Zu Ausnahmegenehmigungen für Online-Schulen
13.12.08, 15:54:17
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Was Eltern von Autisten offenbar oft leidenschaftlich und stur verwehrt wird, scheint mit Promiaura und entsprechenden Beratern problemlos erhältlich zu sein:
Zitat:
Im SchulSPIEGEL-Interview im letzten August war Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz noch überzeugt, "auf jeden Fall das Abi zu machen" (mehr...).
Da war die Magdeburger Schülerband gerade mit "Durch den Monsun" an die Spitze der deutschen Charts gestürmt. Doch seitdem hat sich für Bill und seinen Zwillingsbruder Tom, 16, viel geändert - deshalb lernen die Geschwister der Teenie-Band jetzt an einer Internetschule und planen, ihren Wohnsitz nach Hamburg zu verlegen. Mit Hilfe einer Ausnahmegenehmigung dürften sie dort per Internet ihren Abschluss machen, um die Schulpflicht zu erfüllen, sagte ein Sprecher der Hamburger Schulbehörde am Mittwoch.
[...]
Stattdessen erkundigte sich die Mutter von Bill und Tom Kaulitz, ob die Stadt Hamburg eine weitere Beurlaubung ihrer Söhne genehmigen würde - ein nahe liegender Schritt, schließlich wurde die letzte Tokio-Hotel-Platte in Hamburg produziert. Die Schulbehörde stimmte der Verlängerung zu, unter der üblichen Auflage, dass die Zwillinge bis zum Ende ihrer Schulpflicht ordnungsgemäß beschult würden, etwa durch Unterricht an einer staatlich anerkannten Online-Schule.
An der
"Web-Individualschule" mit Sitz in Bochum können sich Bill und Tom nun den Stoff für ihren Realschulabschluss einpauken. Insgesamt lernen hier 35 Schüler, darunter nicht nur Promis, sondern auch Problemkinder oder im Ausland lebende Schüler.
Die Tokio Hotel-Stars sollen in Zukunft individuell zusammengestellt Lernpakete per E-Mail zugesandt bekommen. An jeder anderen Schule "würde ja der Schulbetrieb wegen der kreischenden Mädchen zusammenbrechen", teilt Schulleiterin Jennifer Krautscheid auf der Webseite der Schule mit. Die Prüfungen zum Realschulabschluss können Bill und Tom im nächsten Jahr allerdings nicht per Mausklick erledigen - die könnte dann nur eine Hamburger Schule abnehmen.
Quelle
Das ist natürlich ein Argument, der Schulbetrieb würde zusammenbrechen wegen Fans. Das sind natürlich ganz andere Gründe als bei Autisten, die wegen mangelnder Barrierefreiheit dem Unterricht nicht folgen können und teilweise schweres Leid erfahren müssen.[/sarkasmus]
14.12.08, 07:54:08
drvaust
Ich vermute, diese Fernschule ist kaum bekannt.
Außerdem ist Schule Ländersache, also kann jedes Land diese Schule anerkennen oder nicht.
Zumindest ist das eine gute Information und ein Argument für Fernunterricht.
14.12.08, 10:44:36
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Meines Wissens kann ein Schüler mit Wohnsitz in Bundesland A jederzeit eine Schule in Bundesland B besuchen, sofern diese dort zugelassen ist.
15.12.08, 04:25:44
drvaust
Ja, "sofern diese dort zugelassen ist".
Ich bezweifle, daß eine Schulbehörde gerne eine derart ungewöhnliche Schule zulässt. Das wäre ja eine riskante Grundsatzentscheidung.
Aber vielleicht wird diese Schulform als Ausnahme zugelassen, um sich nicht mehr mit den Eltern streiten zu müssen.
15.12.08, 04:28:04
Hans
Dazu müssen die Eltern "denen" aber erst noch tüchtig auf den Nerv gehen,
bevor sich da was tut.
