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Wahrnehmungsvergleich

original Thema anzeigen

 
31.05.08, 23:38:43

Rikki

geändert von: Rikki - 31.05.08, 23:53:01

ich habe letztens einen Film gesehen in dem die Wahrnehmung von Austisten beschrieben wurde.
ich würde nun gerne von autisten und nicht autisten wissen, wie sie wahrnehmen um den unterschied einschätzen zu können
(und mich endlich genauer einreihen kann - ich bin selbst autist)

es hieß:
der neuro-typische mensch
erstellt mit seinem unterbewussten Filter den durchschnitt
der gesammtreize und filtert aus was er nicht braucht.
anders gesagt:
er erleichtert sich seinen alltag, indem er die welt nicht
wirklich wahrnimmt, sonder das sieht was er beim ersten
mal gesehen hat.
er bemerkt also keine veränderungen und sieht nur
was für ihn wichtig ist
(er sieht die welt jeden tag gleich)
und
er verbindet mit den reizen erinnerungen und bezieht diese
in die wahrnehmung mit ein - bsp: mensch sieht einen
anderen menschen, man sagt ihm das wäre ein lehrer, nun
verbindet er alle bissherigen wichtigen ereignisse die mit
lehrern zu tun haben mit diesem menschen und schätzen ihn
so ein.
mit andern worten:
er bildet vorurteile

der autist:(extremfall)
hat diesen filter nicht, er bildet also keinen
durchschnitt, bemerkt jede veränderung und sieht für ihn
eigentlich unwichtiges.
er sieht die welt jeden tag anders/neu
er müsste also jede veränderung sehen
und dürfte keine vorurteile haben
könnte jedoch (so interpretiere ich das) nichts mit den reizen verbinden (das kann ich nicht ganz glauben)


meine frage ist nun:
inwieweit trifft das bei euch zu und wie beschreibt ihr's?

würde mich sehr freuen.:)



01.06.08, 00:32:11

mor

geändert von: mor - 01.06.08, 01:03:02

Zitat von Rikki:
ich habe letztens einen Film gesehen in dem die Wahrnehmung von Austisten beschrieben wurde.
ich würde nun gerne von autisten und nicht autisten wissen, wie sie wahrnehmen um den unterschied einschätzen zu können
(und mich endlich genauer einreihen kann - ich bin selbst autist)

es hieß:
der neuro-typische mensch
erstellt mit seinem unterbewussten Filter den durchschnitt
der gesammtreize und filtert aus was er nicht braucht.
anders gesagt:
er erleichtert sich seinen alltag, indem er die welt nicht
wirklich wahrnimmt, sonder das sieht was er beim ersten
mal gesehen hat.
er bemerkt also keine veränderungen und sieht nur
was für ihn wichtig ist
(er sieht die welt jeden tag gleich)
und
er verbindet mit den reizen erinnerungen und bezieht diese
in die wahrnehmung mit ein - bsp: mensch sieht einen
anderen menschen, man sagt ihm das wäre ein lehrer, nun
verbindet er alle bissherigen wichtigen ereignisse die mit
lehrern zu tun haben mit diesem menschen und schätzen ihn
so ein.
mit andern worten:
er bildet vorurteile

der autist:(extremfall)
hat diesen filter nicht, er bildet also keinen
durchschnitt, bemerkt jede veränderung und sieht für ihn
eigentlich unwichtiges.
er sieht die welt jeden tag anders/neu
er müsste also jede veränderung sehen
und dürfte keine vorurteile haben
könnte jedoch (so interpretiere ich das) nichts mit den reizen verbinden (das kann ich nicht ganz glauben)


meine frage ist nun:
inwieweit trifft das bei euch zu und wie beschreibt ihr's?

würde mich sehr freuen.:)





Hallo Rikki,

ich bin Aspie aber manche Veränderungen sehe ich zum Beispiel nicht.

Oder das mit den "nicht Vorurteilen haben" bei Autisten/Aspies. Ich habe schon Vorurteile gegenüber Menschen.

Das liegt aber auch an meinen Erfahrungen, die ich mit dem Umgang mit Menschen gemacht habe. Hauptsächlich mit "Normalos".

Das liegt aber auch an den Erfahrungen, die ein Autist/Aspie gemacht hat.
Ich gehe gerne ins Detail. Was Andere nicht wichtig finden,
finde ich interessant, für mich.

