend nicht rheinisch sprach. Die Kinder lachten mich übrigens in der Schule aus weil sie meinten, ich spräche wie eine Dame, ich sprach sehr elaboriert und verwendete laut meiner Mutter schon mit 2 Jahren den Konjunktiv.
17.10.08, 14:32:31

55555

Zitat von Miezekatze:
Andererseits ist er ein Blickkontakt-Experte (er maßregelt mich schon seit Jahren, wenn ich da etwas "falsch" mache - und ich mache immer etwas falsch dabei) und er merkt sich jedes Gesicht. Sonst hätte ich ihm schon selbst eine Autismus-Diagnose gegeben.

Deswegen würde ich Autismus nicht gleich ausschließen.
 
 
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