14.04.08, 17:03:06
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Seit Jahren wird unter dem Eindruck diverser Ergebnisse der Neurowissenschaften bezweifelt, daß der Mensch einen freien Willen habe.
Hier ein aktueller Artikel dazu.
Nun verstehe ich nicht, wie man von solchen Ergebnissen ausgehend derartige Schlußfolgerungen zu ziehen können meint. Kann mir das jemand erklären?
14.04.08, 22:00:48
drvaust
Das ist ein populärwissenschaftlicher Artikel, der stark vereinfacht und unklar definiert. Es geht auch nur um ein Teilproblem. Wieso ist es keine freie Entscheidung, wenn man schon entschieden hat, bevor man es denkt? Jedoch die Aussage ist grundsätzlich richtig.
Das Problem ist, das jede Entscheidung, wenn man von einem göttlichen Eingriff absieht, vorbestimmt ist. Gemeint ist kein zwingender Eingriff von Außen, sondern eine logische Ableitung von der Vergangenheit. Das ist höhere Philosophie.
Jeder Mensch, soweit er nicht gezwungen ist, kann frei nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Aber das Wissen steht zum Zeitpunkt der Entscheidung fest, es wurde in der Vergangenheit dieses Menschen gebildet. Das Gewissen dieses Menschen steht auch fest, es wurde genauso in der Vergangenheit dieses Menschen entwickelt. Die natürlichen Instinkte und Reflexe sind auch vorgebildet. Sogar die Gefühle basieren auf der Vergangenheit dieses Menschen. Der Mensch kann sich frei für das entscheiden, was er für richtig hält. Aber was er für richtig hält, ist auf extrem komplizierte Weise vorbestimmt.
Die Zukunft ist eine logische Konsequenz der Vergangenheit. Aber niemand kann diese Zusammenhänge halbwegs erkennen, das ist zu komplex. Also kann man auch von einem freien Willen ausgehen, das ist nur ein Problem für Philosophen und für Hirnforscher.
14.04.08, 23:05:55
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Wieso ist es keine freie Entscheidung, wenn man schon entschieden hat, bevor man es denkt?
Genau. Man kann vorhersagen, wenn sich eine Entscheidung der Verschsperson abzeichnet, aber es kam auch vor, daß diese Entscheidungstendenz sich vor dem Vollzug wieder änderte. Belegt das nicht gerade das Gegenteil von dem was in dieser Debatte oft behauptet wird? Und wer hat jemals einen freien Willen postuliert, der völlig losgelöst von den Voraussetzungen agiert?
Zitat:
Jedoch die Aussage ist grundsätzlich richtig.
Das Problem ist, das jede Entscheidung, wenn man von einem göttlichen Eingriff absieht, vorbestimmt ist. Gemeint ist kein zwingender Eingriff von Außen, sondern eine logische Ableitung von der Vergangenheit. Das ist höhere Philosophie.
Wobei das lediglich eine weltanschauliche Ansicht ist, kein Fakt.
Zitat:
Jeder Mensch, soweit er nicht gezwungen ist, kann frei nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Aber das Wissen steht zum Zeitpunkt der Entscheidung fest, es wurde in der Vergangenheit dieses Menschen gebildet. Das Gewissen dieses Menschen steht auch fest, es wurde genauso in der Vergangenheit dieses Menschen entwickelt.
Wer hat das jemals bestritten, daß solche Schlußfolgerungen in Meldungen gerechtfertigt wären, welche suggerieren, daß hier etwas Neues entdeckt wurde?
15.04.08, 16:57:40
haggard
eine andere frage: wenn der freie wille an reaktionsmuster gekoppelt ist und sogar vorhersagbar ist, warum kann man sich dann für etwas falsches entscheiden - auch wenn man genau weiß, dass etwas anderes richtig gewesen wäre? intuition? der erste gedanke ist der richtige? wenn nach der farbe des himmels gefragt wird, werden wahrscheinlich bestimmte bereiche im gehirn lange vor der antwort aktiv, die womöglich zu der empfindung, der erinnerung und der verknüpfung „blauer himmel“ passen würden. was ist, wenn die antwort grün lautet? wären dies die 40%, die nicht vorhersagbar sind?
wenn wir unser gehirn nur zu 2% nutzen und diese 2% zu 60% durch reaktionsmuster belegt sind, besitzen wir sehr viel potential, das brach liegt und womöglich willentlich genutzt werden könnte - ganz BEwusst. aber dies zu beweisen ist wahrscheinlich schwieriger, weil immer nur nach mustern gesucht wird, die scheinbar nichts mit entscheidungen/freiem willen zu tun haben.
wenn jetzt behauptet wird, es existiere aufgrund der ergebnisse kein freier wille, so würden die ergebnisse auf volle 100% gesetzt. mit der zeit und mit neu gewonnenen erkenntnissen über die funktions- und nutzungsweise des gehirns und des bewusstseins werden diese 100% nach und nach auf ein vielleicht realistisches ergebnis reduziert werden, dass vielleicht unserem subjektiven gefühl entspricht, einen freien willen zu besitzen und über ihn zu fast jedem zeitpunkt und fast jeder situation zu verfügen.
anderenfalls müsste der mensch vielleicht seinen standpunkt überdenken und sich fragen, was ihn so sehr von den tieren unterscheidet, von denen er sich nach kräften bemüht zu unterscheiden.
29.04.08, 18:21:24
Ferrary Girl
10% Prozent was wir täglich tun bestimmt unser freier Wille . Die restlichen 90% sind vorhersehbar , gesteuert von Wissensfluten in unseren Köpfen . Es statteten Amerikanische Wissenschaftler zahlreiche Testpersonen mit Sensoren aus . Über Monate hinweg mussten die Probanden diese Tag und Nacht tragen . Auf diese Weise wurden Daten der Körpersprache Tonfall und Lautstärke der Stimme der Träger während des gesamten Raumes aufgezeichnet . Aus diesen Daten berechnet der Computer spezielle Muster .