Aber Aitschy ist ja nicht allein, mit dem Thema Aspies.
es gibt auch noch andere Aspies und man muss bedenken, dass auch jeder Autist und Aspie unterschiedlich und Einzigartig ist.

Andere haben bestimmt eine andere Meinung dazu, als Aitschy.

Aitschy

01.06.08, 00:39:52

Rikki

(zitieren ist mir leider grade zu konfus also mach ichs auf meine art)

"ich bin Aspie aber manche Veränderungen sehe ich zum Beispiel nicht."

ich sehe nämlich manchmal sogar weniger veränderungen als euro-typos deswegen hat mich das verwirrt (kann aber auch daran liegen dass meine umwelt generell eher unbeachtet bleibt)

vorurteile hab ich nur selten und dann hänge ich nicht an ihnen fest.
01.06.08, 00:45:03

mor

Hallöchen Rikki,

manche Veränderungen, die für mich nicht so wichtig sind, denke ich, übersehe ich sie unbewusst, denke ich.

Mit Vorurteilen, die kann man abbauen, wenigstens die Personen, mit denen man zu tun hat, wenn man Personen richtig kennenlernt und dann sieht, dass sie nicht so sind, wie man es sich so vorgestellt hatte.

Aitschy
01.06.08, 01:24:33

drvaust

Zitat von Rikki:
ich sehe nämlich manchmal sogar weniger veränderungen als euro-typos deswegen hat mich das verwirrt (kann aber auch daran liegen dass meine umwelt generell eher unbeachtet bleibt)
Wenn man viele Einzelheiten sieht, wird das zuviel, dann wird man überlastet. Da man aber die Einzelheiten nicht richtig ausfiltern kann, blendet man generell aus. Wie Du schriebst "umwelt generell eher unbeachtet". Wenn man die Sicht nicht auf das große Ganze reduzieren kann, muß man Alles ausblenden.
Ich bemerke manchmal kleinste Veränderungen an einem Haus, z.B. neue Gardinen. Aber ich hatte mal monatelang nicht bemerkt, daß ein Haus, an dem ich oft vorbeikam, verschwunden war.
01.06.08, 01:29:11

mor

Manchmal ist man aber auch so beschäftigt, dass man Veränderungen nicht bewusst wahrnimmt und einfach daran vorbeigeht.

Wenn man darauf angesprochen wird und man schaut dort hin, dann bemerkt man plötzlich die Veränderung, die stattgefunden hat oder man hat es jahrelang nicht wahrgenommen, dass da überhaupt etwas war.

Aitschy
01.06.08, 13:26:09

haggard

auf die optische wahrnehmung beschränkt kann ich bei unbewegten dingen (stillleben, landschaften etc.) sehr viel wahrnehmen. bei bewegten dingen, ist es unterschiedlich. wenn sie einzeln sind, geht es noch, obwohl ich dabei auch schon nicht mehr alles erfasse, sondern nur noch merkmale, die für mich in dem jeweiligen moment scheinbar wichtig erscheinen. wenn es mehrere/viele bewegte dinge sind, kann es passieren, dass daraus nur noch ein einheitlicher brei wird und nur wenn ich mir mühe gebe, kann ich dann noch irgendetwas herausfiltern. kann man sich vielleicht so vorstellen:
man steht auf einem bahnsteig und ein zug fährt mit voller geschwindigkeit vorbei. wahrscheinlich kann man keine einzelnen waggons mehr ausmachen, weil die bewegung für das auge/gehirn zu schnell ist. wenn man jedoch versucht, durch den eigenen blick mit der geschwindigkeit mitzugehen, ist es möglich sehr wohl einzelne waggons - und auch personen in ihnen zu sehen.
aber ich nehme nicht nur optisch wahr. also kommt es häufiger vor, dass ich nicht besonders umfassend wahrnehme, weil es in den situationen, in denen die reize zu viel werden, alles ins chaotische abdriftet und das, was ich dann noch mitbekomme nicht unbedingt sinnvoll ist.