15.12.08, 08:22:16
bianka018
Zu pessimistisch darf man an diese Sache nicht herangehen. Es wurden schon viele Alternativschulen in den unterschiedlichsten Bundesländern zugelassen. Z.B. wurde direkt in meinem Stadtteil die Schule
"LebenLernen" eröffnet. Zitat der Organisatoren:
Warum dann nicht auch eine Onlineschule für Autisten? Wenn den Schulämtern keine Konzepte über Onlineschulen für Autisten vorgeführt werden, dann wird es Onlineschulen für Autisten auch niemals geben. Die Eltern ESH kann sich doch mal mit dieser Schule in Verbindung setzten. Ich hab es auch getan. Es kann nur zum Vorteil sein, wenn sich verschiedene Autismusorganisationen getrennt bei der Schulleitung melden, damit für die Schulleitung ein grosses Interesse an eine Onlineschule für Autisten erkennbar ist. Nur zu!
Bei der Erarbeitung des Konzeptes sollten Autisten dieser Schule ihre Mitarbeit anbieten.
Sobald die Schule dann ein fertiges Konzept anbieten kann, dann können die Eltern dieses Konzept im jeweiligen Bundesland vorstellen und einen Antrag für die Onlinebeschulung für ihr autistische Kind stellen.
15.12.08, 16:41:34
55555
geändert von: 55555 - 15.12.08, 16:43:03
Erstmal sind im anderen Thread potentielle Schüler für ein eigenes Projekt gesucht. Ich meine das Vorhaben ernst und mir sind die Einschätzungen der Erfolgsaussichten durch Nutzer bezüglich der Zulassung ehrlich gesagt ziemlich egal.
16.12.08, 01:32:10
drvaust
Ich halte eine Zusammenarbeit mit der Webschule Bochum für einen guten Ansatz.
Diese Schule ist schon anerkannt, es gibt praktische Beispiele und Erfolge.
Vielleicht eine spezielle Richtung für Autisten an dieser Schule.
Ein völlig eigenes Projekt könnte sehr schwierig werden,
ehe das geprüft, reglementiert und anerkannt ist.
Oder eine etablierte Präsenzschule als Ausgangspunkt,
die dann auch Online-Unterricht anbietet.
Ohne Zulassung nützt das alles nichts,
weil dann keine anerkannten Abschlüsse erreicht werden.
16.12.08, 15:22:23
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Wenn es bei jemandem drängend ist, kann er wohl dort mal nachfragen. Bisher ist dort das Abitur allerdings nicht erreichbar, wie es scheint.
Ansonsten ist es immer gut, wenn es einige Wahlmöglichkeiten gibt und nicht nur zwei Anbieter.
17.12.08, 04:19:19
drvaust
Wenn sich ein solches Projekt für einige autistische Schüler bewährt hat, kann leichter ein weiteres Projekt eingerichtet werden.
Dann können auch speziellere Projekte realisiert werden.
Ich halte Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nicht für schlecht. Einige Betriebe halten es für positiv, wenn sich jemand bewusst für ein Abitur entschieden hat, statt einfach weiter das Gymnasium zu besuchen. (Ich kenne das von meinem Bruder.)
Wenn mehr Schüler des ersten Bildungsweges eine Fernschule besuchen, wird es vermutlich auch Abitur an Fernschulen geben. Dafür werden ja auch spezielle Lehrer benötigt.
;) Vielleicht sollten hier mehr Eltern diskutieren. Ich habe keine Kinder, sehe das nur theoretisch.
17.12.08, 08:00:39
Löwenmama
Ich würde gerne hier mitdiskutieren,hab mir auch schon Gedanken gemacht (obwohl mein kleiner erst 3J ist),aber im Moment hab ich zu viel anderes im Kopf und noch zu tun...bin auf jeden Fall von der Idee begeistert,mein Kind nicht unter Zwang in die Schule schicken zu müssen,wenn es andere Möglichkeiten gibt...muss aber erst noch über einiges nachdenken...
23.12.08, 22:18:46
bianka018
Ich halte eine Zusammenarbeit mit der Webschule Bochum für einen guten Ansatz.
Diese Schule ist schon anerkannt, es gibt praktische Beispiele und Erfolge.
Vielleicht eine spezielle Richtung für Autisten an dieser Schule.
Ich denke auch dass es effektiver ist, an bereits zugelassene Onlineschulen heranzutreten, mit ihnen zu verhandeln, und ihnen Hilfe (von Autisten) bei der Erstellung der Lehrpläne anzubieten. Man muss ja nicht jegliche Zusammenarbeit ablehnen, nur weil bereits bestehende Online-Schulen von NTs geführt werden.