Hausaufgaben ohne Lerneffekt
28.09.13, 00:28:39
Fundevogel
Wenn Schule eine "Aufgabe für das Zuhause" aufgibt, wird die Grenze zwischen Schulzeit und Privatheit bewusst unterwandert. Diese Komponente wird oft besonders von denjenigen Pädagogen "übersehen", die Grenzziehungen und das Einhalten von Grenzen für besonders wichtig erklären.
Meine Umfragen unter Kindern und Jugendlichen ergaben Hausaufgabenzeiten von bis zu 4 Stunden tgl.. Wenn dann noch Hobbys wie Musikschule, Reiten, Ballett hinzukommen, lässt sich klar erkennen, dass 'Kindheit' zumindest in der Woche nicht auf dem Stundenplan steht.
Selbst die Kinderarbeit in meiner Jugendzeit in der Landwirtschaft ließ noch genügend Zeit für eine Kindheit voller selbstgestalteter Abenteuer.
Vor meiner Generation hatten die Eltern das Selbstverständnis, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken, wenn die familiären Erfordernisse vor gingen und Schule hatte dafür Verständnis.
Heute leiten Schulleiter Ordnungswidrigkeitenverfahren mit eventueller staatsanwaltschaftlicher Ermittlung gegen Eltern ein, die sich gegen erfolgte Beschulung auflehnen oder Hausaufgabenboykott betreiben und kriminalisieren sie vor den Augen ihrer Kinder.
Hausaufgaben erscheinen mir lebensverlängernd für Schulen aber lebensverkürzend in Kindheiten.
28.09.13, 09:56:50
sayo
Meine Kinder brauchten ganz sicher nicht vier Stunden um ihre Hausaufgaben zu machen, allerhöchstens eine, als mein Sohn in der Oberstufe war, machte er so gut wie nie Hausaufgaben.
Ich muss einmal meine Nachhilfeschüler fragen wie lange sie dafür brauchen.
Früher war es fast unmöglich, dass Kinder aus privaten Gründen in der Schule fehlten, ich erinnere mich noch daran wie schwierig es war die Erlaubnis zu bekommen dass mein Sohn einige Tage fehlen durfte um den 80. Geburtstag seiner Großmutter feiern zu dürfen, heute darf sogar gefehlt werden um eine Reise um einen Tag zu verlängern.
28.09.13, 11:47:49
55555
Ich vermute Hausaufgaben sind auch lukrativ für Nachhilfelehrer?
28.09.13, 13:16:39
sayo
Ich vermute wenn es keine Hausaufgaben gäbe, hätten die Nachhilfelehrer noch mehr zu tun.
Ich hatte Schüler die am Angebot Hausaufgaben in der Schule zu machen teilnahmen und die sagten, davon hätten sie garnichts und dies schnell wieder aufgaben.
Natürlich kann ich nur für meine Stadt sprechen und für unsere Schulen, dies alles sind meine persönlichen Erfahrungen.
28.09.13, 15:24:38
55555
Du hast zur Kenntnis genommen, daß es anfangs um eine Studie der TU Dresden ging, deren Ergebnis war, daß Hausaufgaben nichts bringen? Wenn sie also keinen Nutzen in der Sache haben würden sie lediglich einen Mehraufwand verursachen.
29.09.13, 14:48:07
sayo
Ich halte es für mich nicht für sinnvoll, 55555, über den Wert von Studien zu sprechen, dafür muß man sich mit Statistiken auskennen, was ich nicht tue.
Von meiner Tochter, die ein abgeschlossenes Studium der Psychologie und Psychotherapie hinter sich gebracht hat, weiß ich allerdings, dass Statistiken fragwürdig sein können.
01.10.13, 00:21:07
Hans
Bei mir haben Hausaufgaben nur echt beim
Vokabeln-Lernen
was gebracht, aber eben auch nur, weil da meine Mutter war,
die mich ab gefragt hat
und bei schwierigen Wörtern sehr phantasievolle Eselsbrücken gebaut hat.
Sogar wenn ich in der Badewanne lag, hat sie mich
durch die geschlossene Badezimmertür ab gefragt, äh abgerufen.
Was sich wohl die Nachbarn dachten, als sie laut
"Porrecida ist Vater- und Muttermörder" gerufen hat ?
So sehe ich es eher so, daß das ein durch Hausaufgaben vom Lehrer
erzwungener Zusatzunterricht war.
Ich hab´s dann wegen Latein sein gelassen und auf die Realschule übergewechselt.
09.11.13, 13:56:11
Fundevogel
Weiterer Lesestoff zum Für und Wider von Hausaufgaben:
John Hattie: www.visiblelearning.de/visible-learning-metastudie/
Karl Taro Greenfield: www.theatlantic.com/magazine/archive/2013/10/my-daughters-homework-is-killing-me/309514/