veränderungen in dingen, die für mich wichtig oder interessant sind, registriere ich - anderes nicht. wenn menschen neue frisuren tragen, ist es für mich unwichtig - erkenne ich auch nicht. erhalte ich den hinweis darauf, kann ich das neue bild mit einem alten bild vergleichen und dann erst auch zu dem schluss kommen, dass die frisur tatsächlich anders ist... führt natürlich auch zu merkwürdigen situationen, wenn viele menschen von anderen in bezug auf neue frisuren begeisterungsstürme erwarten.

vorurteile zu bilden ist mit einer überwiegend ungefilterten wahrnehmung wahrscheinlich wirklich schwierig und wird schwieriger, je weniger gefiltert, verglichen und zugeordnet werden kann. je mehr sinneswahrnehmungen vernünftig mit erinnerungen verknüpft werden können, desto eindeutiger ist eine zuordnung. wenn man jedoch häufig bei ähnlichen oder gleichen dingen rätselt um was es sich tatsächlich handelt, ist in neuen situationen mit bekannten wahrnehmungsbestandteilen wahrscheinlich keine eindeutige zuordnung möglich.
beispielsweise dinge, die geräusche und starke vibrationen auslösen. geräusch und vibration können zusammenpassen - aber um welches ding handelt es sich? eine waschmaschine im schleudergang? ein flugzeug? ein güterzug? ein auto mit anhänger? ein feuerwerk? gewitter?
01.06.08, 15:20:54

Rikki

Zitat:
Wenn man viele Einzelheiten sieht, wird das zuviel, dann wird man überlastet. Da man aber die Einzelheiten nicht richtig ausfiltern kann, blendet man generell aus. Wie Du schriebst "umwelt generell eher unbeachtet". Wenn man die Sicht nicht auf das große Ganze reduzieren kann, muß man Alles ausblenden.


:D das ergibt echt sinn, darauf bin ich noch gar nicht gekommen, das könnts sein... danke

Zitat:
auf die optische wahrnehmung beschränkt kann ich bei unbewegten dingen (stillleben, landschaften etc.) sehr viel wahrnehmen. bei bewegten dingen, ist es unterschiedlich. wenn sie einzeln sind, geht es noch, obwohl ich dabei auch schon nicht mehr alles erfasse, sondern nur noch merkmale, die für mich in dem jeweiligen moment scheinbar wichtig erscheinen. wenn es mehrere/viele bewegte dinge sind, kann es passieren, dass daraus nur noch ein einheitlicher brei wird und nur wenn ich mir mühe gebe, kann ich dann noch irgendetwas herausfiltern.


ich kann bewegte dinge eher besser erkennen, es sei denn es ist schrifft, welche ich grundsätzlich nicht richtig wahrehmen kann (könnte vielleicht auch Irlen sein) und die dinge dürfen sich nicht (für mich) zu schnell bewegen - dann werd ich aggressiev (vermutlich weil ich dann zu wenig erkenne) das ist wie wenn jemand mit seiner hand vor eurem gericht rumfuchtelt.... das kennt ihr ja sicher (?)

Zitat:
veränderungen in dingen, die für mich wichtig oder interessant sind, registriere ich - anderes nicht.


bei mir kommt es auch eher vor dass ich dinge und deteils registriere die völlig unwichtig sind - das passiert oft
...lustige sache wenn man grade jemandem zuhören soll oder der gleichen (ironie o.o)

ich erkenne es dann auch immer nicht wenn meine freundinnen neue frisuren haben. macht mich jemand aufmeksam sag ich sowas wie "toll" oder "super", vermutlich in herablassendem ton, was die dann sauer macht aber ich kann mich nur drüber amüsieren ^^
01.06.08, 18:37:40

mor

Da habe ich ein Beispiel in Sachen Wahrnehmung:

Ich war mal in der Altstadt, bin mit meinen Gedanken aber woanders gewesen und habe die Menschen, die an mir vorbeigelaufen sind nicht wahrgenommen.

Die Folge war dann, dass man mich begrüßt hatte und ich aus meinen Gedanken rauskam. Dann habe ich erst bemerkt, dass das unsere Nachbarin war. Und ich hatte sie überhaupt nicht wahrgenommen.

Auch habe ich die anderen Leute nicht wahrgenommen.

Komisch, oder?
Ist das sonst noch jemand so ähnlich ergangen wie mir?

Ansonsten gibt es noch den Spruch oder Aussage wie: "Hast du nicht gesehen, was gerade passiert ist", oder "Hast du den xy gesehen"?

