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Was ein Zwang ist und was nicht

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25.03.08, 16:38:36

drvaust

Zitat von 55555:
Wenn du einen halben Tag mit Ordnung schaffen zu tun hast, dann bezieht sich das auf jeden Tag?
Ja, in dem Beispiel. Das würde ich persönlich nie machen.
Zitat von 55555:
Hat es vielleicht einen Grund, daß du den Drang spürst deine Augen zuzukneifen?
Keinen sinnvollen Grund, nur einen Zusammenhang mit Streß und anderen Belastungen. Das stört nur, manchmal im Minutentakt, aber Entspannung hilft.
Zitat von 55555:
Ich finde es schwierig sicher zu entscheiden, was ein Zwang ohne Grund in sich selbst ist und was ein Bedürfnis, dessen Bedeutung nicht erkannt wird.
Selber kann man das meistens unterscheiden, ob es nützt, ob man das auch lassen kann und ob es belastet.
Zitat von 55555:
Und gefährlich wird es schließlich, wenn Sachverhalte von außen als Zwang deklariert werden und dann begonnen wird diese vermeintlichen Zwänge wegzutherapieren.
Das geht nicht direkt, Zwangsstörungen sind nur Symptome, da kann nicht direkt therapiert werden. Von außen sind die Zusammenhänge schwer zu erkennen.
25.03.08, 17:07:26

55555

Zitat von drvaust:
Zwangsstörungen sind nur Symptome, da kann nicht direkt therapiert werden. Von außen sind die Zusammenhänge schwer zu erkennen.

Was aber kein Hindernis für selbsternannte Experten sein muß.

Vielleicht entspannt es dich die Augen zu schließen und sie länger zuzulassen? Wegen den Außenreizen vielleicht?
25.03.08, 17:19:15

drvaust

Zitat von 55555:
Vielleicht entspannt es dich die Augen zu schließen und sie länger zuzulassen? Wegen den Außenreizen vielleicht?
Nein, das sind Krämpfe. Mit Außenreizen hat das nichts zu tun. Zumindest wenn man Gedanken, die von außen ausgelöst werden, nicht dazurechnet (Gedanken an den Zwang lösen den Zwang aus). Aber ich komme mit dem Zwang klar, kann mich entspannen, was hilft.
25.03.08, 18:20:19

55555

geändert von: 55555 - 25.03.08, 18:20:34

Sind es Krämpfe oder ein Zwang, bei dem du aktiv und bewußt etwas tust, weil du einen Drang dazu verspürst, obwohl du es eigentlich nicht tun wollen würdest und auch nicht für sinnvoll hältst?
25.03.08, 18:29:18

cony

55555,
Die Tassen und Töpfe auf immer dieselbe Art zu sortieren und auszurichten empfinde ich als Zwang,weil es eigentlich völlig unnötig ist, da sie auch anders ordentlich stehen aber es mich regelrecht aufregt, wenn sie anders stehen.
Essen, trinken waschen usw. , ist kein normalerweise kein Zwang,sondern eine Notwendigkeit.
Es sei denn etwas davon wird zu einem Zwang.
25.03.08, 19:56:55

55555

Kann ästhetisches Empfinden zwanghaft sein? Hast du ein positives Gefühl, wenn du die Tassen geordnet hast?
25.03.08, 21:15:22

cony

Eher ein beruhigtes.Ich kann das nicht mal genau definieren.
Einerseits bin ich zufrieden,weil alles so steht wie es meiner Meinung nach sein soll,andererseits finde ich es selbst unsinnig.
Da es eigentlich egal sein sollte, ob die Henkel der Tassen immer genau eimal nach recht und einmal nach links zeigen.
Wenn alle nach rechts zeigen würden,wäre es auch ordentlich.
Verstehst du was ich damit meine?
Es gibt eigentlich wichtigeres und ich weiß das auch,aber es macht mich wütend,wenn keiner daran denkt.

Übrigens hab ich vorhin mit meinem Bruder telefoniert.
Wir haben darüber gesprochen und mein Bruder stellte fest,das er in der Küche und einigen anderen Situationen auch fast kolerisch wird,
wenn bestimmte Dinge nicht an ihrem Platz stehen,wie es sein soll.
Komisch, wie sich manche Dinge ähneln.
25.03.08, 21:20:36

55555

Fühlst du dich dann dauerhaft wohl, wenn es in Ordnung ist? Wenn du die ordentlichen Tassen siehst, tut das gut?

