Allgemeine Problematik: Sachbearbeiterquoten für Ablehnungen
26.04.08, 15:25:17
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In Bezug auf verschiedene Ämter habe ich bereits gelesen, daß dort auf die eine oder andere Weise den Sachbearbeitern interne Quoten vorgegeben werden, z.B. für Ablehnungen von Anträgen oder für Personen, die aus der Statistik verschwinden sollen.
Das führe dazu, daß Sachbearbeiter Entscheidungen in Einzelfällen zu Unrecht fällen um keinen Ärger wegen Überschreitung einer internen Quote zu bekommen.
Weiß dazu jemand Näheres? Immerhin würde das die häufige Ablehnung von offensichtlich vorhandenen Anspüchen erklären.
26.04.08, 18:58:17
haggard
in bezug auf krankenkassenmitarbeiter stimmt das. woanders sicherlich auch. besonders wenn die menschen auf provisionsbasis oder für besondere leistungen extra vergütungen erhalten. das zu beweisen ist schwer, wenn interne absprachen oder vorschriften für die öffentlichkeit unbekannt sind.
26.04.08, 20:02:58
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In der GKV habe ich noch nichts in diese Richtung vernommen, mehrfach bezüglich von ARGEn (die alle dezentral organisiert sind, weswegen es von ARGE zu ARGE anders sein kann) oder auch was Rentenanträge angeht. Es betrifft also mutmaßlich durchaus staatliche Stellen. Korrekt geprüft wird dann möglicherweise erst in einem Widerspruchsverfahren oder gar vor Gericht, denn spätenstens Gerichte sind solchen internen Weisungen sicher nicht unterworfen.
26.04.08, 20:48:32
cony
Ich glaube schon das es soetwas in dieser Art gibt.
Wenn man nicht dauernd wieder beim Jugendamt vor der Tür steht und nachhakt,passiert nichts.Nur wenn man nicht locker läßt.
Allerdings ist das kaum nachweisbar.
Schließlich können Fehler vorkommen und einer hats doch dem anderen gesagt usw. .
Manchmal habe ich den Eindruck das die einen Ausdauerbonus kriegen.
Wer am längsten den Antragsteller hinhalten kann,bis diser aufgibt,hat gewonnen.
26.04.08, 23:24:40
haggard
kassen möchten möglichst wenig geld zahlen...und wer wird bester mitarbeiter? in vielen bereichen werden bonussysteme eingeführt um die angestellten zu mehr leistung zu bewegen. dabei bleibt vor allem wieder "der kleine mann" auf der strecke.
vor gericht kommt es auf die richter an. ist leider so.
die meisten menschen lügen und das fängt schon beim "guten morgen" an. bei leistungserbringern hört es deswegen nicht auf.
27.04.08, 00:28:52
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So schwarz würde ich es auch wieder nicht sehen. Ich glaube es gibt eine ganze Menge Sachbearbeiter, die ihre Aufgabe gut erfüllen wollen. Auch wenn manchmal die Kompetenz nicht ganz vollkommen ist.
27.04.08, 00:40:06
drvaust
Ich hatte das mal von einer Sozialarbeiterin gehört, die vorübergehend zur ARGE abgeordnet war. Die wurden mündlich, nicht schriftlich, angewiesen, keine Ansprüche zu erwähnen, die nicht beantragt/bekannt waren. Über mögliche Ansprüche durfte nicht beraten werden. Anträge mussten möglichst abgelehnt werden, erst auf begründeten Wiederspruch durften die bewilligt werden. Die Menge der Anträge und Bewilligungen wurde ausgewertet, wenn das zu viel wurde, erfolgte eine Aussprache, es gab auch unangenehme Konsequenzen. Die Sozialarbeiter und Sachbearbeiter wurden speziell geschult, damit sie den 'Kunden' ein Schuldgefühl vermitteln konnten. In der Art: 'Ich bin ja selber dran schuld, daß ich arbeitslos bin, bemühe mich nicht genug, muß froh sein, daß ich überhaupt noch etwas bekomme.'. Ein Bekannter wurde eindeutig mehrfach belogen (aber der glaubt das nicht).
Auch vom Sozialamt hörte ich Ähnliches.
Bei meiner Krankenkasse hatte ich noch nicht den Eindruck, daß die mir etwas falsch verweigern wollten. Da wird man ja auch anderweitig beraten, z.B. durch Ärzte.
27.04.08, 00:42:59
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Sozialamt und ARGE halte ich mit für die kritischsten Bereiche in diesem Sinne. Bei den Versorgungsämtern kann ich mir auch solchen Tendenzen vorstellen.
27.04.08, 02:38:15
haggard
doch, das sehe ich schwarz, weil es schwarz ist, auch wenn es nach außen weiß dargestellt wird. farbenfrohe bereiche gibt es sicherlich, aber das schwarze erschüttert doch mehr den glauben an soziale gerechtigkeit oder der nach außen dargestellten "nachvollziehbaren" einhaltung von vorschriften.
es gibt sogar nicht unwesentliche prämien dafür, dass leute aus "gegen"-parteien angeworben werden, die der gewünschten "schärfe" entsprechen. eigentlich ist das vollkommen absurd und wäre zum lachen, wenn es nicht so traurig ist.
wenn sogar richter aufgrund von freundschaften oder sonstwas nicht anhand von belegten fakten urteilen, will ich ehrlich nicht wissen, wie politische entscheidungen funktionieren.