Darauf antworte ich, dass ich xy schon gesehen habe.
Nur war da eben gemeint, ob man xy vorhin gesehen hat.

Oder: "ich habe wahrscheinlich schon gesehen, was passiert ist, nur habe ich das nicht wahrgenommen".

Geht es jemandem so ähnlich?

Aitschy
01.06.08, 20:24:14

drvaust

Zitat von azrael:
wenn menschen neue frisuren tragen, ist es für mich unwichtig - erkenne ich auch nicht. erhalte ich den hinweis darauf, kann ich das neue bild mit einem alten bild vergleichen und dann erst auch zu dem schluss kommen, dass die frisur tatsächlich anders ist... führt natürlich auch zu merkwürdigen situationen, wenn viele menschen von anderen in bezug auf neue frisuren begeisterungsstürme erwarten.
Ich achte kaum auf Frisuren, solange die nicht auffallen, und merke mir die kaum. Wenn dann jemand eine neue Frisur hat und ich darauf hingewiesen werde, denke ich 'War die Frisur vorher anders?'. Ich sage dann irgend etwas passendes, um kein Fettnäpfchen zu erwischen.

Zum Grüßen von Personen, die einem begegnen: Ich habe da meistens Probleme, Leute wahrzunehmen und zu erkennen. Ich hatte mir mal angewöhnt, im Betrieb alle Leute zu grüßen, bis sich jemand beschwerte, daß ich ihn an einem Vormittag siebenmal begrüßt hätte (soll der sich doch über soviel Ehre freuen). Manchmal nicke ich im Zweifelsfall unbestimmt, soll sich jeder, je nach Bedarf, gegrüßt fühlen oder nicht. Ob ich die Leute wirklich erkannt habe, fällt nicht so auf, weil ich wenig kommuniziere, ich grüße nur pflichtgemäß.

In der Öffentlichkeit sehe ich oft nur Sachen die mich betreffen oder interessieren. Ich bin mal durch einen Unfall gegangen, ohne das zu bemerken. Da standen eben Autos rum, na und? Der Polizei gefiel das nicht.
01.06.08, 22:03:53

haggard

Zitat von Rikki:
das ist wie wenn jemand mit seiner hand vor eurem gericht rumfuchtelt.... das kennt ihr ja sicher (?)

ja, kenne ich. aber manchmal ist es fast das einzige was den anderen noch hilft, meine aufmerksamkeit zu erregen, wenn ich geistig gerade ganz woanders bin.


zu den frisuren sage ich dann nichts weiter - warum sollte ich hinterher interesse heucheln, wenn es mir vorher schon offensichtlich nicht auffiel?

Zitat von drvaust:
Ich hatte mir mal angewöhnt, im Betrieb alle Leute zu grüßen, bis sich jemand beschwerte, daß ich ihn an einem Vormittag siebenmal begrüßt hätte

kommt mir sehr bekannt vor.:) dabei können diese leute auch ihren spaß haben, wenn sie von sich aus so oft grüßen, bis man es selbst merkt, ständig die gleichen zu grüßen.
02.06.08, 15:22:28

Rikki

Zitat:
Da habe ich ein Beispiel in Sachen Wahrnehmung:
Ich war mal in der Altstadt, bin mit meinen Gedanken aber woanders gewesen und habe die Menschen, die an mir vorbeigelaufen sind nicht wahrgenommen.
Die Folge war dann, dass man mich begrüßt hatte und ich aus meinen Gedanken rauskam. Dann habe ich erst bemerkt, dass das unsere Nachbarin war. Und ich hatte sie überhaupt nicht wahrgenommen.
Auch habe ich die anderen Leute nicht wahrgenommen.
Komisch, oder?
Ist das sonst noch jemand so ähnlich ergangen wie mir?


geht mir auch sehr oft so
ich merke wenn dann immer erst dass ich jemanden hätte begrüßen sollen wenn er schon vorbei ist.
sonst, wenn ich nicht in mich versunken bin, achte ich bei letuten von denen ich meine ich hätte sie schon öfter gesehen ob sie mich grüßen und grüße zurück
dann kommt es auch oft vor dass ich leute grüße die ich gar nicht kenne, immer und immer wieder - da ist es zb mal passiert dass mich irgendwann einer angesprochen hat womit ich gar nicht klar kam...
 
 
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