Autismus ist erblich, das bedeutet, daß auch einzelne autistische Eigenschaften oder in diese Richtung und nicht in andere geneigte Tendenzen in der Verwandtschaft auftreten können, auch wenn diese Eigenschaften vielleicht nicht nach der Meinung von "Fachleuten" über die willkürlich definierte Schwelle von "autistischer Persönlichkeit" zu "Autismus" reichen.

Da ich Autismus als Charakterzug verstehe brauche ich eine solche Schwelle in meinem Denken eigentlich nicht, jeder Mensch hat mehr oder weniger autistische Eigenschaften hier oder dort.
25.03.08, 21:32:45

cony

Das kuriose ist,das ich in anderen Dingen durchaus nicht so "pingelig" bin(zb.Haushalt).Sauber ja,aber nicht so.

Aber wenn die Tassen und Töpfe genauso stehen wie es sein soll,bin ich zufrieden,ja.
Es gibt noch einige andere Beispiele,aber das sind die auffälligsten,meiner Meinung nach.

Ob das zu autistischen Zügen reichen würde,keine Ahnung,genaugenommen wärs mir auch egal,weil sich dadurch eh nichts ändert.

aber das Thema war ja eigentlich Zwänge im Zusammenhang mit Autisten und da wollte ich eigentlich nur aufzeigen,das es sowas auch durchaus bei NA gibt.
25.03.08, 21:38:40

55555

Ich glaube nicht, daß das mit den Tassen ein Zwang ist. Viele Leute bezeichnen Dinge als Zwang, weil sie nicht wissen was ein Zwang im Sinne einer Zwangsstörung ist, denke ich. Echte Zwänge ähneln meines Wissens teilweise psychotischer Wahrnehmung (ist umstritten) und stellen Leid dar, so wie die Verfolgungsängste von vielen Schizophrenen.
25.03.08, 22:02:39

cony

Ich weiß nicht,aber wo beginnt ein Zwang(ZB.in Form eines inneren Drangs,den man aus irgendeinem nicht definierbaren Drang nachgeben muß)und wo endet sie in einer Zwangsstörung ?

In meinem Fall könnte man das auch als einen Splien bezeichnen.
Aber wann wird ein Splien zum Zwang?

Es ist wohl ähnlich wie mit Phobien.Die eine ist zwar unangenehm,aber man kann damit leben,oder ihr sogar aus dem Weg gehen.

Die andere macht krank,weil sie das ganze leben bestimmt.

Phobien sind beides,nur die unterschiedlichen Auswirkungen sind gravierend.
27.03.08, 11:56:52

arlette

es gibt regulierungs-massnahmen, um inneren druck oder unruhe abzubauen. das kann das genaue sortieren von tassen und töpfen, das superpingelige wäscheaufhängen etc.etc. sein. man kann das auch als ritual anschauen, um 'seine welt' so zu ordnen, um sich eine 'oase der statik' zu schaffen, sozusagen als gegenpol zum 'chaos draussen' oder 'dem inneren chaos'. von zwangshandlungen spricht man dann, wenn eine person sich durch die handlungen, die sie sich aufdrängt, sichtlich selber behindert. zwangshandlungen haben oft auch nicht mehr viel gemein mit dem, was man als 'vernünftig' definiert. muss also jemand vor dem händewaschen immer genau 50x die badezimmertüre auf- und zumachen, ist es ihm einerseits bewusst, dass dies unsinnig ist, und andererseits kann er sich dem gefühl der dringlichkeit dieser handlung nicht erwehren. das heisst, dieser mensch versucht, mit diesem ritual 'ordnung' und/oder 'sicherheit' in seine welt zu bringen, aber das ritual belastet ihn, und er muss es tun, aber er tut es nicht gerne, 'es' bestimmt ihn. der übergang von bewältigungsstrategien und ritualen zu zwängen kann fliessend sein. als zwangsstörung wird es dann definiert, wenn sich die person durch diese ihre handlungen in der persönlichen freiheit mehr oder weniger stark einschränkt, es jedoch ab einem gewissen punkt immer noch stoppen kann, bzw sich bewusst ist, dass es unsinnige handlungen sind.
 
 
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